31.07.2010

Berlin ist Wildschwein-Stadt

Die Tiere dringen immer weiter ins Siedlungs-gebiet vor. Das ist aber kein Grund zur Panik, findet Förster Marc Franusch.
Schwarzwild ......Sus scrofa
Die Schweine seien ausgesprochen friedlich - solange man ihnen nicht zu nahe kommt ... lesen Sie mehr

Bürgerinformation "Wildtiere im Stadtgebiet"

30.07.2010

Anfrage Jagdrecht - Antwort aus Berlin

Auf meine Anfrage zum Jagdrecht vom 12. Juli 2010 habe ich eine erste Antwort vom Land Berlin erhalten, die ich nachfolgende zusammenfasse und kommentiere.

 Foto Helmut Sütsch www.fuchsfilm.de
In der rot-roten Regierungskoalition unter Klaus Wowereit (SPD) ist das Jagdrecht dem Senat für Stadt-entwicklung zugeordnet, welches von der Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) geleitet wird. Die Gesetzgebungsmöglichkeit der Länder hat Berlin zuletzt in 2006 für die Änderung des Jagdgesetzes genutzt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es einige vorbildliche Regelungen:
  • Das Füttern von Wildtieren ist  - ausser in Notzeiten -  untersagt.
  • Der Einsatz von Fallen ist verboten.
  • Im Rahmen der Jagdscheinverlängerung muss der Antragsteller alle 3 Jahre einen Schießnachweis vorlegen.
  • Die Jagdzeit ist für die meisten jagdbaren Arten auf die Monate Oktober bis Januar reduziert. Für Altfüchse von November bis Januar, für Kaninchen von September bis Mitte Februar.
  • Bleihaltige Munition darf nicht an und über Gewässern bei der Jagd auf Wasserfederwild eingesetzt werden.
  • Jagd in Naturschutzgebieten ist nur vorgesehen, wenn es der Schutzzweck erfordert.
Berlin plant, die Prüfung von Jagdhunden an lebenden Tieren auszuschließen. Für eine grundsätzliche Novellierung des Landesjagdgesetzes wird derzeit kein Anlass gesehen.

Leider dürfen Jungfüchse bereits ab Mai gejagt werden, was dazu führen dürfte, dass auch - obwohl verboten - Altfüchse geschossen werden. Das wiederum hat Konsequenzen für den Nachwuchs, der ohne den einen oder anderen Elternteil keine oder nur geringe Überlebenschancen hat. Die Möglichkeit einige Arten bereits vor der Hauptjagdzeit ab Oktober bzw. Wildschweine - sofern es sich nicht um eine führende Bachen handelt -  ganzjährig jagen zu können, konterkariert natürlich die ansonsten herrschende Jagdruhe zwischen Februar und September.

JagdAberFair beurteilt die Jagdregelungen für das Land Berlin unter der Regierungskoalition aus SPD und Linken als insgesamt positiv, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, nicht nur den Flächenländern.

26.07.2010

NRW will Jagdrecht nach Tierschutzkriterien ausrichten

SPD und Bündnis 90 / Die Grünen haben sich in Nordrhein-Westfalen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt und nachfolgenden Passus übernommen: "Das Jagd- und Fischereirecht muss nach ökologischen und Tierschutz- kriterien ausgerichtet werden. Praktiken, die mit dem Tierschutz unvereinbar sind, wollen wir künftig untersagen.«
Foto: Bläßhuhn, lat.Fulica atra www.andreasholgerklein.de

JagdAberFair wird in Kürze nachhaken und nach konkreten Absichten fragen. Die Anfrage hinsichtlich der Änderung des Jagdrechts an andere Bundesländer finden Sie hier. Konkrete Antworten auf mein Schreiben vom 12. Juli 2010 stehen noch aus - wir haben Geduld und bleiben am Ball.





25.07.2010

Tierschutzpolitik in Rheinland-Pfalz

Kurt Beck, Ministerpräsident in Mainz, rühmt sich einer vorbildlichen Tierschutz-Politik. Doch weit gefehlt, im Hinblick auf das nun mit den Stimmen von SPD und FDP verabschiedete Landesjagdgesetz hat sich für die Tiere nur Unwesentliches geändert. Weiterhin wird es möglich sein, tierquälerische Jagdmethoden wie die Fallenjagd anzuwenden, Hund und Katz' im Rahmen der Jagdausübung abzuschießen oder Tiere ganzjährig  - ohne Schonzeit -  zu töten. Selbst vom Aussterben bedrohte Tierarten (Rote Liste) dürfen in Rheinland-Pfalz weiterhin bejagt werden.

Die Art und Weise, wie die Novellierung des Landesjagdgesetzes unter Kurt Beck zustande gekommen ist, spricht Bände: von Jägern des Umweltministerium entworfen, wurde der Entwurf anschließend mit Vertretern des Landesjagdverbandes erörtert und nach anfänglichen Protestandrohungen angepasst. In der öffentlichen Anhörung wurden zwar der lokale Bogenschießverein zu den Änderungen gehört, nicht aber renommierte Tierschutzverbände.

 Foto: Helmut Sütsch www.fuchsfilm.de

Auf eine erfolgreich von pro iure animalis initierte Protestaktion reagierten nun sowohl Ministerpräsident Beck wie auch das Büro seiner "Jagdministerin" Conrad. Lesen Sie die gesamte Korrespondenz hier.

Lesen Sie auch: Kommentar zum Landesjagdgesetz

22.07.2010

Jäger töten jedes Jahr ca. 300.000 Katzen



300.000 Katzen werden nach Schätzungen verschiedener Organisationen Jahr für Jahr von Jägern in Fallen gefangen und/oder erschossen - gedeckt durch die Jagdgesetze. Auch das eben erst von SPD und FDP durchgewinkte modifizierte Landesjagdgesetz in Rheinland-Pfalz ändert daran nichts. Die Scheinargumentation für den Abschuss von Katzen reicht von "populationsgefährdend" für Singvögel bis zu "Bastardierung" von Wildkatzen. Alles Unsinn, wie seriöse wissenschaftliche Untersuchungen verdeutlichen. Heidrun Heidtke von http://www.witas.eu/ hat eine Ausarbeitung über dieses Thema geschrieben, welche mit den Argumenten der Jäger aufräumt. Lesen Sie den Aufsatz von Heidrun Heidtke hier.

Weitere Informationen zum Haustierabschuss finden Sie hier.

12.07.2010

Jagd und Tierschutz – Es regt sich Widerstand

Pressemitteilung vom 12. Juli 2010:
Jagd ist zu einem großen Teil Tierquälerei. Nach Schätzung von JagdAberFair, einer Tierschutzinitiative mit Schwerpunkt Jagd, verenden mindestens 2 Millionen Tiere jedes Jahr qualvoll, zum Beispiel weil sie nur angeschossen, aber nicht tödlich verletzt werden. Fallenjagd, Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren, Jagd auf vom Aussterben bedrohte Arten (Rote Liste) und auf Zugvögel, das Aussetzen von Tieren zwecks Jagd – all dies ermöglicht die aktuelle Jagdgesetzgebung.

Doch es regt sich Widerstand. In Facebook, Studi-VZ, Twitter und Co. tun sich tausende von Tierfreunden zusammen, um über diese Zustände aufzuklären und zu protestieren. Erst gerade hat das SPD regierte Rheinland-Pfalz ein neues Landesjagdgesetz verabschiedet. Bedeutende Vertreter des Tierschutzes sind dazu nicht einmal gehört worden. Der Protest mit über 2.600 Eingaben von Bürgern, die sich einen anderen Umgang mit der Natur wünschen, folgte auf dem Fuße. Einen wahren Proteststurm entfachte das Bekanntwerden einer in Sachsen (CDU) ausgelobten Prämie gegen die Vorlage von Fuchsohren.

Umfragen (EMNID) zufolge lehnt ein überwiegender Teil der Bevölkerung die Jagd insbesondere aus Gesichtspunkten des Tierschutzes ab. Selbst innerhalb der Jägerschaft gibt es Gruppierungen, welche die vom Deutschen Jagdverband (DJV) propagierte Form der Jagdausübung nicht mehr tolerieren.

Anlass genug für JagdAberFair, die Ministerpräsidenten der Länder zu befragen, welchen Einfluss sie im Rahmen Ihrer neugewonnen Möglichkeiten auf die Jagdgesetzgebung und den Tierschutz nehmen wollen (Anschreiben: www.jagdaberfair.de).

Zu den Hauptforderungen von Naturschutzverbänden, ökologisch orientierten Jägern und Tierschutzverbänden gehören unter anderem das Verbot der Fallenjagd, des Abschusses von Haustieren, von Füchsen, Dachsen, Mardern und anderen Beutegreifern, des Einsatzes von bleihaltiger Munition, der Jagd in Naturschutzgebieten und der Hundeausbildung an lebenden Tieren.

Keine dieser Maßnahmen hätte negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt, die Artenvielfalt, das Seuchengeschehen oder die Finanzhaushalte. Vielmehr würde der unglaublichen Tierquälerei durch die Hobbyjägerei ein Riegel vorgeschoben werden. Die Artenvielfalt würde sich - renommierten Wissenschaftlern folgend - ohne die Jagd auf Beutegreifer und Federwild wesentlich besser entwickeln. Der Seuchengefahr kann durch Impfungen wirksam entgegengewirkt werden und selbst die Staatsfinanzen könnten durch ein effektiveres Reh- und Rotwildmanagement gestärkt werden (Reduzierung von Waldschäden).

Gefordert ist hier politischer Wille und Mut, in das jagdliche Brauchtum signifikant einzugreifen und ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches den veränderten Bedingungen des 21. Jahrhunderts, den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dem modernen Tier- und Artenschutz und der Mehrheit der Wähler gerecht wird.

10.07.2010

Anfrage Jagdgesetz II - Schreiben an die Ministerpräsidenten

Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen zu meinem Entwurf (s. unten), den ich entsprechend der Anregungen angepasst habe. Das Schreiben geht am 12. Juli raus an die Ministerpräsidenten der Länder Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Hessen, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Rheinland-Pfalz habe ich außen vorgelassen - da ist eben erst ein neues Jagdgesetz verabschiedet worden (leider ohne die Chance zu nutzen, wirklich etwas für den Tierschutz zu tun) -   und auch Nordrhein-Westfalen  -  hier wir die neue Regierung ja gerade erst gebildet.

Mein besonderes Augenmerk gehört nun den Ländern, in welchen für 2011 eine Landtagswahl angesetzt ist: Baden-Württemberg (CDU), Berlin (SPD), Bremen (SPD), Sachsen-Anhalt (CDU) und Rheinland-Pfalz (SPD).

Die SPD in RLP hat sich ja bereits (gemeinsam mit der FDP) als Befürworter der Jagd in ihrer koventionellen Form und der damit einhergehenden Tierquälerei geoutet. Um ehrlich zu sein, im Hinblick auf die anderen Flächstaaten, sei es Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg, habe ich ebenfalls keine große Erwartungshaltung. Mal sehen - auch bin ich gespannt, wie unsere "Stadtstaaten" antworten. Überraschungen sind willkommen!

03.07.2010

Anfrage Jagdrecht - Schreiben an die Ministerpräsidenten

(Nachfolgend der Entwurf eines Schreibens, welches ich in Kürze an die Ministerpräsidenten und/oder die für Jagd zuständigen Minister in den Ländern versenden möchte. Sie können mir behilflich sein, indem Sie das Schreiben kritisch durchlesen und mir ein Feedback oder Anregungen zu Änderungen zukommen lassen:) Schreiben versandt am 12. Juli 2010 (siehe oben)

Turmfalke.......Falco tinnunculus

Anfrage Jagdrecht

Sehr geehrte …
unser Jagdrecht geht in seinen Grundzügen noch heute auf das von Reichsjägermeister Göring erlassene Reichsjagdgesetz zurück. Seit 2006 haben die Länder die Möglichkeit, das Jagdrecht auf Landesebene weitgehend selbst zu gestalten. Bitte lassen Sie mich doch wissen, ob und wenn ja, wann Sie für Ihr Bundesland eine Jagdrechtsreform planen und welche Akzente Sie insbesondere im Hinblick auf den Tierschutz setzen möchten.

Spätestens seit den 70er Jahren regt sich ein immer stärker werdender öffentlicher Widerstand gegen Zustände und Methoden der Jagd. Umfragen (EMNID) zufolge lehnt ein überwiegender Teil der Bevölkerung die Jagd insbesondere aus Gesichtspunkten des Tierschutzes ab. Selbst innerhalb der Jägerschaft gibt es Gruppierungen, welche die vom DJV propagierte Form der Jagdausübung nicht mehr tolerieren. Zu den Hauptforderungen von Naturschutzverbänden, ökologisch orientierten Jägern, Tierschutzverbänden gehören u.a.:

Verbot der Wildtier-Fütterung und -Medikamentierung - Verbot jeglicher Art von Fallen - Verbot von Abschuss und Fang von Haustieren - Verbot der Jagd in Naturschutz-, Wildschutz- und FFH-Gebieten - Verbot der Bejagung von Beutegreifern (z.B. Fuchs, Dachs, Marder) - Reduzierung der Jagdzeiten auf ca. 3 Herbst-/Wintermonate - Signifikante Reduzierung der jagdbaren Arten - Verbot der Beizjagd (Falknerei) - Verbot bleihaltiger Munition - Verbot von Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden an lebenden Tieren

Keine der oben genannten Maßnahmen hätte negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt, die Artenvielfalt, das Seuchengeschehen, die Finanzhaushalte. Vielmehr würde der unglaublichen Tierquälerei durch die Hobbyjägerei ein Riegel vorgeschoben werden (ca. 2 Millionen Tiere verenden, weil sie z.B. nicht tödlich getroffen werden) . Die Artenvielfalt würde sich - renommierten Wissenschaftlern folgend - ohne die Jagd auf Beutegreifer und Federwild wesentlich besser entwickeln. Der Seuchengefahr kann z.B. durch Impfungen wirksam entgegengewirkt werden und selbst die Staatsfinanzen könnten durch ein effektiveres Reh- und Rotwildmanagement gestärkt werden (Reduzierung von Waldschäden). Und last but not least könnte eine Regierung, die als Pionier die Jagd in diesem Sinne neu ordnet, sich eines breiten Zuspruchs der Wähler sicher sein.

Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat gerade vorgemacht, wie man eine Novellierung des Jagdrechts nicht angehen sollte. Herausgekommen ist ein von Jägern für Jäger geschriebenes Gesetz ohne jedwede Akzente, welches wohl auch der oben zitierte Reichsjägermeister durchgewinkt hätte.

Gefordert aber ist politischer Wille und Mut, in das jagdliche Brauchtum signifikant einzugreifen und ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches den veränderten Bedingungen des 21. Jahrhunderts, den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dem modernen Tier- und Artenschutz und der Mehrheit der Wähler gerecht wird.
Ich freue mich auf eine Antwort, stehe gerne für ein Gespräch zur Verfügung und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Lovis A. Kauertz