27.12.2010

Harte Zeiten für Wildtiere - Jagd stört die Winterruhe

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg ruft in einer Pressemeldung "Harte Zeiten für Wildtiere" vom 30.11.2010 Spaziergänger und Natursportler dazu auf, auf den Wegen zu bleiben und das Wild nicht zu stören. Der im Winter verminderte Stoffwechsel erfordert besondere Ruhe für Wildtiere. Jede Störung des Wildes verbraucht dringend für diese nahrungsarme Zeit benötigte Ressourcen. Von Jägern, die massiv in die Winterruhe der Tiere eingreifen, kein Wort vom Landesjagdverband.

Am 6.12. berichtet die Südwestpresse über eine Bewegungsjagd mit 80 Jägern und 40 Treibern mit ihren Hunden bei großer Kälte und Schneelage bis 60 cm. Der Schwarzwälder Bote beschreibt am 21. Dezember eine großräumige revierübergreifende Bewegungsjagd mit 200 Jägern, 100 Treibern und mindestens 70 Hunden und eine weitere Drückjagd mit 35 Teilnehmern bei hoher Schneelage.

Jagdpresse und beispielsweise der Kreisjägermeister von Aachen berichten übereinstimmend davon, dass es schon bei nicht winterlichen Bedingungen bei Drück- und Treibjagden keineswegs immer tierschutzkonform zugeht. Das Wild ist häufig hochflüchtig, eine genaue Ansprache (welches Geschlecht, wie alt) ist kaum möglich, die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit ein Tier tödlich zu treffen liegt bei 1:4 bis 1:3.

Opfer einer Treibjagd
Der Sonderdruck "Wildbrethygiene" des Deutschen Landwirtschaftsverlages (2008) zitiert Untersuchungen, die eine Blattschussquote von lediglich 25-30 % bei Bewegungsjagden ergaben. Das heißt im Umkehrschluss dass bei vielen Tieren zunächst "nur" die Keule (das Bein) durchschossen wird, der Rücken verletzt wird, die Bauchdecke aufgeschossen wird. Weil es Jäger gibt, die nicht zu ihren Fehlschüssen stehen und eine Nachsuche ermöglichen, gibt es auch etliche Tiere, die einfach im Wald zugrunde gehen.

Der Landesjagdverband weiß es und seine Revierpächter ebenfalls: Winterruhe ist für viele Wildtiere eine Überlebensstrategie in harten Zeiten. Hirsche und Rehe reduzieren im Winter ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen. Sie stehen oft bewegungslos in der Landschaft. Ihr Herz schlägt statt 60 bis 70 Mal jetzt nur 30 bis 40 Mal in der Minute. Die Reaktionsfähigkeit ist stark herabgesetzt. Man spricht in diesem Zusammenhang oft von Winterstarre, die auch hilft die kalten Temperaturen zu ertragen. Werden die Tiere gestört und zur Flucht gezwungen, fährt der Körper den reduzierten Stoffwechsel hoch. Das Resultat: Die Tiere müssen hungern, weil es nicht genug zu fressen gibt. Oder sie fressen notgedrungen Knospen und Baumrinde und richten Schäden im Wald an.

Im Winter brauchen Wildtiere Ruhe mehr als alles andere und sind lediglich bei Störungen auf zusätzliche Fütterung angewiesen. Ein vollkommener Verzicht auf die Jagd in den Wintermonaten wäre nicht nur im Sinne des Tierschutzes, es wäre womöglich auch im Sinne des Waldes.

Lediglich in Niedersachsen besteht derzeit per Gesetz die Möglichkeit während einer so genannten "Notzeit" ein vollständiges Ruhen der Jagd anzuordnen. In Baden-Württemberg und anderen Ländern können Revierpächter lediglich dazu verpflichtet werden, das Wild zu füttern und in unmittelbarer Umgebung der Fütterung zu schonen.

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg, der zwar Wald-Spaziergänger zur Einhaltung der Wege gemahnt, war zu einer Stellungnahme zur winterlichen Störung des Wildes durch die Jagd in seinem Bundesland leider nicht bereit. Auch will er keine Empfehlung an seine Jäger aussprechen zumindest in Notzeiten gänzlich auf die Jagd zu verzichten, wie es derzeit zum Beispiel in Teilen von Niedersachsen gehandhabt wird. Die nächsten revierübergreifenden Jagden sind nicht nur in Baden-Württemberg bereits für den Januar angesetzt.

26.12.2010

Rotfuchs von Rolf Tingler, 2010, Acryl auf Leinweind

Aus "Freundschaft mit der Erde - der indianische Weg"

gefunden bei terra-animalis.de

Der alte Mann hatte unser Auto wohl schon Dutzende Male angehalten, um hinauszuklettern und die kleinen Kröten aufzulesen, die - vom Scheinwerferlicht geblendet -  wie lebendige Regentropfen auf der Straße hüpften. 

Regen fiel, sein weißes Haar leuchtete im Nebel, und ich sagte immer wieder: „Du kannst sie nicht alle retten, finde dich damit ab, steig wieder ein, wir müssen weiter, wir haben ein Ziel ..."  

Er aber, die ledrigen Hände voll von nassem braunen Leben, knietief im Sommergras an der Straßenböschung stehend, er lächelte nur und sagte: „Auch sie müssen weiter, auch sie haben ein Ziel."

Erdkrötenmännchen im Wasser


Aktion "Kröten für die Füchse"

23.12.2010

Weihnachtspost von Maja Prinzessin von Hohenzollern

Maja Prinzessin von Hohenzollern ist Tierschutzbotschafterin EUROPÄISCHER TIER- UND NATURSCHUTZ e.V. (ETN) 

Vor Gott sind alle Geschöpfe gleich, in der katholischen Kirche haben Tiere jedoch keinen Platz. 

Immer wieder erleben wir in unserer Tierschutzarbeit, wie grausam und brutal mit Tieren umgegangen wird. Besonders in Süd- und Osteuropa, also in den katholisch- orthodoxen Ländern, müssen wir immer wieder erleben, dass ausgesetzte Hunde und Katzen auf der Straße ihrem Schicksal überlassen werden, ohne Liebe und Fürsorge, meist Opfer von Hunger, herannahenden Autos oder brutaler Gewalt werden. So viele von ihnen werden geschlagen, eingesperrt, ein Leben lang an der Kette gehalten und misshandelt. Wie oft fand ich in Spanien schon Hunde und Katzen, denen man die Augen ausgestochen, die Schwänze oder die Ohren
abgeschnitten hatte. Von den Tiertötungsstationen, den „Perreras", in denen jedes Jahr hunderttausende Tiere teils bei lebendigem Leib verbrannt werden, ganz zu schweigen.

Letztes Jahr beendeten wir mit dem ETN e.V. ein Hundemassaker in Rumänien, wo man circa dreihundert Hunden pro Tag mit dem Spaten den Schädel einschlug. Seit 2004 sind in Rumänien circa zehn Millionen (!) Straßenhunde auf brutale Weise ermordet worden. Ginge es um Menschen, würde man hier sicher von „Völkermord" sprechen.


Dänische Kalenderkerze, Bild Malene Thyssen
 In Italien kämpfen wir gerade zusammen mit dem ETN e.V., Tasso e.V. und dem bmt e.V. gegen die entsetzlichen „Canili", in denen ca. 550.000 Hunde und Katzen auf engstem Raum in riesigen Lagerhallen zusammengepfercht sind und dort ohne medizinische Betreuung, verwundet, halb verhungert und ohne Zuwendung zugrunde gehen.
(Bitte helfen Sie diesen Tieren und unterzeichnen Sie unsere Petition „Canili"): http://www.tasso.net/Helfen/Aktionen-unterstutzen/Todeslager-in-Italien

In Ungarn und Polen kommen tausende Welpen zu Tode, die als billige „Wühltischware" im Akkord gezüchtet und viel zu früh von ihren Müttern weggerissen werden, um sie auf Wochenmärkten in Deutschland zu verhökern.

Immer wieder suchen wir nach Ursachen, warum Menschen Tiere so grausam behandeln. Und tatsächlich findet man in der katholischen Kirche eine Ursache für den schlimmen Umgang mit Tieren in Süd- und Osteuropa. Die katholische Kirche spricht Tieren nämlich eine Seele und Anspruch auf Fürsorge ab. Sie degradiert sie damit zu einer gefühllosen Sache, und genauso werden die Tiere dann oft auch behandelt.

Deshalb fordern wir „unseren" deutschen Papst, der eigentlich eine andere Herzensbildung in Bezug auf Tiere haben sollte, immer wieder dazu auf, endlich anzuerkennen, dass Tiere Teil der Schöpfung sind und selbstverständlich eine Seele haben. Würde er dies in nur einem Satz in seiner „Urbi et Orbi"-Rede sagen und seinen Priestern als Botschaft mit auf den Weg geben, dann könnte er Millionen Tieren das Leben retten. Wenn er wollte.

Leider haben sich weder der Papst noch die vom ETN e.V. angeschriebenen sechszehn Bistümer in Deutschland zur Zusammenarbeit im Tierschutz bereit erklärt und sich auch nicht zum Wohle der Tiere geäußert. Stattdessen erhielten wir die Antwort aus dem Vatikan:

„In der katholischen Kirche haben Tiere keinen Platz". Ein Satz wie ein Faustschlag und das Todesurteil für Millionen von Tieren. Möglicherweise hätten Tiere einen anderen Status, wenn sie Kirchensteuer zahlen würden.

Dabei lässt sich eine Ethik, die den Tieren eigene Rechte gegenüber den Menschen zugesteht, biblisch begründen. Wir fordern die Kirche daher auf, endlich moralische Verantwortung für das zu übernehmen, wofür sie vorgibt, einstehen zu wollen, nämlich für alle Geschöpfe der Erde, so wie es unmissverständlich aus der Bibelschrift hervorgeht.

Wenn ich in die Augen meiner Hunde schaue, die ich alle zehn aus den Fängen brutaler Tierquäler gerettet habe, dann weiß ich ganz bestimmt, dass sie eine Seele haben. Bei manchen Menschen bin ich mir jedoch nicht so sicher.

Schließen Sie bitte unsere Tiere in Ihre Gebete mit ein, und denken Sie auch am Heiligen Abend an sie, denn sie gehören zu uns und bereichern unser Leben.

Herzlichst Ihre Maja Prinzessin von Hohenzollern, ETN-Botschafterin
P.S.: Bei mir gibt es zu Weihnachten sicher keine Ente oder Gans aus Massentierhaltung, und an meinem Weihnachtsbaum hängen auch dieses Jahr wieder ein paar Hundeleckerlis mit roter Schleife.

21.12.2010

Jagd im vereisten Deichvorland

von Dieter Stolz
Im Naturschutzgebiet Petkumer Deichvorland ist Jagdsaison. Dies ist schon an sich unverständlich, denn wie kann ein Naturschutzgebiet gleichzeitig Jagdrevier sein? Aber zur Zeit ist die Lage dort besonders problematisch. Das ganze Vorland und die Schlickwatten sind vereist. Nur an einigen Süßwasserstellen auf der Muhde rasten einige Tausend Enten und Gänse verschiedener Arten. Beim ersten Schuss fliehen die Wasservögel. Aber wo sollen sie hin? Alles ist im Binnenland vereist. Den Wasservögeln bleibt nur die Ems.
Gänse am Naturschutzgebiet Ost bei Petkum, 19.12.2010. Foto: Eilert Voß
Dieter Stolz, Sprecher der Grünen in Emden, bittet die Jäger im Petkumer Deichvorland, dem Vorbild des Kreisjägermeisters des Landkreises Osnabrück, Helmut Spieker, zu folgen. Der hat wegen des anhaltenden Winterwetters offiziell eine Notzeit gemäß dem niedersächsischen Landesjagdgesetz verkündet. Das bedeutet, dass in dieser Zeit in den entsprechenden Revieren bei Osnabrück keine Jagd stattfinden darf und die Jagdpächter sogar verpflichtet sind, für ausreichende artgerechte Ernährung des Wildes zu sorgen.

Es wäre sicherlich zuviel verlangt, wenn die Jagdpächter am Petkumer Deichvorland jetzt die Gänse füttern müssten, aber die Ruhe sollten den Tieren in dieser für sie so schweren Zeit doch zumindest gegönnt werden. Und auch darin ist sich Dieter Stolz mit dem Osnabrücker Kreisjägermeister einig, wenn der sagt: „Auch wenn die Wetterlage nicht so extrem ist, dass reihenweise Wildtiere sterben würden, müsse jetzt Ruhe im Revier herrschen." Denn noch wichtiger als die Fütterung des Wildes sei die Jagdruhe.

siehe auch: Harte Zeiten für Wildtiere ...

20.12.2010

Christian Wulff zur Fallenjagd


"Die Behauptung, z.B. Fallenjagd, Treibjagd oder Baujagd sei eine besonders grausame Jagdart, ist unrichtig. Die fachgerecht ausgeübten Jagden berücksichtigen Tierschutzerfordernisse in durchaus angemessenem Maße... Die intensive Ausbildung der Jäger in sämtlichen Jagdarten gewährleistet im übrigen die Einhaltung von Artenschutz-, Tierschutz- und Sicherheitsbelangen."

Steht für Massentierhaltung und Fallenjagd
Soviel vom Bundespräsidenten zum Thema Jagd. Christian Wulff war als Ministerpräsident von Niedersachsen auch für eine der wohl größten Massentierhaltungsstandorte in Europa zuständig und verantwortlich für die Fehlbesetzung Grotelüschen. Wirtschaft und Machtinteressen über alles.


Nicht tierschutzkonforme Aspekte  - um es mal moderat zu formulieren -  aller von Wulff genannten Jagdarten sind zur genüge beschrieben worden. Sowohl die ökologische Sinnlosigkeit der (Fallen-)jagd auf Beutegreifer als auch der Baujagd auf Fuchs und Dachs ist von renommierten Biologen lange belegt. Einzig die Mitgliedsverbände des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) und Bauernverbände wollen unbedingt daran festhalten - und ihre unbelehrbaren Freunde in der Politik.

Jagd hat en gros mit Artenschutz nichts und mit Tierschutz überhaupt nichts zu tun. Die Jagd schafft in der Natur nur Probleme, die man anschließend mit der Flinte versucht wieder zu beheben (siehe dazu Statement von Prof. Dr. Reichholf). Der Kanton Genf, in welchem seit 1974 mit wenigen Ausnahmen nicht mehr gejagt wird, macht das mehr als anschaulich. Der Bundespräsident lässt sich auch herab von "intensiver Ausbildung" im Zusammenhang mit der Jagd zu reden - die ist im 10-Tage-Kurs ab € 999 zu haben.

Da sehnt man sich doch nach einem Theodor Heuss. Unser erster Bundespräsident hatte wohl eine fundamental andere Einstellung zum Leben und den Geschöpfen auf unserem Planeten: "Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."

18.12.2010

Der Mythos von der Berechtigung der Jagd

von Dr. rer. nat. Guy Hopp
Kanton Genf, Bild Marc Mogenet













Gerne werden von Jägern irgendwelche Studien oder angebliche Erfahrungen zitiert die beweisen sollen, dass die Jagd einen positiven Einfluss auf die Wildpopulation hat und/oder der Vermeidung von Schäden durch Wild dienen soll. Dazu muss bemerkt werden, dass es nur so wimmelt von (bezahlten) Studien, die von Interessengruppen in Auftrag gegeben werden um die eine oder andere These zu unterstützen. Diese können also von Natur aus nicht zum Beweis herangezogen werden und nur wissenschaftlich fundierte Studien die unabhängig erstellt worden sind sollten berücksichtigt werden.

Auf die gleiche Weise wird oft mit irgendwelchen Erfahrungen aus dubiosen Quellen operiert. Als Wissenschaftler halte ich mich ausschließlich an Fakten und an Beispiele, die am besten dazu geeignet sind von Gebieten wo die Jagd verboten worden ist wie zum Beispiel Naturschutzgebiete in vielen Ländern oder auch als bestes Beispiel der Kanton Genf in der Schweiz, wo 1974 durch Volksbeschluss die Jagd komplett abgeschafft wurde und durch eine staatliche Wildhege ersetzt wurde. Wie also ist dieses Experiment ausgegangen, dazu sehen wird uns die offizielle Webseite des Kanton Genfs an.  

Zitat 
 •       "Die Anzahl überwinternder Wasservögel hat sich mehr als verzehnfacht und es hat niemals einen solchen Reichtum und so eine Vielfalt an Enten auf unseren Gewässern gegeben.
 •       In Bezug auf das Kleinwild zählt die Dichte der Hasenpopulation zu den höchsten in der Schweiz. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft hat man sich nie zuvor so sehr bemüht, den Lebensraum der heimischen Kaninchen- und Rebhuhnpopulationen zu schützen.

 •       In Bezug auf das Großwild entwickeln sich das Schalenwild (Huftiere) gut, das Reh ist im größten Teil des Gebirges vertreten, der Hirsch hat auf dem Kanton Fuß gefasst und entwickelt sich prächtig und das Wildschwein ist ebenso etabliert.

 •       Tierfreunde erfreuen sich daran, im Kanton eine solche Artenvielfalt beobachten zu können und alle schätzen es, das ganze Jahr ohne Störungen durch unsere Landschaften spazieren zu können, ohne dem Risiko eines Jagdunfalls ausgesetzt zu sein."


Einzig und allein die Wildschweine werden als Problem genannt, weil sie aus umliegenden Jagdgebieten flüchten und sogar über den Fluss aus Frankreich herüberschwimmen wenn dort gejagt wird. Dies wird dann durch die Wildheger geregelt, die entweder durch Schutzzäune oder auch durch Abschuss dieses Problem unter Kontrolle halten. Die Abschusszahlen beschränken sich dabei auf ein paar hundert Tiere verglichen mit über 100.000 für den Rest der Schweiz (Quelle Schweizerische Bundesgenossenschaft) (Anm. Red.: gekürzt um detaillierte Statistik).
 

Da ich Leiter einer Forschungsgruppe in Genf bin und mich dort oft aufhalte, kann ich den Erfolg des Jagdverbotes auch aus persönlichen Gesprächen mit Bewohnern bestätigen. Die obigen Zahlen (nur 200 Wildschweine in Genf – über 100.000 erlegte Tiere aller Arten im Rest der Schweiz) belegen, dass die Jäger wieder einmal nur das Problem, das sie selbst verursacht haben, lösen wollen: Überpopulation durch Füttern und Jagddruck!
 

Noch ein Wort zur so genannten "Wiedereinführung der Jagd" in  Genf oder zur Lockerung in anderen Kantonen, zwei Beispiele :


 -       Nun erstens hätte dies sowieso keine Folgen gehabt da dazu eine Verfassungsänderung sprich Referendum notwendig gewesen wäre und zweitens wurde dieser Vorschlag im Großen Rat des Kantons mit 71% zu 6 % abgeschmettert. 

Einige Zitate von Abgeordneten: 
 "Ein Fauna-Wächter verbraucht maximal zwei Patronen, um die Wildschweine zu töten. Hingegen verbraucht ein Jäger 10 bis 15 Patronen! Dazu kommt, dass die Tiere oftmals von den Jägern verletzt werden", sagte ein Abgeordneter der MCG. "Sie wollen, dass die Jäger (= viandards?) wieder zurück in den Kanton kommen. Eine öffentliche Angelegenheit Personen anzuvertrauen, die psychische Probleme haben und deren Freizeitvergnügen der Abschuss von Tieren ist - das ist skandalös", fügte ein sozialistischer Abgeordneter, möglicherweise in Anlehnung an das wahnsinnige Schreiben des Präsidenten der "Saint Hubert", der im Sterben liegenden Genfer Jagdvereinigung, hinzu."

 -       Der Kanton Bern in der Schweiz wurde ein Paradies für Jäger, nachdem hier die staatliche Wildhege und Kontrolle abgeschafft wurde. In den folgenden zwei Jahren wurden dann in einem internen Bericht über 600 Fälle von Tieren gemeldet, die durch Jäger angeschossen wurden und dann grausam zugrunde gingen (keine Munition mehr, nicht gefunden ..). In einer beispiellosen Farce wurde dann das Gesetz geändert, so dass die Abschüsse nur noch bei genügend Licht durchgeführt werden dürfen und so dass die Jäger weniger oft daneben schießen (kein Kommentar).
 -       Im Dezember letzten Jahres ging ein Freudenschrei durch die Jägerschaft als der Liberale Pierre Weiss in einer Genfer Finanzkommission den Vorschlag machte die Jagd wieder den Jägern zu überlassen, um damit Kosten zu sparen gegenüber der Wildhege. 

Fazit: Wenn man sich in der Debatte über den Nutzen der Jagd auf wissenschaftlich fundierte Studien oder konkrete Beispiele beruft, dann ist es offensichtlich, dass die Jagd überflüssig ist und nur Probleme schafft, die sie dann wieder beheben will.


Lesen Sie auch: Internationale Bedeutung für den Vogelschutz
 

16.12.2010

Gefährliche Jagd mit Bleischrot

Ein Beitrag von Angelika Vogel 

Mit Blei zu schießen hat beim Jagen Tradition. Doch bleihaltige Munition gerät immer stärker in die Kritik. Das giftige Schwermetall reichert sich in der Landschaft an, vergiftet immer wieder Wildtiere und ist auch für den Menschen ein Risiko. Die Jäger halten trotzdem daran fest.

An Bayerns Gewässern ist die Jagd mit Blei seit 2007 gesetzlich verboten. Der Grund: Viele Wasservögel hatten Bleivergiftungen, weil sie Schrotkörner gefressen hatten. Auch für andere Vögel ist die bleihaltige Munition ein Risiko. Doch abseits der Gewässer wollen viele Jäger nicht auf das umstrittene Schwermetall verzichten. Etwa 1.000 Tonnen Bleischrot werden einer EU-Studie zufolge jährlich in Deutschlands Landschaften verschossen.

Vergiftungsgefährdet sind vor allem aasfressende Greifvögel wie Bussard, Adler, Rotmilan oder Kornweihe. Das Schwermetall kann über den Verzehr angeschossener Beutetiere in den Verdauungstrakt der Greifvögel gelangen. Jeder dritte bis vierte der seltenen Seeadler stirbt in Deutschland an Bleivergiftung. Auch in Bayern hat eine tödliche Dosis Blei bereits einen unserer ganz wenigen heimischen Seeadler erwischt.

Willi Holzer betreibt eine Vogelpflegestation und bekommt immer wieder Greifvögel mit Bleivergiftungen. Letztes Jahr war ein wilder Steinadler darunter. Der hatte sich wie ein zahmer Vogel verhalten, war völlig apathisch, als man ihn aufgriff, erzählt Willi Holzer. Zu den typischen Symptomen einer chronischen Bleivergiftung gehören zentralnervöse Störungen, allgemeine Schwäche und Flugunvermögen. Die Vergiftung verläuft meist schleichend.

Seeadler.......Haliaeetus albicilla, Bild: Andreas Klein
Kranke Vögel bringt Holzer in die Vogelklinik der Universität München. Tiere mit zu hohen Bleiwerten bekommen dort Medikamente, die das Schwermetall im Körper binden sollen. Viele Tiere verenden aber unbemerkt in der Natur: Die Blutbildung kann gestört werden, die Abwehrkräfte geschwächt, so dass das Tier schließlich in freier Wildbahn an Entkräftung stirbt, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Korbel von der Vogelklinik der Universität München.

Ein Bluttest kann selbst länger zurückliegende Vergiftungen aufdecken. Frische Bleivergiftungen sind außerdem gut auf Röntgenbildern zu sehen. Selbst winzigste Bleiteile können so dargestellt werden. Auf diese Weise wurden an der Vogelklinik schon erstaunliche Mengen gefunden: 13 unterschiedliche Geschosse im Verdauungstrakt eines Uhus beispielsweise.

Auch Menschen, die viel Wild essen, sind durch Bleigeschosse gefährdet. Trifft das Projektil beim Tier nämlich einen Knochen, werden feinste Bleipartikel weit in das Gewebe gestreut. Und wird dieser Bereich nicht großzügig herausgeschnitten, nimmt der Mensch beim Verzehr das giftige Schwermetall auf, erklärt Prof. Rüdiger Korbel. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass Rückstände von Blei in Wild zu finden ist, sagt Willi Holzer. In einer Untersuchung sei sogar festgestellt worden, dass die Grenzwerte von mit Bleischrot geschossenem Wild bei weitem die von der EU festgesetzten Grenzen übersteigen.

Dabei sind bleifreie Alternativen auf dem Markt. Warum werden sie nicht flächendeckend eingesetzt? Stahl verhalte sich unkontrolliert und gefährde bei Treibjagden den Menschen, fürchten viele Jäger. Außerdem müssten viele von ihnen ihre alten Flinten gegen neue, stahlschusstaugliche eintauschen. Und weil Stahl leichter ist als Blei, könne man nicht mehr auf so große Distanzen schießen wie bisher, so Egbert Urbach von der BJV Landesjagdschule.

Ob weiter mit Blei oder mit Alternativmunition geschossen wird, entscheiden aber auch die Verbraucher. Wer nachfragt, kann auch ein Stück Wildfleisch bekommen, das bleifrei geschossen wurde.

Zum Thema: Filmbeitrag von 2014

15.12.2010

Jagdgesetze in Deutschland

Zusammengestellt von Daniela Rilling

Bundesgesetze
Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz - BWaldG)

Baden-Württemberg
Landesjagdgesetz Baden-Württemberg
Jagdzeiten Baden-Württemberg

Bayern
Bayerisches Jagdgesetz (BayJG)
Jagdzeiten in Bayern
Weitere rechtliche Grundlagen


Berlin
Rechtsvorschriften
Gesetz zur Erhaltung und Pflege des Waldes
Gesetz über den Schutz, die Hege und Jagd wildlebender Tiere im Land Berlin
Verordnung über jagdbare Tierarten und Jagdzeiten
Verordnung über die Verwendung von Bleischrot bei der Jagdausübung (BleischrotVO) Verordnung über die Jäger- und Falknerprüfung
Verordnung über die Höhe der Jagdabgabe


Brandenburg
Jagdgesetz für das Land Brandenburg (BbgJagdG)
Verordnung zur Durchführung des Jagdgesetzes für das Land Brandenburg (BbgJagdDV) inkl. Jagdzeiten 

Oldenburger Sachsenspiegel
Bremen
Bremisches Landesjagdgesetz (LJagdG)
Jagdzeiten in Bremen

Hamburg
792-1 Hamburgisches Jagdgesetz
Jagd- und Schonzeiten
792-1-3 Verordnung über jagdrechtliche Regelungen
792-1-1 Verordnung über die Jägerprüfung
792-1-2 Verordnung über das Feststellungsverfahren in Wild- und Jagdschadenssachen
202-1-77 Gebührenordnung in Jagdangelegenheiten
Sonstiges Jagdrecht

Hessen
Hessisches Jagdgesetz (HJagdG)
Jagdzeiten und weitere Informationen zum Jagdrecht

Mecklenburg-Vorpommern
Jagdgesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Landesjagdgesetz - LJagdG M-V)
Jagdzeitenverordnung
Verordungen aus dem Sachgebiet Nachhaltige Entwicklung, Forsten, Jagd



Niedersachsen
Niedersächsisches Jagdgesetz (NJagdG)
Jagdzeitenverordnung

Nordrhein-Westfalen
Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen, Schonzeiten, Erlasse u.a.

Rheinland-Pfalz - Gesetze, Jagdzeiten und Verordnungen

Saarland (Neufassung in Vorbereitung)
Gesetz Nr. 1407 zur Erhaltung und jagdlichen Nutzung des Wildes
(Saarländisches Jagdgesetz - SJG)

Verordnung zur Durchführung des Saarländischen Jagdgesetzes(DV-SJG)
Jagdzeiten

Sachsen
Sächsisches Landesjagdgesetz (SächsLJagdG)
Jagdverordnungen inkl. Jagdzeiten

Sachsen-Anhalt (Neufassung LJG vom Feb 2011 lag noch nicht vor)
Landesjagdgesetz für Sachsen-Anhalt
Jagdzeitenverordnung
Durchführungsverordnung Landesjagdgesetz

Schleswig-Holstein
EU-Recht, Bundesrecht, Landesrecht

Thüringen
Thüringer Jagdgesetz (ThJG)
Thüringer Jagdzeitenverordnung
Thüringer Verordnung zur Aufhebung der Schonzeit für Rehböcke (ThürASRVO) (Seite 370) Vom 25. Oktober 2010

10.12.2010

Harte Zeiten für Wildtiere ... in Baden-Württemberg

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg ruft in einem Artikel "Harte Zeiten für Wildtiere" vom 30.11.2010 Spaziergänger und Natursportler (!) dazu auf, auf den Wegen zu bleiben und das Wild nicht zu erschrecken. Der im Winter verminderte Stoffwechsel erfordere besondere Ruhe für Wildtiere. Jede Störung des Wildes verbraucht dringend für diese nahrungsarme Zeit benötigte Resourcen. Von Jägern, die massiv in die Winterruhe der Tiere eingreifen, kein Wort.

Opfer einer Drückjagd

Am 6.12.2010 berichtet die Südwestpresse über eine Bewegungsjagd mit 80 Jägern und 40 Treibern mit ihren Hunden bei großer Kälte und Schneelage bis 60 cm. Dass es hier keineswegs Tierschutz konform zugeht, darin sind sich auch viele Jäger einig.

In Jagdzeitschriften und Jägerforen kann jeder nachlesen, dass die Bewegungsjagd an sich schon nicht Tierschutz konform ist. Das Wild ist häufig hochflüchtig, eine genaue Ansprache (welches Geschlecht, wie alt) ist kaum möglich, die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit bei Bewegungsjagden ein Tier tödlich zu treffen, liegt bei 1:4 bis 1:3. Dass bei dieser Jagd mit 80 Jägern nur ein Wildschwein durch Streifschuss "angeschossen" wurde, können Sie - verehrte Leser -  getrost vergessen.

Der Sonderdruck "Wildbrethygiene" des Deutschen Landwirtschaftsverlages (2008) zitiert Untersuchungen, die eine Blattschussquote von 25-30 % bei Bewegungsjagden ergaben. Das heißt im Umkehrschluss dass bei vielen Tieren zunächst "nur" die Keule (das Bein) durchschossen wird, der Rücken verletzt wird, die Bauchdecke aufgeschossen wird. Weil es Jäger gibt, die nicht zu ihren Fehlschüssen stehen, gibt es auch etliche Tiere, die elendig im Wald zugrunde gehen.

Der Pressesprecher des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg, der zwar Wald-Spaziergänger zur Einhaltung der Wege gemahnt, ist zu einer Stellungnahme zur winterlichen Störung des Wildes durch die Jagd in seinem Bundesland leider nicht bereit. Auch will er keine Empfehlung an seine Jäger aussprechen, zumindest bei Verhältnissen wie bei oben verlinkter "Nikolaus-Jagd" die Jagd ruhen zu lassen.

Weitere Informationen:

09.12.2010

Geschossene Gesellschaft


Ausgabe 2/10
 Wenn Männer und Frauen mit Gewehren durch den Wald schleichen, geht es um mehr, als knapp einer Million Tieren (in Österreich, in Deutschland sind es offiziell über 5 Millionen) im Jahr den Garaus zu machen. Eine konservative Wirtschaftselite stellt hier ihre interne Rangordnung her.

Der Wald ist für alle da – Wildtiere sind keine Schädlinge!

Aktion "Rettet die Bambis" der Tierschutzpartei
Um was geht es? Es geht darum, dass wir unseren heimischen Wildtieren eine Stimme geben, denn unsere Politiker/innen meinen es nicht gut mit ihnen. Die Bayerische Staatsregierung hat unter dem Deckmantel "Waldverjüngung" und „Wald vor Wild" klammheimlich ein Konzept entwickelt, um möglichst viel Holz aus den Wäldern schlagen zu können. Zu allem Überfluss wird dies auch noch massiv subventioniert!

Die Offensive „Cluster Forst und Holz in Bayern" soll auf alle anderen Bundesländer übertragen werden. Es geht – wie in Politik und Wirtschaft üblich – nur um das große Geld. Rehe, Hirsche, Gämse, Wildschweine und andere Waldbewohner, stehen diesem "Master-plan" im Wege. Es werden daher von den Forstämtern riesige, revierübergreifende Jagden durchgeführt, bei denen das Schalenwild (Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) flächendeckend vernichtet werden soll. Selbst Jäger sagen, dass diese großen Bewegungsjagden zwangsläufig zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz führen. Es komme aufgrund von Fehlschüssen häufig zu schwersten Verletzungen und Verkrüppelungen bei den Tieren, sie werden gehetzt und nicht selten von den Jagdhunden zerrissen. Zudem zerstören diese Großjagden die Sozialstrukturen der Wildtiere; Jungtiere, die ihre Mutter verloren haben, erfrieren oder verhungern elendiglich.

Zurzeit findet in unseren Wäldern ein regelrechter Vernichtungs-feldzug statt - und dies geschieht unter dem Deckmantel "Wald vor Wild", was in Wahrheit nichts anderes heißt als "Geldgier vor Wald und Tier".
Klären Sie bitte Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf, was "Wald vor Wild" in Wahrheit bedeutet.


Protestieren Sie direkt beim Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten: E-Mail: poststelle@stmelf.bayern.de Tel.: 089 / 2182-0

Vorschlag für Protestmail:

"Anfage zu Bewegungsjagden
Sehr geehrter Herr Minister Brunner,
ich habe erfahren, dass Ihr Ministerium ein Konzept entwickelt hat, das der uneingeschränkten kommerziellen Waldausbeutung Tür und Tor öffnet. Diese "Charta für Holz" soll auch noch unter dem Deckmantel "Wald vor Wild" auf ganz Deutschland ausgedehnt und mit dem Holz aus deutschen Wäldern der größtmögliche Profit erzielt werden. Dabei stehen unsere Wildtiere im Weg. Es werden daher von den Forstämtern riesige, revierübergreifende Jagden durchgeführt, bei denen das Schalenwild (Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) flächendeckend bejagd werden soll. Selbst Jäger sagen, dass diese großen Bewegungsjagden zwangsläufig zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz führen. Sogar ein Jägermagazin tituliert die Teilnehmer an dieser neuen Form der Jagd als "Totmacher". Und ausgerechnet Sie als zuständiger Minister rufen zu diesen "Totmacher"-Jagden auf!

Sehr geehrter Herr Minister Brunner, stoppen Sie sofort dieses Tierleid und halten Sie sich an die Gesetze. Der Wald ist für alle da - Wildtiere sind keine Schädlinge!

Ich bitte Sie höflichst, zu meinem Schreiben Stellung zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen"
Um dem tierquälerischen Treiben in den Wäldern Bayerns Einhalt zu gebieten, hat die Partei Mensch Umwelt Tierschutz zusammen mit Peta Deutschland e.V., dem Politischen Arbeitskreis für Tierrechte in Europa e.V. (PAKT), dem Arbeitskreis Humaner Tierschutz e.V., der Initiative zur Abschaffung der Jagd, der Hans Rönn Stiftung sowie mit der Initiative "Pro iure animalis" juristische Schritte gegen das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eingeleitet.

Siehe auch "Bayerisches Landwirtschaftsministerium billigt Verstöße gegen das Jagdrecht"

08.12.2010

Fluch der Geburt. Thesen einer Überlebensethik

Gunter Bleibohm: "Fluch der Geburt"- Thesen einer Überlebensethik und Aphorismen
Mit einem Vorwort des Vorsitzenden der Partei Mensch Umwelt Tierschutz, Stefan Bernhard Eck, ist jetzt erschienen und kann zum Preis von € 7,80 über Pro Iure Animalis bestellt werden.

Aus einer Buchkritik: "Dieses Buch muß man gelesen haben! Man ist schnell damit fertig, weil es fesselnd und deutlich Sachverhalte erklärt, die eigentlich einfach und klar wie Wasser und doch so schwer zu bewältigen sind. Hier prallen Welten mit Wucht aufeinander. Existenz- und Sinnfragen werden haarscharf und ohne Chance auf Widerspruch angesprochen. Der Egoismus des einzelnen kann angesichts ihrer stringenten Ableitung und der Philosophie, gegründet hauptsächlich auf Schopenhauer, nur noch unter den Tisch kriechen. ..... Dr. Bleibohm postuliert aufgrund der immer dramatischer voranschreitenden Zunahme der Weltbevölkerung die aktive drastische Reduzierung der Menschheit. Die Menschheit frißt ihren Planeten auf und vorher die Tiere ....."

Auszug aus dem Buch, "Jagdkultur"

06.12.2010

Miserable Treffergenauigkeit bei Drückjagden

Nachfolgend der Dialog aus einem Jagdforum zum Thema Treffergenauigkeit bei Drückjagden (DJ), welcher die berechtigte Kritik an Drückjagden unterstreicht.

"DW: Eine Trefferquote von 4:1 ist am Anfang der Drückjagdsaison (so ab Mitte Oktober) ein durchaus normales Trefferverhältnis. Bis zum Ende der DJ-Saison wird das aber deutlich besser und liegt bei 2:1 also 2 Schüsse pro erlegtem Wild. Persönlich fang ich so bei 2-2,5: 1 an. Nach der dritten vierten DJ bin ich dann bei guten 1,5: 1. Schießkino und laufender Keiler helfen, ersetzen aber nicht die harte Praxis.

Anja: also wir zählen eigentlich immer und das schlimmste was ich erlebt habe war, jeder 8 schuss ein treffer....

Lukas: War heute irgendwo in Sachsen auf einer Drückjagd. Selber gehört habe ich etwa zwischen 40 und 60 Schüssen. Gefallen sollen wohl über 100 sein. Am Ende lagen 29 Stück Wild sicher. Also eine Quote von etwa 1:3 - 1:4. Ich denke, dass das wohl ein recht normaler Schnitt ist. Jagd ist kein Hobby, Jagd ist Leidenschaft.

Reiner: Als Nachsuchenführer kotzt mich dieses Verhältnis an. Bei den meisten Schüssen auf Drückjagden werden Äser-, Gebrech- und Keulenschüsse einfach in Kauf genommen. Gerade bei Leuten, welche am Jägerstammtisch vor Weidgerechtigkeit triefen, habe ich die größten Schlumpschützen erlebt. Bei den heute üblichen Bezahljagden in den Forsten erlebt man die übelsten Aasjäger."

Diese Aussagen bestätigen die im Sonderdruck "Wildbrethygiene" (Januar 2008) des Deutschen Landwirtschaftsverlages ziterte Untersuchung, wonach bei Bewegungsjagden nur 25 - 30 % des Wildes durch Blattschuss erlegt werden. Im Umkehrschluss heißt das, dass über 70 % der Tiere auf Bewegungsjagden durch Anschüsse lediglich verletzt werden.

Können Sie sich vorstellen, welche Qualen ein Tier erleidet, das vielleicht erst mit dem 4. oder 5. oder 6. Schuss getötet wird?

04.12.2010

"Schaurige Märchen"

Meine Antwort auf einen Leserbrief des Jägers Horst Hilgert aus Ingelheim in der Rhein Main Presse zu einem Kontra-Jagd Artikel vom 24.11.2010:

Herr Hilgert, selbst seit über 50 Jahren (!) Jäger, unterstellt mir im Zusammenhang mit Drückjagden "Schaurige Märchen" zu erzählen. Nein Herr Hilgert, was Sie hier über die Jagd gelesen haben, können Sie in Jagdzeitschriften nachlesen, von erfahrenen Jägern hören und es ist nur die Spitze des Eisberges. "Wild und Hund" spricht im Editorial der ersten Ausgabe dieses Jahres im Zusammenhang mit Bewegungsjagden von "Totmacher" und bezeichnet die dort oft herrschenden Umstände als "Schande". Das ist keine Erfindung von Tierschützern, die sich oft vergeblich um einen besseren Umgang mit Tieren und Natur bemühen und bei Landespolitikern mit ihren Forderungen gegen die Hobby-Jagd gegen die Wand laufen. Es sind Zitate von gestandenen Jägern. Karl-Heinz Kuckelkorn, Pressesprecher der Kreisjägerschaft Aachen, Jagdausbilder und angesehener Jagdberater hält Drückjagden aus Gründen des Tierschutzes für mehr als bedenklich.

Herr Hilgert spricht in seinem Leserbrief auch die Ausbildung der Jäger an, die gerne als "Grünes Abitur" bezeichnet wird. Diese "Ausbildung" wird im Internet als 15-Tage-Kurs ab € 999 angeboten. Und solche Menschen machen unsere Wälder dann zu ihren Schießbuden. Herr Hilgert, wie oft waren Sie in ihrem 50-jährigen Jägerdasein regelmäßig am Schießstand und sind Sie körperlich wirklich noch so fit, dass Sie es verantworten können mit der Waffe auf ein Tier zu halten? Das ist der Eigenverantwortung der Jäger überlassen - behördliche Kontrolle oder Überprüfung der Schießfertigkeit gibt es nicht. Wieviele Jäger wohl dieser Eigenverantwortung gerecht werden?

27.11.2010

Zunehmende Kritik an Bewegungsjagden

In der auflagenstarken Jägerzeitschrift "Wild und Hund", Ausgabe 21/2010, bestätigt der Jäger Dieter Stahmann in einem Artikel über Tierethik schon früher auf dieser WebSite beschriebene tierschutzrelevante Sachverhalte im Zusammenhang mit Bewegungsjagden (Drückjagden, Treibjagden):

"Inzwischen gibt es aber Entwicklungen in der Jagd, die durchaus Ansätze zu weiterer Kritik bieten, etwa die Zunahme von Bewegungsjagden. Durch die eingesetzten Hunde flüchtet das Wild häufig in Panik. Dadurch wird die Möglichkeit für den Schützen, sicher anzusprechen und das Stück mit einem sauberen Schuss zu erlegen, erheblich gemindert. Diese Punkte beeinträchtigen durchaus das Wohlbefinden des Tieres im Sinne des Tierschutzes, da es so zum Erlegen von führenden Bachen und Alttieren kommen kann. Erstaunlicherweise haben Tierschützer die Bewegungsjagden bisher nicht angegriffen, offensichtlich, weil diese Jagden vom Naturschutz und ökologisch orientierten Förstern und Jägern propagiert werden."

Bereits im Editorial seiner ersten Ausgabe dieses Jahres spricht "Wild und Hund" im Zusammenhang mit Bewegungsjagden von "Totmacher" und "Schande".

In einem Sonderdruck "Wildbrethygiene" (Januar 2008) des Deutschen Landwirtschaftsverlages beschreibt der Verfasser Dipl.-Vet.Med Stefan Suhrke, dass Untersuchungen ergeben haben, dass bei Bewegungsjagden nur 25 - 30 % des Wildes durch Blattschuss erlegt werden. Im Umkehrschluss heißt das, dass über 70 % der Tiere auf Bewegungsjagden durch Anschüsse lediglich verletzt werden. Viele Jäger trauen sich in diesen Fällen nicht einmal, einen Anschuss ihren Jagdkollegen zu gestehen (siehe "Schlechte Schüsse - keiner will's gewesen sein", und Hegering Gerolstein) mit der Folge, dass eine Nachsuche nach dem verletzten Tier nicht stattfindet.

Bayerns Söder fordert Jagd auf den Biber

Anläßlich des Kreisbauerntages in Dachau fordert Bayerns Umweltminister die Jagd auf den Biber freizugeben (Pressemeldung). Werner Hupperich, der http://www.gaensewacht.de/ betreibt, kommentiert das wie folgt:
 
Mit "zufriedenen Landwirten" ist es in etwa wie mit dem sagenhaften Yeti. Wobei: Einen Yeti glaubt zumindest Reinhold Messner mal gesehen zu haben.. . Einem Bauern scheint nie etwas recht zu sein: Das Wetter zu nass, zu trocken, zu warm, zu... kalt etc. pp. . Zu viele Krähen, Gänse, Stare, Biber, Wühlmäuse, Wildschweine usw. usf. . Die Ernte bloß genauso hoch wie im Vorjahr, die Milchpreis so niedrig, dass man sie gleich in Jauchegruben füllt, der Weltmarktpreis für Weizen wegen der blöden ausländischen Konkurrenz ebenfalls im Keller und obendrein wird der Diesel für den Trecker auch immer teurer.. .

Was die ewig nölenden Bauern allerdings vergessen: Der Produktivitätszuwachs seit der 1950er Jahre in der Landwirtschaft liegt bei ~2000[!] Prozent, bei etwas geringerer Anbaufläche und einem Drittel an Personal. Klar gibt's auch Landwirte, welche zwar nicht am Hungertuch nagen, aber eben auch keine Reichtümer anzuhäufen vermögen. Das aber ist in nahezu allen Branchen ebenfalls so. Was den Biber angeht: Wer seinem Gewerbe unter freiem Himmel nachgeht, der muss eben auch den Faktor "Natur" in seine Produktionskosten einrechnen. Dazu gehören neben dem "Wetter" eben auch (wildlebende) "Tiere". Volkswirtschaftlich existenziell scheinen die "Problembiber" ja nicht zu sein. Oder gibt's in Deutschland bereits biberbedingte Hungertote zu beklagen?

26.11.2010

Schlechte Schüsse - keiner will's gewesen sein.

Im Internet-Forum Landlive tauschten sich Jäger gestern anlässlich einer Drückjagd wie folgt aus:

A: Das Beste heute war, die Treiber kamen beim Nachbarschützen (ebenfalls HS-Führer) vorbei und sagten ihm, sie hätten "Blut" gefunden, er ist gucken gegangen, hat dann den Hund geholt und ein Alttier, weidwund, noch lebend gefunden und ihm den Fangschuß gegeben, keiner will es beschossen haben.

B: Sowas ähnliches hatten wir heute auch: Überläufer mit Keulenschuss, der bereits krank (Anm. Red. krank-geschossen) an einem anderen Stand ankam und dort gestreckt werden konnte. Keiner war's?!? Am Ende sollte mit dem Hund der Anschuss ermittelt werden, um das Stück zuzuordnen. Ausgang dieser Aktion ist mir bis dato unbekannt.

Allerdings frage ich mich, was in Schützen so vorgeht. Bei einer Drückjagd passieren schlechte Schüsse und es passieren auch Fehlschüsse. Davor ist NIEMAND gefeit. Deswegen sind Nachsuchengespanne bereits von vornherein eingeladen - Vollprofis, die nichts anderes machen, als schlechte Schüsse wieder auszubügeln!

A: Vollprofis sind bei uns verdammt dünn gesät, vielleicht zwei im ganzen Landkreis. Klar ist keiner gefeit vor Fehl- und schlechten Schüssen, aber dazu stehen sollte man dann schon, es reißt einem ja auch keiner den Kopf ab. Morgen geht es wieder los, mal sehen, was diese Jagd bringt, die Wiesen um das morgige Waldgebiet sind schwarz........

20.11.2010

Die Totmacher vom Westerberg

Korrektur 20.11.2016
Auf dem Westerberg zwischen Ingelheim, Gau-Algesheim, Appenheim und Groß-Winternheim fand am 20.11. eine Drückjagd auf Schwarzwild (Wildschweine) statt. Die Drückjagd ist eine Bewegungsjagd, bei welcher meist ‚zig Treiber mit ihren Hunden das Wild aufscheuchen und den Jägern vor die Büchsen „drückt". Ziel war es, möglichst viele Wildschweine zu töten.

Durch den Einsatz der Treiber und von Hunden flüchtet das Wild häufig in Panik. Gezielte und tödliche Schüsse sind bei dieser Art Veranstaltung die Ausnahme. Nicht nur weil die Tiere hochflüchtig sind, sondern auch weil viele Jäger keine regelmäßige Schießpraxis haben und das Schießvermögen auch oft keiner Prüfung unterzogen wird. Untersuchungen sprechen davon, dass nur etwa 35 % der Tiere bei Bewegungsjagden mit dem ersten Schuss tödlich getroffen werden. Die meisten Tiere werden dagegen zunächst nur angeschossen und rennen mit zerschossenen Gliedmaßen oder zerfetztem Unterleib um ihr Leben. Eine unverzügliche Nachsuche, wie sie das Gesetz fordert, ist aufgrund des Organisationsablaufs einer Bewegungsjagd oft nicht möglich und führt dazu, dass Tiere entweder nach Stunden oder Tagen leidvoll verenden oder ihr weiteres Leben als Krüppel fristen.

Auch ist es dem Gesetz nach verboten, Wild jeder Art zu beunruhigen. Und das gilt auch für Jäger. Aber genau das passiert hier. Nicht nur Schwarzwild - alle Tiere des Waldes, ob Rehe mit ihren Kitzen (auch im Dezember noch!) oder Füchse werden unter erheblichen Stress gesetzt und geraten in Panik. (An-)geschossen wird oft alles, was nicht ausdrücklich ausgeschlossen wird. Nicht selten werden Jungtieren ihre Eltern weggeschossen.

Jagdopfer Wildschwein



























Wissenschaftler verweisen seit Jahren darauf . Anhand einer im renommierten "Journal of Animal Ecology" veröffentlichten Langzeitstudie (2009, S.1278-1290), die auf zahlreiche weitere universitäre Arbeiten und Untersuchungen Bezug nimmt, ist wissenschaftlich erwiesen, dass der hohe Jagddruck hauptverantwortlich für die hohe Wildschweinpopulation ist. Je mehr Jagd auf Wildschweine gemacht wird, insbesondere auf erfahrene Bachen, um so stärker vermehren sie sich.

16.11.2010

Jedes Kind weiß, dass Jäger lügen

Auszugsweise Zitate aus dem 26- Seitigen Memorandum "Damit keiner mehr sagen kann er hätte es nicht gewußt" des Sebastian Freiherr von Rotenhan
  • Jagenden Zahnärzten und Rechtsanwälten ist nicht übel zu nehmen, wenn Sie als Gegenleistung für die zum Teil horrenden Jagdpachten uferlos hohe Schalenwildbestände erwarten, wobei sich allerdings die Frage stellt, warum solche Leute überhaupt auf unser Wild losgelassen werden.
  • Das von der organisierten Jägerschaft in Anspruch genommene Motto, Jagd sei angewandter Naturschutz, ist eine ungeheuerliche Beschönigung dessen, was in unseren Wäldern tagein tagaus stattfindet.
  • Die Hegeideologie, die der Öffentlichkeit einen behutsamen Umgang mit dem Wild vorgaukeln soll, in Wahrheit aber nichts anderes ist als gezielte Trophäenzucht, bewirkt das genaue Gegenteil.
  • Jedes Kind weiß, dass Jäger lügen. Das Jägerlatein ist sprichwörtlich. So will man einer uninformierten Öffentlichkeit weiß machen, Schäden im Wald ließen sich verhindern, wenn man das Wild nur ordentlich fütterte. Hierbei lässt man nichts unversucht und alljährlich werden für riesige Summen Futtermittel gekauft und in die Wälder gefahren, was letztendlich zu einer Domestizierung des Wildes führt, aber das will man offenbar. Als ob das Wild einer künstlichen Fütterung bedürfe !
Bild: www.andersfotografiert.com

  • In Jahrmillionen der Evolution ging es auch ohne. Der Wald hat für einen bemessenen Wildbestand immer genug zu fressen. Dass der Bestand nicht ausuferte, dafür sorgten früher Wolf und Luchs (kritisch sieht diese Aussage unser Wildtierexperte Emberger: "Mehr Wölfe - weniger Rehe?")
    Diese aber hat man ausgerottet und seither hat das Wild keine natürlichen Feinde mehr, sondern nur den unnatürlichen Freund in Form des Sonntagsjägers (in der Lausitz gibt es erfreulicher Weise wieder einige Wölfe. Unter Führung eines westdeutschen Jägers wurde allerdings inzwischen ein Verein gegründet, dessen einziges Ziel es ist, dafür zu sorgen, dass sie totgeschossen werden dürfen !!).Der Sonntagsjäger geht wohl gelegentlich zur Jagd, aber er schießt nicht, auf jeden Fall zu wenig, dafür züchtet er Trophäen und erst wenn diese seinen züchterischen Vorstellungen entsprechen, greift er zur Büchse, um in „voller Verantwortung vor der Schöpfung Gottes den König der Wälder schweren Herzens der Wildbahn zu entnehmen ".So ähnlich liest sich das, wenn vor Waidgerechtigkeit triefende Jagdgenossen zur Feder greifen, um sich in einer der schrecklichen Jagdzeitschriften zu verbreitern.
  • Die Fütterung dient bei den männlichen Tieren der Produktion von starken Trophäen, denn sie ist eine künstliche Energiezufuhr, die eine Vergrößerung des sekundären Geschlechtsmerkmales Geweih zur Folge hat. Bei den weiblichen Tieren resultiert sie in eine erhöhte Reproduktion. Rehe gebähren statt einem Jungtier zwei oder drei Kitze, wie die Jäger die Rehkinder nennen. Ich nenne die Arbeit mit dem Kulturzaun „Gefängnisforstwirschaft". Stabile Wälder dürfen nur „hinter Gittern" wachsen. Man hat sich vielerorts derart an diese Zäune gewöhnt, dass sie vom Bürger schon als normal angesehen werden.

Sebastian Freiherr von Rotenhan, Jahrgang 1949,ist Waldbesitzer im fränkischen Rentweinsdorf, im sächsischen Hohenstein-Ernstthal und im südbrandenburgischen Reuthen. Von 1989 – 2001 war er Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW). Seit 1998 vertritt er für die CSU den Stimmkreis Hassberge-Rhön-Grabfeld im Bayerischen Landtag.