31.01.2012

Wildtierschutz: Mit Ihrer Hilfe schaffen wir's!

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an all‘ unsere fleißigen Leser! Nach einer Anlaufzeit von 22 Monaten haben wir heute erstmals 15.000 Abrufe pro Monat erreicht. Die meisten Interessenten finden uns über Google und Facebook, gefolgt von der Eingabe der URL www.wildtierschutz-deutschland.de.


Was mich besonders freut, ist, dass viele Leser diese Informationen auch als Quelle für Leserbriefe zur Jagd verwenden und über Facebook und Twitter mit ihren Freunden und Followern teilen. Je mehr wir gemeinsam die nicht mehr zeitgemäßen Methoden der Jagd öffentlich machen, die, welche unglaubliches Tierleid zur Folge haben, die, die in erheblichem Maße mit unseren Grundrechten (z.B. Eigentumsrecht am Haustier), mit dem Tierschutz-, dem Naturschutz- oder dem Umweltrecht kollidieren, je mehr wir das möglichst viele Menschen wissen lassen, desto eher können wir etwas erreichen.

Dass das nicht aussichtslos ist, zeigen diverse politische Initiativen, den Haustierabschuss einzustellen, die Fallenjagd und die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Wildtieren zu verbieten, die Liste der jagdbaren Tiere zu reduzieren und Schonzeiten zum Beispiel für Füchse einzuführen.

Mein Dank gilt an dieser Stelle auch den vielen Organisationen, die uns in Teilbereichen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits unterstützen und den Menschen, die gemeinsam mit mir im Rahmen von Initiativen oder anderen ungezwungenen Formen der Kooperation zusammenarbeiten.

Wenn Sie uns auch finanziell unterstützen wollen und können, sind wir für jeden Beitrag dankbar! Am einfachsten geht das über unser Überweisungsformular oder als Förderer des gemeinnützigen Vereins.

Ihr
Lovis Kauertz
Wildtierschutz(at)gmail.com


23.01.2012

Staatlich geduldete Tierquälerei: Nur jeder dritte Schuss ist tödlich

Schuss – und tot. Das wäre wahrscheinlich weidgerecht. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Insbesondere dann, wenn sich das Ziel bewegt.

So berichtet beispielsweise die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT), dass bei Drückjagden auf Wildschweine in Hessen nur etwa ein Drittel mit Blattschuss erlegt wurden. Mehr als 60 % der Tiere hatte man dagegen entweder den Kiefer weggeschossen, ein Bein zersplittert oder mit Bauchschuss oder am Rückenmark schwer verletzt. Besonders kritisch sei auch das Schießen auf Rehwild im Rahmen von Bewegungsjagden. Denn flüchtendes Rehwild könne aufgrund seiner arttypischen Bogensprünge nicht sicher getroffen werden.

Ein Nachsuchenführer bestätigt: „Bei den meisten Schüssen auf Drückjagden werden Äser-, Gebrech- und Keulenschüsse einfach in Kauf genommen. Bei den heute üblichen Bezahljagden in den Forsten erlebt man die übelsten Aasjäger."  Auch beim Deutschen Landwirtschaftsverlag erfährt man, dass bei Bewegungsjagden nur 25 – 30 % der Tiere durch Blattschuss erlegt werden.

„Viele der „angebleiten" Tiere werden auch bei Nachsuchen nicht aufgefunden – wenn diese überhaupt durchgeführt werden", erläutert Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland, „denn viele Jäger verheimlichen den Mitjägern mögliche Fehlschüsse, während schwer verletzte Tiere irgendwo im Dickicht verbluten oder verhungern."

Kaum tödliche Treffer bei Bewegungsjagden, Bild B. Pelli


Die Anzahl der Bewegungsjagden hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Waldbesitzer, Bauernverbände und politisch Verantwortliche in den Ministerien fordern intensiv gegen die vermeintlichen „Waldschädlinge" vorzugehen. Sie halten revierübergreifende Bewegungsjagden für das Mittel der Wahl. „Wald vor Wild" heißt die Prämisse.

Die Realität wird ausgeblendet. Unsägliche Tierquälereien werden in Kauf genommen. Großräumig  - selbst während der Winterruhe -  wird das gesamte Wild beunruhigt. Der Schütze selbst ist vollkommen überfordert: Innerhalb von Sekunden muss er entscheiden, ob es sich beim flüchtenden Tier um ein weibliches Reh oder ein Schmalreh (junges Tier), um einen abgeworfenen Rehbock (Rehbock ohne Gehörn) oder um Rehkitze handelt, eine Leitbache oder einen nicht (Nachwuchs) führenden Überläufer. Fehlschüsse sind vorprogrammiert. Dazu der Erfolgsdruck und … das eigene Unvermögen, das flüchtende Tier zielsicher zu treffen. Regelmäßige Schießnachweise werden von Jägern nicht gefordert. Die Wenigsten nutzen entsprechende Angebote, ihre Treffsicherheit zu trainieren.

Ziel der Bewegungsjagden ist es, innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Tiere zu töten. Oft rücken einige Dutzend Jäger und Treiber mit ihren Hunden zur Drückjagd an, manchmal umfasst die Jagdgesellschaft auch mehrere Hundert Personen. Die Zeitschrift „Wild und Hund" bezeichnet diese Art von Jagd als „Totmacher" und stellt in Frage, ob es sich hierbei noch um Jagd oder nur noch um Schädlingsbekämpfung handelt.

Was Politiker landauf, landab fordern ist reine Symptombekämpfung. Dass dadurch überhaupt nichts erreicht wird, zeigt der Blick in die Statistiken. Trotz  - oder vielleicht gerade wegen -  intensiverer Verfolgung gerade des Schwarzwildes steigen die Bestände seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Die Ursachen der hohen Wildbestände haben zu einem großen Teil die Jäger selbst zu verantworten: die Zerstörung der Sozialverbände des Schwarzwildes führt zum Aussetzen der natürlichen Bestandskontrolle. Tonnenweise Futtermittel wirken sich positiv auf die Reproduktionsraten der Tiere aus. „Noch mehr Jagd ist nicht zielführend"  ist sich Kauertz sicher, „weniger ist mehr – das gilt für die Jagd wie für's Füttern." Ein weiterer Ansatzpunkt zur Eindämmung von Wildschwein- und Rehbeständen sei die gezielte Empfängnisverhütung in punktuell auffälligen Regionen. 

Lesen Sie auch:

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21.01.2012

Jagt die Jäger aus dem Wald

Aus einem Leserbrief von Herrn Dr. Peter Hawe an die Weinheimer Zeitung, 20.01.2012:

Nur eine Bemerkung zu der Fallenjagd: Die allermeisten Zeitgenossen haben nicht die leiseste Vorstellung von dem Grauen, das "waidgerechte" Jagd erzeugt. 


Zerschmetterte Knochen, zerfetzte Gesichter, höchst schmerzhafte Verstümmelungen aller Art werden den Tieren zugemutet, ohne dass die Verursacher zur Verantwortung gezogen werden können, sofern der überaus leichte Nachweis zu erbringen ist, dass dies alles im Rahmen der Waidgerechtigkeit geschah.

Bild: GSPCA, zur Verfügung gestellt von IJH.de
Jagdhunde an bewegungsunfähigen Katzen zur Schärfe zu erziehen, ist ebenso waidgerecht wie die scheußliche Praxis die Apportierfähigkeit des Hundes bei der Entenjagd zu trainieren. Hierzu werden vorsätzlich flugunfähig gemachte Enten von Hunden aus dem Wasser gehetzt. Die quälende, panische Angst einer Ente bleibt unberücksichtigt. Nach ihrem natürlichen Verhalten würde sie auffliegen, wenn der Hund zu nahe kommt. Das kann sie nicht. Daher erlebt sie bei vollem Bewusstsein, wie der Hund sie zu packen bekommt. Es muss die Forderung aller tierliebenden Menschen heißen: Jagt die Jäger aus dem Wald.

Anmerkung Redaktion: das aktuelle Tierschutzgesetz ermöglicht die betäubungslose Tötung von Wirbeltieren im Rahmen der "weidgerechten" Jagd. (§ 3 TSchG: Ist die Tötung eines Wirbeltieres ohne Betäubung im Rahmen weidgerechter Ausübung der Jagd oder auf Grund anderer Rechtsvorschriften zulässig, so darf die Tötung vorgenommen werden, wenn hierbei nicht mehr als unvermeidbare Schmerzen entstehen.)

Lesen Sie auch: Anmerkungen zur Jagd auf Rehwild

20.01.2012

Jagdschutz, ein Relikt aus Revolutionszeiten: Jährlich werden über 200.000 Katzen und Hunde Opfer von Jägern

Jäger in Deutschland töten Jahr für Jahr viele Tausend Hunde und über 200.000 Katzen. Grundlage dafür ist die Jagdgesetzgebung. In Paragrafen, die nicht etwa unter dem Begriff „Artenschutz“ sondern kennzeichnender Weise unter der Bezeichnung „Jagdschutz“ geführt werden, wird der Abschuss von Katzen und Hunden geregelt. Daran hat sich seit über 160 Jahren nichts Wesentliches geändert. Schon im Preußischen Jagdgesetz von 1848 ist die Tötung „revierender Hunde und Katzen“ geregelt.

Quelle: Bauer, Josef: Die Jagdgesetze Preußens
Weder die Einführung des Tierschutzgesetzes noch die Berücksichtigung des Tierschutzes im Grundgesetz haben bisher darauf Einfluss gehabt.

Dabei ist das Töten von Haustieren durch Hobby-Jäger nicht nur ein Eingriff in das Eigentumsrecht des Tierhalters. Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland vertritt die Meinung, dass es auch vollkommen sinnlos ist: „Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Belege dafür, dass überhaupt eine Tierart in ihrem Bestand durch Katzen gefährdet wird, geschweige denn dazu, dass das Töten von Katzen durch Jäger irgendeinen positiven Einfluss auf irgendwelche Arten hat.“

Letzteres sei auch schon anhand der nackten Zahlen nachvollziehbar: Der Deutsche Jagdschutzverband geht von ca. 2 Millionen streunenden Katzen in Deutschland aus und von 500.000 Tieren, die jährlich ausgesetzt werden. „Kleintierjäger“ töten aber nur etwa 10 % dieser Tiere.

„Einige Jäger sind regelrechte Katzenhasser,“ meint Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland, „die schrecken nicht davor zurück, die Tiere in Fallen zu fangen, den Jagdhund auf sie zu hetzen oder sie einfach zu töten, um damit auf dem Luderplatz den Fuchs anzulocken“. In Online-Foren zur Jagd gibt es nicht wenige Waidmänner, die sich mit dem „Erbeuten“ von Katzen brüsten.

Auch der Tod der streng geschützten Wildkatze wird in Kauf genommen. In Sachsen, wo das Umweltministerium gegen heftigen Widerstand den Wolf dem Jagdrecht unterordnen möchte, lenkt man bereits im Hinblick auf mögliche Verwechslungen des Wolfes mit Haushunden ein. Hunde sollen nach dem neuen Jagdrecht nur noch nach vorheriger Genehmigung getötet werden dürfen.




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17.01.2012

Im Südwesten: Kritische Stimmen zur Fuchsjagd

Wohl aufgrund zahlreicher kritischer Leserbriefe hat die Waiblinger Zeitung dem Thema Fuchsjagd nun breiten Raum gewidmet, in welchem die Hintergründe auch aus der Sicht von Tierschützern und Jagdkritikern beleuchtet wird. Hierfür danken wir der Redaktion und dem Redakteur des Sonderthemas Herrn Nils Gräfe, insbesondere deshalb, weil die gesamte südwestdeutsche Presse bisher sehr einseitig aus der Sicht von Jägern berichtet hat. Bleibt zu hoffen, dass Medien wie Stuttgarter Zeitung, Schwarzwälder Bote, Südwestpresse, Schwäbische Zeitung und andere ähnlichen Mut haben, sich bald dieser Diskussion zu stellen.

Ein am 17.01.2011 in der Waiblinger Zeitung veröffentlichter Leserbrief bringt wesentliche, wissenschaftlich unterlegte Argumente gegen die Fuchsjagd auf den Punkt. Als Autor wir Dr. rer. nat. Altmann genannt:

„Schön, dass Nils Graefe dieses heiße Eisen angepackt hat und den Lesern hier objektiven Qualitätsjournalismus bietet. Als Rechtfertigung für ihr Tun verweisen die Hobbyjäger auf die fragwürdigen und international widerlegten Veröffentlichungen von Jagdwissenschaftlern und renommierten Raubwild/Raubzeug-Regulatoren wie Dr. Kalchreuter, Dr. Müller oder Dr. Spittler, deren simple These sich wie folgt präsentiert: Intensive Fuchsjagd = weniger Füchse = höhere Niederwildpopulation; reduziertes Tollwut-/Fuchsbandwurmrisiko = Arten- und Gesundheitsschutz! Diese These hat sich, dank langjähriger wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in Freiland- und Gehegebeobachtungen, als schlichtweg falsch herausgestellt.

Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung:
Reproduktionsverhalten: In unbejagten Gebieten setzt sich die füchsische Familiengemeinschaft in der Regel aus einem Rüden, einer rangältesten Füchsin und einigen Füchsinnen aus dem vorjährigen Wurf zusammen. Nur die rangälteste Füchsin bringt Welpen (in der Regel 2-3) zur Welt, während die Töchter, obwohl reproduktionsfähig, sich lediglich an der Nahrungsbeschaffung und Aufzucht des Nachwuchses beteiligen. Durchschnittlich wurde festgestellt, dass sich etwa 60% der reproduktionsfähigen Weibchen nicht an der Fortpflanzung beteiligen (maximal 81%). Durch die Fuchsjagd brechen diese stabilen Sozialstrukturen auseinander, und jede reproduktionsfähige Füchsin beteiligt sich an der Fortpflanzung, und dies mit erhöhter Welpenanzahl (durchschnittlich 5-6 Welpen).

Wo ist der Föhn? Bild: G. Haensel


Tollwut / Fuchsbandwurm: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut nahm interessanterweise gerade in jener Zeit zu, in der die Fuchsjagd immer mehr intensiviert wurde. Aufgrund der füchsischen Populationsdynamik ist eine Eindämmung der Seuche mit jagdlichen Mitteln schier unmöglich. Die einzige erfolgreiche Vorgehensweise ist die seit Mitte der achtziger Jahre durchgeführte Impfköder-Aktion zur oralen Immunisierung der Füchse. Für den Fuchsbandwurm ist der Mensch in der Regel ein Fehlwirt, bei dem sich der Wurm allenfalls in Einzelfällen entwickeln kann. In Deutschland, mit ca. 82 Millionen Einwohnern, wurden im Jahr 2003 vom Robert-Koch-Institut in Berlin insgesamt 23 Erkrankungen gemeldet, die alle ERFOLGREICH behandelt werden konnten. Dem gegenüber stehen aber 40 tödliche Jagdunfälle im Jahresmittel. (Anm. Red.: Deutschland ist gemäß WHO seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut, der letzte tollwütige Fuchs wurde 2006 bei Nierstein in Rheinland-Pfalz erschossen).

Niederwild / Bodenbrüter: Allgemein fallen weniger als 5% des Niederwildes oder der bodenbrütenden Vögel den verschiedenen Beutegreifern zum Opfer, während der Rest in variierenden Anteilen durch Landwirtschaft, Straßenverkehr und Krankheiten zu Tode kommt. Die Freizeitjäger bejagen also ausgerechnet jene gefährdeten Tiere, die aus diesem natürlichen Selektionsprozess als tauglich hervorgegangen sind und erzeugen somit – bedingt durch unzureichende Zuwachsraten – eine "Übernutzung "des Tierbestandes wie sie ein Beutegreifer nicht bewirken kann. Um diese "Übernutzung zu kompensieren, züchten die Jäger verschiedene Niederwildarten, die dann, obwohl in freier Wildbahn nicht überlebensfähig, zur Bejagung ausgesetzt werden. Jagdbuchautor Krebs berichtete seinerseits, dass dort, wo nach Tollwutepidemien einzelne Gebiete nahezu frei von Füchsen waren, die Hasenstrecken (Hasenabschüsse) keineswegs anwuchsen, dafür aber die Seucheninfektionen unter Hasen zunahmen.


Ein kurzer Blick in jagdfreie Gebiete, wie etwa in die deutschen Nationalparks in Berchtesgaden und im Harz, in den italienischen Nationalpark Gran Paradiso (I) oder den Schweizer Nationalpark, die niederländischen Dünengebiete, verschiedene urbane Gebiete Englands, den irischen Nationalpark Kilarney oder den kanadischen Prince-Albert Nationalpark, zeigt unmissverständlich, dass nirgendwo drastische Anstiege der Fuchspopulation, negative ökologische Folgen oder gar Schäden durch die Einstellung der Fuchsjagd gemeldet wurden.

Warum wird der Fuchs ohne Schonzeit das ganze Jahr von Hobbyjägern verfolgt und getötet? Noch nicht einmal vor hilflosen Fuchswelpen machen Hobbyjäger halt. Spaß am Töten und die Macht über wehrlose Opfer dürfte hier die vorrangige Triebfeder sein. Hier muss endlich massiv eingegriffen werden und das Leiden dieser wundervollen und nützlichen Tiere beendet werden. Jagd ist ein Hobby, sonst nichts.“



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15.01.2012

Petition gegen die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht

In einem Beitrag von Ulrich Wotschikowsky vom Verein für Arten-, Umwelt- und Naturschutz e.V. (VAUNA) werden 3 Hauptgründe für den Wunsch der Jäger, den Wolf ins Jagdrecht zu übernehmen, genannt:
  • die Wolfspopulation soll kontrolliert werden können (sprich bejagt)
  • verhaltensauffällige Wölfe („Problemwölfe“) sollen unbürokratisch eliminiert werden können
  • der Wolf soll in den Genuss der Hegeverpflichtung kommen, die im Jagdgesetz festgeschrieben ist
Welche Folgen hätte es für die Wölfe und für die Jäger, wenn der Wolf dem Jagdrecht unterstellt würde?
  • Würde der Wolf dem Jagdrecht unterstellt so würde er dennoch den Status im Naturschutzrecht beibehalten. Die Wolfspopulation könne nicht bejagt werden.
  • Eine Eliminierung verhaltensauffälliger Wölfe durch die Jagd scheide aus, weil das eine viel zu anspruchsvolle Angelegenheit sei, als dass sie im Wege der Jagd erledigt werden könne.
  • Auch die Hege des Wolfes durch Jäger hält Wotschikowsky für unrealistisch: Wenn überhaupt, gehe das nur über den Verzicht auf einen Teil der Schalenwildstrecke, die der Jäger selber machen will. Das aber würde dem Hegeverständnis völlig widersprechen.
Den Wolf ins Jagdrecht - das ist der Anfang vom Ende


Eine Übernahme des Wolfes ins Jagdrecht würde an der gegenwärtigen Situation de facto nichts ändern. Auch biete das Jagdgesetz keinen besseren Schutz für Wölfe, weil  Jagd- und Naturschutzgesetz die gleichen Höchststrafen vorsehen.

Für das Töten von verletzten Wölfen durch einen Jäger sei nicht das Jagd- oder das Naturschutzrecht relevant, sondern das Tierschutzgesetz. Wer einem Wolf den „Gnadenschuss“ setze, müsse sicher sein, dass das Tier auch von einem Tierarzt eingeschläfert worden wäre. 

Derzeit wäre die Überführung des Wolfes ins Jagdrecht jedenfalls ein völlig falsches Signal – wegen der Symbolkraft, die dahinter stecke, und auch wegen der Rechtsunsicherheit, auf die sich jemand berufen könnte, der einen Wolf irrtümlich erlegt.

Zum Volltext des Artikels: Soll der Wolf ins Jagdrecht?



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09.01.2012

Jagd verursacht Bestandsexplosion bei Wildschweinen

Seit Jahren wird die Jagd auf Schwarzkittel in Deutschland intensiviert. Das Credo der offiziellen Organe der Jäger und der zuständigen Ministerien der Länder lautet: mehr Jagd – so bekommen wir den Wildschweinbestand in den Griff.

Fehlanzeige, erläutert Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland:  „Ich vermute, dass Funktionäre in den Verbänden und Beamte in den Ministerien einfach mit ihrem Latein am Ende sind – andererseits müssten Ihnen doch mal anlässlich der blanken Zahlen die Augen aufgehen“. Bei der Anzahl der getöteten Wildschweine jagt ein Jahresrekord den anderen. Im kontinuierlich steigenden langjährigen 10-Jahres-Durchschnitt werden inzwischen fast eine halbe Millionen Wildschweine pro Jahr erlegt. Ein Großteil übrigens nicht für den Kochtopf, sondern für die Tierkörperbeseitigung.

Mehr Jagd - mehr Wildschweine

Dabei gibt es bei der Jagd auf Schwarzwild in vielen Gegenden Deutschlands so gut wie keine Tabus mehr:  die Tiere werden ganzjährig bejagt, Schonzeiten sind aufgehoben, es werden Jungtiere, Alttiere, Leitbachen getötet. Nachts wird mit Scheinwerfern gejagt, den Wildschweinen wird mit Fallen nachgestellt und Hundertschaften von Jägern und Treibern beunruhigen im Rahmen von Drückjagden revierübergreifend das sich in der Winterruhe befindliche Wild. In Bayern testet man bereits den Einsatz von Nachtsichtgeräten.

Norbert Happ, der bekannteste deutsche Wildschweinkenner – selber Jäger – prangert schon 2002 an, dass die Nachwuchsschwemme hausgemacht sei und für die explosionsartige Vermehrung der Wildschweine die Jäger selbst verantwortlich seien.  „Es gibt dafür 2 wesentliche Gründe“ erläutert Kauertz „zum einen die Zerstörung des Sozialgefüges der Borstentiere, zum anderen die ganzjährige Zuführung von Futtermitteln durch die Jäger.“

Es werden Tiere aller Altersklassen abgeschossen. Insbesondere der Verlust von Leitbachen führt zu ungeordneten Sozialverhältnissen im Schwarzwildbestand und in der Folge dazu, dass selbst Jungtiere sich vermehren. Begünstigt wird die dadurch unkontrollierbare Kindervermehrung durch meist illegale Zufütterung. Untersuchungen der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg ermittelten eine durchschnittliche Zuführung von 136 kg Futter pro erlegtes Wildschwein – mehr als das Tier wiegt.

Eine Langzeitstudie von Wissenschaftlern um Sabrina Servanty, die 2009 im renommierten „Journal of Animal Ecology" veröffentlicht wurde, unterstreicht die Sinnlosigkeit des derzeitigen Jagdgeschehens:  Starke Bejagung führt zu einer deutlich höheren Fortpflanzung und stimuliert die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen. In Gebieten, in denen wenig Jäger unterwegs sind, ist die Vermehrung der Wildschweine deutlich geringer, die Geschlechtsreife bei den Bachen tritt später und erst bei einem höheren Durchschnittsgewicht ein.

Eine Alternative zum hohen Jagddruck könnte die Rückkehr zur herkömmlichen Ansitzjagd sein, verbunden mit der strikten Unterlassung jeglicher Fütterung und im Rahmen der üblichen Jagdzeiten im Herbst. Unterstützen könnte man diesen Weg mittels Empfängnisverhütung in punktuell kritischen Regionen. Impfstoffe mit EU-Zulassung, die auch im Hinblick auf die Verwertung des Wildbrets unbedenklich sind, stehen im Bereich der Nutztierhaltung bereits zur Verfügung.


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07.01.2012

Gänsejagd im EU-Vogelschutzgebiet - Pressekonferenz der Grünen an der Ems

Von Manfred Knake, Wattenrat.de

Mit Naturschutzthemen tut sich die Lokalpresse oft schwer, wie der gestrige Pressetermin in Petkum bei Emden an der Ems zum Thema Gänsejagd in EU-Vogelschutzgebieten wieder einmal beweist. Eingeladen hatten die Grünen aus Emden.

Geladen waren Eilert Voß vom Wattenrat, der jahrelang die jagdlichen Missstände im Schutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ dokumentiert hatte, Michael Steven vom NABU-Ostfriesland und der Forstdirektor a.D. Jürgen Oppermann vom Ökologischen Jagdverband Niedersachsen-Bremen (ÖJV). Ebenfalls geladen waren Aktive der Emsinitiative „Dyklopers“ und einige aktive Teilnehmer der Gänsewacht als Zaungäste.

Erschienen war die Emder Zeitung, die Ostfriesen Zeitung (der berichtende Redakteur der Ostfriesen Zeitung ist selber Jäger) und die Ostfriesischen Nachrichten. Dazu Teams von Sat1 und NDR sowie eine Radioreporterin des privaten Rundfunksenders Hitradio Antenne. Und, last but not least, dpa.

Der NABU positionierte sich ebenfalls erfreulich deutlich gegen die Wasservogeljagd. Der nach eigenen Angaben „mitgliederstärkste“ Naturschutzverband hat sich aber in der Vergangenheit nie an der Gänsewacht am Naturschutzgebiet „Petkumer Deichvorland“ beteiligt oder auch nur ansatzweise erkennen lassen, dass er sich beteiligen will. Auf dem Pressetermin wurde gar von der „nachhaltigen Nutzung“ bei der Wasservogeljagd durch Jäger geschwafelt, vom NABU-Geschäftsführer Ostfriesland. Man wolle „keine Fronten aufbauen“ und „arbeite mit der Jägerschaft zusammen“, so die schon fast peinliche „bloß-nicht anecken“-Eierei des NABU-Mannes. Der NABU tut so, als ob es die Fronten durch völlig uneinsichtige Freizeitschießer nicht bereits gäbe. Man muss sich zur Ernüchterung nur die Jagdforen z.B. bei „Wild und Hund“ antun. Der ÖJV-Mann als Jäger war wesentlich deutlicher in der Ablehnung der Wasservogeljagd als der NABU!

Bild: Eilert Voß, Wattenrat


Über die Anregung des Wattenrates an die Adresse des NABU-Mitarbeiters Steven, das NABU-Büro in Brüssel mit einem hauptamtlichen NABU-Mitarbeiter dazu zu nutzen, direkten Einfluss durch kurze Wege auf die EU-Kommission wegen des Verbots der Wasservogeljagd in EU-Vogelschutzgebieten zu nehmen, wurde nicht berichtet. Und nur dpa berichtete vom Vorschlag des Wattenrates, das Schutzgebiet, das auch EU-Vogelschutzgebiet ist, in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zu integrieren, um die Jagd damit zu beenden. Das wurde bundesweit ausführlich u.a. in „Die Welt“ und kurz in der „Bild“ berichtet. Je weiter vom Ort des Geschehens, desto genauer die Berichterstattung!  Am ausführlichsten berichteten dpa und der Fernsehsender Sat1 über den Pressetermin, in einem fast dreiminütigen Beitrag.

Heute Morgen (07. Jan. 2012, 08:30) stand Eilert Voß als „Frontmann“ zusammen mit einer Gänsewächterin wieder in Petkum, wieder ohne den NABU. Direkt am Schutzgebiet binnendeichs fielen vier Schrotschüsse. 200 Große Brachvögel verließen fluchtartig dies „Pufferzone“ am Naturschutzgebiet. Im Naturschutzgebiet verließen durch den Schussknall sofort 2500 Nonnengänse und viele nicht gezählte Grau- und Blässgänse panikartig das Vogelschutzgebiet.


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03.01.2012

70 Organisationen fordern bundesweite Schonzeit für Füchse

Im Januar und Februar haben Füchse noch mehr als sonst unter Nachstellungen zu leiden: Ausgerechnet zur Fortpflanzungszeit werden sie im Rahmen sogenannter Fuchswochen vielerorts besonders intensiv bejagt. Siebzig Organisationen und Initiativen aus dem Natur- und Tierschutzbereich fordern, Füchsen eine umfassende bundesweite Schonzeit zuzugestehen. 

Etwa 600.000 Füchse werden in Deutschland jedes Jahr erlegt. Der Rotfuchs ist eine der wenigen einheimischen Wildtierarten, die in den meisten Bundesländern ganzjährig bejagt werden. Dabei kommen auch besonders umstrittene Jagdarten wie die Bau- oder die Fallenjagd zum Einsatz. Da Fuchspelze kaum noch gefragt sind, werden die meisten erlegten Füchse kurzerhand in der Tierkörperbeseitigung entsorgt.

„Notwendigkeit“ der Fuchsjagd ist Jägerlatein 
Anders als von Jägern  behauptet, kann von einer wie auch immer gearteten Notwendigkeit, Füchse flächendeckend zur Bestandsreduktion zu bejagen, keine Rede sein. Die Geburtenrate bei Füchsen passt sich mit geringer zeitlicher Verzögerung der Sterberate an – in Gebieten, in denen Füchsen intensiv nachgestellt wird, kommen weitaus mehr Welpen zur Welt als in fuchsjagdfreien Gegenden. Verluste werden somit rasch ausgeglichen; die Jagd hat keine nachhaltige Auswirkung auf den Fuchsbestand. Neben Tier- und Naturschutzorganisationen fordern daher auch kritische Jäger seit Jahren die Einführung einer umfassenden Schonzeit für Füchse. Das Saarland ist dieser Argumentation im letzten Jahr bereits mit dem Beschluss einer sechsmonatigen Jagdruhe gefolgt.

Forderung: Schonzeit für Füchse! 
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sich zahlreiche Initiativen und Verbänden aus dem Natur- und Tierschutzbereich zu der „Initiative Schonzeit für Füchse“ zusammengeschlossen. Derzeit unterstützen bereits 70 Organisationen das Mindestziel einer neunmonatigen Schonzeit für Meister Reineke, und regelmäßig kommen neue hinzu. Eine gemeinsame Erklärung auf der Website www.schonzeit-fuer-fuechse.de dokumentiert das Ziel der Initiative und seine Begründung.

Wird mit fadenscheinigen Gründen erbarmungslos verfolgt. Bild: Luise Dittombée


Fuchsjagd ist sinnlose Tierquälerei 
Einen vernünftigen Grund für die derzeitige rücksichtslose Verfolgung des Rotfuchses, eines intelligenten, mit Hund und Wolf verwandten Wildtiers, gibt es nicht. Mehr noch - Fuchsjagd verursacht kaum vorstellbares Tierleid. Ein großer Teil der von Jägern beschossenen Füchse wird nur angeschossen und stirbt dann qualvoll an den von Kugel oder Schrot zugefügten Verletzungen. Bei der Baujagd sollen Füchse mit scharfen Hunden vor die Flinten wartender Jäger getrieben werden, doch es kommt oft zu schweren Kämpfen zwischen Hund und Fuchs, mit Verletzungen auf beiden Seiten. Und Studien zeigen, dass beim Fang von Füchsen in angeblich „sofort tötenden“ Schlagfallen viele Tiere an Pfote oder Brustkorb schwer verletzt werden und dann stundenlang blutend darauf warten müssen, bis der Jäger sie schließlich mit Pistole oder Knüppel erlöst.



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01.01.2012

Bewegungsjagden im Winter verursachen Waldschäden

Bei Bewegungsjagden im Wald treiben meist viele Dutzende Helfer mit ihren Hunden großräumig das Wild aus den Einständen den auf Hochsitzen oder vorgesehenen Platzierungen wartenden Jägern zu.  Diese Art der Jagd, auch Drückjagd genannt, hat das Ziel innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Wildtiere zu töten und dadurch u.a. den Verbiss insbesondere von jungen Pflanzen zu reduzieren. Durch die erhebliche Beunruhigung des gesamten Wildes einer betreffenden Region wird allerdings häufig das Gegenteil erreicht.

Unabhängig von der Witterung stellen große Säugetiere wie das Rehwild, Hirsche und Wildschweine ab Januar ihren Verdauungsapparat auf einen „Energiesparmodus“ um. Das hat die Natur so vorgesehen, um im Winter das karge Nahrungsangebot zu kompensieren. Die Stoffwechselaktivität wird reduziert, Körpertemperatur und Pulsfrequenz werden abgesenkt.  Die Tiere nehmen dann wenig Nahrung auf und reduzieren entsprechend den Energieverbrauch.

Störungen des in der Winterruhe befindlichen Wildes durch großräumige Jagden in den ersten Monaten des Jahres können fatale Folgen haben – für das Wild wie für den Waldbesitzer. So bestätigt unter anderem der Arbeitskreis Wildtiere und Jagd der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, dass sich durch energiezehrende Fluchten die Energiebilanz der Tiere verschlechtert und durch zusätzliche Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden muss. Daraus ergibt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Jagd und Verbiss- oder Schälschäden. Stressende Jagden nach der Umstellung der Verdauung im Januar bewirken trotz der Dezimierung der Anzahl der Wildtiere drastisch steigende Schäden im Wald.

Bild: Bianca Pelli


Kommen Schneelagen hinzu, treten   - insbesondere wenn der Schnee verharscht ist  -  häufig Verletzungen an den Läufen des Wildes und der beteiligten Hunde auf.  Zumindest für das Wildtier ist damit eine weitere Gefahr für sein Leben gegeben.

„Es gibt zwei wesentliche Faktoren, mit welchen einem übermäßigen Schaden durch Wildverbiss vorgebeugt werden kann“, erläutert Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland, „kurzfristig durch die Reduzierung eines hohen Jagddruckes im Herbst und im Frühjahr inklusive des vollkommenen Verzichtes auf großräumige Jagden ab Januar und langfristig durch das Verbot jeglicher Fütterung außerhalb von amtlich bestätigten Notzeiten.“  Der immense ganzjährige Eintrag von Futtermitteln durch Jäger sei ein wesentlicher Faktor für den seit Jahrzehnten relativ hohen Bestand an Rehen und Wildschweinen in Deutschland.

Lesen Sie auch: Jagdstatistik: Nie gab es so viel Rehe und Wildschweine

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