31.03.2015

Wegweisend für Europa - keine Fuchsjagd im Jagdjahr 2015/16 in Luxemburg

Petition gegen Fuchsjagd hier unterstützen
Auch im neuen Jagdjahr ab dem 1. April werden in Luxemburg keine Füchse gejagt.  Wildtierschutz Deutschland begrüßt die Entscheidung der Regierung die Fuchsjagd zunächst für ein Jagdjahr auszusetzen ausdrücklich: „Meister Reineke hat damit erst einmal Ruhe vor oftmals grausamen Nachstellungen mit Flinten, Fallen und Hunden“, erläutert der Vorsitzende Lovis Kauertz.

Das zuständige Ministerium vertritt die Ansicht, dass die Fuchsjagd aus ökologischer Sicht sinnlos ist, Pelze heute nicht mehr begehrt sind und damit kein vernünftiger Grund für die Bejagung des Fuchses besteht.

Damit folgt es der Position namhafter Wissenschaftler, die schon seit geraumer Zeit darauf hinweisen, dass der Fuchsbestand sich unabhängig von jagdlichen Eingriffen regulieren: Werden Füchse stark bejagt, so steigen durch die Zerstörung des Sozial- und Reviersystems die Geburtenraten stark an; selbst drastische Verluste werden dadurch schnell wieder ausgeglichen. Wo Füchse dagegen nicht bejagt werden, stellt sich ein Gleichgewicht bei niedriger Geburten- und Sterberate ein. Viele Forscher weisen sogar darauf hin, dass die Fuchsjagd oftmals kontraproduktiv ist. Etwa beschleunigt sie die Ausbreitung von Wildtierkrankheiten, weil sie Wanderbewegungen in der Fuchspopulation fördert.

Hat in Luxemburg erst einmal Ruhe vor Nachstellung
Bild: Michael Mayer
Hobbyjagd contra Wissenschaft
Wildtierschutz Deutschland hält die Entscheidung des luxemburgischen Staatssekretärs Camille Gira und seiner Regierungskollegen für wegweisend für Europa: „Hier wird erstmals nicht nach den Freizeitinteressen durchaus einflussreicher Jäger und ihrer Verbände entschieden, sondern  nach wissenschaftlichen Kriterien. Wir sind davon überzeugt, dass aus der ausgesetzten Jagdzeit für den Fuchs kein Bestandsschub resultiert. Im unbejagten Bayerischen Nationalpark kommen durchschnittlich lediglich 1,7 Fuchswelpen pro Wurf zur Welt, in bejagten Revieren vier- bis fünfmal so viele, “ kommentiert Kauertz diese Maßnahme.

Parallele Saarland: Panikmache statt Fakten
Der Jagdverband FSHCL versucht die sinnlose Tötung von etwa 3.000 Füchsen im Jahr zu verteidigen  und malt absurde Schreckensszenarien explodierender Fuchspopulationen und um sich greifender Wildseuchen an die Wand.

Ähnliches spielte sich 2010 im Saarland ab, als die damalige Regierungskoalition unter Federführung der Grünen den zuvor ganzjährig bejagten Fuchs sechs Monate im Jahr unter Schutz stellte. Die vorausgesagte Bestandsexplosion blieb jedoch aus: In den Folgejahren nahm die Fuchsdichte nicht etwa zu, sondern sogar ab. Und als die Jägerschaft über ein halbes Jahr aufgerufen war, die nun angeblich so zahlreichen räudekranken Füchse einzusenden, kamen saarlandweit gerade einmal 13 Tiere zusammen, von denen nur vier tatsächlich mit der Milbe infiziert waren.

Jäger: Angst vor jagdfreien Flächen
Mit gezielter Panikmache und der Verbreitung von Halb- und Unwahrheiten will die Jägerschaft gezielt verhindern, dass in Mitteleuropa größere ganz oder teilweise jagdfreie Gebiete entstehen. Diese würden den Bürgern unmissverständlich vor ihrer eigenen Tür vor Augen führen, was man in kleinerem Maßstab bereits andernorts beobachten kann – nämlich dass es ohne die (Fuchs-)Jagd besser geht. Ob in den Dünengebieten Nordhollands, dem Schweizer Kanton Genf, diversen europäischen Nationalparks oder urbanen Regionen Englands, überall dort zeigt sich, dass die Fuchspopulation nach einem Jagdverbot keineswegs in die Höhe schnellte. Zudem profitierte die ökologische Vielfalt von der vollständigen oder teilweisen Einstellung der Jagd.


Weiterführende Informationen:
Fuchsjagd und Räude; politische Entwicklung im Saarland: D. Frommhold (2014), Die Räude und das Jägerlatein: Töten für die Tiergesundheit
Populationsdynamik des Fuchses, Fuchsbejagung, Wildtierkrankheiten und Schutz bedrohter Arten: D. Frommhold, Füchse im Fadenkreuz – Über Sinn und Unsinn der Fuchsjagd 



28.03.2015

Hasenbestände gehen dramatisch zurück

Entgegen anders lautender Meldungen von Jagdverbänden geht Wildtierschutz Deutschland davon aus, dass der Bestand des Feldhasen seit Jahren dramatisch rückläufig ist. Demnach gibt es heute noch etwa halb so viele Hasen wie vor 10 Jahren. Bereits vor zwei Jahren hat Wildtierschutz Deutschland deshalb gefordert, die Hasenjagd unverzüglich einzustellen.  

Ein Indiz für den rasanten Rückgang der Hasenbestände sind die aktuellen Abschusszahlen der Jäger. Während in den 1980er Jahren noch über 800.000 und vor 10 Jahren noch etwa 500.000 Hasen auf deutschen Fluren getötet wurden, so waren es im Jagdjahr 2013/14 gerade nochmal 244.000 Langohren, die durch Jäger gestreckt wurden. Unterstrichen wird dieser Fakt durch rückläufige Fallwildzahlen (durch Verkehrsunfälle umgekommene Hasen).



Signifikant sind die Verluste insbesondere in den Bundesländern, in denen es bisher immer noch relativ viele Feldhasen gab: in Bayern (minus 58 % im Vergleich zu 2003/04), in Niedersachsen (minus 52 %) und in Nordrhein-Westfalen (minus 66 %). Wildtierschutz Deutschland schätzt ähnlich wie das Bundesamt für Naturschutz den Bestand von Feldhasen auf heute maximal 1 bis 1,2 Millionen Hasen.

Die Jagdverbände weisen alle Verantwortung für den Rückgang der Feldhasen von sich,  bemühen eigene Hasenzählungen und reklamieren für sich gar eine „verantwortungsvolle“ Bejagung. Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland ist da anderer Meinung:

„Die Jagdverbände kommen ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Erhaltung eines artenreichen Wildbestandes und zur Sicherung der Lebensräume der Feldhasen nicht ausreichend nach.

In vielen Fällen sind es Jäger, die als Landwirte selbst die Lebensgrundlagen der von ihnen bejagten Wildtiere zerstören. Die Jagdverbände haben es zudem über Jahrzehnte versäumt über die Jagdgenossenschaften, in welchen alle Eigentümer landwirtschaftlicher Grundstücke organisiert sind, Einfluss auf die Lebensraumgestaltung gefährdeter Arten zu nehmen. Die nach wie vor intensive Jagd auf den Feldhasen gibt ihm den Rest dadurch, dass erwachsene, reproduktive Tiere entnommen werden.

Der vom Deutschen Jagdverband und seinen Mitgliedsverbänden reklamierte Artenschutz mit Flinte und mit Falle ist nach Meinung von Wildtierschutz Deutschland nichts als ein Rohrkrepierer. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat die Jagd weder dem inzwischen fast ausgestorbenen Rebhuhn noch dem Feldhasen etwas gebracht. Deshalb sollte die Jagd auf Fuchs & Co. ganz eingestellt werden.“ 








17.03.2015

Petition für die Einstellung der Fuchsjagd

Bitte hier zeichnen - 22.04.: 3.916 bestätigte Unterstützer!

Anlass für diese Petition ist der starke Protest von Jägern in Luxemburg gegen die zunächst einjährige Aussetzung der Fuchsjagd. Sie wendet sich als Unterstützung an den zuständigen Staatssekretär Gira in Luxemburg und als Aufforderung die Fuchsjagd in Deutschland abzuschaffen an die in Deutschland auf Bundes- und Landesebene zuständigen Ministerien. Die Petition hat zunächst eine Laufzeit bis zum 17. April 2015.

In Deutschland gibt es keine oder nur unzureichende Schonzeiten für Füchse. In Luxemburg sollen zunächst bis zum 31. März 2016 keine Füchse mehr gejagt werden. Gegen die kleinsten Änderungen des Status Quo laufen die Jäger Sturm – in Luxemburg, in Stuttgart, in Düsseldorf, in Saarbrücken. Die von den Jagdverbänden angeführten Argumente für die Beibehaltung der Fuchsjagd sind jedoch fadenscheinig:

Fuchsbandwurm: Entgegen der Behauptungen von Jagdverbänden ist das Risiko über den Fuchsbandwurm zu erkranken eher zu vernachlässigen. In Deutschland ist die Fuchsbandwurm-Erkrankung (alveoläre Echinokokkose) eine meldepflichte Krankheit. Beim Robert-Koch-Institut erfährt man, dass in ganz Deutschland mit seinen 80 Mio. Einwohnern pro Jahr nur etwa 25 Personen daran erkranken. Selbst bei wesentlich höheren Fallzahlen wäre das Risiko zu erkranken mittels der Jagd nicht in den Griff zu bekommen. Aus Zeiten der Tollwut wissen wir, dass die Jagd die weitere Verbreitung der Tollwut sogar gefördert hat. Erst der großflächige Abwurf von Impfködern konnte die Tollwut ausmerzen.

Bild: Thorsten Emberger

Fuchsbestand: Die Jagdverbände gehen von einer Zunahme des Fuchsbestandes beim Aussetzen der Jagd aus. Erhebungen aus jagdfreien Gebieten lehren uns das Gegenteil. Die Geburtenraten gehen zurück, die Fuchsbestände bleiben weitgehend konstant. Im Rahmen von wissenschaftlichen Untersuchungen im Kerngebiet des Nationalparks Bayerischer Wald, wo Füchse nicht bejagt werden, ist bekannt, dass die Geburtenrate mit 1,7 Welpen je Wurf erheblich niedriger ist, als in intensiv bejagten Revieren. Auch eine neunmonatige Schonzeit im Saarland hat nicht dazu geführt, dass die Fuchsbestände gestiegen sind.


Fuchsjagd ist sinnlos. Sie ist nicht nachhaltig, sie provoziert vielmehr eine höhere, mit viel Leid verbundene Reproduktionsrate. Es gibt keine Belege dafür, dass mittels der Fuchsjagd Fuchskrankheiten wie Echinokokkose oder Fuchsräude reduziert werden können. Fuchsjagd hat auch keine nachhaltige Auswirkung auf den Bestand von Tierarten, deren Lebensraum durch Land- oder Forstwirtschaft zerstört werden (z.B. Rebhühner, Feldhasen).

Füchse sind nützlich. Füchse nehmen in ihren Lebensräumen wichtige ökologische Funktionen wahr. Sie vertilgen Aas und fressen bis zu 3.000 Mäuse pro Jahr. Zu ihrem Beutespektrum gehören schon auch Kleinsäuger (Hasen, Kaninchen) und Bodenbrüter, allerdings werden in der Regel nur kranke und geschwächte Tiere Beute der Füchse – bei gesunden und reaktionsstarken Tieren hat Reineke Fuchs kaum eine Chance. 

09.03.2015

Die Knoblauchkröte - Umweltgifte machen ihr das Leben schwer

Von Tierschützer und SeaShepherd-Aktivist Olav Jost
- zur Aktion Kröten für die Füchse -

Die Knoblauchkröte war schon einmal berühmter: hohe Ehren wurden ihr 2007 zu Teil, als sie zum „Lurch des Jahres“ wurde. Damals wurde versucht eine breitere Öffentlichkeit für diesen Froschlurch zu interessieren.

Der lateinische Namen der Knoblauchkröte ist Pelobates fuscus
Bild: Michael Linnenbach

Warum die Knoblauchkröte Knoblauchkröte heißt? In Gefahrensituationen sondert sie ein Sekret zur Feindesabwehr aus, das an Knoblauch erinnern kann. So erzählt man sich. In mir haben die Hüpfer entweder nie einen Feind gesehen, oder aber irgendetwas stimmt an der Überlieferung nicht - jedenfalls konnte ich etwas Derartiges nie wahrnehmen.

Wie auch immer es um den Verteidigungszustand bestellt ist,  für die Knoblauchkröte sieht es auch im Jahr 2015 nicht besser aus als in ihrem Ehrenjahr 2007. Noch immer ist ihr Bestand gefährdet, die Pestizide und andere Umweltgifte machen ihr das Leben schwer. Vor allem die Kleingewässer werden zugeschüttet in Wald und Flur, Abfälle werden an Stellen verbotenerweise abgeladen, oder ihre Lebensräume werden anderweitig verdreckt. Düngerstoffe verschmutzen weite Landstriche und dringen in Habitate vor, die der Knoblauchkröte als Rückzugsorte dienen.

Manche Menschen kommen auch immer wieder auf die glorreiche Idee Fische in die Natur auszusetzen. Mag der Grund zuweilen Tierliebe sein, so erreichen sie dadurch jedoch genau das Gegenteil: Laich und Larven unserer heimischen Amphibien werden allzu oft von den Fischen gefressen und die Tiere über Generationen in ihrer weiteren Entwicklung zurückgeworfen.

Die Knoblauchkröte ist ein Meister in der Anpassung. Während ein Laubfrosch in einem Karpfenteich niemals überleben könnte, hat man darin schon große Populationen dieser Kröten vorgefunden. Das mag an der erstaunlichen Größe der Kaulquappen liegen, aus denen die Knoblauchkröten entstehen. Im Vergleich zu einer Erdkröte ist das ein erstaunlicher Unterschied:

Die Kaulquappen der Knoblauchkröte sind um ein Vielfaches größer als die derErdkröten
Bild: Christian Fischer

Dass manche Teichwirte die Quappen bekämpfen aus Angst vor Nahrungskonkurrenten ihrer Karpfen ist jedoch unsinnig, denn die Kaulquappen ernähren sich von Aas und organischen Schwebstoffen. Einmal davon abgesehen, dass es sich bei den Knoblauchkröten um eine streng geschützte Art handelt.

Um den Gefahren ihrer natürlichen Habitate auszuweichen, laichen viele Knoblauchkröten in Ackerfurchen, was jedoch nicht mit weniger Gefahren verbunden ist. Landwirtschaftliche Maschinen können sie verletzen, töten oder sie werden von Klärschlamm und Gülle vergiftet. Je nach Witterung trocknen die Pfützen auch einfach aus, kaum eine Generation erreicht ein Alter in dem sie sich selbst fortpflanzen kann.

Je nach Witterung beginnt in Deutschland an vielen Orten jetzt wieder die Amphibienwanderung. Wenn man ganz viel Glück hat, dann sitzt zwischen all den Erdkröten und Molchen auch eine Knoblauchkröte, deren Fleckenmusterung gut zu erkennen ist und sich so von den anderen Amphibien unterscheidet.

So unbedeutend die Kröten, Molche und anderen Hüpfer auch erscheinen, die Amphibien und damit ihr Schutz sind für uns alle enorm wichtig. Sie besiedeln unterschiedliche Biotope und sind in der Regel sehr standorttreu: Wo sie geboren werden, dahin gehen sie zum Laichen zurück. Wenn wir Menschen in der Zwischenzeit auf die Idee gekommen sind genau da Straßen zu bauen, wird keine Kröte davon abhalten denselben Weg einzuschlagen. Weltweit gesehen sind viele Amphibienarten vom Aussterben bedroht, in Deutschland können wir aktiv etwas dagegen tun.

In Deutschland stehen alle Arten von Amphibien nach dem Bundesnaturschutzgesetz unter Artenschutz, selbst wenn der Bestand nicht gefährdet ist. Es liegt in unser aller Interesse uns für die Kleinen stark zu machen! Wenn man nicht aktiv in den Naturschutzarbeiten an den Krötenzäunen involviert ist, so können wir doch gerade in der aufkommenden Zeit der Krötenwanderungen die Augen offen halten, vorsichtig sein und die Kleinen unterstützen.



08.03.2015

Niedersachsen: Dilettantisches Wolfsmanagement durch Jäger

Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (Auszug): 
Erst werden in Niedersachsen 60 Schafe durch einen Wolf getötet und es dauert drei Monate, bis das Ministerium endlich Entschädigung leisten und Präventionsmaßnahmen unterstützen kann. Die Tierhalter wurden über den gesamten Zeitraum allein gelassen mit ihren berechtigten Sorgen. Akzeptanzförderung sieht sicher ganz anders aus!

Dann wird ein Wolf in der Nähe eines Waldkindergartens gesehen, abends, als die Kinder längst zu Hause sind. Die abendliche und bisher einmalige Beobachtung löst Ängste bei den Eltern der Kinder aus, obwohl sie nach allen Erfahrungen in der Lausitz und gemäß der Kriterien für die Beurteilung "auffälligen Wolfverhaltens" in Wolfsmanagementplänen deutscher Bundesländer und eine entsprechenden Leitlinie des Bundesamtes für Naturschutz nicht als problematisch angesehen werden muss. Nachdem sich tagelang keine offizielle Stelle dazu geäußert hat, kam, natürlich zuerst von einer als wolfsfeindlich bekannten Jagdzeitung und in der Folge auch von lokalen Blättern, eine Wertung, die eine akute Gefährdung der Kinder sehen wollte. Inzwischen wurde der Waldkindergarten mit einem Lappenzaun „geschützt" – sinnvoll oder nicht.

Zweifel daran, ob Jäger überhaupt an der Akzeptanz des Wolfes interessiert sind

So gelingt es der "normalen" niedersächsischen Wolfsöffentlichkeitsarbeit nicht durch die Übermittlung von Fakten und Berichten von Erfahrungen z.B. in der Lausitz den Bürgern die Angst vor dem Wolf zu nehmen. Tatsache ist, dass - wenn man Wölfe unter Schutz stellt und die Besiedlung ihrer Lebensräume anstrebt - es dort auch immer wieder zu Wolfsbeobachtungen kommen wird.

"Die Wölfe" als Gesamtheit werden nicht weniger scheu oder problematischer - wie dies immer wieder in den Medien so dargestellt wird - sondern Einzelfälle treten auf, mit denen jetzt angemessen umgegangen werden muss.

Obwohl im Managementplan für Niedersachsen genau festgelegt ist, wie im Fall auffälliger Wölfe vorzugehen ist, hat sich lange niemand vom Wolfsmanagement Niedersachsens gefunden, der dieses Procedere in der Öffentlichkeit bekannt gemacht und vertreten hätte. Erst ein Wolf, der sich völlig arglos mitten in der Kleinstadt Wildeshausen von Passanten filmen lässt und dem entsprechend für einen riesen Wirbel sorgt, ist Anlass, dass sich das Umweltministerium endlich entschließt in einer Pressekonferenz auf die Sorgen der Menschen zu reagieren und die im Managementplan vorgesehen Maßnahmen anzukündigen.

Nachdem solche Maßnahmen aber meist sehr schwierig erfolgreich durchzuführen sind, wäre die Einrichtung einer Einsatzgruppe, die jeden Vorfall untersucht, bewertet, Maßnahmen empfiehlt und nach Abstimmung mit dem Ministerium umsetzt, sinnvoll. Es sollte sich dabei um echte Experten handeln, die nicht nur in der Lage sind, eine Beurteilung zu erstellen, sondern auch „handwerklich" Vergrämungsmaßnahmen, Immobilisation, Telemetrie oder ggf. auch notfalls den Abschuss einzelner Tiere durchführen können. Die Aktion vor Ort ist wichtig und sollte nach einheitlichen Maßstäben durchgeführt werden. Die Bewertungen und Ergebnisse müssen unmittelbar nachvollziehbar für die Öffentlichkeit kommuniziert werden.

Wenn nur weiter so dilettantisch versucht wird, das Bild vom immer nur harmlosen Wolf zu vermitteln, kann die einschlägige Presse immer wieder triumphieren und leider zu Recht auf eine Einschätzung des Wolfsverhaltens hinweisen, das oft nicht so ausfällt, wie erwartet. Damit geht ein gravierender Verlust an Glaubwürdigkeit aller Wolfsbefürworter einher. Es ist dringend notwendig, unsere Positionen zum Wolf, die Empfehlungen zum Umgang, zur Bewertung von Begegnungen und die Maßnahmen zur „Konditionierung" anzupassen. Von den Verantwortlichen für das Wolfsmanagement muss gefordert werden, dass sie in Zukunft statt Aktionismus wieder sinnvolles Management liefern.

Das niedersächsische Wolfsmanagement offenbart große Defizite und angesichts der Serie von 60 Schafstötungen bzw. -verletzungen durch einen einzelnen sich in einem Gebiet neu etablierenden Wolf fragt man sich, ob das Wolfsmanagement in Niedersachsen und die Landesjägerschaft als dafür verantwortliche Organisation wirklich daran interessiert ist, die Akzeptanz für die Wölfe zu erhalten.

Grundsätzlich muss man in Frage stellen, ob das niedersächsische Modell überhaupt Sinn macht, in einem Bundesland mit einer so rasanten Entwicklung der Wolfspopulation das Wolfsmonitoring und Wolfsmanagement in die Hände der Landesjägerschaft zu legen und von Mitarbeitern aufbauen und koordinieren zu lassen, die noch wenig Erfahrungen damit haben. Letztendlich würde der Aufbau eines effektiven Wolfsmanagements in allen Bundesländern deutlich effektiver und evtl. sogar billiger sein, wenn sie – Föderalismus hin oder her - vor allem für derartige Problemfälle sich zusammentun und ein bundesweites Kompetenzzentrum (z.B. mit dem Knowhow eines Wildbiologischen Büros „Lupus") einrichten würden.

Weitere Informationen: 

02.03.2015

Badetag! Oder warum Piepmatz und Konsorten keine kalten Füße bekommen

Bis zur Eröffnung der neuen Freibadesaison wird’s wohl noch ein Weilchen dauern. Bei Piepmatz und Co. hingegen ist sie ganzjährig. Egal, welche Temperaturen draußen vorherrschen, einer offenen Wasserstelle oder einem eisfreien Bach können die Fiederlinge in den seltensten Fällen widerstehen.  Dann ist Körperpflege angesagt, die, nebenbei gesagt, auch Spaß macht. Geht uns bodengestützten Zweibeineren ja so ähnlich.

Brrr! Morgentoilette in eisiger Umgebung. Während “Er” ziemlich unbeteiligt wirkt, scheint “Sie” das Bad in vollen Zügen zu genießen. Das ist aber nix für Warmduscher. Foto: Siegbert Werner

Vögel baden gerne und ausgiebig. In erster Linie, um ihr Gefieder von Parasiten zu reinigen. Und sie sind da offenbar auch ziemlich kälteunempfindlich. Eine Wachsschicht  auf den Federn verhindert, dass die Feuchtigkeit bis auf die Haut dringt. Außerdem ist das Gefieder im Winter dichter und lässt sich aufplustern. Dadurch entsteht eine Isolierschicht aus Luft, die die Kälte abhält.
Mag ja alles sein, trotzdem: So ein gewisses Frösteln lässt sich angesichts dieser  Szene nicht ganz unterdrücken. Der Medenbacher Naturfotograf hat dieses Blaumeisen-Pärchen bei der winterlich-unterkühlten Morgentoilette beobachtet. Während “Er” ziemlich unbeteiligt wirkt, scheint “Sie” das Ritual offensichtlich in vollen Zügen zu genießen – rücklings. Lebensfreude pur!
Das Amselmännchen hingegen begnügt sich mit einem Fußbad im eisigen Nass. Was die generelle Frage aufwirft, was die Vertreter der ornithologischen Fraktion uns da wohl voraus haben. Sie verfügen über ein ausgeklügeltes körperinternes Regulierungssystem. Der Heizungsinstallateur meines Vertrauens erklärt das so: Während im Vogelkörper selbst eine Temperatur von etwa 40 Grad vorherrsche, entstehe in den Beinen ein Wärmegefälle. Die Temperatur sinke vom Bauchbereich, wo sie etwa 35 Grad betrage, bis zur Fußsohle auf unter 1 Grad ab.
Das Blut, das vom Körper aus zu den Füßen hinunterfließe, sei warm, während das Blut, das von den Füßen wieder in Richtung Körper hinauf ströme, kalt sei. Zwischen diesen kalten und warmen Blutbahnen, die sehr dicht beieinander liegen, finde nun ein Wärmeaustausch statt. Das kalte Blut aus den Vogelfüßen, das in den Körper aufsteige, kühle das warme Blut auf dem Weg in die Füße ab.

Wo sind meine Badelatschen? Ich will jetzt zum Baden latschen! Eine ausgeklügelte, körperinterne Temperaturregelung sorgt bei Vögeln, wie hier bei diesem Amselmännchen, dafür, dass die Tiere nicht an den Füßen frieren. Foto: Siegbert Werner

So kommt in den Füßen der Vögel immer nur kaltes Blut an. Ergo können sie bei kalten Außentemperaturen also auch keine kalten Füße bekommen und an selbigen frieren, weil diese ja schon von Natur aus kalt sind. Klingt irgendwie logisch.  Das erklärt auch, warum zum Beispiel Enten aber auch Pinguine nicht auf der Eisfläche festfrieren. Wieder was gelernt….

01.03.2015

Stuttgart, 4. März: Petitionsübergabe und Gegendemo zu Jägeraufmarsch

Stellvertretend für Wildtierschutz Deutschland e.V. und Animal Public e.V. übergeben die Stuttgarter Tierrechtsvereine MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V., PETA Deutschland e.V., Tierrechtsinitiative Stuttgart (TiRS) der Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch am kommenden Mittwoch über 11.000 Unterschriften der Petition „Keine Hobbyjagd in Baden-Württemberg“. 

Die Landesregierung ist mit dem Versprechen angetreten, ein ökologisch fundiertes und stärker an den Belangen des Tierschutzes ausgerichtetes Jagdgesetz in der laufenden Legislaturperiode auf den Weg zu bringen. War aus Sicht des Tierschutzes bereits das Jagd- und Wildtiermanagement-Gesetz (JWMG) eine weitgehende Enttäuschung, so zeigt nun auch der Entwurf zur Durchführungsverordnung (DVO), dass sich für die Tiere nur wenig zum Positiven ändert.

Jungdachse bleiben auch im Folgejahr noch bei den Elterntieren
Bild: Berndt Fischer

Der Verordnungsentwurf enthält zahlreiche Tierarten, die aus reinem Freizeitinteresse getötet werden. So verursachen beispielsweise Fuchs oder Dachs keine volkswirtschaftlich relevanten Schäden. Ihr ökologischer Nutzen wird in den Betrachtungen der Jagdseite zu Unrecht vollkommen unberücksichtigt gelassen.  Andere Tierarten wie Feldhase, Rebhuhn oder Waldschnepfe sind ganz oder teilweise in  ihrem Bestand gefährdet. Fast ganzjährige  Jagdzeiten verhindern, dass Wildtiere ihre Jungen in Ruhe aufziehen können. Insbesondere die Bejagung zwischen April und Juli führt zu einer massiven Störung der Fortpflanzung zahlreicher Arten, z.B. zu Brutabbrüchen auch seltener Vogelarten.

Die Tierschützerinnen und Tierschützer kritisieren scharf die Kampagne des Landesjagdverbands BW zur Aufweichung der Durchführungsverordnung zum Landesjagd- und Wildtiermanagementgesetz. Der Landesjagdverband habe noch immer nicht verstanden, dass die Gesellschaft eine Stärkung des Tierschutzes verlangt. „Es ist unerträglich, dass der Landesjagdverband den Tierschutz mit Füßen tritt. Zehntausende Füchse, Dachse, Rabenvögel, Schwäne und andere werden jedes Jahr in Baden-Württemberg getötet und verschwinden in der Mülltonne“, erläutert Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Einsatz von Jungfuchsfallen – vormals in Baden-Württemberg nur mit Sondergenehmigung gestattet - nun grundsätzlich erlaubt sein soll. Fuchswelpen werden dazu mittels Drahtgitterfalle am Ausgang des Fuchsbaus abgefangen.. Eine Klapptüre versperrt ihnen den Weg zurück in den Bau, so dass der Jäger sie töten kann.

Eine wissenschaftlich haltbare Begründung für die Fuchsjagd gibt es nicht: Wie jagdfreie Gebiete zeigen, regeln sich Fuchsbestände selbständig; eine Dezimierung von Füchsen ist weder sinnvoll noch überhaupt möglich, weil intensive Bejagung die Geburtenraten in die Höhe schnellen lässt.

Unter dem Motto „Mehr Rechte für Füchse statt für Jäger“ laden die Stuttgarter Vereine daher zu einer Gegendemonstration zum geplanten Jägeraufmarsch ein: Ein „Jäger“ zielt auf ein „Fuchskind“ im Käfig. Aktivisten mit Fuchsmasken halten Bildposter und Tafeln: „Euer Hobby ist mein Tod“ und „Jungfuchsfallen verbieten!“

Demo in Stuttgart am 4. März 2015, 11:30 – 13 Uhr am Schlossplatz zwischen Jubiläumssäule und Springbrunnen

Wir fordern Jagdruhe in den Wintermonaten
Bild: Luise Dittombée

Die Vereine erwarten von der Landesregierung, dass sie wissenschaftliche Erkenntnisse vor die Abschussinteressen der Jäger stellt und die Durchführungsverordnung einer grundlegenden Überarbeitung unterzieht. Die Legalisierung von Jungfuchsfallen muss zurückgenommen, der Katalog jagdbarer Arten drastisch verkleinert und die Jagdzeiten signifikant verkürzt werden.