25.05.2015

Schluss mit der Hobby-Jagd!

von Lovis Kauertz

Fragen Sie danach, welche Vorstellungen der unbescholtene Bürger von der Jagd hat, hören Sie vielleicht, dass der Jäger sich um kranke und verletzte Wildtiere kümmert, dass die Jagd gesundes Wildbret hervorbringt, dass der Jäger ja nicht nur tötet, sondern auch „Hege“ betreibt und dass er den Wildbestand reguliert.

Ich habe mich nun einige Jahre schon sehr intensiv mit dem Thema Jagd befasst und komme zu dem Schluss,  dass sie in ihrer heutigen Form im Grunde auf den Freizeitfaktor reduziert werden kann. Es findet weder eine nachhaltige Reduzierung von Wildtierbeständen statt, noch trägt die Jagd - so wie es das Gesetz vorsieht - zu einem artenreichen Wildtierbestand bei. Das Thema Nahrungsbeschaffung  - wie neuerdings als Argument für die Jagd immer wieder zu hören -  ist ebenfalls nachrangig.



In Deutschland gibt es etwa 360.000 Jagdscheinbesitzer im Alter von 16 bis 98 Jahren. Sie töten Jahr für Jahr nach offiziellen Angaben etwa sieben Millionen Tiere. Darunter (legal) auch Tierarten, die nach den Roten Listen der Länder und/oder des Bundes im Bestand gefährdet sind (z.B. Rebhuhn, Waldschnepfe, Feldhase), Hunde und Katzen und Tierarten (illegal), die nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt sind (z.B. Dohle, Saatkrähe, Kolkrabe, zahlreiche Wasservogelarten, Greifvögel).

Jagd sorgt für hohe Wildbestände  Gemäß der von Jägern (!) gemachten Jagdgesetzen soll die Jagd der Regulierung von Wildtierbeständen dienen. Ist ja zunächst auch ganz einleuchtend; je mehr Tiere getötet werden, desto geringer werden die Bestände. Ein Blick auf die Statistiken lehrt aber anderes: Anfang der 1980er Jahre wurden jedes Jahr etwa 150.000 Wildschweine und 850.000 Rehe durch Jäger erlegt, heute  - 30 Jahre später -  sind es jedes Jahr 500.000 Wildschweine und 1,1 Millionen Rehe*)!

Die Wildtierbestände sinken nicht, sie steigen kontinuierlich. Das hat viele Gründe. Ein Grund ist die so genannte Hege. Darunter versteht man die Pflege des Wildbestandes und seines Lebensraumes. Sie kommt fast ausschließlich den jagdbaren Arten zugute und führte in den vergangenen Jahrzehnten insbesondere durch ganzjährige Fütterungen mit zu den heute relativ hohen Beständen von Rehen und Wildschweinen.

Ein weiterer Grund für den Anstieg der Wildtierbestände ist die Zerstörung von Sozialstrukturen. Diese Strukturen sehen zum Beispiel innerhalb der Wildschweinfamilien eine naturgegebene Geburtenkontrolle vor. Steht dieser Mechanismus nicht mehr zur Verfügung, so kommt es zu exponentiell steigender Vermehrung.  

Für diese Zusammenhänge gibt es zahlreiche Belege aus Wissenschaft und Forschung. Nur ein Beispiel aus dem jagdfreien Teil des Nationalparks Bayerischer Wald. Während hier bei Füchsen pro Wurf im Durchschnitt nur 1,7 Welpen zur Welt kommen, sind es in intensiv bejagten Revieren drei- bis viermal so viele.

Bild: www.tnsm.de

Jagd und Nahrungsgewinnung  Von den etwa sieben Millionen Tieren, die Jahr für Jahr in Deutschland durch die Jagd umkommen – was denken Sie, wie viele davon im Kochtopf landen?
Die Katzen wohl kaum, auch die Schwäne nicht, nicht die Elstern, die Eichelhäher, die Rabenkrähen, selten mal eine Wildgans  - ihr Fleisch ist viel zu zäh -  kaum Wildenten oder Wildkaninchen, auch nicht die Füchse, Waschbären, Marder. Was bleibt sind hauptsächlich Wildschweine, Rehe, ein paar Hasen. Aber auch davon nur ein Teil. Wildschweine aus dem Südwesten sind meist radioaktiv verseucht – Tschernobyl lässt grüßen. Ein Großteil der Tiere hat aufgrund von Verletzungen und Flucht Stresshormone ausgeschüttet – ihr Fleisch ist bitter, ungenießbar. Andere Tiere bringen einfach nichts auf die Waage, weil sie noch jung waren oder abgemagert sind. Unter dem Strich können Sie davon ausgehen, dass mindestens 70 %, also etwa fünf Millionen Tiere nach dem Jagdtod verscharrt oder anderweitig entsorgt werden.

Apropos Nahrungsmittel. Etwa 60 % des deutschen Bedarfs an Wildbret wird übrigens importiert, meist aus Polen oder Neuseeland. Das Bundesamt für Risikoforschung warnt vor dem Genuss von Wildbret: Wildfleisch gehört zu den am höchsten mit Blei belasteten Lebensmitteln.

Schmerz und Leid – was Jagd für Wildtiere bedeutet  Schuss … und tot! Das trifft in vielen Fällen nicht zu. Unter anderem haben Untersuchungen in Großbritannien dies gezeigt. Hier wurde die Treffsicherheit von unerfahrenen, angelernten und erfahrenen Jägern auf sich bewegende Papiersilhouetten eines Fuchses untersucht. Anhand der Lage der Einschusslöcher und der errechneten Eindringtiefe der Geschosse wurde abgeleitet, dass unter normalen Geländebedingungen jeder zweite Fuchs durch eine Schussverletzung lediglich verwundet worden wäre. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) berichtet von Untersuchungen, wonach nach Treibjagden zwei Drittel der Wildschweine nicht sofort tödliche Schüsse aufweisen: im Rücken, im Bauch oder an den Beinen.  Bei Rehen wiesen ca. 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf.

Füchse werden vornehmlich in den Wintermonaten gejagt. Der Schnee erleichtert die Jagd und die ansonsten aufmerksamen Tiere sind unvorsichtig, denn für Füchse ist jetzt die Paarungszeit. Für viele ab April das Licht der Welt erblickenden Fuchswelpen heißt das, dass sie ohne den Fuchsvater aufwachsen. Der hat aber durch die Nahrungsbeschaffung eine ganz wichtige Funktion bei ihrer Aufzucht. In der Konsequenz sind die jungen Füchse körperlich häufig geschwächt, ihre Überlebensfähigkeit ist wesentlich geringer als die von Fuchswelpen, die mit einem Versorger aufgewachsen sind.

Winterruhe ist für viele Wildtiere eine Überlebensstrategie in harten Zeiten. Hirsche und Rehe reduzieren im Winter ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen. Werden die Tiere nun durch revierübergreifende Bewegungsjagden mit Jägern, Treibern und mit Hunden gestört und zur Flucht gezwungen, fährt der Körper den reduzierten Stoffwechsel hoch. Der Energieverlust kann wegen fehlender Nahrung nicht kompensiert werden, die Tiere hungern oder sie fressen notgedrungen Knospen und Baumrinde und richten Schäden im Wald an.

Schluss mit der Hobby-Jagd   Wenn die Jagd also gar nicht das ist, was sie vorgibt zu sein, wenn eine nachhaltige Reduzierung von Wildtierbeständen gar nicht gegeben ist, wenn Naturschutzverbände den Beitrag der Jagd zum Naturschutz in Frage stellen, wenn Tierärzte und Tierschutzverbände Tierquälerei im Rahmen der Jagd konstatieren und man der Öffentlichkeit erklären muss, warum jedes Jahr fünf von sieben Millionen Tiere für die Tierkörperbeseitigung sterben – warum brauchen wir dann die Jagd in ihrer heutigen Form? Eine Antwort darauf geben Fachliteratur, Jagdzeitschriften und Jagdforen: dort wird die Jagd zum Abenteuer stilisiert, den Jägern bedeutet sie Lust und Leidenschaft.

Eine Lust, die Leiden schafft. Wir von Wildtierschutz Deutschland und viele gleichgesinnte Organisationen, Initiativen und Einzelkämpfer wollen diesem Treiben ein Ende setzen.

*) darunter ca. 15 % Verkehrsopfer


22.05.2015

Wilderei: Luchs und Wolf sind nicht überall willkommen

Von Olav Jost – Tierschützer und SeaShepherd-Aktivist

Eigentlich könnten wir alle uns darüber freuen, dass sich ehemals totgeglaubte Tiere erneut bei uns ansiedeln. Mit Erleichterung verfolgen wir Wiederansiedlungs-Versuche in anderen Ländern, zumeist auf anderen Kontinenten, hegen einen Groll gegen die Wilderei von Nashörnern und Elefanten und können auch die Panik der australischen Surfer vor dem Weißen Hai nicht immer nachvollziehen.

Wir haben ein eigenes Nashorn, einen eigenen Elefanten in unseren Wäldern: Den Wolf. Und seinen „kleinen Bruder“, den Luchs. Die geschmeidigen kleinen Raubkatzen erobern sich Stück für Stück kleine Gebiete unserer Wälder zurück und werden hier nicht immer mit offenen Armen empfangen. Bereits 2012 wurde ein Luchs-Weibchen im Bayerischen Wald vergiftet aufgefunden und im Folgejahr erschoss ein Unbekannter ein sogar trächtiges Tier.

Vor kurzem kam es jedoch zu einem Vorfall, der über diese Ereignisse hinausgehen: Vor einer Fotofalle wurden in der vergangenen Woche im Landkreis Cham vier abgeschnittene Vorderbeine von Luchsen gefunden. Es handelt sich also um bis zu vier getötete Luchse. Die Fotofalle gehört zu einem Luchs-Forschungsprojekt, die Botschaft ist eindeutig. Die Fotofalle gehört zu einem Luchs-Forschungsprojekt, die Botschaft ist eindeutig.

Natürlich erfolgt wieder die obligatorische Anzeige gegen Unbekannt, die Polizei ermittelt. Doch die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass man auch dieses Mal die Täter nicht finden wird.

Lynx lynx, Bild: Cloudtail

Seit seiner menschgemachten „Rückkehr“ wird über den Luchs heiß diskutiert, immer ein wenig im Schatten der Diskussion über die ersten Wölfe in Deutschland.  Vor allem in Bayern setzt man sich mit den Luchsen auseinander, doch hier kommt ein delikates Problem hinzu: Es gibt die gesetzlich verankerte Maxime zur Berechnung der allgemeinen Wild-Abschussquote: „Wald vor Wild“. Das bedeutet, dass der Forstbestand höhere Priorität hat, als der Wildbestand. Nun wird in Bayern seit Jahren über eine profitable Forstwirtschaft debattiert, Jäger nehmen den Verbiss der jungen Bäume und dadurch den monetären Verlust gerne als Anlass, eine bestimmte Anzahl Rehe zu erlegen. Und hier kommt der Luchs ins Spiel.

Einige Jäger befürchten, dass sie Quoten nicht erfüllen können oder der jagdliche Wert ihres Reviers fällt, wenn Wolf oder Luchs ihnen Konkurrenz machen. Es geht also nicht nur um die viel beschworene „Hege“, der Jäger möchte natürlich auch noch was zum Schießen haben. Hier sieht’s also zunächst einmal nach einem Interessenkonflikt aus.

Die Forstleute sehen den Einfluss des Luchses dagegen nicht als so gravierend an (was wir von Wildtierschutz Deutschland bestätigen können, siehe Artikel „Mehr Wölfe – weniger Rehe?) und beharren auf den üblichen Abschussquoten. Damit befinden sich die Parteien in einer Zwickmühle, denn der Hass der einiger Jäger auf die Luchse steigt.

In Deutschland wurde 1846 der letzte bekannte Luchs getötet, seitdem war er aus unseren Wäldern verschwunden. Wir sollten dankbar sein, dass er wieder zurückkommt und alles daran setzen, Gebiete zu haben, in denen er sich ausbreiten kann. Die Jagd auf ihn ist streng verboten, das Hauptproblem ist die Wilderei, das Vergiften, Töten, wie vor kurzem vor unserer Haustüre geschehen. Die Pfoten abzuschneiden und sie als Zeichen vor eine Wildbeobachtungskamera zu legen, überschreitet eine Grenze und erinnert an Drohungen, die die meisten von uns nur aus Mafia-Filmen kennen.

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Bilder: Thorsten Emberger / Berndt Fischer  
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21.05.2015

Wussten Sie, dass der Salamander lebendgebärend ist?

Von unserem Amphibienspezialisten und SeaShepherd-Aktivisten Olav Jost

Schon in der Mythologie war der Salamander ein besonderes Tier. Die Menschen früher dachten, er könne im Feuer leben, die Alchimisten hielten an diesem Sinnbild fest. Ihrer Lehre zu Folge standen den vier Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer jeweils bestimmte Geistwesen, oder Elementarwesen vor.

Ein wenig Übernatürliches könnte unserem Feuersalamander auch heute wieder nützen, denn er wird als „besonders geschützt“ eingestuft. In der Schweiz gilt er bereits als „gefährdet“ und steht auf der Roten Liste. Der Feuersalamander wird zumindest auch in unseren Breiten gefühlt seltener. Wenn man ihn zu Gesicht bekommt, dann leider meistens als totes schwarz-gelber Schwanzlurch.

Bild: Didier Descouens, Wikipedia
Dabei ist er hauptsächlich in bewaldeten Gegenden beheimatet, hügelig, bergig. Man sollte meinen, dass es da weniger Schwierigkeiten mit Fahrzeugen gibt, aber leider dringen die Menschen auch bei uns in die unwegsamsten Gebiete vor, mit dementsprechenden Folgen.

Der Feuersalamander ist ein ganz erstaunliches Wesen. In der Natur wird er gut und gerne 20 Jahre alt und es ist auch bekannt, dass sie in Gefangenschaft schon ein Alter von 50 Jahren erreicht haben.

Nach zwei bis vier Jahren werden sie geschlechtsreif und machen sich dann auf die Suche nach einem Partner. Im Gegensatz zu unseren anderen heimischen Amphibien suchen sie jedoch nicht im Frühjahr einen Tümpel auf, um ihre Eier abzulegen, sondern die Paarung findet ausschließlich an Land statt. Dabei nehmen die Weibchen das Samenpaket des Männchens auf und entscheiden selbst, wann es zur Eiablage und Befruchtung kommt. So ist es keine Seltenheit, dass zwischen Paarung und Eiablage mehrere Jahre liegen und auch in Jahren in denen kein Partner gefunden wird, es zu Nachwuchs kommt.

Die Larven werden von den Weibchen zumeist in fließende Quellgewässer gelegt, falls sie denn welche finden. Da die Eihülle während der Geburt aufplatzt, sind unsere Salamander lebendgebärend.
Die nächsten drei bis sechs Monate verbringen die Larven im Wasser, dann hat sich die Metamorphose vom Kiemenatmer zum lungenatmenden Landtier vollzogen. In den wärmeren Regionen kann es vorkommen, dass die geborenen Jungtiere bereits Lungenatmer sind.

Giftig sind die Lurche nicht, sie besitzen zwar ein Sekret, das sie zur Abschreckung einsetzen können und das gegen Fressfeinde sehr wirkungsvoll ist, leider schützt dies nicht im Straßenverkehr. Aber es reicht aus, dass man behaupten kann, dass erwachsene Salamander so gut wie keine Feinde haben.

Der Feuersalamander ist geschützt, er darf weder eingefangen, verletzt, oder getötet werden. Während man ihn im Mittelalter noch aktiv jagte, droht ihm heute eher Gefahr durch den Verkehr, die Landwirtschaft, unbedachtes Marschieren oder Fahrradfahren in den Wäldern.

Bild: H.Mars via Wikipedia

Also: Augen auf! Es wäre schade um unseren auffälligsten heimischen Lurch, wenn der Kleine wie in der Schweiz auch bei uns auf der Roten Liste der gefährdeten Arten landen würde. Wer einen zu Gesicht bekommt könnte vielmehr Folgendes tun:

1.        Aus der möglichen Gefahrenzone verbringen (weg von Wegen, Straßen)
2.        Naturschutzorganisationen über die Beobachtung informieren (oder uns), denn Kartierungen von Privatpersonen sind elementarer Bestandteil des Umweltschutzes. Wenn man weiß, wo die Tiere leben, kann man sie auch schützen.

Wir wollen doch noch lange an den Helden aus unserer Kindheit erinnern, über den es hieß: „Lange schallt` s im Walde noch: SALAMANDER, lebe HOCH!“

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15.05.2015

Kröten-Aktion bringt den Füchsen 280 Euro

Olav Jost ist Tierschützer und SeaShepherd-Aktivist. Ende Januar ist für ihn und seine Familie immer die Zeit, Kröten, Frösche und Molche vor der motorisierten Zivilisation zu retten. In diesem Jahr hatte er sich dazu etwas ganz Besonderes ausgedacht.  Für jedes gerettet Tier sollte ein Beitrag an die Füchse gehen – daraus ist dann die Aktion „Kröten für die Füchse" geworden.

Insgesamt hat sein kleines Team über 200 Tieren geholfen während der Laichzeit zu überleben. Jedes fünfte war ein Grasfrosch, ein Molch oder andere Amphibien. 80 % machten die Erdkröten aus, davon waren zwei Drittel kleiner Männchen.



Für das Spendenprojekt haben 13 Unterstützer 280 € gesammelt, die Olav dieser Tage an unser Fuchsprojekt „Ich will leben" überwiesen hat.

06.05.2015

92 Igel überwintert

In der von Wildtierschutz Deutschland unterstützten Igelauffangstation haben wir unter der Leitung von Gabi Kaar in diesem Jahr 92 Igel überwintert. Möglich war das auch aufgrund Ihrer großzügigen Spenden für unsere Arbeit. Herzlichen Dank dafür!



02.05.2015

Neues Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen

Aktualisierung 4.6.2015
Steter Tropfen höhlt den Stein – schon seit Jahrzehnten gibt es begründete Kritik von Tier- und Naturschutzorganisationen an der Jagdgesetzgebung. Die hat sich nämlich seit des Bestehens der Bundesrepublik in keinem tierschutzrelevanten Punkt signifikant geändert. Letztlich ist es wohl auch ein Erfolg des Internets und der damit gegebenen größeren Transparenz für den Bürger, dass sich erstmals in diesem Jahrzehnt etwas in Sachen Tierschutz bei der Jagd tut.

Bereits 2010 wurde unter dem damaligen Grünen Umweltministerin Simone Peter im Saarland eine 6-monatige Schonzeit für Füchse eingeführt, die nach dem Regierungswechsel von SPD und CDU allerdings wieder einkassiert wurde – eine halbwegs haltbare wissenschaftliche oder wenigstens ökologische Begründung konnte man dafür nicht vorlegen. Es war ein Geschenk an die Jagdfreunde.

Nach Baden-Württemberg hat nun auch Nordrhein-Westfalen gegen den erbitterten Protest von Jägern aus ganz Deutschland und gegen die Stimmen von CDU und FDP ein „ökologisches“ Jagdgesetz eingeführt.

Hier die wichtigsten Änderungen, die seit Verkündung wirksam sind:

Verbot des Tötens von Katzen   Der Abschuss von Hunden ist nur noch in absoluten Ausnahmen möglich, wenn andere und mildere Mittel vorher nicht erfolgreich waren. Der Abschuss von Hauskatzen wird grundsätzlich untersagt.

Weitgehendes Verbot der Baujagd   Verbot der Baujagd auf Füchse oder auf Dachse im Natur- und Kunstbau, allerdings mit Ausnahmen, da wo öffentlichen Sicherheit oder Gesundheit gefährdet sind.

Aktualisierung des Kataloges jagdbarer Arten   Nicht mehr zu den jagdbaren Arten gehören Wildkatze, Luchs, Graureiher und Greifvögel. Neu aufgenommen wurde hingegen der amerikanische Nerz (Mink).

Verbot von Totschlagfallen   Damit sollen nicht jagdbare Tiere vor Fehlfängen und der damit verbundene Tötung geschützt werden.

Verbot der Jagdhundeausbildung flugunfähigen Enten und mit dem Fuchs in der Schliefanlage   Die Die Ente darf zur Hundeausbildung nicht mehr flugunfähig gemacht werden, die Arbeit in der Schliefanlage (Ausbildung von Hunden für die Arbeit im Fuchsbau) ist untersagt.

Bild: Michael Mayer

Aussetzen von Wildtieren nur als Hegemaßnahme    Für das Aussetzen von Fasanen und Stockenten ist künftig eine Genehmigung einzuholen. Voraussetzung ist der Nachweis biotopverbessernder Maßnahmen für die auszusetzende Wildart. Es soll verhindert werden, dass Tiere nur zum bloßen Schießen – und nicht als Hegemaßnahme - ausgesetzt werden.

Ab April 2016 nur noch bleifreie Büchsenmunition   Seit April 2013 darf im nordrhein-westfälischen Staatsforst nur noch mit bleifreier Munition gejagt werden. Das Land reagierte damit auf den weiterhin hohen Bleieintrag in die Umwelt und in das Wildbret. Aus Schutz vor weiteren Belastungen der Umwelt und aus Gründen des Verbraucherschutzes und den positiven Erfahren im Staatswald wird bleifreie Büchsenmunition ab dem 1. April 2016 allgemein vorgeschrieben.

Einführung eines jährlichen Schießnachweises    Aus Gründen des Tierschutzes und der Unfallverhütung wird ein Schießnachweis als Voraussetzung für die Teilnahme an Bewegungsjagden eingeführt. Dieser Schießnachweis kann auf dem Schießstand, aber auch in Schießkinos erbracht werden.


Dieses Jagdgesetz ist sicherlich nicht das, was sich viele Tierfreunde in Deutschland jetzt vorgestellt haben. Nach wie vorgibt es zahlreiche Tierarten, deren Bejagung keinen ökologischen Sinn macht, die nicht einmal sinnvoll verwertet werden. Dennoch ist dieses Gesetz und auch das aus Baden-Württemberg ein erster kleiner Sieg gegen den gesellschaftlich nicht nachvollziehbaren Widerstand der Jäger und für die Tiere. Er stellt die Weichen für die weitere Arbeit von Wildtierschutz Deutschland und vieler Verbündeter.  

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