23.08.2017

Abschaffung der Hobbyjagd auch finanziell machbar!

Kommentar von Lovis Kauertz

Ergänzung vom 26. August 2017: "Am 25.8.2017 teilte das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Daten mit, dass die Einnahmen von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen  im ersten Halbjahr 2017 um 18,3 Milliarden Euro höher waren als die Ausgaben. Die Abschaffung der Hobbyjagd würde den deutschen Staat nach ersten Schätzungen von Wildtierschutz Deutschland vielleicht 100 Millionen Euro pro Jahr kosten (1,25 Euro pro Bürger), sehr wahrscheinlich aber viel weniger!"  

Es gibt keinen wichtigen Grund, die Hobbyjagd nicht abzuschaffen! Jahr für Jahr werden im Rahmen dieses Freizeitvergnügens einiger weniger nach Schätzungen von Wildtierschutz Deutschland ca. sechs bis acht Millionen Tiere umgebracht. Die alljährlich vom DJV, dem einflussreichsten Lobbyverband der deutschen Jäger, veröffentlichte Statistik weist für das Jagdjahr 2015/16 (April bis März) davon mal gerade 4.357.905 Tiere aus. Das ist wohl Teil einer Strategie, welche die Öffentlichkeit mittels ungenauer und unvollständiger Daten und das Weglassen von Fakten hinters Licht führen soll.

Dass bei den gemeldeten Streckenzahlen („Strecke“ nennt man die Anzahl der getöteten Tiere) gelogen und betrogen wird, so wie es gerade passt, weiß nicht nur jedes Kind, dazu stehen selbst namhafte Jäger.  Der DJV unterlässt aus gutem Grund die Nennung von über 1,2 Million Vögeln in seiner Statistik, wie etwa Kormorane, Graureiher, Möwen, Blässhühner, Höckerschwäne, Elstern, Rabenkrähen, Eichelhäher. Auch nicht erfasst werden Hunde und Katzen, die Opfer des jagdlichen Übereifers sind, ganz zu schweigen von den Tieren, die gem. Jagd- und Naturschutzgesetzen überhaupt nicht gejagt werden dürften.

Jäger töten etwa 500.000 Rotfüchse in Deutschland - jedes Jahr

Eines der nützlichsten Säugetiere in unseren Gefilden ist der Rotfuchs. Ein Fuchs frisst etwa 3.000 Mäuse pro Jahr, er beseitigt das Aas von Tieren, die durch den Verkehr, durch Windräder, wegen Alters oder durch eine Jagdverletzung gestorben sind und … er ist Fitnesstrainer für seine Beutetiere: Wer reaktionsschwach oder krank ist, wird gefressen, wer gesund und stark ist, hat die Möglichkeit seine Gene durch Fortpflanzung zu vererben. Erst kürzlich haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass der Fuchs auch weiteren positiven Einfluss auf die Gesundheit des Menschen hat. Die Aktivitäten von Füchsen führen offenbar dazu, dass Mäuse weniger stark von Zecken befallen und diese Zecken seltener Träger der Borreliose-Erreger sind. Der Schutz von Füchsen könnte somit ein geeignetes Mittel sein, um das Risiko der Borreliose für Menschen wirksam zu reduzieren.

Die unseres Erachtens tendenziöse und ideologisch verblendete Berichterstattung des Deutschen Jagdverbandes zeichnet vom Fuchs dagegen seit Jahrzehnten ein Bild vom Hühnerdieb und Krankheitsüberträger und fordert die intensive Bejagung. Dass Füchse und andere Tierarten auf große Verluste nachweislich mit noch mehr Nachwuchs reagieren und dadurch eine nachhaltige Reduzierung vieler Tierbestände durch die Jagd nicht möglich ist, davon hört man vom Lobbyverband nichts, wohl aber wenn man die gängige Literatur jagdunabhängiger Forscher der letzten 30 Jahre studiert.

Ähnlich wie dem Fuchs geht es dem Waschbären, den Jäger in den 1930er Jahren am Edersee in Hessen und in Brandenburg ausgesetzt haben, dem Marderhund und anderen sogenannten Beutegreifern. Sie werden zum Teil auf brutale Art und Weise gejagt und getötet, mit Schrot- und mit Kugelmunition, mit Fallen und durch Hunde.

Die Hetze des Deutschen Jagdverbandes gegen Waschbären, Marderhunde, Füchse ist unerträglich
Bild: andersfotografiert.com

Gemäß einer Gesetzgebung, die im Wesentlichen auf dem Preußischen Jagdgesetz von 1848 und dem Reichsjagdgesetz von 1934 beruht, soll die Jagd einen „den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestand …“ erhalten und Wildschäden möglichst vermeiden. Obwohl die Jagd in den vergangenen Jahrzehnten weder dem einen, noch dem anderen Gesetzesziel auch nur annähernd gerecht werden konnte, können sich die Jagdverbände nach wie vor als „gemeinnützig“ verkaufen. Das wird ihnen allerdings auch leicht gemacht: Durch Medien, die nicht mehr recherchieren oder sich zum Büttel der Grünröcke machen. Durch Richter, Verwaltungsangestellte, Politiker auf allen Ebenen, die sich entweder aufgrund der eigenen Interessenslage oder mit der Aussicht auf ein paar Wählerstimmen aus dem Reich der Lodenjacken korrumpieren lassen.

Die Bestände von Wildschweinen und von Rehen haben sich durch die jagdliche Tätigkeit nicht etwa auf einem gewissen Niveau gehalten, sie sind förmlich explodiert. Entsprechend haben Wildschäden in forst- und landwirtschaftlichen Kulturen zugenommen. Auf der anderen Seite konnte durch eine noch so intensive Jagd auf Fuchs und Marderartige der Rückgang von Rebhühnern, anderen bodenbrütenden Arten und von Feldhasen zu keiner Zeit gestoppt werden. Rebhühner und Feldhasen, beides Arten, die nach wie vor meist im Rahmen von Treibjagden bejagt werden, stehen seit Jahren auf den Roten Listen des Bundes und der Länder.



Die Jagd ist auch nicht mit dem Tierschutzgedanken vereinbar. Jagd ist zu einem großen Teil üble Tierquälerei. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) berichtet von Untersuchungen, wonach nach Treibjagden zwei Drittel der Wildschweine nicht sofort tödliche Schüsse aufweisen: im Rücken, im Bauch oder an den Beinen.  Bei Rehen wiesen ca. 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf.

All das sollte unseren Politikern bekannt sein, Tierschutzorganisationen berichten seit vielen Jahren darüber. Dass man die Jagd auch so regeln kann, dass den Jägern der Wald nicht als eine im freien Rechtsraum liegende Schießbude überlassen wird, zeigen zahlreiche jagdfreie oder quasi jagdfreie Gebiete, wie zum Beispiel der Kanton Genf. Hier reicht es aus, dass einige wenige Wildhüter sich fast ausschließlich einiger Wildschweine annehmen, die in Brennpunktzonen gehäuft auftreten.

Der Bestand der meisten Tierarten passt sich gemäß der Nahrungsverfügbarkeit und der Bestandsverluste an. Auch ohne einen intensiven jagdlichen Eingriff werden Wildtierbestände nicht überhand nehmen. Dafür sorgen dann wieder mögliche intakte Sozialgefüge innerhalb der verschiedenen Wildtierarten. Ohne Jagd wird die Artenvielfalt insbesondere bei Wasservögeln und anderen Vogelarten steigen, denn erhebliche Störungen durch den jagdlichen Betrieb würden entfallen. Wildtierarten würden ähnlich wie in Nationalparks für den Menschen wieder erlebbar sein, denn die durch die Jagd verursachte Scheu vor dem Menschen würde verblassen.

Der Staat hätte sicherlich zusätzliche Kosten, z.B. für die Erstattung und Prävention von Wildschäden und gegebenenfalls für Wildhüter, falls die sich nicht auf ehrenamtlicher Basis aus der Jägerschaft rekrutieren lassen. Der Wirtschaftsfaktor Jagd, der schon heute nur etwa ein (!) Prozent des monatlichen Mehrwehrtsteueraufkommens ausmacht, ist in der Relation vollkommen unbedeutend.

Wie auch immer, rein finanziell wären die Kosten für die Abschaffung der Hobbyjagd bei einem Bundeshaushalt von 335,5 Milliarden Euro in 2018 die bekannten Peanuts. Allein für die Monate Januar bis Juni 2017 hatte der Staat (Bund) Mehreinnahmen von 2,5 Milliarden Euro! Für das Sommerhochwasser 2013 haben Bund und Länder 6,7 Milliarden Euro ausgegeben. Die Abschaffung der Luxus-Sportart „Tiere jagen“ würde den deutschen Steuerzahler einen Bruchteil dieser Beträge kosten, umgerechnet etwa 1,25 Euro pro Bürger pro Jahr.  Das sind 0,03 % eines schuldenfreien Bundeshaushalts, 2.000 neue Halbtagsstellen inbegriffen.

Trotz der vielen Fakten, die gegen die Jagd in ihrer heutigen Form sprechen, wird es da in naheliegender Zeit in Deutschland wohl kaum zu gravierenden Änderungen kommen. Dazu fehlt deutschen Politikern durch die Reihe der Wille und wohl auch der Mut.

Vielleicht müssen wir ihnen den Mut machen!

Weiterführende Links:


12.08.2017

... der mausert sich schon

Von unserem Wildvogelexperten Rainer Olssok

Nach der Aufzucht der Jungtiere beginnt in der zweiten Hälfte des Sommers bei vielen Vögeln die Mauser: Sie wechseln quasi die Kleider.

Das Gefieder der Vögel ist erheblichen mechanischen Belastungen ausgesetzt und leidet nicht selten auch bei Revierkämpfen mit Artgenossen. Das Federkleid schützt den Vogel vor Verletzungen und Witterungseinflüssen und muss regelmäßig erneuert werden.

Bei Singvögeln dauert dieser Prozess etwa 8 bis 12 Wochen, er wird durch Hormone gesteuert. Die Federn, die normalerweise fest im Gewebe verankert sind, lösen sich während der Mauser und fallen aus. Das geschieht langsam und in Etappen … andererseits wären die Vögel flugunfähig – was allerdings bei manchen Arten, z.B. bei der Nilgans oder der Kanadagans, vorkommt.

Rotkehlchen in der Mauser
Bild: Klaus Fisser

Bei Singvögeln beginnt die Mauser an einzelnen Federn der Flügel (Hand-und Armschwingen), gefolgt vom Körpergefieder und endet bei den Schwanzfedern (Steuerfedern). Bei manchen Zugvögeln geschieht die Mauser sogar in mehreren Phasen, so dass sie erst im Winterquartier abgeschlossen wird.

Wenn Singvögel im Spätsommer nicht mehr so präsent sind, liegt das an der kräftezehrenden Mauser. Die Tiere beschränken ihre Flüge auf wesentliche Dinge wie die Nahrungsaufnahme. Während der Mauser sehen die Vögel oft etwas zerrupft und mitgenommen aus. Das ist nicht, wie oft vermutet krankheitsbedingt, sondern eine Folge der Mauser.

Unseren gefiederten Freunden verdanken wir auch die Redensart „der mausert sich schon", zum Beispiel der spätpubertäre Junge, der Berufsanfänger.

Weitere Informationen zur Mauser und vielen anderen Themen rund um unsere Wildvögel gibt es hier.

Vielleicht auch interessant: "Über den Grünspecht"

08.08.2017

Wieder wurde ein Wolf erschossen

Von Thorsten Hardel
Wenn auf den Färöer-Inseln Menschen sinnlos Wale schlachten, wenn reiche Geschäftsleute in Afrika Löwen in Reservaten abschießen, wenn Menschen Elefanten schießen, um in ihrem Freundeskreis als besonders cool zu wirken, dann empört man sich. Da übernimmt man auch gerne mal eine Patenschaft für den sibirischen Tiger oder für Elefanten. Es kann ja wohl nicht sein, dass andere Menschen Tiere ausrotten.

Heute wurde der 24ste illegal in Deutschland getötete Wolf bestätigt. Und nun werden sie wieder diskutieren. Die Jäger, die jegliche Schuld von sich weisen werden, weil ja jeder irgendwie an Jagdmunition kommt. Die Politiker, die zwar permanent die Bejagung des Wolfes fordern, es aber natürlich so nicht gemeint haben und die Schäfer, die zwar keinen Wolf wollen, aber ihm ein menschenleeres Plätzchen irgendwo weit weg zugestehen würden.

Bild: Thorsten Hardel

Ich könnte kotzen. Kotzen über die Politiker, die den Wolf dazu benutzen um auf Stimmenfang zu gehen. Die Gesetze zum Schutz des Wolfes aufweichen wollen, um Jägern die Möglichkeit der legalen Bejagung geben wollen. Die Landwirten suggerieren, mit dem Abschuss einiger Wölfe wären ihre Tiere sicher.

Und in diesem Sumpf aus Dummheit und politischem Herumgebalze suhlen sich die Wilderer unseres Vorzeigestaates. Aufgrund der Gewissheit schweigender Jagdkameraden und einer mahnfeuerabrennenden Gesellschaft besorgter Viehhalter können sie sich recht sicher fühlen, nicht erwischt zu werden.

Also werden wir weiter auf die Länder zeigen, die illegal wilde Tiere töten und dank Korruption dabei das eine oder andere Auge zudrücken, während bei uns Wölfe geschossen und in Seen versenkt oder ihnen einfach die Köpfe abgeschlagen werden.
Es wird mal Zeit, dass die verantwortlichen Verbände und Parteien ein klare Linie fahren und sich für eine geschützte Tierart stark machen. Maßstäbe, die wir an anderen Ländern anlegen, sollten auch hier gelten. Und es sollte nicht mehr toleriert werden, wenn Jäger und Politiker direkt oder indirekt den Abschuss der Wölfe fordern.

Toter Wolf aus dem Schluchsee wurde erschossen

auch lesenswert: Mehr Wölfe, weniger Rehe?

07.08.2017

Mehr Füchse - weniger Borreliose-Erreger

Von Daniel Peller

Eine neue Studie zeigt, dass Beutegreifer – insbesondere Füchse und Marder – das Risiko für eine Ansteckung des Menschen mit der Lyme-Borreliose reduzieren können. 

Zecken infizieren sich bei Mäusen mit dem Erreger sowie mit anderen gefährlichen Krankheiten. Die Aktivitäten von Füchsen führen offenbar dazu, dass Mäuse weniger stark von Zecken befallen sind und diese Zecken seltener Träger der Borreliose-Erreger sind. Die Studie stellt somit auch eine Verbindung zwischen dem Anstieg von Erkrankungen durch Zeckenbisse und der Jagd auf Füchse und andere kleine Beutegreifer her!

“This is the first paper to empirically show that predators are good for your health with respect to tick-borne pathogens” sagt Dr. Taal Levi über diese Entdeckung.

Der Schutz von Füchsen könnte somit ein geeignetes Mittel sein, um das Risiko der Borreliose für Menschen wirksam zu reduzieren.


Fuchsjagd kann zu höherem Borreliose-Risiko beim Menschen führen

Hingegen gibt es nach wissenschaftlicher Faktenlage keinen Beleg dafür gibt, dass die Jagd auf Füchse Wildkrankheiten wie Räude, Staupe oder den sog. Fuchsbandwurm eindämmen kann. Im Gegenteil steht die Jagd im Verdacht, die Ausbreitung dieser Krankheiten, sowie die Anfälligkeit von Tieren für Krankheiten generell durch Fehlselektion und Stress eher zu begünstigen.


Diese Studie ist somit ein weiterer wissenschaftlicher Beleg dafür, dass die Fuchsjagd nicht nur ökologisch sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv und gefährlich ist – und zwar auch für uns Menschen. 

Leider scheinen Jagdbefürworter  - gerade auch in der Politik -  solchen Fakten keine weitere Bedeutung beizumessen. Sie halten mit veralteten Argumenten, pseudowissenschaftlichen Thesen und haarsträubenden Rechtfertigungsversuchen an der Jagd auf Füchse und andere Beutegreifer fest …

Es ist an der Zeit, dieses grausame, sinnlose, gefährliche und blutige Hobby zu verbieten und Füchse, Marder & Co. als unverzichtbaren Bestandteil eines intakten und gesunden Ökosystems zu schützen – auch in unserem eigenen Interesse.



03.08.2017

Was bedeutet es für das öffentliche Interesse, wenn einzelne Grundstücke nicht bejagt werden?

Prof. Dr. Josef Reichholf
Die Nichtbejagung einzelner Flächen und die Einstellung von Maßnahmen zur Wildhege auf jagdlich befriedeten Flächen hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Auswirkungen auf die öffentlichen Interessen, zumal wenn die Flächen „inselhaft“ in der Landschaft liegen.

Im Gegenteil: Öffentliche Interessen können gefördert werden durch abnehmende Scheu von Wildtieren auf diesen Flächen, was interessierten Menschen die Erlebbarkeit heimischer Tiere begünstigt. Nicht einmal auf größeren unbejagten Flächen treten automatisch Probleme auf. Das beweisen die Verhältnisse in Großstädten (Berlin gilt als „Hauptstadt der Wildschweine“, aber auch als „Hauptstadt der Nachtigallen“) ganz allgemein, in denen z. B. Füchse ganz normal am Tag aktiv sind und sich kaum anders als frei laufende Hauskatzen verhalten, sowie die wenigen Naturschutzgebiete, die bei uns völlig frei von Jagd sind (z. B. NSG Hagenauer Bucht bei Braunau am Inn; eine großflächige Inselwelt mit Landanbindung) oder in weit größerer Dimension in Mitteleuropa der Schweizerische Nationalpark (seit über 100 Jahren jagdfrei) und der jagdfreie Kanton Genf.

Jagd macht Tiere scheu und für die meisten Menschen "unsichtbar"

Das häufig vorgebrachte Argument, eine Einstellung der Bejagung wäre in einer dicht von Menschen besiedelten Kulturlandschaft nicht möglich, widerlegen die Gegebenheiten in Indien mit den gleichen oder sehr ähnlichen Wildarten, wie sie auch bei uns vorkommen. Dass mehr als eine Milliarde Menschen praktisch ohne Jagd auf Wildtiere mit diesen zusammen leben können, drückt in aller Klarheit aus, dass es an der Grundeinstellung der Bevölkerung liegt, ob überhaupt gejagt wird, und wenn ja, wo und wie. 


Die angestrebte Jagdfreistellung von Privatgrundstücken bietet zudem die Möglichkeit, objektiv zu überprüfen, wie die Wildtiere in ihren Vorkommen und Häufigkeiten darauf reagieren. Das kann nur im Interesse der Jagd sein, wenn sie über die Auswirkungen der Freistellung Beweise für ihre Ansicht erhält. Jagdpolitisch sollten solche Testgebiete daher geradezu wünschenswert sein.

01.08.2017

Feuerwerke und lautstarke "Events" am Wattenmeer-"Weltnaturerbe"

Manfred Knake, Wattenrat Ostfriesland

Der Wattenrat Ostfriesland macht auch in diesem Jahr wieder auf die vielen sommerlichen Feuerwerke und lauten Musikveranstaltungen direkt am Großschutzgebiet Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe" aufmerksam. Der Wattenrat äußert sein Unverständnis gegenüber der Ignoranz der Tourismusbetreiber, die auch noch nach mehr als 30 Jahren seit Bestehen des Nationalparks immer noch sehr störintensive Veranstaltungen von Cuxhaven bis Borkum direkt an der Grenze des Großschutzgebietes durchführen oder neu erfinden, ohne dass die Nationalparkverwaltung oder das Umweltministerium dagegen einschreiten.   

Bild: Eilert Voß

Der Vogelzug aus Nordeuropa ist im Wattenmeer bereits im vollen Gange  
Die Zugvögel reagieren sehr empfindlich auf die plötzlich auftretenden Knall- und Blitzeffekte durch Höhenfeuerwerke und geraten dadurch in Panik. Höhenfeuerwerke wirken kilometerweit in das Wattenmeer-Schutzgebiet hinein, auch wenn sie unmittelbar außerhalb der Grenzen veranstaltet werden. Das Bundesnaturschutzgesetz und das Nationalparkgesetz verbieten Störungen dieser Art im Schutzgebiet. Da der Nationalpark auch europäisches Vogelschutzgebiet ist, sind eigentlich gesetzlich vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfungen vor solchen Veranstaltungen erforderlich, die aber nie durchgeführt wurden.

Nationalpark und Weltnaturerbe sind nach Auffassung des Wattenrates nur noch die vermarktungsfähige Hintergrundkulisse und bloße Etiketten für die Fremdenverkehrsindustrie. An den störintensiven lauten Veranstaltungen an der Küste lässt sich ablesen, dass der Schutzgedanke auch nach Jahrzehnten der Öffentlichkeitsarbeit die Tourismusmacher nicht erreicht hat. Die Insel Spiekeroog ist jedoch mit gutem Beispiel vorangegangen und hat Feuerwerke auf der Insel untersagt.

Die vogelkundliche Fachzeitschrift „Der Falke" titelte bereits 2013 „Millionenfacher Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz: Vögel fliehen in Massen vor Feuerwerken" und veröffentlichte länderübergreifende wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse aus Belgien, den Niederlanden, Frankreichs und der Schweiz dazu. 

Der Wattenrat erwartet daher von der niedersächsischen Landesregierung, Feuerwerke und andere lautstarke Veranstaltung, die in den Nationalpark Wattenmeer hineinwirken, durch die Änderung des Nationalparkgesetz in Zukunft nachhaltig zu unterbinden. 


Der Falke, Millionenfacher Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz: Vögel fliehen in Massen vor Feuerwerken