30.12.2012

Entwurf zum neuen Jagdgesetz: Kniefall vor der Jägerlobby

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte dieses Jahr in letzter Instanz entschieden, dass die in Deutschland bislang obligatorische Zwangsmitgliedschaft in Jagdgenossenschaften widerrechtlich ist. Jeder Grundbesitzer müsse vielmehr das Recht haben, die Jagd auf seinem Grund und Boden aus ethischen Gründen zu untersagen. Deutschland kam damit in Zugzwang: Die Rechtsprechung des EGMR musste in nationales Recht umgesetzt werden.

Keine Jagd auf meinem Grundstück!

Was die Bundesregierung nun als Entwurf präsentiert hat, ist ein Kniefall vor der mächtigen Jägerlobby: Austrittswilligen Grundeigentümern werden alle erdenklichen Steine in den Weg gelegt, wo irgend möglich Kosten aufgebürdet, und das Jagdverbot kann jederzeit mit fadenscheinigen Begründungen ausgehebelt werden. Zudem gibt es keinerlei Handhabe gegen Jäger, die dem Verbot zum Trotz auf befriedetem Land Tiere töten.

Tier- und Naturschutzverbände protestieren massiv gegen den Gesetzesentwurf, der den Eindruck erweckt, als käme er unmittelbar aus der Feder der Jagdverbände.

Ausführliche Informationen bei der Initiative Zwangsbejagung adé

22.12.2012

17.12.2012

Fuchsräude - Jagd fördert die Ausbreitung

Dag Frommhold, www.fuechse.info

Von Jägern und Jagdverbänden ist derzeit einmal mehr zu hören, dass die Räude insbesondere in süddeutschen Fuchsbeständen um sich greife. Angeblich müsse man Füchse noch intensiver bejagen, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu unterbinden.

Kein Grund für die Fuchsverfolgung
Dabei wird geflissentlich übergangen, dass es derzeit überhaupt keine belastbaren Zahlen über den Verbreitungsgrad der Räude gibt – für die Behauptung, die Räudefälle hätten zugenommen, gibt es also keinen Beleg. Weit schwerer wiegt noch, dass die Jagd zur Bekämpfung von Wildtierkrankheiten gerade beim Fuchs kontraproduktiv ist: Fuchspopulationen gleichen starke Verluste durch steigende Geburtenraten aus. Während die Gesamtzahl der Füchse konstant bleibt, wächst der Anteil an Jungfüchsen in stark bejagten Populationen. Da Jungfüchse jedoch im Herbst auf Reviersuche gehen dabei oft kilometerweit wandern, sind sie es meist, die Krankheiten erst in neue Gebiete einschleppen.

Fuchsjagd ist kontraproduktiv
Im Falle der Tollwut führte die erbarmungslose Hatz auf Füchse in den 1970er Jahren keineswegs zu einer Eindämmung der Seuche. Genau das Gegenteil war der Fall: Die Tollwut breitete sich schneller aus als je zuvor, und erst durch den Einsatz tierfreundlicher Impfköder konnte ihr Einhalt geboten werden. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass das Töten von Füchsen nun ausgerechnet im Falle der Räude ein geeignetes Mittel darstellt.

Mehr Jagd verursacht mehr Geburten und größere Würfe (in der Jägersprache: Gehecke)
Bild: www.frecherfuchs.de 


Räude: Schon immer verbreitet
Übrigens ist die Räude auch in der Vergangenheit immer wieder lokal aufgeflackert und von selbst wieder erloschen. Insbesondere dort, wo die Räude besonders intensiv aufgetreten ist, scheint die Fuchspopulation eine zunehmende Resistenz gegen Neuinfektionen zu entwickeln. Da die Jagd den eigentlich gegebenen Überlebensvorteil für Räude resistente Füchse jedoch zunichtemacht (ein Jäger sieht einem Fuchs seine Räude Resistenz schließlich nicht an), dürfte sie auch in dieser Hinsicht kontraproduktiv sein.


14.12.2012

Jagdgebiete werden zu Fototourismus-Destinationen

Zum Schutz der Artenvielfalt verbietet das mittelamerikanische Costa Rica und auch Botswana, im Süden des afrikanischen Kontinents gelegen, die Sportjagd. 
 
Die neue Regelung werde es "erlauben, in Frieden mit anderen Lebewesen zu leben, die mit uns den Planeten teilen", sagte Parlamentspräsident Victor Emilio Granadas in Costa Rica. Bei der Jagd handle es sich nicht um einen Sport, sondern um eine Grausamkeit.
 
Nach einem einstimmigen Votum des Kongresses ist Costa Rica das erste Land in Lateinamerika, welches die Jagd auf Wildtiere als Sportart verbietet. Nach Angaben der Regierung ist Jagen als Sport nicht vereinbar mit dem Ziel, die Tierwelt des Landes zu schützen. Umwelt-organisationen wiesen bereits in der Vergangenheit darauf hin, dass ausländische Jäger Pumas und Jaguare abknallen, während andere die heimischen Vogelarten dezimieren.
 
Costa Rica eines der artenreichsten Länder der Welt und bekannt für sein Umweltbewusstsein; 25% der Landesfläche sind als Nationalparks oder Reservate geschützt.
 
Elefantenkuh mit Nachwuchs
Bild: Gorko (Wikipedia)
 
Botswana wird ab dem kommenden Jahr keine Jagdlizenzen mehr an Trophäenjäger vergeben.  Diese Entscheidung der botswanischen Regierung hat Präsident Ian Khama verkündet.
 
Statt auf die Jagd wird der Staat im südlichen Afrika künftig auf Foto-Tourismus setzen, der schon jetzt zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Dieser Sektor soll noch weiter ausgebaut werden und neue Jobs im Safari-Tourismus schaffen. Hierzu wurden bereits einige ehemalige Jagdgebiete in Fototourismus-Destinationen umgewandelt. Weitere sollen folgen.
 
Obwohl die Trophäenjagd oft als „Artenschutzmaßnahme verkauft wird“, erklärt die Biologin Dr. Maike Förster und wissenschaftliche Beraterin des SAVE Wildlife Conservation Fund, „ist sie meist das genaue Gegenteil. Statt, wie in der Wildnis, kranke und schwache Tiere auszuwählen, haben es Trophäenjäger ausschließlich auf die Rudelführer abgesehen: das prächtigste Löwenmännchen oder den Elefanten mit den größten Stoßzähnen. Das sind aber fast immer die Leittiere mit der größten Erfahrung. Mit ihrem Tod gerät das soziale Gefüge des Rudels komplett durcheinander.“
 
Botswana ist  gemeinsam mit vier weiteren Staaten im südlichen Afrika ein Teil von KaZa, der „Kavango-Zambezi-Transfrontier-Conservation-Area“. Dieses riesige Schutzgebiet ist ein Jahrhundertprojekt, bei dem Wildtiere wieder auf alten Routen ohne Zäune wandern dürfen. Kummer bereiten nach wie vor viele Wilderer.
 

12.12.2012

Das Tier weiß, dass ich nicht töten will

Auszug aus der Zuschrift eines Mitarbeiters der Berg- und Naturwacht, aus Österreich:

Mein Großvater war Berufsjäger, Forstinspektor und Jagdprüfer. Daher habe ich in meiner Kindheit und Jugend wohl mehr Stunden auf Hochsitz und Pirsch verbracht als so mancher Hobbyjäger. … Er hat mir auch beigebracht, dass es nun wirklich nichts heldenhaftes ist, ein Wildtier aufzustöbern und zu schießen.

Ich selbst habe die Jagdprüfung nie gemacht, würde sie aber jederzeit bestehen. Ich bin lieber seit Jahren in der Berg- und Naturwacht tätig. Das erscheint mir sinnvoller. Ich streife also regelmäßig (wie ein echter Jäger) durchs Revier (Einsatzgebiet). Meine Beute sind Müll, Standorte seltener Pflanzen, Nistkästen und Menschen, die etwas über die Natur vor Ort erfahren wollen. Natürlich jage ich auch illegale Pflanzensammler und Schlangenfänger. Aus diesem Grunde bin ich wie ein Jäger in Tarnkleidung unterwegs, einfach weil ich auf Kommando für Menschen unsichtbar sein will.
 
Die mir bekannten Jäger haben durch die Bank von Ökologie wenig Ahnung. Nicht jagdbares Wild oder gar die Flora interessieren wenig. Mit Erschrecken musste ich auch feststellen, dass die Einschätzung des Wildbestandes auf reinen Vermutungen basiert. Ich habe von meinem Großvater gelernt wie man den Wildbestand richtig einschätzt. Das dauert entsprechend lange und ist viel Arbeit. Viele der Böcke werden oft zwei oder mehrmals gezählt, weil die zählenden Jäger die Merkmale der Böcke bis zum nächsten Ansitz wieder vergessen haben.
 
Wildtiere können Freund und Feind gut unterscheiden
Bild: www.frecherFuchs.de
 

Darüber hinaus können alle Tiere sehr genau wahrnehmen, wer da durch die Gegend läuft oder fährt. Ich persönlich kann mich auf wenige Meter einem Reh nähern. Das Tier weiß, dass ich nicht töten will. Es passiert mir des Öfteren, dass ich gewissen Rudeln begegne und der Revierjäger ein paar Minuten später vergeblich auf den Anblick wartet. Das Gleiche passiert mit den Wildschweinen. Während ich recht nah heran gehen darf, verschwinden die Tiere sofort, wenn sie das Motorengeräusch des Autos des Revierjägers hören. Lustiger weise bleiben sie stehen, wenn ein anderes Auto gleichen Fabrikats vorbei fährt! Wildtiere wissen also genau was in ihrem Habitat vor sich geht. Klar, die wohnen ja auch dort.

Nach meinem Dafürhalten könnte man die Jagd, wie sie im Moment ausgeübt wird, ersatzlos streichen. … Man sollte lieber statt der Hobbyjäger eine professionelle Naturaufsicht einsetzen die sich um die Einsatzgebiete hauptberuflich kümmert. Und zwar sollte das Aufgabengebiet alle Belange (gesamte Flora und Fauna, Gewässeraufsicht, Baurecht, etc.) umfassen. Natürlich würde auch das gesamte jagdbare Wild darunter fallen.

09.12.2012

Wir wollen Ihre Geschichte: Was haben Sie mit Jägern erlebt?

Ein Fördermitglied des Vereins beabsichtigt ein Buch über Begegnungen und das Auftreten von Jägern in der Öffentlichkeit zu schreiben. Schreiben Sie uns Ihre Geschichte an wildtierschutz@gmail.com.
 
Es werden auch Hintergründe beleuchtet, warum Jäger mit ihrem Verhalten so häufig durchkommen. Dabei soll es dann u.a. um politische und gesellschaftliche Vernetzungen gehen, durch die viele Jäger letztendlich tun und lassen können, was sie wollen.
 
Hier die Geschichte von S.K. aus B.:
 
„Ich bin Mutter von zwei Kindern, Besitzerin eines Hundes und einer Katze und engagiere mich ehrenamtlich vorwiegend im örtlichen Tierheim für den Tierschutz.
 
Vor etwa drei Jahren bin ich mit meiner Familie umgezogen; wir wohnen jetzt sehr ländlich, eigentlich richtig idyllisch. Wenn da nicht die Jäger wären. Unsere erste Katze haben wir vermutlich durch einen Abschuss verloren, auf Spaziergängen werden wir regelmäßig angepöbelt, im Mai geriet ich mit meinem dreijährigen Sohn im Wald unter Beschuss und vor circa drei Wochen ist ein Jäger im Wald innerhalb von zehn Minuten zweimal mit völlig überhöhter Geschwindigkeit auf uns zugerast. Wir haben beide Male den Waldweg fluchtartig verlassen und uns in die Brennnesseln gerettet. Beim zweiten Mal wurde der Jäger dann auch noch unverschämt und maulte mich an, warum ich meine Kinder im Wald so frei herumlaufen lassen würde. Die Situation wurde sehr unangenehm, ich fühlte mich massiv bedroht; meine Söhne weigern sich, diesen Waldabschnitt weiterhin zu betreten. Den Jäger habe ich übrigens angezeigt.“
 
Kater Ben ist für einen guten Zweck noch zu haben,
€ 290, Pastellzeichnung 16x17cm
 
 
Haben Sie eine ähnliche Geschichte und möchten diese einbringen? Dann beantworten Sie uns bitte folgende Fragen an wildtierschutz@gmail.com
Über welche Erfahrungen können Sie berichten, wie lautet Ihre Geschichte?
Wo haben Sie sich gegebenenfalls über das Verhalten von Jägern beschwert? (Polizei, Ordnungsamt, Jagdbehörde, Naturschutzbehörde/-organisation, andere)
Wie wurde mit Ihrer Beschwerde umgegangen?
Wann etwa fand dieser Vorfall statt?
Ihr Name, Ihre Adresse, Ihre Email (werden im Buch anonymisiert, sind aber für die Recherche erforderlich)
 
 
Suchen Sie noch ein Weihnachtsgeschenk?

05.12.2012

Bundesregierung hält am Abschuss von wildernden Hunden und Katzen fest

Auf Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen an das Bundeskanzleramt bestätigt das von Frau Aigner geleitete Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dass ihr Ministerium am so genannten „Jagdschutz“ festhalten will. Der Jagdschutz regelt in den Jagdgesetzen den Abschuss von Hunden und Katzen.
 
Mit Unverständnis auf die Weigerung den Abschuss von wildernden Hunden und Katzen im Bundesjagdgesetz zu verbieten reagierte Cornelia Behm, die Sprecherin für Waldpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. „Dass Hunde und Katzen wildern, muss unterbunden werden. Hunde beispielsweise, die Wildtiere hetzen, bringen sie in Gefahr. Im Interesse des Wildtier- und des Artenschutzes sind Haustiere wie Hunde und Katzen daher von Wildtieren fernzuhalten. Das muss jedoch durch Verhängung von Sanktionen gegen die Halter, nicht durch Abschuss erfolgen. Denn die Menschen haben eine intensive Bindung zu ihren Haustieren. Das ist ein hohes Schutzgut. Man müsste daher schon sehr gute Gründe vorweisen können, um den Abschuss von Haustieren rechtfertigen zu können. Diese Gründe liefert das Bundesjagdgesetz aber genauso wenig wie die Bundesregierung. Das Bundesjagdgesetz sollte daher den Abschuss von wildernden Hunden und Katzen ausschließen.“
 
Die Rechtmäßigkeit des Abschusses von Katzen wird wohl von den meisten Jägern nicht in Frage gestellt
 
„Wer glaubt, mit dem Abschuss wildernder Hunde und Katzen könnte etwas für den Schutz im Bestand gefährdeter Arten getan werden, der muss erkennen, dass es dem Bundesjagdgesetz darum überhaupt gar nicht geht,“ ergänzte Behm. „Vielmehr geht es beim Jagdschutz nicht um Natur- oder Artenschutz, sondern um den Schutz weniger jagdbarer Tierarten und um den Schutz des Aneignungsrechtes des Jagdausübungsberechtigten an diesen Tieren. Diese sind aber wie Rehe und Wildschweine typischerweise nicht im Bestand bedroht. Nur wenige bedrohte Arten unterliegen dem Jagdrecht, und es ist sehr fraglich, ob der Abschuss von wildernden Hunden und Katzen ihnen wirklich zu Gute kommt. Daher lässt es sich nicht rechtfertigen, hierfür Leid in die betroffenen Familien zu bringen.“
 
Eine genaue Anzahl der durch Jäger getöteten Haustiere gibt es nicht. Tierschutzorganisationen gehen von ca. 200.000 – 300.000 getöteten Haustieren pro Jahr in Deutschland aus. Über Hintergründe und die Sinnlosigkeit des Abschusses von Katzen erfahren Sie hier mehr: