23.12.2015

Jagd im Kunstbau - Unterwanderung der eigenen Gesetze in NRW

Das neue Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen sieht eigentlich ein grundsätzliches Verbot der Baujagd auf Füchse oder auf Dachse im Natur- und Kunstbau vor. Allerdings mit Ausnahmen beispielsweise im Falle der Öffentlichen Sicherheit und Gesundheit sowie der Gefahrenabwehr. Zum Schutz der Tierwelt kann auch regional, etwa zum Schutz von Bodenbrütern in Naturschutzgebieten die Jagd im Kunstbau zugelassen werden. Die dazu kürzlich veröffentlichte „Gebietskulisse Baujagd“ sieht vor, dass für halb NRW Ausnahmen vom grundsätzlichen Verbot der Baujagd zugelassen werden können. Im Kreis Steinfurt und in weiteren Regionen in NRW wurden Ausnahmen bereits in die Wege geleitet. Dazu schreibt unser Fördermitglied R.K. an den Umweltminister:

"Sehr geehrter Herr Minister Remmel,

Sie als Fachmann brauche ich nicht darauf hinzuweisen, warum die Bejagung von Füchsen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen nach vollkommen unsinnig ist und lediglich die Jäger an den angeblich rechtfertigenden Gründen (u.a. Überpopulation, Krankheitsübertragung, Gefährdung von Bodenbrütern) festhalten.

Ebenso brauche ich Sie nicht darauf aufmerksam zu machen, dass Jäger immer wieder Schlupflöcher finden, um ihre Interessen zu verwirklichen. Ich erinnere nur daran, dass die aufgrund heftigster Reaktionen aus der Bevölkerung und dank Intervention Ihrerseits für den 7./8. Februar 2015 geplante bezirksübergreifende Fuchsjagd im Kreis Euskirchen von der Kreisjägerschaft abgesagt wurde – und dass letztendlich triumphierend von dem Landesjagdverband NRW mitgeteilt wird, dass die Fuchsjagd wie geplant stattgefunden habe, dass lediglich auf die Streckenlegung verzichtet worden sei, „um Übergriffe durch militante Jagdgegner zu vermeiden“.

Des Weiteren ist es eigentlich überflüssig, auf die besondere Grausamkeit der Baujagd hinzuweisen, schließlich haben Sie als Verantwortlicher diese ja im neuen Jagdgesetz verboten und nur in Ausnahmefällen eine Möglichkeit der Genehmigung gegeben.

Aktuell wurde u.a. im Kreis Steinfurt durch Verfügung eine solche (nicht gerechtfertigte) Ausnahmegenehmigung für die Fuchsjagd im Kunstbau erteilt, über große Flächenbezirke und über einen Zeitraum von 2 Jahren hinweg.

In den farbig unterlegten Kreisen in NRW soll die Jagd im Kunstbau auf Antrag hin weiterhin erlaubt sein. So unterwandert der Gesetzgeber sein eigenes Gesetz.

Was aber vielleicht ein ganz neuer Aspekt ist, der mir erst jetzt nach tagelanger Beschäftigung mit diesem o.g. Skandal in den Sinn kommt, ist der folgende: Da die Ausbildung der Jagdhunde an lebenden Füchsen in der Schliefenanlage dank Ihres Engagements ebenfalls verboten ist (obwohl es ja auch hier Ausnahmen gibt, z.B. Schliefenanlage in Südlohn-Oeding) und die Hunde lediglich an der Duftspur des lebenden Fuchses trainiert werden dürfen, ist die Kunstbaujagd doch die ideale Möglichkeit, die Hunde trotzdem am lebenden Fuchs auszubilden!!!

Das niederträchtige, verlogene, selbstsüchtige Treiben der Jäger, die doch nach außen hin so viel auf Ehre und Ansehen und Anstand ihrer Zunft geben, ist in den genannten Punkten so offensichtlich, dass man zunehmend Angst bekommen muss, Angst um unsere Natur, der man eh zunehmend Lebensraum nimmt, Angst als Tierfreund, Tierschützer, Tierrechtler oder auch „nur“ als religiöser Mensch, der seine Mitgeschöpfe achtet und liebt und dafür verbal angegriffen, hinters Licht geführt, ja sogar kriminalisiert wird, Angst vor der Sinnlosigkeit jeglichen Engagements, welches ständig hintertrieben wird, und von der Angst vor einem der vielen „Unfälle“ mit Jagdwaffen will ich erst gar nicht reden.

Schade, vor allem für unsere Natur, für die Sie sich mit einem neuen Jagdrecht eingesetzt haben. Ein Jagdrecht, das auch darauf ausgerichtet sein sollte, einen möglichst breiten Konsens der unterschiedlichen Interessengruppen zu erzielen in der Hoffnung, dass sich so die getroffenen Regelungen dauerhaft durchsetzen. Traurig, dass der Konsens besonders im Hinblick auf Methoden wie Schliefenanlage, Baujagd und bezirksübergreifende Fuchsjagden, die ja auch anderes Wild massiv stören, von einer Seite permanent unkontrolliert und ungestraft gebrochen wird.

In der Hoffnung auf Überprüfung der „Allgemeinverfügung zur Aufhebung des Verbotes der Baujagd auf Füchse im Kunstbau auf dem Gebiet des Kreises Recklinghausen für die Jagdjahre 2015/2016 und 2016/2017“ vom 14.12.2015 und deren Aufhebung verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen R.K.“

19.12.2015

Jagdgrüne Götter

Dr. Peter Hawe, Weinheim (erschienen als Leserbrief in den Weinheimer Nachrichten vom 12.12.2015)

Als die Medien vor einem Jahr über das Auftauchen eines Wolfes in unseren Wäldern berichteten, habe ich spontan geäußert, dass dieser Wolf nicht lange leben wird, es wird sich ein Jäger finden, der ihn in „Notwehr“ erschießt. Genauso ist es passiert. Es bestätigt die Vermutung, dass Jäger weder am Naturschutz noch an einer ausgeglichenen Ökologie interessiert sind, sondern die Trophäe ist das Ziel ihres Handelns.

In "Notwehr" erschossen
Bild: www.anderfotografiert.com

Allein in der alten BRD haben wir über 250.000 jagdgrüne Götter (und von denen gibt es zu viele und von den Wölfen absolut zu wenige), die ihren Urtrieb nahezu ungezügelt ausleben könnten, sich als Herr über Leben und Tod in der Natur aufspielen dürfen und ein Gemeingut unserer Gesellschaft, nämlich die Wildtiere, in eigener Regie nutzen oder missbrauchen können. Was die Jäger regulieren, ist das Gleichgewicht ihrer persönlichen Interessen, das sie an ihrem Revier haben. Das biologische Gleichgewicht ist den meisten Jägern schon deshalb gleichgültig, weil sie gar nicht wissen, was es bedeutet.

Ein weiterer Leserbrief von Herrn Dr. Hawe: Jagd die Jäger aus dem Wald



18.12.2015

Neue Jagdverordnung in Hessen - kein Mut zu Veränderungen

Ab 2016 gilt in Hessen eine neue Jagdverordnung. Ein Ziel der neuen Regelung war es, die Jagd- und Schonzeiten wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen. 

In einigen wenigen Punkten gab es Anpassungen der Jagdzeiten, die Wildtierschutz Deutschland ausdrücklich begrüßt. So wird voraussichtlich eine Schonzeit für erwachsene Füchse eingeführt, die Jagdzeiten für Hermelin, Baummarder, Mauswiesel und Iltis werden gestrichen und die Jagd auf Rabenkrähen, Feldhasen und Rebhühner eingeschränkt.

Jungfüchsen wird keine Schonzeit zugebilligt

Gleichwohl zeigt die neue Jagdverordnung  - wie zuvor ähnlich schüchterne Änderungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen -,  dass der Politik jeglicher Mut zu richtungweisenden Änderungen des Jagdrechts fehlt. Diese sollten nach Meinung von Wildtierschutz Deutschland einen vollkommenen Verzicht der Jagd auf Füchse, Marder, Waschbären und andere Beutegreifer sowie die Vogeljagd umfassen.

Nach übereinstimmender Meinung der meisten Tier- und Naturschutzverbände trägt dieser Teil der Jagd weder zum Artenschutz bei, noch zu einer nachhaltigen Veränderung der Bestandszahlen dieser Tierarten.


17.12.2015

And the winner is .... Reineke Fuchs

Timo Litters – Unterstützer von Wildtierschutz Deutschland – hat mit einem Fuchsmotiv einen der größten Fotowettbewerbe Deutschlands mit etwa 1.500 Teilnehmern und 4.500 Bildern gewonnen. Hier das Siegerbild:

Das Siegerbild von Timo Litters

Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb vom STERN-Magazin, Olympus Deutschland und dem VIEW-Magazin.

Wir gratulieren!

Hier gibt’s weitere Bilder von Timo

16.12.2015

Narrenfreiheit für die Bauern im Rheiderland?

Vom Wattenrat Ostfriesland
Längst haben die Bauern das Heft des Handelns in der Hand: von 15 "anerkannten" Naturschutzverbänden (BUND, NABU etc.) in Niedersachsen hört man kaum oder nichts zur ständigen Hetzerei dieses hochsubventionierten Berufstandes gegen die arktischen Zugvögel, die im Rheiderland im Nordwesten Niedersachsen ihre Überwinterungsgebiete haben (Ems-Dollart-Gebiet).

Bauern, die am Vertragsnaturschutz teilnehmen, erhalten schon 250 Euro/ha/a für Gänse-Fraßschäden, egal ob sie eingetreten sind oder nicht, und sie wollen mehr.

Ein ständiges Gänse-Monitoring gibt es bereits seit Jahren, nur gefallen die Ergebnisse offenbar nicht. Nun wird Druck gemacht: beim niedersächsischen Umweltministerium und der EU-Kommission.

Landschaftsfraß durch Windkraftanlagen
Bild: Eilert Voß
Notfalls wollen diese Bauern zur Zitat "Selbsthilfe greifen und die nordischen Wintergäste  fristgerecht nach Vertragsablauf wieder auf die Rückreise schicken". Wenn damit gezielte Vertreibungen von den Rast- und Äsungsflächen gemeint sind, könnten das Straftaten sein.

Es ist aus dem Rheiderland bekannt, dass Jäger auch in Pulks von nichtjagdbaren  Gänse schießen, was eine (kaum zu ahndende) Straftat ist.

Durch die völlig verfehlte Energiepolitik mit dem Landschaftsfraß durch Windkraftanlagen (Scheucheffekt), Maisanbau, Überdüngung und die Umwandlung von Grünlandflächen durch Neueinsaat von Industriegräsern ("Grünlanderneuerung") wurden großflächig ehemalige Äsungsflächen für Gänse zerstört, die nun auch in die "Restflächen" ausweichen. Dennoch machen die Bauern bis zu vier Silageschnitte pro Jahr, trotz oder wegen der Gänse? 

Schäden am Gras entstehen auch durch Bodenverdichtungen durch die schweren Maschinen mit anschließenden Staunässeschäden oder durch Frost; auch das wird den Gänsen in die Schnäbel geschoben, um an Geld zu kommen!   

Haben diese Bauern eigentlich Narrenfreiheit?

Mehr zum Thema:
Gänse in Ostfriesland: dreiste Lügenbauern
Schäden am Wintergetreide: Fraß oder Frost?


10.12.2015

Neuzugänge

Herzlichen Dank all` denen, die es uns ermöglicht haben seit 2015 drei weitere Wildtierauffangstationen dauerhaft finanziell unterstützen zu können:

Die Tier-Oase Stefanshof von Helga und Stefan Weiß nimmt Tiere auf, um die sich sonst niemand mehr sorgt. Den Weg zu Wildtierschutz Deutschland hat der Gnadenhof über sein Engagement für die Versorgung und das Aufpäppeln unserer ganz jungen Füchse gefunden.

Steinmarder: andersfotografiert.com

Der Eichhörnchen-Schutzverein hat in diesem Jahr sage und schreibe 578 Eichhörnchen aus dem Großraum München aufgenommen, gesundgepflegt, in Pflegestellen vermittelt, ausgewildert. Dazu Feldhasen, Marder, Wildkaninchen, Igel, einen Biber und zwei Maulwürfe. Da stößt Tierschutzarbeit derweil gesundheitlich an die Grenzen der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Unser dritter Neuzugang ist KiTiNa – das steht für Kinder, Tiere, Natur. Man hilft hier nicht nur verletzten, verwaisten und kranken Wildtieren, sondern hat sich zur Aufgabe gemacht, auch themenorientierte Kurse und Aktionen rund um das Thema Tier und Natur für Kinder und Jugendliche anzubieten.


Neben diesen drei neuen Organisationen unterstützen wir weiterhin eine Fuchsauffangstation, den Igelhof Aurachtal, ein Projekt zur Rehkitzrettung, die Aktion „Keine Jagd auf meinem Grundstück“ und das Marderhilfsnetz.

06.12.2015

Fuchsbandwurm: Jagd ist Teil des Problems

Dag Frommhold
Regelmäßig wird in den Medien über den Fuchsbandwurm berichtet – bisweilen in einem Ton, der an Hysterie grenzt. Grund dafür dürfte nicht zuletzt die Pressearbeit der Jagdverbände sein, die die Angst vor dem Parasiten gezielt schüren, um die Jagd auf Meister Reineke zu rechtfertigen. Tatsächlich kann man sich vor dem Fuchsbandwurm jedoch mit einfachen Mitteln schützen. Und Forschungsergebnisse zeigen, dass die Fuchsjagd das Risiko für den Menschen keinesfalls verringert, sondern es sogar ansteigen lässt.

Vor allem im Süden Deutschlands trägt ein beträchtlicher Teil der Füchse den Fuchsbandwurm als Darmparasiten in sich. Die Bandwurmeier, die sie mit dem Kot ausscheiden, können beim Menschen die sogenannte alveoläre Echinokokkose verursachen, eine ernste Krankheit, die lebenslanger Behandlung bedarf. Was zunächst gefährlich und unberechenbar klingt, ist in Wirklichkeit jedoch eine extrem seltene Erkrankung, vor der man sich mit einfachen Mitteln zuverlässig schützen kann.

Bild: Luise Dittombée
Dennoch schüren einschlägige Medienberichte die Angst vor dem Fuchsbandwurm, nicht zuletzt als Resultat eifriger Pressearbeit der Jagdverbände. Diese nutzen die latente Furcht der Bürger von einer Infektion mit der Echinokokkose wiederum, um für die Fuchsjagd zu werben – nur durch die intensive Jagd auf den Fuchs, so argumentieren sie, könne man den Fuchsbandwurm eindämmen.

Kein Grund zur Panikmache
Dabei ist frappierend, wie schlecht selbst in vermeintlichen Fachkreisen zum Thema Fuchsbandwurm recherchiert wird. So schrieb die „Ärzte Zeitung“ jüngst, im Jahr 2015 seien bis zum August bereits 96 Erkrankungen am Fuchsbandwurm (sog. alveoläre Echinokokkose) gemeldet worden. Tatsächlich hatte man dabei aber Infektionen mit dem gut doppelt so häufigen Hundebandwurm (zystische Echinokokkose) fälschlicherweise dem Fuchsbandwurm zugeschlagen. Wie die Meldedaten des Robert-Koch-Instituts in Berlin zeigen, lag die Zahl der Fuchsbandwurminfektionen dagegen auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren, in denen bundesweit jeweils etwas mehr als 30 Menschen erkrankten – weit weniger übrigens, als beispielsweise durch Jagdwaffen oder Blitzschläge zu Schaden kommen.

Jagdverbände wie Jagdmedien witterten offensichtlich dennoch ihre Chance, Angst vor Füchsen zu schüren und dadurch Rückendeckung für die Fuchsjagd zu gewinnen. Gierig griffen sie die Meldung der Ärzte Zeitung auf und verbreiteten sie mit Schlagzeilen wie „Füchse sind gefährlich!“ (jagderleben.de) eifrig weiter, nicht ohne es zu versäumen, auf die vermeintliche Notwendigkeit der Bejagung von Füchsen hinzuweisen.

Luxemburg: Kein Zusammenhang zwischen Jagdverbot und Fuchsverbot
Ganz ähnliches hatte sich bereits einen Monat zuvor in Luxemburg abgespielt, wo Füchse derzeit aufgrund eines zunächst einjährigen Jagdverbots vor Nachstellungen geschützt sind. Seit Jahren liegen die Befallsraten luxemburgischer Füchse mit dem Fuchsbandwurm bei etwa 20-30 %; ein Niveau, das etwas unterhalb jener der angrenzenden deutschen Bundesländer liegt. Als die Untersuchung von 32 tot aufgefundenen Füchsen im Oktober jedoch ergab, dass 13 von ihnen Bandwürmer im Darm trugen – eine Quote von etwa 40 % - , war der luxemburgische Jagdverband schnell dabei, den Grund für den Anstieg in der aktuellen Schonzeit für Füchse zu suchen. Die Meldung gab den gebetsmühlenhaft wiederholten Forderungen des luxemburgischen Jagdverbands nach einer umgehenden Aufhebung des  Jagdverbots neuen Auftrieb.

Dass eine derart geringe Stichprobengröße bei einem so niedrigen Unterschiedsniveau (zehn Prozentpunkte entsprechen etwa drei Tieren) überhaupt keine Aussage erlaubt und die Differenz mit beträchtlicher Wahrscheinlichkeit reiner Zufall ist, blieb dabei aber unerwähnt. „Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass die Befallsraten in Luxemburg sich anders entwickeln als in den benachbarten deutschen Bundesländern“, erläutert daher Felix Wildschutz, Direktor des luxemburgischen Veterinäramts, gegenüber fuechse.info. „Es besteht auch keine Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen dem Jagdverbot und den Befallsraten der Füchse existiert.“



Fuchsjagd lässt das Infektionsrisiko für Menschen ansteigen
Tatsächlich gibt es keinen einzigen Beleg für die Hypothese, der Fuchsbandwurm könne durch intensivere Fuchsjagd zurückgedrängt werden. Wie spätestens die dramatischen Misserfolge bei der Tollwutbekämpfung in den 1960er und 70er Jahren eindrucksvoll gezeigt haben, lassen Fuchsbestände sich großflächig nicht durch die Jagd reduzieren. Damals verfolgte man Füchse mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – bis hin zur Vergasung ganzer Fuchsfamilien im Bau. Dennoch gab es  nach zwanzig Jahren rigorosester Fuchsjagd mehr Füchse als je zuvor, und die Tollwut griff ungehindert weiter um sich. Fuchspopulationen reagieren auf intensive Bejagung nämlich mit steigenden Geburtenraten, wodurch auch hohe Verluste schnell wieder ausgeglichen werden.
Bereits bei der Tollwutbekämpfung erwies die Fuchsjagd sich jedoch nicht nur als wirkungslos, sondern sogar als kontraproduktiv. Zwar beeinflusst sie den Gesamtbestand nicht nachhaltig, führt durch die steigenden Geburtenraten aber zu einem höheren Anteil an Jungfüchsen an der Gesamtpopulation. Da diese Jungfüchse sich jedoch im Herbst ein eigenes Revier suchen und dabei oft viele Kilometer zurücklegen, sind sie es, die die Tollwut oft erst in neue Gebiete einschleppen. So ist es zu erklären, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut sogar zunahm, bevor man die Seuche durch den flächendeckenden Abwurf von Impfködern aus Flugzeugen schließlich besiegte.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine derartige kontraproduktive Wirkung der Jagd auch für den Fuchsbandwurm gilt. So finden sich im Darmtrakt junger Füchse deutlich mehr ausgewachsene Exemplare des Fuchsbandwurms, als es bei älteren Tieren der Fall ist1,2,8. Im Laufe ihres Lebens entwickeln Füchse offensichtlich Abwehrmechanismen gegen den Parasiten. Dies lässt den Schluss zu, dass in bejagten Fuchsrevieren unter dem Strich mehr Eier des Fuchsbandwurms in die Umwelt abgegeben werden, weil dort der Anteil für den Bandwurm empfänglicher Jungfüchse höher ist. Das Infektionsrisiko für Menschen steigt durch die Jagd also demnach an.

Einfache, aber wirkungsvolle Schutzmaßnahmen
Ganz davon abgesehen, dass eine Erkrankung an der alveolären Echinokokkose schon rein statistisch extrem unwahrscheinlich ist, kann man sich mit einfachen Maßnahmen davor schützen. Die weitaus wichtigste davon ist, Hunde und Katzen regelmäßig – am besten alle sechs Wochen - zu entwurmen und im Umgang mit ihnen Hygiene zu wahren. Durch den Verzehr von Mäusen, die mit dem Bandwurm infiziert sind, können sie ähnlich wie der Fuchs zu Ausscheidern von Fuchsbandwurmeiern werden. Experten gehen davon aus, dass der weitaus größte Teil der Infektionen mit alveolärer Echinokokkose auf das Konto unzureichend entwurmter Heimtiere geht.

Bodennah wachsende Waldbeeren sind – anders, als es oft dargestellt wird – als Infektionsquelle dagegen unbedeutend. Einerseits ist es extrem unwahrscheinlich, dass eine Beere jemals mit Fuchskot in Kontakt kommt und dann auch noch ungewaschen verzehrt wird, andererseits scheint nur eine Dauerexposition – also der regelmäßige Kontakt mit Bandwurmeiern – auch zu einer Infektion zu führen. Immer mehr Epidemiologen zweifeln daher grundsätzlich an, dass der Infektionsweg über kontaminierte Pilze oder Waldfrüchte überhaupt eine Rolle spielt. Wer sich dennoch unwohl fühlt, kann eventuelle Bandwurmeier durch das Erhitzen der Nahrung auf mindestens 60 Grad sicher abtöten.

Zu guter Letzt ist es in Gebieten mit hoher Verbreitung des Fuchsbandwurms ratsam, sich nach der Gartenarbeit die Hände zu waschen. Dadurch kann man verhindern, dass man eventuell an den Händen haften gebliebene Fuchsbandwurmeier aufnimmt.

Kein Zusammenhang zwischen Befallsraten der Füchse und Infektionen beim Menschen
Interessanterweise scheint es jedoch nur wenig Zusammenhang zwischen der Befallsraten der Füchse mit dem Fuchsbandwurm und der Anzahl auftretender Echinokokkose-Erkrankungen beim Menschen zu geben. Die Forscher um den ungarischen Epidemiologen Sréter stellten beispielsweise fest, dass trotz deutlich ansteigender Befallsraten der Füchse in den 1990er Jahren auch langfristig keine Zunahme an Echinokokkosefällen zu verzeichnen war9. Sie erklären diesen Umstand mit dem gewachsenen Hygienebewusstsein der Menschen, insbesondere im Umgang mit Haustieren.

Die regelrechte Hysterie, die der Fuchsbandwurm vielerorts auszulösen scheint, ist also ganz offensichtlich ungerechtfertigt. Zudem gibt es heutzutage Entwurmungsköder, mit deren Hilfe das Auftreten des Fuchsbandwurms in Fuchspopulationen auf nahezu null reduziert werden kann3. Von 2003 bis 2007 wurden beispielsweise im Landkreis Starnberg Entwurmungsköder verteilt. Waren 2003 noch 51% der Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert, so sank diese Zahl im Jahr 2005 auf 42%, 2006 auf 12%, und im März 2007 betrug die Befallsrate sogar nur noch 0,8%6,7. Auch hier gilt allerdings, dass die Fuchsjagd einen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit der Beköderung hat. Da Jagddruck die Wanderbewegungen in Fuchspopulationen ansteigen lässt, erhöht sie das Risiko, dass nicht entwurmte Tiere von außen in das beköderte Areal eindringen und dabei den Bandwurm wieder einschleppen4. Dennoch gilt, dass – von den erwähnten einfachen Vorsichtsmaßnahmen abgesehen – die Entwurmung von Füchsen das einzig wirksame Mittel gegen den Fuchsbandwurm darstellt.

Jagd: Teil des Problems
Wer dagegen – ob aus Unwissen oder verantwortungslosem Kalkül – die Jagd als probates Mittel gegen den Fuchsbandwurm propagiert, muss sich vorwerfen lassen, nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems zu sein. Immerhin deutet einiges darauf hin, dass die Jagd auf Meister Reineke die Verbreitung des Bandwurms sowie das Infektionsrisiko für den Menschen sogar ansteigen lässt. Den Fuchsbandwurm zu instrumentalisieren, um die Fuchsjagd zu rechtfertigen, ist daher schlichtweg zynisch und gefährdet im schlimmsten Fall sogar Menschenleben.

Literatur

1) P. Deplazes, D. Hegglin, S. Gloor, T. Romig (2004): Wilderness in the city: the urbanization of Echinococcus multilocularis". TRENDS in Parasitology Vol.20 No.2
2) D. Ewald, J. Eckert (1993): Verbreitung und Häufigkeit von Echinokokkus multilocularis bei Rotfüchsen in der Nord-, Süd-, und Ostschweiz sowie im Fürstenturm Liechtenstein. Zeitschrift für Jagdwissenschaften, 39, 171-180
3) D. Hegglin, P. Deplazes (2008): Control strategy for Echinococcus multilocularis. Emerg Infect Dis 14, 1626-1628
4) D. Hegglin, P.I. Ward, P. Deplazes (2003): Anthelmintic Baiting of Foxes against Urban Contamination with Echinococcus multilocularis, Emerging Infection Diseases, 9(10)
5) S. Hofer, S. Gloor, U. Müller, A. Mathis, D. Hegglin, P. Deplazes (2000), High prevalence of Echinococcus multilocularis in urban red foxes (Vulpes vulpes) and voles (Arvicola terrestris) in the city of Zürich, Switzerland. Parasitology, 120, 135-142
6) A. König, T. Romig, C. Janko, R. Hildenbrand, E.A. Holzhofer, Y. Kotulski (2008): Integrated-baiting concept against E. multilocularis in foxes is successful in Southern Bavaria, Germany. European Journal of Wildlife Research 54, 439-447
7) A. König, T. Romig (2007), Bericht an die Gemeinden des Landkreises Starnberg sowie die Gemeinden Neuried und Planegg über das Projekt Kleiner Fuchsbandwurm im Bereich der Gemeinden im Landkreis Starnberg sowie den Gemeinden Neuried und Planegg im Landkreis München
8) K. Tackmann, U. Loschner, H. Mix, C. Staubach, H.H. Thulke, F.J. Conraths (1998): Spatial distribution patterns of Echinococcus multilocularis (Leuckart 1863) (Cestoda: Cyclophyllidea: Taeniidae) among red foxes in an endemic focus in Brandenburg, Germany. Epidemiol Infect 120, 101-109
9) T. Sréter, Z. Széll, Z. Sréter-Lancz, I. Varga (2004): Echinococcus multilocularis in Northern Hungary. Emerging Infectious Diseases

03.12.2015

Tierleid - wann wird die Kirche Stellung beziehen?

Schreiben vom 8.11.2015 von Maria Groß, Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V., an  Dr. Silvia Katharina Becker, Hörfunkbeauftragte d. dt. Bischofskonferenz

Sehr geehrte Frau Dr. Becker,

durch Zufall habe ich Ihre heutige Sendung „Am Sonntagmorgen: Albert Schweitzer und die Ehrfurcht vor den Tieren“ im Deutschlandfunk gehört und war heftig überrascht, dass vonseiten der katholischen Kirche nun doch einmal ein Wort zu diesem Thema kam.

Ich war bewegt davon, dass Sie so schön gesprochen haben – genau in dem Sinne, den wir Tierschützer/innen uns schon längst vergeblich von der Kirche gewünscht haben. Ihrer Rede konnte ich wirklich bei jedem Wort zustimmen. In Anlehnung an Albert Schweitzer haben Sie mit feinem Gefühl genau den Punkt getroffen: die Ehrfurcht vor den Tieren.

„Wie bitteschön“, höre ich gleich die katholische Stimme meiner Kindheit sagen, „es sind doch nur Tiere. Sie stehen so unvergleichlich viel tiefer als wir Menschen. Nur den Menschen gilt das Erlösungswerk und nur sie sind die Kinder Gottes.“ Ich weiß sogar aus längst abgelegter katholischer Vergangenheit, dass Tiere „keine Seele“ haben und dass es rechtens ist, sich ihrer zu bedienen.

Diese Geisteshaltung hat viel Böses angerichtet. Wir leben in einem Land, in dem Milliarden Puten, Schweine, Rinder, Kaninchen, Enten, Gänse - alle aufs Wunderbarste ausgestattet mit „Leben, das leben will wie wir“ - für unsere Gier nach Fleisch in dunklen Hallen dahinsiechen. Aus den glitschigen Spaltenböden stechen die Ammoniakdünste und zerfressen die Lungen der intelligenten und lebensfreudigen Schweine. Milliarden von Masthühnern, Puten usw. stehen im eigenen Kot ohne Bewegung, ohne Sonnenlicht, ohne auch nur annähernd ihre artgemäßen Wünsche ausleben zu können.

Als aktive Tierschützer sahen wir bei unseren Tierschutzaktivitäten Tausende von gequälten, zerrupften Hühnern mit abgeschnittenen Schnäbeln in viel zu engen Käfigen auf Drahtgittern ihr kurzes Leben fristen.

Wir sahen Rinder und Schweine, die brutal und trotz Verbot mit dem Elektrostab zur Schlachtung getrieben wurden und dann, mehr oder weniger betäubt, jedenfalls zum Teil noch zappelnd zerteilt wurden.

Die Geisteshaltung der Kirche hat viel Böses angerichtet

Wir sahen Schweinemütter in der „eisernen Jungfrau“, die die meiste Zeit ihres Lebens kaum aufstehen, geschweige denn sich umdrehen konnten. Wir sahen Kühe, die nach ihren Kindern weinten, weil man sie ihnen schon am ersten Tag wegnahm, um selbst an die Milch zu kommen und Kälber, die brutal auf Lastwagen verladen wurden, um auf elenden Tiertransportern quer durch Europa und darüber hinaus eine qualvolle Deportation zu erleiden.

Wir sahen Fische, die lebend und das Maul weit aufreißend, auf den Märkten in der Sonne feilgeboten wurden oder ebenfalls noch lebend, zu Tausenden in Kisten verpackt und abtransportiert oder lebend auf dem Markt zerteilt wurden. Wir kennen Hunde, die in der Mülltonne gefunden wurden und könnten noch Seiten füllen mit schrecklichen Dingen, die unseren Brüdern und Schwestern, den Tieren, alltäglich angetan werden.

Für jedes Schnitzel gibt es ein Leben zuvor, und es war schrecklich und grausam von Anfang bis zum Ende.

Wenn wir Tierschützer daran verzweifeln, dass den christlichen Kirchen das Leiden, das wir Menschen über die Tiere bringen, schlichtweg egal ist, dann sind Sie persönlich ganz sicher nicht die richtige Adresse für Kritik. Aber wir fragen uns natürlich, wann wird die Kirche denn, über Einzelfälle hinausgehend, endlich laut und eindeutig Stellung beziehen? Wie lange soll die Qual der Geschöpfe Gottes weitergehen, bis die Amtskirche sich dazu bemüßigen wird, dieses Thema so öffentlich und selbstverständlich wie andere Themen zu bewegen? Wo bleibt der Barmherzige Samariter, der das Leiden erkennt und handelt?

Dabei sind alle christlichen Kirchen gleich. Wir haben 3 volle Jahre mit einem intensiven Schriftwechsel darum gerungen, eine persönliche Vorsprache zu diesem Thema bei Bischof Huber zu erhalten. Beim Kirchentag erhielten wir hunderte von Unterschriften für unseren Appell an ihn. Schließlich wurden uns genau 15 Minuten zugestanden, unser Anliegen vorzubringen. Eine Resonanz haben wir noch nicht gehört. 

Es gibt viele Ausflüchte, die die Menschen erfinden, um nicht Ehrfurcht oder Mitleid vor der Kreatur haben zu müssen. Sie sagen: Die Tiere merken das nicht - oder etwas Ähnliches. Die Wissenschaftler sagen, man müsse erst weiter erforschen, ob ein eingesperrtes Tier, dem jedes artgerechte Verhalten verboten wird, wirklich darunter leide. Andere sagen einfach, es gäbe Wichtigeres.

Wir können es der katholischen Kirche nicht ersparen: die christliche Tradition hat unsere westliche Geisteshaltung geprägt – was für die Tiere zum Horror wurde. Zugegeben: die Sache ist für die Kirche ja nicht so einfach. Denn wenn sie die Ehrfurcht vor den Tieren ernst nähme, was müsste die Kirche tun?

Sie müsste ihre Mitglieder aufrufen, ihren Fleischkonsum hochgradig zu überdenken, (womit wir gleichzeitig viel Gutes für Klima, Umwelt und die Menschen in den ärmeren Ländern täten). Sie müsste das Unrecht, das Gottes Geschöpfen angetan wird, beim Namen nennen und würde riskieren, dass diejenigen, die das nicht hören wollen, sich von ihr abwenden, wozu im Falle der Kirche ganz sicher auch ein großes, finanzstarkes Klientel gehörte. Hier könnte die Kirche aber „Rückgrat“ beweisen und Glaubwürdigkeit gewinnen.

Die Menschen müssten auch über ihre Selbstverständlichkeit nachdenken, mit der sie die Tiere milliardenfach zu Versuchszwecken greifen. Wie ist es mit der Ethik, die nach Albert Schweitzer „keinen Unterschied zwischen wertvollem und weniger wertvollem Leben“ macht? Wenn wir denn, unserem großen Vorbild folgend, eine solche Unterscheidung ablehnen, müssten wir die tierfreie Forschung vorantreiben und nicht immer wieder die menschliche Überlegenheit ausspielen.

Darüber hinaus müssten wir uns im Sinne von Christian Morgenstern verhalten, der sagte: „Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten.“

Es gäbe also viele Gründe und es wäre an der Zeit, dass die Kirche „den Mund auftut für die Stummen“. Es wäre an der Zeit, dass sie nicht nur in Einzelfällen Stellung bezieht und dass die Auseinandersetzung mit dem Thema und seiner Vielschichtigkeit offiziell von den Kanzeln gepredigt wird und dass die Kirchen ein praktisches Beispiel geben, eine neue Einstellung im Alltag zu leben.

Die Kirchen nehmen sich das Recht, bei allen gesellschaftlich relevanten Themen mitzureden. Warum nur halten sie sich bei diesem wichtigen Thema heraus?

Um auf Sie, sehr geehrte Frau Dr. Becker, zurückzukommen: wir möchten Sie mit unserem Brief ermutigen, damit fortzufahren, Ihre feine Haltung den Tieren gegenüber öffentlich zu bekennen und sie in die Gesellschaft, besonders aber in Ihre Kirche hineinzutragen. Dort wird Ihr Gedankengut schrecklich vermisst.

Mit freundlichen Grüßen
Maria Groß

zum gleichen Thema: Weihnachtspost von Maja Prinzessin von Hohenzollern




02.12.2015

Ihre Stimme für die Einschränkung des Waffenbesitzes

Die EU möchte, dass der Verkauf und die Registrierung von Feuerwaffen strenger kontrolliert und stärkere Regeln eingeführt werden, um deaktivierte Waffen auf Dauer unbrauchbar zu machen. Das vorgestellte Maßnahmenpaket sieht u.a. vor, die Feuerwaffen-Richtlinie, in der der Erwerb und Besitz von Waffen durch Privatpersonen sowie die Verbringung von Waffen in ein anderes EU-Land geregelt sind, zu verschärfen. So sollen künftig etwa strengere Vorschriften für das Verbot von halbautomatischen Feuerwaffen, strengere Bedingungen für Online-Waffenkäufe, weitere Beschränkungen für die Verwendung deaktivierter Feuerwaffen sowie EU-weit einheitliche Regeln für die Kennzeichnung von Feuerwaffen gelten.

Der Deutsche Jagdverband und diverse Waffenlobbyisten haben zum Protest gegen die Novellierung der Feuerwaffen-Richtlinie aufgerufen. Wir sind für jegliche Einschränkung des Besitzes von Waffen.
Jeder kann hier seinen Kommentar zu den Vorschlägen abgeben: Kommentar Feuerwaffen-Richtlinie

Hier einige Argumente, die Sie aufgreifen können:

Was soll geändert werden?
Warum unterstützen wir das?
1. Regelmäßige medizinische Tests von Legalwaffenbesitzern
  • Statistiken belegen, dass z.B. durch den Einsatz von legal erworbenen Jagdwaffen jedes Jahr alleine in Deutschland etwa 40 Menschen umkommen.
  • Aus diesem Grunde befürworten wir regelmäßige medizinische Tests von Legalwaffenbesitzern.
2. Verbot bestimmter halbautomatischer Waffen (Kategorie B7)
  • Jede Einschränkung von Privatpersonen hinsichtlich des Besitzes von Waffen reduziert das Risiko von Straftaten, bei welchen auch legal erworbene Waffen zum Einsatz kommen.
  • Aus diesem Grunde befürworten wir das Verbot bestimmter halbautomatischer Waffen.
3. Verbot des Online-Handels von Waffen und Waffenteilen
  • Jede Einschränkung des Handels mit Waffen reduziert das Risiko von Straftaten, bei welchen auch legal erworbene Waffen zum Einsatz kommen.
  • Aus diesem Grunde befürworten wir das Verbot des Online-Handels von Waffen und Waffenteilen
4. Zeitliche Beschränkung der waffenrechtlichen Erlaubnis
  • Jede Einschränkung des Besitzes von Waffen reduziert das Risiko von Straftaten, bei welchen auch legal erworbene Waffen zum Einsatz kommen.
  • Aus diesem Grunde befürworten wir eine zeitliche Beschränkung der waffenrechtlichen Erlaubnis.

Ihr Kommentar zur Feuerwaffen-Richtlinie
 
Bild: Eilert Voß

25.11.2015

Jagd ist Tierquälerei!

Jagdverbände behaupten, Jagdausübung und Tierschutz seien keine Gegensätze. Die Ansprüche des Tierschutzes seien bereits in den allgemeinen Grundsätzen "deutscher Waidgerechtigkeit" enthalten.

Papier ist geduldig – die Praxis sieht anders aus: Schuss … und tot! Das trifft in vielen Fällen nicht zu.

Unter anderem haben Untersuchungen in Großbritannien dies gezeigt. Hier wurde die Treffsicherheit von Jägern auf sich bewegende Papiersilhouetten eines Fuchses untersucht. Anhand der Lage der Einschusslöcher und der errechneten Eindringtiefe der Geschosse wurde abgeleitet, dass unter normalen Geländebedingungen jeder zweite Fuchs durch eine Schussverletzung lediglich verwundet worden wäre. 

Tierärztliche Vereinigung: 60 % der weiblichen Tiere wiesen Bauchschüsse auf
Bild: Timo Litters

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) berichtet von Untersuchungen, wonach nach Treibjagden zwei Drittel der Wildschweine nicht sofort tödliche Schüsse aufweisen: im Rücken, im Bauch oder an den Beinen.  Bei Rehen wiesen ca. 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf. Bei der Wasservogeljagd wird häufig mit Schrot in die Vogelschwärme geschossen. Zahlreiche Tiere werden lediglich „angebleit“ und verenden häufig unbemerkt an ihren Verletzungen.

Das sind nur einige wenige Beispiel von „waidgerechter Tierquälerei“, hier noch weitere:
die Haltung von Füchsen in nicht artgerechten Zwingern; die Ausbildung von Jagdhunden mit gefangenen Füchsen; die Baujagd, bei der scharfe Bauhunde sich für beide Seiten blutige Kämpfe mit Füchsen und Dachsen liefern; die Ausbildung von Jagdhunden auf der Hasenspur oder an der lebenden Ente; das Töten von für die Aufzucht erforderlichen Fuchsrüden während der Paarungszeit; das Hetzen von Wild durch nicht unter Kontrolle befindliche Hunde; die Beunruhigung von Wildtieren während der Wintermonate; die Fallenjagd, das Aussetzen von gezüchteten Tieren zum Zwecke der Jagd u.v.m.




23.11.2015

Der Lebensraum Natur braucht die Jagd nicht!

Jäger maßen sich an zu behaupten Jagd sei Artenschutz. Aus diesem Grunde müsse der Jäger regulierend in den Tierbestand eingreifen und zwar insbesondere bei Fuchs, Dachs, Waschbär und Marder.  Dazu sei aus Sicht der Jagdverbände die Fallenjagd unabdingbar.

Zahlreiche Forschungsarbeiten (Langgemach/Bellebaum, Baker/Harris/Webbon, Labhardt, McDonald, Kaphegy u.v.m.) belegen, dass die Jagd auf Fuchs und Co. die Bestände nicht nachhaltig reduziert und schon alleine deshalb keinen signifikanten Einfluss auf die Artenvielfalt hat. Jahr für Jahr werden in Deutschland etwa eine Million Beutegreifer getötet … seit Jahrzehnten. Die Bilanz des „jagdbasierten Artenschutzes“: es gibt kaum noch Rebhühner, der Fasanenbestand ist stark rückläufig, in vielen Bundesländern ist der Hasenbestand zusammengebrochen!

Artenschutz mit der Flinte funktioniert nicht - es ist nicht mehr als ein vorgeschobenes Argument für ein gesellschaftlich kaum noch toleriertes Hobby einer Randgruppe
 Bild: Fabien Gagnon
Da hat die Hege wohl nicht funktioniert! Anders im jagdfreien Kanton Genf in der Schweiz. Wissenschaftler berichten, dass sich dort seit dem Jagdverbot vor über 40 Jahren eine nie gekannte Artenvielfalt insbesondere bei den Wasservögeln entwickelt hat.

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02.11.2015

Anhörung zur Hessischen Jagdverordnung

Heute Vormittag fand im Landtag Hessen vor dem Umweltausschuss die mündliche Anhörung zu den Änderungen der Jagdverordnung statt. Diese umfasst im Wesentlichen die Regelung der Jagd- und Schonzeiten, aber nicht nur.

Repräsentanten des Jagdlagers vertraten mehrheitlich die Position, alles beim Alten zu lassen und schon aus verfassungsrechtlichen (!) Gründen das Jagdrecht und entsprechende Verordnungen nicht zu ändern. Der Ökologische Jagdverein vertrat die Position, dass eine Kürzung der Jagdzeit für Füchse und für andere Beutegreifer durchaus vertretbar sei, insofern die getöteten Tiere nicht einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Die ist beim ÖJV allerdings sehr viel weiter gefasst ist, als bei den Natur- und Tierschutzorganisationen.

Letztere vertreten überwiegend die Meinung, dass es weder für Vögel noch für Beutegreifer (Fuchs & Co) den vom Tierschutzgesetz geforderten „vernünftigen Grund“ für die Bejagung dieser Tierarten gibt. Ferner solle man Rote Liste-Arten wie das Rebhuhn oder den Feldhasen gar nicht jagen dürfen oder in Ausnahmefällen nach der Feststellung entsprechender Besatzdichten (Screening / Monitoring).

Jungfüchse sollen auch weiterhin am Bau bejagt werden können.
Bild: www.frecherfuchs.de

Nach wie vor ist die lodengrüne Fraktion bei den Meinungsmachern in der Überzahl. Erfreulich war allerdings, dass bei dieser Anhörung erstmals zahlreiche Repräsentanten des Tier- und Naturschutzes eingeladen und vertreten waren, die den Reformgegnern auch gutes Kontra gegeben haben.

Über die Ergebnisse der nun stattfindenden Beratungen halten wir Sie auf dem Laufenden.








22.10.2015

Mit der Zeitumstellung gibt es vermehrt auch Wildunfälle

Am 25./26. Oktober ist es wieder so weit. Die Uhren werden auf Winterzeit gestellt – in den Morgenstunden und nach der Arbeit sind Pendler später unterwegs. Damit tritt auch eine ganz wesentliche Veränderung für Wildtiere ein.

Erschwerend für die Tiere ist, dass jetzt auch die Hoch-Zeit der Jäger beginnt. In Mannschaftstärke und mit Unterstützung von Treibern und Hunden werde Fasanen, Feldhasen, Rebhühner aus ihrer Deckung getrieben; in den Wäldern beginnen die als gesellschaftliches Ereignis verrichteten Drückjagden, deren Opfer Rehe sind oder Wildschweine oder was eben vor den Drilling kommt.


Bitte fahren Sie jetzt insbesondere auf den mit Wildwechselzeichen gekennzeichneten Straßen noch vorsichtiger. Wer seine Geschwindigkeit auf etwa 60 km/h reduziert und viel Abstand zum Vordermann hält, leistet schon einen wesentlichen Beitrag zur Schonung der Wildtiere und seiner selbst.

In einer Broschüre von finanzen.de werden wichtige Hinweise sowohl zur Vermeidung von Wildunfällen als auch zum Vorgehen im Schadenfall zusammengefasst.



18.10.2015

Mehr als Freunde - Ein Leben unter Füchsen

Der Naturfotograf Günther Schumann schloss bei seinen Streifzügen durch Wald und Flur Freundschaft mit einer jungen Füchsin: Feline. Schritt für Schritt gewann er ihr Vertrauen und sie verlor jegliche Furcht vor ihm. Mit Fotoapparat und Filmkamera begleitete er Feline über elf Jahre. Als Fuchsmama zeigte sie ihm sogar ihre Welpen. Günther Schuhmann wurde in die Familiengemeinschaft der Füchse aufgenommen. Sogar als die Jungfüchse ihre Partner fanden, zeigten sie keinerlei Scheu vor ihm. So erhielt er Einblicke in das Familienleben von Füchsen, wie wohl noch kein Mensch vor ihm. Jetzt lässt uns der Dokumentarfilm »Mehr als Freunde - Ein Leben unter Füchsen« an dieser ganz besonderen Freundschaft teilhaben.



09.10.2015

Schonzeit für Füchse in Hessen geplant

Im Rahmen der Änderung der Hessischen Jagdverordnung (HJagdV) wollen die Grünen auch eine Schonzeit für Füchse - leider nur für Altfüchse - einführen. Sie sollen künftig vom 1. Februar bis zum 14. August eines Jahres geschont werden, um eine weitgehend ungestörte Aufzucht der Jungtiere zu ermöglichen.

Füchse sind in jeder Hinsicht eine Bereicherung für die Natur – als Aasfresser haben Sie sich den Ruf der Gesundheitspolizei des Waldes verdient, als „Fitnesstrainer" ihrer Beutetiere sorgen sie dafür, dass kranke und reaktionsschwache Tiere ausgesondert werden und die Gene von gesunden und starken Tieren sich weiter vererben.  Insbesondere der Forst ist glücklich über jeden Fuchs, der schließlich etwa 2.000 Mäuse im Jahr vertilgt. Last but not least: Reineke Fuchs ist einfach ein schönes Tier.

Bild: www.berndtfischer.de

Im Kanton Genf in der Schweiz, wo nicht nur Füchse, sondern auch Marder, Dachse und andere Beutegreifer seit über 40 Jahren nicht mehr gejagt werden, hat sich die Biodiversität im Hinblick auf die vorhanden Tierarten seit dem Jagdverbot signifikant verbessert. Es gibt mehr Hasen als anderswo in der Schweiz und eine nie gekannte Vielfalt an Wasservögeln, die letztlich auch der nicht mehr vorhandenen ganzjährigen Störung durch die Jagd geschuldet ist.

Die Fuchsjagd hat nur einen vermeintlichen Nutzen: die Freizeit-Interessen der Jäger zu bedienen. Zu einer nachhaltigen Reduzierung der Bestände führt sie zumindest nicht. Das ist in zahlreichen Forschungsarbeiten jagdunabhängiger Wissenschaftler nachzulesen … oder im Nationalpark Bayerischer Wald zu erleben. Hier wo keine Füchse gejagt werden, hat sich der Bestand stabilisiert, er steigt seit Jahren nicht weiter an … das einzige, was steigt ist das Durchschnittsalter der Füchse. Begleitende Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass weibliche Tiere hier weit weniger als halb so viele Nachkommen haben, als in bejagten Gebieten. 

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05.10.2015

Anmerkung zur Jagd auf Rehwild

Nachdem seit dem 1. Mai die Trophäen-Jäger mit dem Rehbock auf ihre Kosten kamen und auch so genannte Schmalrehe (Tiere, die im jeweils letzten Jahr zur Welt kamen) bejagt werden durften, ist die Jagdzeit seit dem 1. September auch wieder offen für Ricken (weibliche Rehe).  Unseres Erachtens ein viel zu früher Beginn der Jagdzeit, insbesondere weil die Muttertiere noch weit bis in den Oktober führend  - also in Begleitung von jungen Kitzen -  sein können. Ich selbst habe erst gestern Ricke und Kitz auf der Wildtierkamera festgehalten.

Die Chance, dass ein Jäger, der vom Hochsitz aus jagt (Ansitzjagd) und sein Revier mehr oder weniger gut kennt, eine führende Ricke als solche anspricht (erkennt) und entsprechend verschont ist noch relativ hoch. Ganz anders sieht es bei Treib- oder Drückjagden aus. Ein langjähriger Jäger schreibt dazu im Südkurier

„In dem kleinen Revier mit circa 150 Hektar hat das von Jagdhunden gejagte Rehwild bei einer dicht platzierten Schützenkette kaum noch Chancen, unbeschossen durchzukommen. Es ist für den Jäger schwierig, in Sekunden zu erkennen, ob es sich um eine Geiß (Ricke, weibliches Tier), oder ein Schmalreh (1,5 Jahre) oder um einen abgeworfenen Rehbock (Rehbock ohne Gehörn) oder um Rehkitze handelt. Daher kommt es vor, dass Fehlschüsse getätigt werden. Ein gezielter, schnell tödlicher Schuss, was des Jägers Pflicht sein soll, ist daher nicht immer möglich. Abgegebene Schüsse in Keulen, Läufe oder Weichteile bleiben nicht aus, das Rehwild erleidet dadurch erhebliche Schmerzen.“

Etwa zwei Millionen Tiere werden in Deutschland Jahr für Jahr nicht "weidgerecht" erlegt.
Bild: Michael Mayer

Zur Tierschutz-Relevanz stellte die Arbeitsgruppe Jagd und Wildtiere der TVT Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz schon 2011 fest:

„1. Ist das Wild in Bewegung sind tödliche Treffer viel schwieriger als bei stehendem Wild anzubringen; insbesondere bei ungünstigen Schusswinkeln und auf engen Schneisen. So wiesen bei Drückjagden in Hessen bei Rehwild ca. 30 % der männlichen und ca. 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf (Krug, unveröffentlicht).
2. Flüchtendes Rehwild kann auf Grund der arttypischen Bogensprünge nicht sicher getroffen werden.
3. Der Einsatz von Hunden kann zu starker Beunruhigung vieler Wildtierarten führen. Besonders tierschutzrelevant ist, wenn Hunde gesundes Wild greifen.“


Allein diese wenigen Informationen aus dem Munde und der Feder von Jägern (auch der AK Jagd und Wildtiere der TVT ist mit Jägern besetzt) zeigt, wie kritisch die Jagd aus dem Blickwinkel des Tierschutzes betrachtet werden sollte. Und es sind lange nicht nur Rehe, die es mit schlecht schießenden Jägern zu tun haben. Wir gehen davon aus, dass bei ca. sieben Millionen Tieren (inklusive Katzen, Hunden, Rabenvögeln und vielen anderen Arten, die in der Statistik des Deutschen Jagdverbands nicht aufgeführt werden), die im Rahmen der Jagd getötet werden, etwa zwei Millionen Tiere (< 30 %) vor ihrem Tod erhebliche Qualen erleiden.


02.10.2015

16.000 Euro für Treibjagd mit Bouffier

Von Ulrich Dittmann, Arbeitskreis Tierschutz
  
Deutschland ächzt unter Zuwandererströmen und (selbstaufgeladenen) Schuldenbergen, aber der Ministerpräsident von Hessen lädt nach „Fürstenmanier" zu einer kostspieligen, anachronistischen „Gesellschaftsjagd" ein.

Offenbar gilt heute immer noch für´s einfache Volk: "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen" (Friedrich Wilhelm von Brandenburg, 1620-1688).

Tiere abmurksen als Gesellschafts-Event – einfach widerlich, Herr Bouffier.  Schämen Sie sich! Da stellen sich jedem, dessen Gefühls- und Empathieempfinden nicht total mit Hornhaut überwachsen ist, die Haare zu Berge. Jagd ist nun mal ein ständiger, brutaler Eingriff in das Gleichgewicht der Natur - ein die Umwelt schädigendes, schlimmes Überbleibsel unbewältigter Neandertal-Mentalität.

Mit im Jagdfieber zitternder Hand, werden so oft Tiere „angeschweißt", krüppelig geschossen, sterben qualvoll mit zerfetzten Läufen und durchlöchertem Torso oft erst nach Wochen oder Monaten - keinesfalls bleiben die Tiere alle wunschgemäß "im Feuer" liegen. "Wir Jäger sind begnadete Menschen" formulierte so einst in überwältigend bescheidener Selbsteinschätzung Jagdautor Fritz von Forell. So sieht es gewiss auch Bouffier – gemästet vom Steuerzahler - zufrieden thronend in seinem politischen Elfenbeinturm.

Der seinen Killerinstinkt mittlerweile beherrschende Normalbürger steht verständnislos vor dieser mit viel Brimborium verbrämten Lust am Töten. Wenn Bouffier das Umbringen von Tieren, schneiden und wühlen in Tierleibern, in Gedärmen und Blut, als ein so wunderbares Gesellschaftsereignis ansieht, das auch zur politischen Verbesserung von Beziehungen beiträgt, sollte er seine Gäste sinnvoller Weise in ein Schlachthaus einladen. Dort wird ohne Mehrkosten für Ministerpräsidenten und Gäste gewisslich einiges an Gemetzel geboten, an dem sie sich erfreuen können.


Bei Gesellschaftsjagden werden immer wieder auch führende Tiere (also Elterntiere) abgeschossen. Ist verboten, lässt sich aber gerade da, wo man ein Revier nicht bestens kennt, oft nicht vermeiden.
Bild: Luise Dittombée

Aber "Gewehr in der Hand, Hund an der Seite, dies verleiht dem Waidmann (eben) das Gefühl der Macht über Leben und Tod. Jäger haben im Gegensatz zu nicht jagenden Menschen ein großes Machtstreben, sie sind aggressiver und sadistischer. In Ermangelung anderer Bestätigungen findet der Jäger im Jagen persönlichen Stolz, Erfüllung und Selbstbestätigung" - nachzulesen in der Dokumentation "Die Sache mit dem Waidwerk" von Dr. Horst Hagen.

„Der Jäger liebt die Natur wie der Vergewaltiger sein Opfer" artikulierte es ohne Schönfärberei Karin Hutter bereits in ihrem Buch „Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen". Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und Fakt ist leider auch: Je dümmer ein Mensch, um so weniger erkennt er die Intelligenz und Leidensfähigkeit der Tiere - und gegen Dummheit kämpfen bekanntlich selbst die Götter vergeblich an.


30.09.2015

Ringelnatter gegen Erdkröte: Verhoben, oder den Mund etwas zu voll genommen

Von Jürgen Heimann, Rotorman‘s Blog

Nein, das sind keine Jagdszenen aus den schlangenverseuchten Sümpfen des Amazonasgebiets, sondern solche, die sich direkt vor unserer Haustüre abgespielt haben. Der des Medenbacher Naturfotografen  Hans-Günter Schäfer.  Angesichts dessen, was sich da im Langenaubacher Weg  direkt unter seinen Augen ereignete, mochte der Mann selbigen nicht trauen. 

Da hatte eine Ringelnatter den Mund im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich voll genommen und sich eine Erdkröte, deren Umfang um ein Vielfaches größer war als der eigene, als Abendessen auserkoren – aber sich damit wohl etwas verhoben. Nun sieht man diese scheuen, ungiftigen und  streng geschützten Reptilien hier zu Lande nur äußerst selten. Und wenn, dann meist nur für wenige Augenblicke. Dann sind sie schon wieder abgetaucht und verschwunden. In dem aktuellen Fall dauerte das dramatische Schauspiel, das sich dem staunenden Fotografen wie auf dem Präsentierteller zeigte, aber mehr als zweieinhalb Stunden. Was insofern auch außer- und ungewöhnlich war, da Ringelnattern normalerweise tagaktiv sind, diese hier aber ihre Aktion in die späten Abendstunden verlegt hatte.

Fressen und gefressen werden: Wer letztlich als Sieger aus dem Duell hervorging, ist nicht bekannt. Die Erdkröte hielt wacker dagegen. Möglicherweise hat ihr die Fähigkeit, sich in Gefahrensituationen aufblasen zu können und dadurch ihr Körpervolumen beträchtlich zu erhöhen, das Leben gerettet.
Foto: Hans-Günter Schäfer

Die stattliche, fast ein Meter lange und ca. drei Zentimeter dicke Schlange erwies sich dabei als ziemlich hartnäckig und mochte trotz der scheinbaren Aussichtslosigkeit, die kapitale Beute doch noch überlisten und hinunterschlingen zu können, so schnell nicht aufgeben. Immer wieder versuchte das hungrige Schuppenkriechtier, die bereits sicher geglaubte Mahlzeit – Erdkröten stehen auf dem Speisezettel von Ringelnattern ganz oben – in einen Spalt zwischen der Treppe zu ziehen, wohl um sich dort ungestört daran gütlich zu tun. Vergebens.

Die Natur hat auch scheinbare wehrlose Kröten mit gewissen Verteidigungsmechanismen ausgestattet. In diesem Fall der Fähigkeit, sich in Gefahrensituationen aufzublasen und ihr Körpervolumen beträchtlich anschwellen zu lassen. Möglicherweise hat diese Strategie dem tapferen Froschlurch das Leben gerettet. Aber man kann nicht ganz sicher sein.  Als Schäfer nach Mitternacht noch einmal nach dem Rechten sehen wollte, war die Arena jedenfalls geräumt ….