28.12.2014

Dornumersiel: Silvesterböller im Nationalpark Wattenmeer

Nachtrag vom 31.12.: Knallerei in Dornumersiel wird untersagt, zum Presseartikel

Während auf der Insel Spiekeroog Feuerwerke und Böller zum Jahreswechsel verboten sind, scheint die Verantwortlichen des Nordseebads Dornumersiel im Landkreis Aurich die aktuelle Gesetzeslage in Schutzgebieten wenig zu interessieren. Sowohl das Nationalpark- als auch das Naturschutzgesetz verbieten Störungen von wildlebenden Tieren. Dennoch lädt die Tourismus GmbH der Gemeinde Dornum seine Gäste zum Böllern an den Strand.

In den Nahrungsgebieten im Wattenmeer rasten derzeit abertausende arktischer Zugvögel. Der Krach lässt die Vögel panikartig ihre Schutzgebiete verlassen.

Bild: Christina Galitzki 

Bereits 2012 hatte der Wattenrat Ostfriesland Strafanzeige gegen die Verantwortlichen in Dornumersiel erstattet. Nach wochenlangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Aurich wurde das Verfahren jedoch eingestellt: nach Informationen des Wattenrats konnte seinerzeit der Dornumer Ortspolizist keine Störungen der Vögel feststellen! Am Strand von Dornumersiel wurden ca. 130 kg Böllermüll eingesammelt!




23.12.2014

Danke

Seit einigen Jahren nun setzen wir uns gemeinsam mit Gleichgesinnten für heimische Wildtiere und gegen die Hobby-Jagd ein. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist zum einen die Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen die finanzielle Unterstützung ausgewählter Wildtierauffangstationen.  



Ich freue mich besonders darüber, dass wir mit der Hilfe viele Unterstützer in 2014 erstmals in der Lage waren, Deutschlands größte und schönste private Fuchsauffangstation und ein stacheliges Zuhause für rund 50 Igel kontinuierlich finanziell zu unterstützen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch vielen weiteren in Not geratenen Tieren helfen können.

Herzlichen Dank allen Lesern, Mitstreitern, Förderern und Unterstützern. Eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute zum neuen Jahr wünscht Ihnen im Namen von Wildtierschutz Deutschland e.V.
Lovis Kauertz

21.12.2014

Jäger schuld an der Vogelgrippe?

So titelt heute Morgen die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS). Das Landwirtschaftsministerium in Magdeburg bestätigt, dass bei einer in der Elbe gefundenen Stockente das hoch ansteckende Virus H5N8 nachgewiesen worden sei. Die Herkunft des Erregers ist bislang unklar.


Während der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke - gleichzeitig Präsident der niedersächsischen Jäger - noch fordert, gezielt Wildvögel zwecks Untersuchung zu schießen, äußert die FAS einen ganz anderen Verdacht:
„Eine Quelle könnten … die halbzahmen Stockenten sein, die in Europa zu Millionen gezüchtet, und wie Fasanen und Rebhühner, zu Jagdzwecken freigesetzt werden."
Es ist nicht auszuschließen, dass für den Jagdbetrieb gezüchtete Enten die Ursache für die Vogelgrippe sind.
Bild: Eilert Voß
Vogelgrippeviren seien bereits vor Jahren in französischen Stockenten-Farmen gefunden worden. Hinweise auf Infektionen habe es wohl auch aus Portugal und Dänemark gegeben. In Deutschland wurden Zucht-Stockenten noch nicht gesondert betrachtet.

20.12.2014

Verfassungsbeschwerde gegen neues Bundesjagdgesetz

Seit Jahren wehren sich Grundeigentümer vor Gericht dagegen, dass auf ihren Flächen gejagt wird. Durch einen gesetzlich verordneten Zwang der Mitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft konnten sie das bis zum Jahr 2012 nicht verhindern. Dann aber entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am 26.06.2012, dass die so genannte Zwangsbejagung menschenrechtswidrig ist, sofern die Eigentümer dies aus ethischen Gründen nicht wollen.

Daraufhin wurde das Bundesjagdgesetz geändert. Nun können natürliche Personen einen Antrag auf jagdrechtliche Befriedung ihrer Grundflächen stellen.

Jedoch gilt die Neuregelung des Bundesjagdgesetzes nicht für juristische Personen wie Tier- oder Naturschutzvereine oder für Verbände und Stiftungen. Wenn also Tierschützer in solchen Organisationen zusammengeschlossen sind und Flächen besitzen, auf denen sie Biotope anlegen, um Lebensraum für Wildtiere zu schaffen, können sie sich weiterhin nicht dagegen wehren, dass diese Tiere von Jägern getötet werden.

Auch Vereine und Verbände sollten ein Recht darauf haben, die Jagd auf ihren Grundstücken zu untersagen

Stiftungen aus Niedersachsen und aus Bayern haben nun über die Kanzlei Storr in Stromberg Verfassungsbeschwerden gegen die Neuregelung des Bundesjagdgesetzes eingelegt. Sie berufen sich auf eine Verletzung des Eigentumsrechts sowie auf eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes. Sollten die Beschwerdeführer vor dem Bundesverfassungsgericht nicht erfolgreich sein, droht unter Umständen ein erneuter Urteilsspruch vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

12.12.2014

Mehr Wölfe - weniger Rehe?

Von Thorsten Emberger

Zur Rechtfertigung der Jagd wird immer wieder auf die vielerorts fehlenden großen Raubtiere wie Luchs, Braunbär und Wolf verwiesen, die man zu ersetzen hätte. Doch diese auf den ersten Blick einleuchtende Logik entspricht nicht der Realität und ist zugleich der Grund für viele Irrtümer und ein falsches Verständnis von Räuber-Beute-Beziehungen.

Wolf und Luchs beanspruchen sehr große Reviere. Gemessen an der Fläche des Reviers ist die Zahl der Beutetiere, die ein Wolfsrudel dort reißt, aber vergleichsweise gering. Generell kann man davon ausgehen, dass der Einfluss vorhandener Raubtiere den Bestand der jeweiligen Beutetiere zu weniger als 10 % beeinflusst.

Beispiel Luchs: ein Luchs reißt pro Jahr im Mittel etwa 60 Rehe, die Größe seines Reviers liegt bei 80 bis 200 Quadratkilometer, beim männlichen Tier sogar bis zu 400 Quadratkilometer. Selbst wenn wir jetzt ein mit 100 qkm eher kleines Revier für unsere Beispielrechnung annehmen, ergibt sich dabei ein Nahrungsbedarf von 0,6 Rehen pro Quadratkilometer und Jahr.1

Ein Jäger erlegt auf derselben Fläche jährlich 5-10 Rehe, also ein Vielfaches dessen, was der Luchs entnimmt. Eine Regulation des Rehbestandes durch Luchse ist daher völlig unmöglich.

Hat kaum Einfluss auf die Bestandsgröße seiner Beutetiere

Beispiel Wolf: Nicht viel anders verhält es sich bei einem Wolfsrudel, das zwar deutlich mehr Tiere im selben Zeitraum erbeutet, das Ganze relativiert sich aber wieder durch die größere beanspruchte Fläche, die ein Wolfsrudel dem Luchs gegenüber hat. So ist auch in der Wolfsregion Lausitz kein merklicher Rückgang der Rehbestände seit Wiederansiedelung mehrerer Wolfsrudel zu beobachten:

„In keinem der sächsischen Landkreise... ist es durch das Erscheinen der Wölfe zu einem Rückgang der Jagdstrecke der Schalenwildarten Reh-, Rot- und Schwarzwild gekommen.“ 2

Und das gilt nicht nur für Wolf und Luchs, sondern für alle Beutegreifer gleichermaßen. Vom Fuchs bis hin zu den größten Raubtieren der Erde, egal ob an Land oder unter Wasser. Der Bestand jeder Tierart wird reguliert durch Nahrungsknappheit, durch klimatische Bedingungen (Winterhärte, Trockenheit, Regen) und Krankheiten. Natürliche Feinde spielten und spielen dabei keine wesentliche Rolle.

Das ist auch der Grund, warum der Bestand der größten Landraubtiere niemals überhandgenommen hat. Denn auch sie sind denselben natürlichen Regulationsmechanismen unterworfen. Oder um es vereinfacht auf den Punkt zu bringen: Nicht die (tierischen) Jäger regulieren die Beute, sondern die Beute reguliert den (tierischen) Jäger.

Warum wir Wolf und Luchs trotzdem brauchen:
seit jeher fallen den Beutegreifern bevorzugt alte, kranke und schwache Tiere zum Opfer. Kein menschlicher Jäger beherrscht diese Selektion so wie der Hetzjäger Wolf.
Damit halten Wolf und Luchs den Beutetierbestand gesund und fit, der Ausbreitung von Krankheiten wird vorgebeugt. Durch die Aufnahme von verendeten Tieren und Aas beseitigen sie potentielle Krankheitsüberträger.

Und die Anwesenheit von Beutegreifern sorgt dafür, dass sich die Beutetiere besser verteilen, sich weniger zusammenrotten, aufmerksamer, vorsichtiger und heimeliger werden. Man spricht dabei auch von „Dispersionsdynamik“. Dadurch mag zwar für uns der Eindruck entstehen, als wenn mit Wiederkehr der Wölfe die Zahl der Rehe abgenommen hätte. Tatsächlich allerdings lernen sie wieder, sich besser zu verstecken.

Quellen: 1
zum Luchs   2 zum Wolf

Mehr über den Luchs lesen Sie hier

10.12.2014

09.12.2014

"Fuchsjagd bedeutet pure Lust und Freude"

Wussten Sie, dass Deutschland tollwutfrei ist - nicht dank, sondern trotz der Jagd?

Tollwut spielt in beinahe ganz Westeuropa keine Rolle mehr. Deutschland und auch die Nachbarländer sind seit vielen Jahren frei von terrestrischer Tollwut. Erreicht wurde das nicht durch Bejagung, sondern durch den flächendeckenden Abwurf von Impfködern.


zum Vergrößern bitte das Bild anklicken


Auch die Gefahr durch den Fuchsbandwurm wird weit übertrieben: Es ist deutlich wahrscheinlicher, in Deutschland vom Blitz getroffen zu werden oder bei einem Jagdunfall zu Schaden zu kommen, als am Fuchsbandwurm erkranken. Entgegen der vielen Gerüchte ist von keinem Fuchsbandwurm-Patienten bekannt, dass er oder sie sich durch den Verzehr von Beeren oder Obst angesteckt
hätte.

Jagd begünstigt die Ausbreitung von Wildtierkrankheiten sogar: Fuchsjagd führt zu höheren Nachwuchsraten und mehr Revierkonflikten unter Füchsen, was eine raschere Ausbreitung von Krankheiten zur Folge hat.

Lesen Sie auch: Fuchsjagd ist reine Spaßjagd

Alle Kampagnen-Motive finden Sie hier

Eine Kampagne von fuechse.info und Wildtierschutz Deutschland, unterstützt von Bund für Tier- und Naturschutz Ostwestfalen e.VNatur ohne Jagd e.V., Dr. Francesco Dati, Marburg, Weingut & Biohotel Gänz, Natur in NotMenschen für Tierrechte -Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.VDavid gegen Goliath e.V.Simbiosis - Mensch und Natur e.V.SOS GalgosInitiative Abschaffung der JagdBürgerbewegung Zwangsbejagung adeTier & Mensch e.V.animal public e.V.

04.12.2014

"Treibjagd war dringend notwendig"

Ulrich Dittmann (Leserbrief auf Artikel in den Weinheimer Nachrichten)

Recht hat er, der Jäger Freddy Makkinga: "Das ist wie im Krieg"! Und er ist einer der Kriegsteilnehmer, der brutal gegen die Natur in eine lebensverachtende Schlacht zieht. Weshalb betreibt er trotz solch weiser Einsicht, ein solches Abknallen von hilflosen Tieren? Ist das nicht schizophren?

Es ist schon schlimm, welch‘ üble Fehler der liebe Gott bei seiner Schöpfung gemacht hat und neben bösartigem, konkurrierenden (!) Raubzeug, wie Füchsen, streunenden Hunden und Katzen, Grünzeug äsendem Rehwild, gar auch wühlende Wildschweine und andere störende Tiere schuf. All dieses Versagen muss die "Dornen"-Krone der Schöpfung im grünen Rock, in Deutschland nun mühsam mit Fallen, Schießeisen und über 1500 Tonnen Blei und Eisen jährlich ausbügeln. Mit im Jagdfieber zitternder Hand, werden so Tiere „angeschweißt", krüppelig geschossen - sterben qualvoll mit zerfetzten Läufen und durchlöchertem Torso oft erst nach Wochen und Monaten. Keinesfalls bleiben die Tiere immer wunschgemäß "im Feuer" liegen - und mit der so genannten "Nachsuche" ist es weiterhin vielfach übelst bestellt.

"Flüchtendes Rehwild kann aufgrund der arttypischen Bogensprünge nicht sicher getroffen werden." (TVT)

Man blättere doch nur einmal in Jagdzeitschriften, oder klicke Jägerforen an. Da stellen sich jedem, dessen Gefühls- und Empathieempfinden nicht total mit Hornhaut überwachsen ist, die Haare zu Berge. Jagd ist nun mal ein ständiger, brutaler Eingriff in das Gleichgewicht der Natur - ein die Umwelt schädigendes, schlimmes Überbleibsel unbewältigter Neandertal-Mentalität. Der seinen Killerinstinkt mittlerweile beherrschende Normalbürger steht verständnislos vor dieser mit viel Brimborium verbrämten Lust am Töten.

Die Jagd ist so überflüssig wie ein Kropf. Der anerkannte Biologe Prof. Dr. Josef Reichhoff kam bei seinen Forschungen so auch zu dem Ergebnis, dass die Jagd - nach der industriellen Landwirtschaft - der "Artenfeind Nr. 2" (!) ist. 

Die Natur kann sich selbst regulieren. Alles andere Denken ist - im Klartext gesprochen - Volksverdummung und geistige Umweltverschmutzung. Die Evolution hat die Natur über Millionen Jahre hinweg befähigt, eigene Regelmechanismen für das Gleichgewicht in Tier- und Pflanzenwelt zu entwickeln.  Der Wildbestand reguliert sich auch heute auf normale Populationsgrößen ein. Das zeigen Nationalparks - man muss der Natur nur die Zeit einräumen diese normalen Regulationsmechanismen aufzubauen.

Eine Reformierung des Jagdrechts, welches die Schießtriebe der Lustjäger baldigst massiv einschränkt, ist bitter notwendig. Und mittelfristig muss das "Wildtiermanagement" einer Berufsjägerschaft übertragen werden, die sich ohne "Blutrauschen in den Ohren" mit wirklichem Sachverstand (!) in Feld und Wald bewegt. Dass eine Hobby-Jäger-Minderheit (ca. 0,4 % der Bevölkerung in Deutschland) nach Gutsherrenart ihre Pfründe verteidigen möchte, ist irgendwie nachvollziehbar - aber ungerecht gegenüber dem Rest der Bevölkerung, blanker Anachronismus und mittlerweile im 21. Jahrhundert absolut obsolet. Das zeigen die Fakten und das sagt uns gesunder Menschenverstand.

PS. Bei der im Artikel beschriebenen „Treibjagd“ handelte es sich um eine „Drückjagd“