24.07.2017

Zürich: Wildhüter statt Jäger


Die Tierpartei Schweiz (TPS) hat am Dienstag, 18. Juli 2017 im Kanton Zürich die Volksinitiative "Wildhüter statt Jäger" eingereicht. Es wurden über 7.300 Unterschriften gesammelt. Jetzt soll das Zürcher Stimmvolk darüber entscheiden, ob die Wildtiere im Kanton Zürich künftig durch ein modernes Wildtiermanagement professionell betreut werden sollen und dadurch die Hobby-Jagd als Freizeitvergnügen abgeschafft wird.

«Der von Jägerkreisen beliebte Ausspruch "Hegen und Pflegen" zur Rechtfertigung eines blutigen Hobbys ist eine alte Mär», sagt die Mitinitiantin und Präsidentin der Tierpartei Schweiz (TPS) Monika Heierli-Rutishauser. «Heute ist es wissenschaftlich erwiesen, dass sich die Natur selber reguliert.»

Immer auf der Hut - Bild: www.andersfotografiert.com

Diese Aussage wird durch verschiedenste positive Erfahrungen in Regionen bestätigt, welche jagdfrei sind, wie u. a. auch durch das Wildschongebiet der Stadt Zürich. Man weiß heute, dass die Bejagung der Wildtiere nicht zu einer Regulierung des Wildtierbestandes führt, sondern die Ursache für das Problem darstellt, da sich die Fertilität (Geburtenrate) der Wildtiere durch die Bejagung erhöht!

Die Initiative fordert, dass dem Wildtierbestand die Möglichkeit geboten wird, sich künftig selber zu regulieren und setzt deshalb auf ein modernes, unterstützendes Wildtiermanagement durch professionell ausgebildete Wildhüter. Dadurch wird die heutige Hobby-Jagd abgeschafft, was zu verschiedensten positiven Erscheinungen führen wird, wie es im Initiativtext und deren Begründung nachzulesen ist.

Weitere Informationen zur Volksinitiative "Wildhüter statt Jäger" findet man auf www.pro-wildtier.ch

21.07.2017

Über den Grünspecht

von unserem Wildvogelexperten Rainer Olssok

Der Grünspecht ist ein Botschafter des offenen Geländes, der Streuobstwiesen und alter Laub- und Obstbäume. Seine Höhlen baut er bevorzugt in dicke Pappeln, Weiden oder Obstbäume mit weichen Stellen. Die Brutzeit beginnt zwischen April und Mai. In dieser Zeit kann man das Männchen häufig mit seinem unverkennbaren Gesang hören. Dieser Gesang, der an das menschliche Lachen erinnert, hat ihm auch den Namen "Lachvogel" eingebracht. Durch den Rückgang von Grünland und die Abnahme von alten Streuobstwiesen zieht es diesen anpassungsfähigen Vogel immer näher in das menschliche Siedlungsgebiet.

junger Grünspecht by Toc Toc Toc (flickr.com)

Während der Brutzeit bleibt das Grünspecht-Paar zusammen, und beide beteiligen sich am Nestbau, am Ausbrüten und an der Versorgung der Jungvögel. Erst im August, nach der Brutzeit, werden die Grünspechte wieder Einzelgänger.

Tagsüber ist er auf der Suche nach seiner Leibspeise, den Ameisen, deren Larven und Puppen. Nur bei Nahrungsengpässen greift er mal auf Regenwürmer oder Kleininsekten zurück. Sein langer Schnabel dient ihm dabei als Meißel oder Zange, um Löcher in die Erde oder in Erdhaufen zu schlagen. An seiner etwa 10 cm langen, klebrigen Zunge bleiben Ameisen, Larven und Puppen kleben.

Der Grünspecht ist reviertreu. Besteht sein Revier aus Kernzonen mit alten, dicken Höhlenbäumen mit umliegenden Nahrungsflächen, kann er ein Leben lang dort bleiben. Auch seinen Flugrouten bleibt er treu, mehrmals täglich fliegt er die gleiche Route und besucht dieselben Plätze um seine Lieblingsspeise zu finden.

13.07.2017

Der erste Fuchs hat "super Spaß" gemacht ....

Weil es davon zu viele …. unter den Jägern gibt, wurde 2011 der Verein Wildtierschutz Deutschland gegründet. Unser Ziel ist es, den Unsinn und die Methoden der Jagd publik zu machen und die Hobby-Jagd – deren vermeintlicher Allgemeinnutzen aufgrund vieler wissenschaftlicher Belege bezweifelt werden darf – abzuschaffen. Nachfolgend ein aktuelles

Zitat aus dem Jäger-Onlineforum „Wild und Hund“:

"Nachdem der erste Fuchs gestern Abend an einem frisch gemähten Gerstenacker vom Ansitzstuhl auf 30m zur Strecke kam war der zweite schon ein wenig anspruchsvoller. Hat super Spass gemacht. Hab ihn auf 150 m auf einen gemähten Feldgrasschlag mit der Wärmebild Camera ausgemacht. Dann versucht in Deckung der gewickelten Ballen näher ran zu kommen. Leider hat er sich auf den Weg in den angrenzenden Maisschlag gemacht. Dank Wärmebild Camera konnte ich sehen das er in der ersten Maisreihe in meine Richtung zog also habe ich mich an Ort und Stelle hingelegt und abgewartet. Er hat mir den Gefallen getan und ist auf 65 m wieder aus dem Mais auf den Grasschlag gezogen. War ganz schön schwierig den ins Glas zu bekommen. Der Kugelschlag ließ auf einen Fehlschuss deuten umso grösser war die Freude als ich mich aufrichtete und mit der Wärmebild Camera einen schwarzen Strich ausmachen konnte. Das war Jagd vom allerfeinsten. Da lass ich jede Sau für stehen... Beide mit dem Einstecklauf aus dem Drilling 17 Hornet.
Meine Nr. 19 dieses Jahr und Nr. 25 im Revier.
Gruß fuchshaken“

 
Mit Wärmebildkamera noch einfacher zu bejagen

09.07.2017

Welche Auswirkungen hat die Jagd auf das ökologische Gleichgewicht?

Diese Frage und die Frage wie die Jagd die öffentlichen Interessen der Biodiversität, des Artenreichtums und der Vermeidung von Wildschäden gewährleistet, beantwortet im Folgenden Prof. Dr. Josef Reichholf im Rahmen einer Anhörung zur jagdlichen Befriedung eines Grundstücks vor dem Verfassungsgerichtshof in Österreich:
Das ökologische Gleichgewicht ist eine Vorstellung, welche die Jäger selbst dazu entwickeln, welche Wildarten in welchen Bestandsgrößen in ihren Revieren leben sollen. Mit einem sich ohne jagdliche Eingriffe einstellenden, dynamischen Naturzustand (der meist mit dem Ausdruck „ökologisches Gleichgewicht“ gemeint wird) hat das wenig bis nichts zu tun. Denn es liegen Nutzungsinteressen zugrunde, und nicht etwa eine sich möglichst selbst regulierende Natur. 

Infolgedessen haben Naturschützer andere Vorstellungen vom ökologischen Gleichgewicht als Jäger. Der Zustand, der sich ohne nutzungsorientierte Eingriffe seitens der Jäger einstellt, kommt einem natürlichen ökologischen Gleichgewicht auf jeden Fall näher als ein von jagdlichen Interessen gelenkter. 

Jagdziel "Raubwild"

Die öffentlichen Interessen in Bezug auf Biodiversität, speziell Artenreichtum, differieren sehr stark bezüglich der bejagbaren Arten und ihrer Häufigkeit. Denn diese werden von den Jägern so zu steuern versucht, dass die Bestände des Nutzwildes möglichst groß sind und bleiben, während die in der Jägersprache „Raubwild“ und „Raubzeug“ genannten Arten dezimiert bis lokal/regional oder großflächig ausgerottet wurden bzw. an ihrer Wiederausbreitung gehindert werden (Luchs, Wolf, Braunbär bezüglich der Wiederkehr; Fuchs, Marderarten und größere/große Greifvögel sowie die Krähenvögel bezüglich der Häufigkeit). 

Artenzusammensetzung und Häufigkeit der verschiedenen Wildarten weichen daher in so gut wie jedem Jagdrevier grundsätzlich von einem Zustand ab, der sich ohne Bejagung einstellen würde. Hinzu kommt, dass die Bejagung die davon betroffenen sowie ihnen ähnliche, jedoch vollständig geschützte Arten (sehr) scheu macht, so dass sie für die Öffentlichkeit kaum/schlecht oder nur auf größere Entfernung zu beobachten und erleben sind. Jagd macht das Wild scheu.
Das hat auch Konsequenzen auf die ökologischen Wirkungen der dadurch scheu gemachten Arten: Die Mehrzahl (Säugetiere; jagdlich: Haarwild) versucht sich durch weitgehende nächtliche Aktivität den jagdlichen Nachstellungen zu entziehen (stark erhöhten Risiko von Wildunfällen, wenn die Tiere in der späten Dämmerung und nachts über Straßen wechseln). Teile des möglichen Lebensraumes der bejagten Haarwild- und Vogelarten können wegen der übergroßen Scheu von diesen Tieren nicht genutzt werden. Das macht einerseits die seltenen Arten noch seltener und fördert andererseits die Wildschäden durch Ansammlung des Wildes in störungsarmen Zonen. Solche versuchen viele Jäger mithilfe von Fütterungen / Kirrungen einzurichten. 


Wildschäden, die über Bagatellschäden hinausgehen, verursachen die jagdlich gehegten „Schalenwildarten“ (Wildschwein, Reh, Rothirsch sowie lokal einige andere Arten), deren Bestände entweder aufgrund direkter Hegemaßnahmen (Fütterungen, speziell im Winter; Hegeabschüsse zur Bestandsaufbesserung etc.) überhöht sind (Schalenwildproblem, seit Jahrzehnten ungelöst, da die Bestände auf hohem Niveau bleiben, weil sie durch jagdliche Maßnahmen dort gehalten werden) oder, wie im Fall des Wildschweins, großräumig von der massiven Ausweitung des Maisanbaus profitieren (Mais = Schweinefutter) und es in der entscheidenden Zeit des starken Anwachsens der Wildschweinbestände viel zu geringen Abschuss gegeben hatte, weil nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ihr Fleisch zu stark radioaktiv kontaminiert war. Die Jagd versucht zwar über Abschussplanung das Schalenwildproblem in den Griff zu bekommen, jedoch offenbar unzureichend, da dieses Problem auch nach Jahrzehnten alles andere als gelöst ist. 

Der Artenreichtum hat hingegen bei jenen Arten/Gruppen zugenommen, die in der jüngeren Vergangenheit von der Jagd ausgenommen und unter Schutz gestellt wurden, wie bei den (größeren/großen) Greifvögeln (Adler, Großfalken), Reihern und einigen anderen Arten. Ohne die Unterschutzstellung auf EU-Ebene hätte der Wolf keine Chance auf eine Rückkehr gehabt. Das Schicksal von Luchs oder des wieder zuwandernden Goldschakals hängt nicht von der Eignung der Kulturlandschaft für diese Arten ab, sondern davon, ob die Jäger sie überleben lassen. Die verbreitete Ablehnung der Rückkehr „großer Beutegreifer“ und die sehr oft völlig ungerechtfertigten Abschüsse von Hunden und Katzen drücken ganz klar aus, dass das jagdliche Ziel nicht die Vermeidung von Wildschäden oder die Regulierung der Wildbestände auf das ökologisch richtige Niveau ist. 

Abgesehen von der Gewinnung von Wildfleisch (Wildbret) und in Einzelfällen von Sonderabschüssen gibt es also kein öffentliches Interesse, das die Jagd zu erfüllen hätte. Selbst die Minderung bzw. Vermeidung von Wildschäden, die Besitzer von Grund und Boden fordern, gelingt im österreichischen und deutschen Revierjagdsystem offensichtlich bei weitem nicht so wie angestrebt.