29.01.2011

Das Wild braucht Ruhe - nur die Jäger halten sich nicht daran

In Brücken bei Idar-Oberstein fand am 22.01.2011 ein Treibjagd statt. Der Augenzeuge Herr Hänsel schreibt dazu:
In den vergangenen Wochen waren einige „Aufrufe" in der Nahe-Zeitung zu finden, die Menschen sollten doch bitte schön das durch den strengen Winter stark geschwächte Wild nicht unnötig aufscheuchen, Rückzugsräume des Wildes meiden. Verantwortungsbewusste Menschen wissen das sehr wohl und respektieren ihre Mitgeschöpfe.

Eingebrochenes Reh, Foto Gerhard Hänsel
Am vergangenen Samstag war ich zufällig Zeuge, wie eine „Hundertschaft" Jäger und Helfer zwischen Birkenfeld und Brücken eine Treibjagd veranstaltete. Der Bereich „Auf der Keip" wurde lautstark und penibel durchkämmt und angeblich „nur" Jagd auf Sauen gemacht, wie mir ein Jäger, der nur zwei Meter neben der Straße in einem Ansitz saß, weiß machen wollte. Auch er hatte die folgende Szene mit dem Gewehr im Anschlag verfolgen können.

Mir sind völlig verängstigte Tiere über den Weg gelaufen die aus ihrer Deckung getrieben wurden und in Todesangst ihr Heil in der Flucht suchten. Ein Reh rannte in panischer Angst direkt auf den vereisten Weiher zu und brach nach wenigen Metern auf dem Eis ein. In Todesangst kämpfte das Reh etwa 15 Minuten gegen das Ertrinken. Mehrfach sah es so aus, als würden es die Kräfte verlieren und untergehen, ein schauerlicher Anblick. Es mobilisierte seine letzten Kräfte und schaffte es endlich die Gott sei Dank dünne Eisdecke zu durchbrechen und auf die andere Seite zu gelangen. Sicherlich hat das arme Tier von den scharfen Eiskanten erhebliche Verletzungen davon getragen; es kann bezweifelt werden, ob es überlebt.

Jeder kann sich ausmalen, welche Verletzungen viele Rehe bei einer solchen Jagd auf vereistem Boden davontragen. Neben Knochenbrüchen und Schwächeanfällen tragen viele Tiere schwerste Verletzungen davon, wenn sie in Todesangst in Stacheldrahtzäune springen, die leider allzu oft vorzufinden sind.

Hier kann man sich schon ernsthaft die Frage nach der „Waidgerechtigkeit" solcher Jagdformen stellen. Tiere die nicht durch die Kugel sterben, erliegen möglicherweise den durch die in panischer Flucht verursachten Verletzungen.

Auch fragt sich der Tierfreund, an wen die eingangs erwähnten Aufrufe gerichtet werden sollten.

Siehe auch: Harte Zeiten für Wildtiere - Jagd stört die Winterruhe

28.01.2011

Universelles Leben: "Wir haben es satt"

von Barbara Rütting
"…wir finden es wichtiger, sich auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu konzentrieren“ – so schrieb die Albert-Schweitzer-Stiftung in ihrer Einladung zur Demo „Wir haben es satt“ am 22.01.2011 in Berlin. Dem kann ich nur zustimmen.

Umso befremdlicher war es, kurz darauf auf der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de zu lesen, dass „die Teilnahme von Personen oder Gruppierungen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht ist“. Als Unterzeichner waren so gut wie alle Träger, Förderer und Unterstützer der Demo aufgeführt. Nach einigen Tagen war dieser Text allerdings kommentarlos wieder gelöscht.

Ich habe zu diesem Vorfall folgenden offenen Brief an die Unterzeichner geschrieben:

Liebe Freundinnen und Freunde,

unter Eurem Aufruf zur Demo in Berlin am 22. Januar mit Nennung aller die Demo unterstützenden Verbände etc. stand, dass die Teilnahme von Gruppierungen und Personen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht sei.

Gehöre ich auch zu diesem Umfeld, weil ich in dem großartigen vegetarischen Restaurant esse und dort einkaufe, regelmäßig die Hilfe der international anerkannten Klinik in Anspruch nehme, den fabelhaften Gnadenhof und den Aufbau des gentechnikfreien Friedensreiches unterstütze? Viele Kinder meiner Freunde besuchen die zum „Universellen Leben“ gehörende Privatschule „Lern mit mir“ – sie wurde gerade zum dritten Mal in Folge als „Umweltschule in Europa – Internationale Agenda-21-Schule“ für die Themenschwerpunkte „gesunde Ernährung“ und „Solidarität“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung, die höchste die in Bayern zu vergeben ist, verlieh immerhin Umweltminister Dr. Markus Söder!

Ich bin sehr erstaunt über die oben genannte Ausgrenzung einer religiösen Glaubensgemeinschaft, die den Gesetzen und der Verfassung der Bundesrepublik entspricht. Auch wenn der Text nach einiger Zeit von der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de wieder gelöscht wurde, frage ich mich: Durften an der Demo nur Katholiken und Protestanten teilnehmen? Was ist mit Moslems, Buddhisten, Anthroposophen, Freidenkern, Mormonen, Atheisten etc.? Waren die auch unerwünscht, wenn ja, warum, wenn nicht, warum dann nur die Glaubensgemeinschaft „Universelles Leben“?

Ich habe mich 40 Jahre lang unermüdlich für die Ziele – und damit auch für die Existenz! – gerade der Unterzeichner dieses mittlerweile zurückgezogenen Boykotts eingesetzt, anfangs außerparlamentarisch, schließlich auch als Abgeordnete des Bayerischen Landtags als Sprecherin für Ernährung, Verbraucher und Tierschutz der Grünen und zweimalige Alterspräsidentin. Von einigen der Mitorganisatoren erhielt ich Dankesbriefe für meine Spende zur Unterstützung der Demo.

Es wird zur Rettung von Wikileaks und der Pressefreiheit aufgerufen. Gleichzeitig beteiligt man sich aber an der Diskriminierung einer alternativen Religionsgemeinschaft! Wussten die Beteiligten eigentlich, was sie da unterzeichnet haben? In den USA würde ein solcher Aufruf mit Schadensersatzklagen in Millionenhöhe geahndet! Die US-Außenministerin Hillary Clinton stellt in einem Bericht der US-Kommission „Glaubensfreiheit in vielen Staaten bedroht“ auch Mängel in Israel, Deutschland und der Schweiz fest. Hillary Clinton: „Die USA wollen sich nicht zum Richter über andere Länder aufschwingen, vielmehr wolle man zeigen, dass die Vereinigten Staaten die Religionsfreiheit ernst nehmen und möchten, dass sie weltweit gewährleistet sei.

“Ich weiß, dass ich hier für die Vielen spreche, die sich nicht (mehr) trauen, in dieser etwas fragwürdig gewordenen Demokratie den Mund aufzumachen, weil sie sonst- zu Recht - um ihre berufliche und gesellschaftliche Stellung fürchten müssten und ersuche wenn schon nicht um eine Entschuldigung, so doch zumindest um eine Erklärung für die Diskriminierung religiös anders Denkender.

Ich selbst gehöre gar keiner religiösen Gemeinschaft an, beteilige mich aber grundsätzlich nicht an der Ausgrenzung von Minderheiten, vielleicht weil ich das als Kind in der Nazizeit hautnah miterlebt habe. Stattdessen halte ich es sinngemäß mit Voltaire: "Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen."

Nach wie vor bin ich optimistisch, dass wir alle gemeinsam eine bessere gerechtere Welt schaffen können.

Mit solidarischen Grüßen Eure Barbara Rütting


Im Nachhinein stellt sich aus den Reaktionen einiger der angeblichen Unterzeichner heraus, dass diese Ausgrenzung nicht mit ihnen abgesprochen worden war und sie sich vehement davon distanzieren. Stellvertretend für viele sei eine Stimme zitiert: „Diese Aufforderung war an keiner Stelle mit den Unterstützern abgesprochen. Wir sind der Meinung, dass wir auch kein Recht haben, Menschen aufgrund Ihrer Religion oder Weltanschauung auszugrenzen. Insbesondere, wenn diese sich in korrekter Weise für die gleiche Sache einsetzen.“ Kommentar überflüssig.

Bereits vor einigen Jahrzehnten habe ich einen amerikanischen Arzt zitiert, der sinngemäß sagte, die neuen Seuchen seien die Rache der verspeisten Tiere. Der Dioxinskandal scheint das zu bestätigen. Bio boomt, Vegetarismus/Veganismus und Tierschutz sind in wie nie zuvor, leider zur Zeit noch mehr aus Sorge um die eigene Gesundheit, als um das Wohlergehen der Tiere, aber immerhin. Hoffen wir, dass der Trend anhält.

Beutegreifer haben eine wichtige ökologische Funktion

gefunden beim Ökologischen Jagdverband Saar (mit kleineren Kürzungen/Änderungen)
Als Beutegreifer bezeichnet man Tiere, die sich hauptsächlich von Fleisch ernähren. Damit unterscheiden sie sich von den Pflanzenfressern, die vorwiegend vegetarische Kost bevorzugen, sowie von den Allesfressern, deren Speiseplan gemischt ist. Zu den Beutegreifern gehören bei uns z.B. Fuchs und Marderhund und einige Vogelarten.

Der gestaltende Einfluss von Beutegreifern auf Größe und Zusammensetzung der Bestände ihrer Beutetiere wird immer noch einseitig negativ bewertet. Sie gelten nur als „Räuber", also als Tiere, die auf Kosten anderer leben und somit ein negatives Image aufgedrückt bekommen haben. "Raubwild" hat jedoch auch vielfältige positive Wirkungen in der Dynamik von Lebensgemeinschaften, indem es z.B. hohe Nachwuchsraten bei häufigen Arten abschöpft und so für Ausgleich sorgt. Der Einfluss dieser Gesundheitspolizisten auf Auslesevorgänge in den Beutetierpopulationen, der in der Entwicklungsgeschichte unserer Natur von ganz erheblicher Bedeutung war und ist, findet noch keine Berücksichtigung in der Diskussion. Die Rolle des Raubwildes als „Fitness-Trainer" für andere Tierarten wird nicht gewürdigt. Es sorgt dafür, dass sie ständig wachsam, reaktionsschnell und gesund sind. Wer Schwäche zeigt, wird ausgelesen. Raubwild ist daher ein unverzichtbarer Gestalter im Zusammenleben von Tierarten und zudem kein Feind des Menschen!

Raubsäuger - die besseren Jäger!? Einige Raubwildarten entwickeln erstaunliche Fähigkeiten, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Füchse, Steinmarder und Waschbären haben längst neue Lebensräume, z.B. die Städte, besiedelt. Sie erweisen sich als bewundernswerte Lebenskünstler, die auch schon mal in der Mülltonne erfolgreich nach Nahrung suchen.

Dieser Beutegreifer bevorzugt Dosenfutter
Die Jägerschaft hat in der Vergangenheit die Möglichkeit gehabt, Raubsäuger scharf zu bejagen, ihre Bestände zu begrenzen und die Ausbreitung zu bremsen. Das ist nicht gelungen. Es wird auch nicht mit einer neuen und sehr rabiaten Jagdzeitenverordnung gelingen, weil vernünftige Jäger sich vielerorts von der „Räuberbekämpfung" abgewendet haben und manche Raubsäuger sich mit eleganten Überlebensstrategien der Dezimierung entziehen. Wenn die einheimischen Raubsäuger also zum einen wichtige Funktionen in unseren Ökosystemen haben, zum anderen ihre Bestände durch Jagd und Jäger mit vertretbaren Jagdmethoden nicht auf das von mancher Seite gewünschte Minimum zu drücken sind, so gilt es zu hinterfragen, welchen Sinn der Aufruf zu einer starken Bejagung haben soll.

Generelle Bejagung notwendig? Viele Jäger behaupten immer wieder, dass die Jagd auf Beutegreifer flächendeckend ein unverzichtbares „ökosystemgerechtes" Instrument zur Schaffung eines „ökologischen Gleichgewichtes" in der Natur sei. Außerdem diene sie zur Stützung der „Verlierer" unter den Niederwildarten wie Hase oder Rebhuhn gegenüber den „Gewinnern", also den Raubsäugerarten. Es gibt jedoch viele Beispiele dafür, dass in Gebieten, in denen Beutegreifer nicht bejagt werden, das Gefüge der Lebensgemeinschaften erhalten bleibt.

Ein Beispiel liegt vor unserer Haustür. Im Naturschutzgebiet und Urwald bei Saarbrücken hatte der ÖJVsaar gegen den erbitterten Widerstand der VJS durchgesetzt, dass der Fuchs nicht mehr bejagt wird. Vorher verbreiteten die VJS-Funktionäre Angst und Schrecken und warnten vor Horden tollwütiger Füchse, die die Stadt Saarbrücken heimsuchen und Kinder beißen. Was ist geschehen, es gibt weder mehr noch weniger Füchse, es gibt einen stabilen Bestand mit einem gesunden Revierverhalten.

Wie sollte es auch anders sein? Raubtiere sind nun einmal natürliche Mitglieder unserer Lebensgemeinschaften. Sie sind nicht auf der Welt, um „Schäden" in der Natur anzurichten. Der Mensch hat die Bedingungen für das Zusammenleben in diesen Gemeinschaften tiefgreifend gestört.

Verstärkte Bejagung nicht gerechtfertigt! Bei genauerer Betrachtung sollte jedoch klar werden, dass tiefgreifende und vielschichtige, vom Menschen verursachte Lebensraumveränderungen und nicht die Raubsäuger die primäre Ursache für Bestandeseinbrüche vieler Niederwildarten sind. Diese Probleme können eben nicht durch fortwährendes Töten von Raubsäugern beseitigt werden, sondern allein durch Lebensraumgestaltung.

Raubwild und Seuchen Die Wirksamkeit der Raubwildjagd zur Vermeidung von Seuchen wird erheblich überschätzt. Es dürfte wohl schwer fallen, den Nachweis zu erbringen, dass durch die Jagd auf Raubsäuger gesundheitliche Risiken für Mensch, Wild- und Haustier gemindert werden können, z.B. durch Tollwut, Fuchsräude oder Parasitosen (Fuchsbandwurm). Die Tollwut etwa wurde nicht durch das Töten von Füchsen erfolgreich bekämpft, sondern durch die Ausbringung von Impfködern. Die Gefahr, dass Menschen vom Kleinen Fuchsbandwurm befallen werden, ist sehr gering. Nach der Statistik infizieren sich in Deutschland im langjährigen Jagesdurchschnitt gerade mal 21 Menschen, wobei das Infektionsrisiko bei Haustieren wesentlich höher ist. Unter ihnen sind wiederum nur wenige genetisch so ausgestattet, dass sie auch tatsächlich erkranken.

Bei unerträglichen Störungen des Menschen im Siedlungsbereich (z.B. Steinmarder in Häusern) könnte ein „vernünftiger Grund" für das Vertreiben oder Töten vorliegen. Die Tötung von Steinmardern oder Füchsen sollte in solchen Fällen mehr aus psychologischen Gründen für die betroffenen Menschen, die sich gestört fühlen, gestattet werden. Dabei besteht kein Zweifel, dass der Effekt der Jagd in der Regel gering sein wird. Ein leer gefangenes Steinmarder- oder Fuchsrevier wird unverzüglich wieder besetzt werden. Ein Haus kann nicht durch Marderjagd, sondern nur durch perfekte Abdichtung aller Zugangsmöglichkeiten dauerhaft marderfrei gemacht werden.

Jagd nur bei Nutzung vertretbar! Jagd zur maßvollen Nutzung von Fellen ist vertretbar, auch zur Verwendung von einzelnen Lebendfängen oder Präparaten für Bildungszwecke und für wissenschaftliche Untersuchungen. Für den Absatz größerer Mengen von Pelzwerk gibt es jedoch zur Zeit jedoch keinen Markt. Der Eigenbedarf von Jägern dürfte schnell gedeckt sein.

26.01.2011

Jäger lügen, das weiß jedes Kind: Füchse und Hasen

Jäger argumentieren u.a. der Fuchs würde den Hasenbestand dezimieren. Hierzu schreibt ein erfahrener Jäger bei der Fotocommunity:

Kein Fuchs erwischt jemals einen gesunden Hasen.

Junghasen haben keinen Eigengeruch und sind zudem Nestflüchter - er müsste also schon darüberstolpern.

92% seiner Beute sind Mäuse aller Art, also ist er für Land- und Forstwirtschaft nützlich wie kein anderes Tier. Der restliche Beuteanteil sind kranke Tiere - er wird in allen wissenschaftlichen Abhandlungen als Gesundheitspolizei erwähnt, die sehr deutlich die Ausbreitung von Seuchen (z.B. bei Hasen etc) verhindern.

Ich war selbst über 40 Jahre Jäger und weiss deshalb: in landschaftlich gesunden Revieren sind die Populationszyklen zwischen Hasen und Füchsen identisch und
nicht gegenläufig: Gibt es viele Hasen so gibt es auch viele Füchse, weil die Umweltbedingungen, z.B. nasse oder trockene Jahre beiden Bewohnern nutzen: in trockenen Jahren überleben viele Junghasen und gleichzeitig explodiert die Mauspopulation. In nassen Jahren sterben unverhältnismässig viele Junghasen an Unterkühlung und die meisten Mäuse gehen in ihren Erdhöhlen ebenfalls zugrunde!
Das sind die Fakten - die leider den meisten Sonntagsjägern - die sowieso nur noch mit dem Geländewagen zur Jagd "gehen" und aus dem Auto heraus auch "Beute machen" oder in modernen grenzpostenähnlichen Kanzeln ihre "Jagdleidenschaft" ausleben - gar nicht mehr bekannt sind, da sie sich in grosser Zahl von der Natur als Ganzes weit entfernt haben. Dies gilt selbstverständlich nicht für alle Jäger, aber leider für eine übergroße Anzahl.

25.01.2011

Schonzeit, worauf jeder achten kann ...

Die Jagd hat sich u.a. nach so genannten Jagdzeiten bzw. Schonzeiten zu richten. Jäger, welche außerhalb der Jagdzeit im Rahmen der Jagd ein zu schonendes Tier töten, begehen eine Straftat nach Bundesjagdgesetz, welche empfindliche Strafen nach sich ziehen kann. Dennoch sind Schonzeitvergehen bei der Jagd an der Tagesordnung ... in  den seltensten Fällen erfolgen allerdings Anzeigen.

Es gibt Tiere, denen in Deutschland oder in den meisten Bundesländern überhaupt keine Schonzeit eingeräumt wird. Dazu gehören der Rotfuchs, Wildkaninchen, Frischlinge oder Überläufer (1-2 jährige Wildschweine). Hier sind lediglich während der Aufzuchtzeit der Jungtiere die erforderlichen Elterntiere zu schonen, was allerdings Spielraum zu Interpretation lässt.


Der Rotfuchs hat keine bundesweite Schonzeit, (c) Malene Thyssen
Zu den Tieren, die jetzt gar nicht mehr bis in den Sommer oder gar den Herbst geschossen werden dürfen, gehören gem. Bundesjagdzeitenverordnung der Dachs, der Feldhase, alle Hühnervögel (Fasan, Rebhuhn ...), Gänse und Enten, aber auch der Rehbock (ab 1. Februar gar keine Rehe mehr, außer Rehkitze).

Sollten Sie Zeuge eines Schonzeitvergehens (Straftat) werden, machen Sie Fotos, rufen Sie die Polizei zur Aufnahme der Personalien (wenn die nicht freiwillig 'rausgerückt werden - berufen Sie sich bei der Polizei darauf, dass Sie eine Straftat zur Anzeige bringen möchten, eventuell fühlen Sie sich auch bedroht oder gefährdet) und bringen Sie das Schonzeitvergehen zur Anzeige (direkt bei der unteren Jagdbehörde, bei der Polizei oder durch einen Rechtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft).

Aktuelle Jagd- und Schonzeiten des Bundes und der Länder erfahren Sie u.a. über http://www.schonzeiten.de/. Richten Sie sich in der Regel nach den Landesbestimmungen, die sind häufig aktueller als die Bundesjagdzeitenverordnung. Darüber hinausgehend gibt es hier Gesetzestexte und Verordnungen zur Jagd.

20.01.2011

Mitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft gegen den Willen des Grundstückseigentümers verstößt nicht gegen Menschenrechte

von Dominik Storr

 

Die Kleine Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg hat heute, am 20.01.2011, ein Urteil für die Bundesrepublik Deutschland gefällt: Die Zwangsmitgliedschaft in einer deutschen Jagdgenossenschaft verstoße nicht gegen die Menschenrechte. Dies bedeutet: Jäger dürfen auch weiterhin auf Privatgrundstücken gegen den Willen der Eigentümer die Jagd ausüben. 

 

Rechtsanwalt Günter Herrmann aus Stutensee/Baden-Württemberg ist Eigentümer zweier Waldgrundstücke in Rheinland-Pfalz. Dadurch ist er automatisch Mitglied in einer Jagdgenossenschaft – gegen seinen Willen und ohne Möglichkeit, aus der Jagdgenossenschaft auszutreten. Hiergegen hat er vor den deutschen Verwaltungsgerichten und vor dem Bundesverfassungsgericht erfolglos geklagt, so dass er im Jahr 2007 den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrief. Denn der Tier- und Naturfreund kann es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass Jäger sein Grundstück gegen seinen Willen betreten, um dort Tiere zu töten. In seiner Beschwerde rügte er die Verletzung der in der Menschenrechtskonvention garantierten Artikel 9 (Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit), Artikel 11 (Vereinigungsfreiheit), Artikel 14 (Diskriminierungsverbot) und des Artikel 1 des Zusatzprotokolls Nr. 1 (Schutz des Eigentums).

Plötzlicher Sinneswandel beim Europäischen Gerichtshof  Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies die Beschwerde heute ab, obwohl er bereits 1999 im Fall einer Klage gegen Frankreich und 2007 im Fall einer Klage gegen Luxemburg entschieden hat, dass die zwangsweise Mitgliedschaft von Grundstückseigentümern in Jagdgenossenschaften gegen die Menschenrechte verstößt.


Warum dieser Sinneswandel? Es geht bei dem Geschäft mit dem deutschen Wald, bei dem die Jagdgenossenschaften eine zentrale gliedernde Rolle spielen, um sehr viel Geld. Nicht umsonst sitzt Philipp Freiherr von und zu Guttenberg im Deutschen Forstwirtschaftsrat. "Gegen diese Wirtschaftslobby kommt man in Deutschland und offenbar auch in Europa nicht an", sagt Rechtsanwalt Dominik Storr, der etliche Grundstückseigentümer in dieser Sache vertritt. "Die heutige Entscheidung in Straßburg ist ein Schlag in das Gesicht von deutschen Grundstückseigentümern, die vom Gerichtshof willkürlich anders behandelt werden als die Grundeigentümer in Frankreich und Luxemburg. Auf diesem Weg geht der Glaube der Deutschen an einen neutralen Europäischen Gerichtshof und an Rechtsstaatlichkeit in einem gemeinsamen Europa verloren", so der Anwalt.
Herbstlicher Mischwald (c) Friedrich Boehringer

Völlig überraschende Entscheidung   Die Kleine Kammer des Europäischen Gerichtshofs hat heute völlig überraschend anders als in Luxemburg und Frankreich entschieden. „Dies führt zu dem paradoxen Ergebnis, dass auf der einen Seite der Grenzen zu Frankreich und Luxemburg, nämlich in Deutschland, die Menschenrechte von Grundstückseigentümern angeblich nicht verletzt werden und auf den anderen Seiten der Grenzen, nämlich in Frankreich und Luxemburg, die Menschenrechte verletzt werden. Das ist eine absolut widersprüchliche Entscheidung, die jedweder Logik entbehrt, denn der Sachverhalt ist identisch. Offenbar war der Druck der deutschen Lobby einfach zu groß", so Rechtsanwalt Storr.  
  

Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen

Der deutsche Beschwerdeführer wird nun die Große Kammer beim Europäischen Gerichtshof anrufen und auf die widersprüchliche Rechtsprechung der Kleinen Kammern hinweisen. Das letzte Wort ist somit noch lange nicht gesprochen.

zur Urteilsbegründung
Lesen Sie auch: Der Rechtsstreit geht weiter, Vorlage an die Große Kammer  

Reizwort Wildmanagement

von Edwin Burschter
Es ist Samstag, 6. November, die Herbstsonne färbt noch die letzten Lärchennadeln und verbliebenen Buchenblätter in leuchtendes Gold. Im Tal blinkt der Stahl. Eine Hundertschaft Schützen mit ihren hochmodernen Gewehren rückt aus wie in einen Krieg ohne Gegner. Der Schlachtplan ist vorgegeben. Die Nordflanke wird vom Staatsforst besetzt, für den schmalen Streifen am Übergang zur Südflanke ist der Pirschbezirksinhaber zuständig, diese wird in Richtung Wintergatter unter Leitung der Fürstlich-Waldburg-Zeilschen Wildmanager abgeriegelt. Teilweise sind auf hundert Meter Front 3 Schützen abgestellt. Im Gegensatz zum richtigen Krieg gibt es aber keine Attacke, sondern sie bleiben hocken. Den „grünen Rock“ haben Sie ausgetauscht und in Anlehnung an die gute Sichtbarkeit der Straßenarbeiterkolonnen, diese Farben übernommen, rotleuchtend,damit der Nachbar nicht für ein Waldtier gehalten und abgeknallt wird.

Gespanntes Warten auf das flüchtende Wild. Rotwild, Rehe, Gemsen alles ist zum Abschuss frei gegeben. Lärmende Treiber, Hundegebell, Schüsse – Schüsse – Schüsse, ein unheimliches Echo erfüllt bis in den Nachmittag das Tal. Ein Muttertier kommt verdächtig langsam, als es erlegt ist, wird festgestellt, dass es schon einen Pansenschuss hat. Ein Äserschuss, ein Schädelschuss bei einem kleinen Teil der Strecke. Über 90 Wildtiere wurden geschossen auf Anhänger von Allradfahrzeugen geworfen, achtlos, kalt und abgebrüht. 46 Stück Rotwild, 38 Rehe, der Rest Gemsen waren das Ergebnis des Gemetzels. Bei einer derartigen Dichte von Büchsenläufen ist ein Schußnachweis gar nicht möglich und niemand kann sagen wie viele Stücke angeschossen verderben, wie viele Kälber als Waisen in den Winter gehen und wie unermesslich schlimm solch ein ruchloses Treiben den Bergwaldfrieden der ganzen Tierwelt durcheinander bringt. Rehböcke haben Schonzeit, sind aber flüchtig schlecht erkennbar, weil sie teilweise ihr Gehörn schon abgeworfen haben. Wieviel Schonzeitabschüsse waren bei 38 Stück Rehwild wohl dabei?

Opfer einer Gesellschaftsjagd
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die sogenannten „eingestellten Jagden“, so der Begriff für die großen höfischen Wildgemetzel, immer mehr mit der edleren Pirsch ersetzt – und nun gibt es sie wieder, auferstanden unter anderen Vorzeichen. Präzisionsgewehre, ausgefeilte Optik, Allradfahrzeuge bis in den letzten Winkel, Schießer ohne Jagderfahrung, respektlos und kalt – Freude an der Panik des Wildes – Schießübung auf lebendes Wild.

Spätnachmittag am Sonntag darauf, drei grüne Jeeps und ein Personenwagen. Der Wildmanager hat ein Hirschkalb hinten auf seinem Träger. Regnerisches Wetter, es war wohl den ganzen Sonntag Nachsuche, die Hunde haben in dem Fährtendurcheinander nur das Kalb hochgemacht. Wie viele verenden elend? Es wird Wochen dauern, bis die Überlebenden sich wieder zurechtfinden, die Kälberwaisen abmagern, zum Teil eingehen. Die erste Zeit haben sie wenigstens Ruhe vor den Angriffen der Füchse, die haben zusammen mit den Kolkraben ein Festmahl an den Eingeweiden.

Man wünscht sich, daß das alles nicht wahr sein kann, aber es ist leider so. Ich habe über 40 Jahre als Nachbar des Zeilschen Reviers gejagt, nicht zimperlich, doch stets mit Achtung vor der Natur. Der Wald ist gediehen, die Almen waren gepflegt von fleißigen, bodenständigen Älplern, es herrscht – natürlich mit einigen Schatten – Bergfrieden.

Dabei war dieser abscheuliche Tag nur das Finale des Wildmanagements.

Die ganze Tragweite der Abkehr von Schöpfung und Glauben spiegelt sich in der organisierten Vernichtung des Bergwildes wieder:
Rehfütterung in den Bergen verboten – freie Rotwildfütterungen untersagt – keine Wildfütterung auf 4800 ha – nur der Wintergatter des fürstlichen Reviers,überfüllt mit bis 300 Stück Rotwild, sie stehen im eigenen Kot und warten bis am nächsten Tag mit dem Traktor aus dem Fahrsilo die Raufen gefüllt werden mit Geweihtreibenden Futtermischungen. Bis zu 5 Monaten Stallfütterung ohne Rücksicht auf wildbiologische, natürliche Erfordernisse. Staatsforst, Fürst und so manche Jagdgenossenschaft scheren sich einen Dreck um Rechtsnormen.

Im Jagdrecht wird als zwingendes Recht gefordert: Fütterungspflicht in der Notzeit – Unterhalt der notwendigen Fütterungsanlagen im Revier – artenreicher Wildbestand in freier Natur – keine mißbräuchliche Fütterung – Fütterungspflicht für alle Tierarten – die allgemeinen anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit sind zu beachten.

Wildmanagement bewegt sich außerhalb der Gesetze, außerhalb jeglicher menschlichen Regung, außerhalb Ethik und Kultur. Wildmanagement ist Naturfrevel und Verachtung der Lebewesen.
 
Weitere Informationen auf  http://www.wildwacht.de/

Organisationen aus ganz Deutschland weisen auf die Sinnlosigkeit der Fuchsjagd hin

Im Rahmen sogenannter „Fuchswochen" wird derzeit erbarmungslos Hatz auf den Fuchs gemacht. Tier- und Naturschutzorganisationen, aber auch kritische Jäger weisen darauf hin, dass es dafür keinerlei Notwendigkeit gibt, weil soziale Faktoren die Bestandsdichte des Fuchses effektiv begrenzen.

Zurzeit hat der Fuchs besonders unter Nachstellung zu leiden: Jäger nutzen die Paarungszeit der Füchse, um die sonst so vorsichtigen Beutegreifer vor die Flinte zu bekommen. Zudem werden vielerorts so genannte „Fuchswochen" veranstaltet, bei denen mehrere Jäger gemeinsam versuchen, so viele Füchse wie irgend möglich zu töten. Um diese erbarmungslose Verfolgung unseres letzten größeren Beutegreifers zu rechtfertigen, behauptet man kurzerhand, die Fuchsjagd sei „notwendig", weil die Fuchsbestände ansonsten überhand nähmen.

Soziale Dichtekontrolle reguliert Fuchsbestände
Die zu Jahresbeginn gegründete Initiative „Schonzeit für Füchse", der bereits  über 30 Organisationen aus dem gesamten Bundesgebiet angehören, widerspricht dieser Behauptung vehement. Wie wir aus jagdfreien Gebieten wissen, sorgt die Sozialstruktur von Fuchspopulationen dafür, dass Füchse sich nicht über Gebühr vermehren. Lässt man Füchse in Ruhe, so leben sie in stabilen Familiengemeinschaften zusammen, in denen nur die ranghöchste Füchsin Nachwuchs bekommt. Die Geburtenrate ist relativ gering und die Populationsdichte bleibt konstant. Englische Forscher um den Biologen Stephen Harris konnten zeigen, dass selbst ein 150faches Nahrungsüberangebot die Fuchsdichte nicht weiter wachsen lässt. Greift nun jedoch der Mensch mit Flinte und Falle in dieses stabile System ein, so brechen die Gemeinschaften auseinander, und nahezu jede Füchsin wird befruchtet. Studien zeigen, dass zudem auch die Anzahl der Welpen pro Wurf wächst.

Jagd ist kontraproduktiv
Je stärker Füchse also bejagt werden, desto mehr Nachwuchs gibt es – eine wie auch immer geartete „Regulation" von Fuchsbeständen ist weder nötig, noch ist sie mit jagdlichen Mitteln überhaupt möglich. Ein Beispiel hierfür sind die regelrechten Vernichtungsaktionen, die in den 1970er Jahren zur Tollwutbekämpfung durchgeführt wurden. Obwohl man damals Füchsen sogar mit Giftgas zu Leibe rückte, konnte die Fuchsdichte nicht verringert werden. Mehr noch: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut, die man durch die Jagd eigentlich eindämmen wollte, wuchs sogar an – das Chaos in der stark bejagten Fuchsgesellschaft sorgte dafür, dass die nun zahlreich vorhandenen vagabundierenden Jungfüchse die Tollwut oftmals erst in neue Gebiete einschleppten. Die Schweizerische Tollwutzentrale folgerte daher, dass eine jagdliche Reduktion von Fuchspopulationen offensichtlich nicht möglich und die Jagd zur Tollwutbekämpfung sogar kontraktproduktiv sei. Wie wir heute wissen, konnten erst tierfreundliche Impfköder die Tollwut besiegen – sie gilt heute in Deutschland und in weiten Teilen Europas als ausgerottet.

Strecke einer Fuchswoche bei Messkirch/Baden-Württemberg (c) B.Pelli
Diese Erfahrung ist geradezu symptomatisch für unseren Umgang mit Wildtieren: Manche Jäger wollen uns glauben machen, man müsse die Natur mit der Flinte „zurechtschießen". Dass es anders wesentlich besser geht, zeigen jene wenigen Gebiete, in denen Füchse nicht bejagt werden. Ob in Nationalparks im In- und Ausland, in jagdfreien Naturschutzgebieten, in Dünengebieten Nordhollands, im Kanton Genf oder im „Urwald" bei Saarbrücken: Nirgendwo ist eine drastische Vermehrung des Fuchses festzustellen.

Bundesweite Initiative von über 30 Organisationen  fordert Schonzeit für Füchse
Ganz offensichtlich ist die intensive Verfolgung des Fuchses, der in den meisten Bundesländern nicht einmal eine Schonzeit hat, vollkommen unnötig. Sie fügt Tieren  - ohne dass der vom Tierschutzgesetz geforderte „vernünftigen Grund" vorliegt -  Schmerz und Leid zu. Die Initiative „Schonzeit für Füchse" fordert daher in einer bundesweiten Kampagne eine neunmonatige Schonzeit für Meister Reineke.

„Füchse sind als Gesundheitspolizisten und eifrige Mäusevertilger wichtige Mitlieder des Naturhaushalts", erläutert Lovis Kauertz, einer der Initiatoren der Kampagne. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass sie wie Schädlinge behandelt und jedes Jahr zu Hunderttausenden getötet werden - es wird höchste Zeit, dass  wir Reineke wenigstens ein Mindestmaß an Schutz vor menschlichen Nachstellungen gewähren."

Die These der Übervermehrung von Füchsen sei eine Alibibehauptung: „Sie dient der Rechtfertigung der Fuchsjagd vor den Augen einer kritischer werdenden Öffentlichkeit. Bereits ein kurzer Blick in Jagdzeitschriften oder Jagdforen im Internet zeigt dagegen unmissverständlich auf, dass es in Wirklichkeit vor allem um die Lust an der Fuchsjagd geht."

19.01.2011

Einladung zum gemeinsamen Spaziergang im Rehdener Moor

Das Rehdener Geestmoor wird geschützt durch die beiden Naturschutzgebiete "Rehdener Geestmoor" sowie "Rehdener Geestmoor – Regenerationsgebiet". Es liegt ca. drei Kilometer südlich von Rehden. Der das Moorzentrum umgebende Bereich wurde mit seinen Moor-, Wald- und Grünlandflächen als Regenerationspool für Pflanzen- und Tierarten des Hochmoores unter Schutz gestellt. In den letzten Jahren hat das Moor als Kranichrastplatz stark an Bedeutung gewonnen.

Nun soll in diesem Naturschutzgebiet „Rehdener Geestmoor" am 29. Januar 2011 ab ca. 10:00 Uhr eine groß angelegte Treibjagd auf Schwarzwild und Füchse stattfinden. Wir hoffen auf rege Teilnahme an dem gemeinsamen Spaziergang durch dieses schöne Naturschutzgebiet. Treffpunkt ab 9h00 am Aussichtspunkt 1 im Rhedener Geestmoor. Eine kurze Benachrichtigung bzgl. der Teilnahme an golf5.forum@wichtig.ms ist erwünscht.

Wegbeschreibung (liegt im Großraum Bremen - Osnabrück - Hannover)

16.01.2011

Droht den deutschen Wäldern das Aus?


von Dominik Storr
Wie der deutsche Wald unter dem Deck-mantel „Charta für Holz" nach China verkauft wird
Das Bayerische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat still und heimlich ein internes Strategiepapier entwickelt, um möglichst viel Umsatz mit den heimischen Wäldern zu erzielen. Die so genannte „Charta für Holz" soll auf alle Bundesländer übertragen werden. Das so erwirtschaftete Geld wandert vor allem in die Kassen der klammen Bundesländer und der wenigen Großgrundbesitzer, für die das Ganze ein Milliardengeschäft ist. Nicht umsonst sitzt Philipp Freiherr von und zu Guttenberg im Deutschen Forstwirtschaftsrat, dem übrigens auch Ministerialdirigent Georg Windisch angehört. Georg Windisch ist Mitarbeiter des Bayerischen Staatsministeriums und wird von Insidern als „Drahtzieher" dieses Planes ausgemacht.

Deutscher Wald nach China? Bild: Malene Thyssen


„Charta für Holz" gleicht Kahlschlagspolitik

Die „Charta für Holz" sorgt dafür, dass der finanziell lukrative Baumbestand aus den Wäldern geschlagen und wegen der großen globalen Nachfrage vor allem nach China verschifft wird. So verkaufte ein einzelnes deutsches Fortsamt jüngst 50 Lastwagen-Lieferungen an Buchenholz nach China, das dort unter anderem zur Produktion von Essstäbchen verwendet wird. Nach Aussagen von Forstbeamten werden bereits über 40 Prozent des deutschen Rotbuchenholzes ins Ausland verkauft. Für die kahlgeschlagenen Flächen gibt es hinterher hohe Subventionen.   
 
Um Kahlschlagspolitik ranken sich Märchen
Damit diese Kahlschlagspolitik in der Öffentlichkeit auf keinen breiten Widerstand stößt, haben die staatlichen Behörden viel Geld in die Öffentlichkeitsarbeit gesteckt, die ihr Ziel auch nicht verfehlt hat. Die Kahlschlagspolitik, ein Geldsegen für wenige Profiteure, hat durch Slogans wie „Wald vor Wild", „Waldverjüngung" oder „CO2-Klimaschutz" nicht nur breiten Einzug in Politik, Medien und Gesellschaft erhalten, sondern darüber hinaus auch noch eine „grüne" Note. Was jedoch gegenwärtig in den deutschen Wäldern geschieht, ist der stellenweise schon vollzogene Schritt in eine rein profit- und technikorientierte Waldagrarlandschaft, die mit einem naturnahen oder nachhaltigen Wald nichts mehr zu tun hat.

30 Milliarden Euro Umsatz jährlich allein in Bayern
Alleine in Bayern erzielt der Sektor Forst, Holz und Papier einen jährlichen Umsatz von ca. 30 Milliarden Euro. Ziel der „Charta für Holz" sei es, den Verbrauch von Holz noch einmal um 20 Prozent zu steigern. Sollte diese Charta vollends umgesetzt werden, wird in nur wenigen Jahren für die kommenden Generationen nicht mehr viel vom deutschen Wald übrig sein.

14.01.2011

Blind, taub und stumpf

Heiko Hornung (Chefredakteur), Wild und Hund 6/2010
... wie diejenigen, die in diesem Winter Ende Januar bis Mitte Februar mit dem Argument jagten: "Wir müssen noch Abschüsse erfüllen und auch den Sauen nachstellen." Gesetzlich erlaubt oder nicht: Wer kein Gefühl mehr hat, für das Wild, das in dieser Zeit Not leidet, vielleicht sogar schon Frischlinge im Kessel hat oder zumindest dick geht, im verharrschten Schnee einbricht, sich die Läufe wund schlägt bis es entkräftet und schweißend vom Raubwild oder dem Hund den Garaus gemacht bekommt, der ist ein widerlicher Schinder und hat keinen Anstand. Ein Jäger ist er nicht!

Bache mit Frischling


13.01.2011

Aktionsbündnis Jagdfreie Natur präsentiert sich anlässlich der Messe Jagd und Hund in Dortmund

Wenn im Februar die Lodenträger zur deutschen Meisterschaft der Hirschrufer pilgern wird sich auch das auf Initiative der Partei Mensch Umwelt Tierschutz gegründete Aktionsbündnis Jagdfreie Natur erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Vielleicht nicht so nobel wie die Jagdgesellschaft, dafür aber mit guten Argumenten insbesondere gegen die Fallenjagd und das Abschießen von Hund und Katz. Denn das sind die Kernthemen, welche sich die bislang 14 Organisationen aus den Bereichen Tierschutz, Tierrechte, Naturschutz und Politik auf die Fahnen geschrieben haben.

Jedes Jahr werden etliche 'zig Tausend Hunde und Katzen Opfer von Jägern. Die Scheinargumentation für den Abschuss von Katzen reicht von "populationsgefährdend" für Singvögel bis zu "Bastardierung" von Wildkatzen. "Tatsache ist, dass seriöse wissenschaftliche Studien keineswegs die Behauptungen der Jäger auch nur andeutend belegen" sagt Stefan Eck, der Bundesvorsitzende der Partei und Initiator des Aktionsbündnisses.

Für viele Jäger sind Katzen Freiwild
Dass in Deutschland immer noch mit Fallen gejagt wird, ist den wenigsten Menschen bekannt und wird von den meisten abgelehnt. Mit gutem Grund - denn erstens kann mittels Fallen nicht selektiv gejagt werden, weshalb z.B. auch Katzen Opfer von Fallen werden, zweitens sind Lebendfallen für viele Tiere mit Stress und Verletzungsgefahr z.B. bei Ausbruchversuchen behaftet und drittens werden durch Totschlagfallen Tiere, welche zu groß oder zu klein für den entsprechenden Fallentyp sind, häufig schwer verletzt.

Die für jedermann offene Veranstaltung des Aktionsbündnisses findet am 5. Februar 2011 auf dem Reinoldikirchplatz in Dortmund statt. Neben dem informativen Part wird auch für das leibliche Wohl gesorgt sein.

Mitglieder des Bündnisses Jagdfreie Natur sind:
Partei Mensch Umwelt Tierschutz
Pro Iure Animalis
Natur ohne Jagd e.V.
JagdAberFair
PAKT Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa e.V.
Tier-Time e.V.
Music for Animal Rights
WITAS Wildtier- und Artenschutz Saar e.V.
ARGUS e.V.
Tierfreunde Fulda
Animal Alliance
Deutsche Tierschutz Union e.V.
Initiative zur Abschaffung der Jagd

11.01.2011

Bundesweite Initiative fordert Einstellung der Massentötung von Füchsen

Vielerorts finden dieser Tage so genannte „Fuchswochen" statt, bei denen Füchsen über mehrere Jagdreviere hinweg mit allen verfügbaren Mitteln nachgestellt wird. Die Initiative „Schonzeit für Füchse" fordert die zuständigen Ministerien auf, Fuchswochen schon während der Paarungszeit im Januar und Februar zu unterbinden.


Die „Fuchswochen", bei denen unter Zuhilfenahme revierloser Jäger revierübergreifend oft Dutzende von Füchsen getötet werden, finden vornehmlich im Januar und Februar statt. In der winterlichen Paarungszeit sind die Füchse weitaus weniger vorsichtig als sonst, und der Schnee macht sie und ihre Spuren leichter sichtbar. Die getöteten Tiere werden größtenteils verscharrt oder in der Tierkörperbeseitigung entsorgt – kritische Jäger sprechen bereits vom Rotfuchs als „Wegwerfartikel Nummer eins" in unseren Wäldern (ÖJV Saar).


Als Begründung für die Veranstaltung von Fuchswochen wird meist angeführt, man müsse die Fuchspopulation „regulieren", etwa, um der Ausbreitung von Seuchen (Tollwut) und Fuchsbandwurm Einhalt zu gebieten. Tatsächlich kann man die Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln jedoch keineswegs kontrollieren: Je mehr Füchse durch Jagd oder Unfälle sterben, desto stärker steigt die Geburtenrate. Andersherum führt eine sinkende Sterblichkeit durch soziale Regulationsmechanismen zu weniger Nachwuchs. Von einer wie auch immer gearteten Notwendigkeit, Füchse zur vermeintlichen Bestandsreduktion zu bejagen, kann also keine Rede sein.

Opfer der Fuchswoche werden zur Tierkörperbeseitigung gekarrt (c) B. Pelli
Dabei verursachen gerade die Fuchswochen viel unnötiges Tierleid. Zum einen sorgt die intensive Jagd gerade jetzt im Winter, wo Wildtiere mit ihrer Kraft haushalten müssen und nicht unnötig beunruhigt werden sollten, für massive Störungen in Wald und Feld. Darüber hinaus können die zahllosen Fuchsrüden, die nach der erfolgreichen Paarung mit einer Füchsin getötet werden, ihre wichtige Rolle bei der Aufzucht des Nachwuchses nicht mehr erfüllen. Wie Forschungsarbeiten jedoch unmissverständlich zeigen, sinken Überlebenschancen und Kondition der Welpen deutlich, wenn der Fuchsvater die Familie nicht mit Nahrung versorgen und vor Konkurrenten schützen kann.

Der Fuchs ist ein hübscher und intelligenter, mit unseren Haushunden verwandter Beutegreifer, der als Gesundheitspolizist und Mäusejäger wichtige Dienste leistet. Umso unverständlicher ist, warum er wie ein Schädling verfolgt und ihm in den meisten Bundesländern nicht einmal eine Schonzeit zugestanden wird.

Im Rahmen der kürzlich formierten bundesweiten Initiative „Schonzeit für Füchse" (www.schonzeit-fuer-fuechse.de) haben Tier- und Naturschutzorganisationen den Bund und die Länder nun aufgefordert eine Schonzeit von Anfang Januar bis Ende September zu erlassen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass auch Reineke Fuchs seinen Nachwuchs ungestört von menschlichen Nachstellungen großziehen kann.

In diesem Zusammenhang verweist die Initiative auch darauf, dass sich Veranstalter von Fuchswochen und teilnehmende Jäger durch die Störung des Wildes im Rahmen der Fuchswochen unter Umständen einer Ordnungswidrigkeit nach dem Bundesjagdgesetz schuldig machen. Ferner sei selbst ein Straftatbestand wegen des Verstoßes gegen die Schonung der für die Aufzucht erforderlichen Elterntiere nicht auszuschließen.

Kampagnen-Webseite: http://www.schonzeit-fuer-fuechse.de/
Weiterführende Informationen sowie Quellennachweise zur Vaterrolle des Fuchsrüden 
Anschreiben an die Ministerien
Pressemitteilung vom 04.01.2011: Bundesweite Initiative fordert Schonzeit für Füchse
Pressemitteilung vom 20.01.2011: Organisationen aus ganz Deutschland weisen auf die Sinnlosigkeit der Fuchsjagd hin

10.01.2011

Der Luchs erobert unsere Wälder zurück

von Maria Herzger

Der Luchs wurde in Deutschland einst stark verfolgt und vor ca. hundert Jahren durch den Menschen gnadenlos ausgerottet. Zum einen wurde die Großkatze mit den markanten Pinselohren und dem auffallend kurzen Stummelschwanz als Jagdschädling und Beutekonkurrent angesehen, andererseits wurde dem Luchs sein hübsch gezeichnetes Fell zum Verhängnis und galt damals als begehrte Jagdtrophäe. Zur Freude vieler Umwelt- und Naturschützer erobert sich der scheue Jäger einst verlorenes Territorium auf leisen Samtpfoten in unseren Breiten zunehmend zurück.

Wildtier des Jahres 2011   Luchse benötigen weitläufige und naturnahe Wälder mit dichtem Unterholz, gerne mit felsigen Hängen, so dass sie u. a. im Harz, Pfälzerwald, Spessart, Böhmerwald, Bayrischen Wald, Fichtelgebirge, Schwarzwald und in der Sächsischen Schweiz wieder vereinzelt durch die Wälder streifen. Der Luchs wurde von der „Schutzgemeinschaft Deutsches Wild" zum Wildtier des Jahres 2011 gekürt. Die äußerst hübsche und in ihrer Existenz stark gefährdete Großkatze wird in zwei Arten unterschieden, den eurasischen Nordluchs und den nordamerikanischen Rotluchs.

Eurasischer Luchs, lat. Lynx lynx, Bild Bernhard Landgraf
Jungluchse sind besonders gefährdet   Der Nordluchs durchstöbert sein Jagdrevier als Einzelgänger. Männchen und Weibchen sind lediglich zur Paarungszeit im Frühjahr in gemeinsamer Zweisamkeit anzutreffen. Gut 10 Wochen nach der Paarung werden zwischen zwei und vier Jungen geboren. Diese verlassen erst im darauf folgenden Jahr ihre Kinderstube, um eigene Reviere zu gründen, welche bei Männchen die stattliche Fläche von bis zu 400 Quadratkilometern beanspruchen können, bei Weibchen etwas weniger. In den ersten Lebensjahren ist bei den Jungluchsen eine erhebliche Sterblichkeitsrate zu verzeichnen, ihr Fortbestand gilt somit als nicht gesichert, da viele Gefahren auf sie lauern. Neben Krankheiten und Fressfeinden stellt der Mensch einen nicht unerheblichen Risikofaktor für die jungen Waldschönheiten dar. Auf ihrem Speiseplan stehen in erster Linie Rotwild, Wildschweine, Marder, Hasen aber auch gelegentlich Füchse, Vögel und Mäuse.

Hübsches Pinselohr mit ausgeprägten Sinnen   Die Redensart „Augen wie ein Luchs" zeugt von dem besonderen Sehvermögen der schönen Raubkatze. Immerhin kann der Luchs mit sechsfach lichtempfindlicheren Augen als der Mensch aufwarten und sich dadurch auch in der Dunkelheit gut orientieren. Die großen Ohren mit den wie Antennen anmutenden Ohrenpinseln, verleihen der Raubkatze die außergewöhnliche Fähigkeit, mögliche Beute noch aus weiter Entfernung zu orten. Neben exzellenter Sehkraft und hervorragendem Gehör verfügt der Luchs über einen brillanten Geruchssinn, der seine herausragenden Sinne abrundet und ihn zum außergewöhnlichen Jäger befähigt.

Mit einer Körperlänge von ca. 120 cm und einer Schulterhöhe 50 bis 70 cm ist der scheue Jäger die größte Wildkatze Europas. Der charakteristische Stummelschwanz ist allerhöchstens 20 cm lang. Kennzeichnend für die Katze mit dem weißen Backenbart sind die besonders großen Pranken, auf denen der rund 20 Kilo schwere Luchs auch im Winter trittsicher durch unsere Wälder streift, ohne tief im Schnee einzusinken. Seine auffallend gefleckte Fellzeichnung ist so einzigartig wie ein menschlicher Fingerabdruck.

Lobby für Luchse und Wildtiere nötig    Die rasant voranschreitende Zersiedelung zusammenhängender Waldstücke, wie auch die stetige Reduzierung von an den Wald angrenzenden Feldlandschaften mit geeigneten Unterschlupfmöglichkeiten, führt dazu dass der Lebensraum vieler Wildtiere im Eiltempo dahinschwindet und somit ihren Fortbestand dramatisch gefährdet. Demzufolge wird auch die Wiederansiedlung der Luchse erheblich erschwert. Intensive Lobbyarbeit und Artenschutzprojekte von Umwelt- und Naturschützern sind daher dringend von Nöten, um Flächen zu kaufen, die das Lebensumfeld und die ausgiebigen Wanderrouten von Luchs & Co. sichern bzw. erweitern. Die Schaffung sogenannter Grünbrücken leistet hierbei einen wichtigen Beitrag, viele Wildtiere beim Kampf ums Überleben zu unterstützen. Ohne diese wichtigen Wildkorridore droht ihnen beispielsweise beim Überqueren von Straßen akute Lebensgefahr.

Ebenso versuchen Biologen und Tierschützer anhand von Senderhalsbändern und per Bewegungsmelder-gesteuerten Kameras, mehr über die Aufenthaltsorte und die Wanderrouten sowie die Lebensgewohnheiten der Großkatzen in Erfahrung zu bringen.

Artenschutz gibt es nicht umsonst    Das Zurückkommen der seltenen Raubkatze trifft keinesfalls auf grenzenlosen Beifall, denn auch in der heutigen Zeit sind Konflikte seitens der Jägerzunft vorprogrammiert. Nach wie vor wird der Luchs als Jagdkonkurrent angesehen. Durch Verringerung der erlaubten Wildabschussquoten und eventueller Umsiedlungen der im Bestand stark bedrohten Luchse, ließe sich nach Ansicht von Umweltschützern der unendlich andauernde Interessenkonflikt zwischen Jägern und Luchsen entschärfen. Nur mit tatsächlichem „Goodwill" aller Beteiligten wie Jägern, Landwirten und Naturschützern, ist das Wiederansiedlungsprojekt des Luchses realisierbar und möglicherweise auch erfolgversprechend. Der Luchs ist entgegen der früher weit verbreiteten Meinung für den Menschen nicht gefährlich.

07.01.2011

Großtrappe in Sachsen-Anhalt geschossen

von Werner Hupperich
Soeben erreichte mich aus zuverlässiger Quelle die Information, dass am 3. Januar 2011 in Sachsen-Anhalt von einem Jäger eine Großtrappe aus einer Gruppe von 12 Tieren geschossen wurde. Nach derzeit vorliegenden Informationen handelte sich um einen in den Belziger Landschaftswiesen ausgewilderten Jungvogel von 2010. Als Grund für den Abschuss soll dem Jäger der Umstand gedient haben, dass die Großtrappe bei seiner Annäherung nicht geflüchtet sei.

Um so unverständlicher erscheint es, warum das Tier – wenn der Jäger schon mutmaßt, dass es mangels Fluchtreflex „krank" sein müsse – dann nicht eingefangen und einem vogelkundigen Veterinär übergeben wurde.

Deutlich wird durch diesen neuerlichen Fauxpas – es besteht wahrlich kein Mangel an Fallbeispielen für jagdliches Fehlverhalten - zuvorderst, dass es neben fachlichen Defiziten (mangelnde Artenkenntnis) eben in nicht minder erschreckend vielen Fällen psychologische Defizite (mangelndes Urteilsvermögen) sind, welche sich einem als einzig verbleibende Erklärung geradezu aufdrängen.

Um so mehr stellt sich die Frage, wie sich solch ein offenkundiger Mangel an Urteilsvermögen mit der vom Gesetzgeber geforderten Zuverlässigkeit zum Führen einer Schusswaffe in Einklang bringen lässt. Am 20. Dezember wurden in Grünwald an der Isar mindestens 9 zahme Höckerschwäne von 6-8 Jägern vor den Augen entsetzter Anwohner und Passanten geradezu exekutiert. Hierzu erhielt ich heute von einer Zeugin noch die Information, dass die Jäger dort eigens eine Futterstelle (Blechteller mit Mais) für die Schwäne angelegt und unterhalten wurde. Niederträchtiger kann man meines Erachtens kaum mehr zu Werke gehen: In der linken Hand das Futter, in der rechten das Gewehr.

Es geht – und das lässt immerhin hoffen – offenbar längst nicht nur mir so, dass die viel gepriesene „Waidgerechtigkeit" faktisch nichts anderes als eine hohle Phrase darstellt, hinter welcher sich zunehmend Psychopathen zu verschanzen pflegen. „Hege" entlarvt sich zunehmend selbst als rechtfertigende Worthülse für blutrünstige Egomanen.
Die Großtrappe, lat. Otis tarda, ist in Deutschland vom Aussterben bedroht

Thomas Hobbes führte im Leviathan „Dummheit" auf einen „want of understanding", ein mangelndes Vermögen „die Welt angemessen verstehen zu können", zurück. Dieser Mangel scheint mir angesichts der zunehmenden Zahl solcher und ähnlicher Fälle bei der Majorität der Jägerschaft schlechterdings kaum mehr zu leugnen. Dumme Leute gehören vielmehr schleunigst entwaffnet und – so sie dann immer noch eine Gefahr für Andere oder die Umwelt darstellen - unter Aufsicht gestellt.

Weitere Informationen zu diesem Vorfall finden Sie auf http://www.gaensewacht.de/

Tote Großtrappe hat juristisches Nachspiel (update 25.1.2011)

05.01.2011

Grünwald an der Isar - Jäger killen Höckerschwäne

von www.gaensewacht.de 

Vor einem Ausflugslokal in Grünwald wurde am 20.12. 2010 vormittags von 6-8 Jägern eine brutale Jagd veranstaltet, bei welcher vorwiegend Enten, aber auch Blässrallen so wie sämtliche sich dort aufhaltenden Schwäne abgeschossen wurden.

Geschossen wurde von den Jägern überwiegend mit Bleischrot der Handelsbezeichnung Fortuna cal. 12/70 und Waidmannsheil cal. 12/70. Die Hülsen der Schrotmunition wurden von den Jägern achtlos weggeworfen und konnten vom Augenzeugen sichergestellt werden.

Die Tiere befanden sich während des Beschusses auf dem Gewässer, wo sie anschließend sterbend zum Wehr trieben und erst dort von den Jägern aus der Isar gefischt wurden.

Im Folgenden der Bericht des Augenzeugen im Volltext:

Jäger schießen in Grünwald Schwäne tot – tote Schwäne treiben auf der Isar, ganze Familien

Die anwohnenden Menschen füttern diese Tiere, sie haben sogar von den Kindern Namen bekommen. Man begleitet sie durchs Jahr, sieht wie die Jungen heranwachsen und Privatpersonen übernehmen die Fütterung im Winter. Wenn man am Damm spazieren ging, begleiteten die Schwanfamilien die Spaziergänger schwimmend. Sie waren absolut zutraulich. Jetzt sind sie alle tot! 

Bei den drei Schwänen auf diesem Bild handelt es sich um eine Familie, Eltern mit einem noch nicht ausgewachsenen Jungen. Aufgenommen wurde das Foto von der Brücke.

Datum  Montag vormittag, 20.12.2010
Ort:      Isar-Brücke zwischen Grünwald und Pullach
            GPS: N 48.042838, E 11.515387
            Im Wohngebiet am Lokal „Brückenwirt"
Zeugen: Spaziergänger, Restaurant
Uhrzeit: 9.00 – 11.00 Uhr vormittags

3 Jagdfahrzeuge mit ca. 8 Personen im Jägermontur, bewaffnet, Hunde

Schießen auf dem Damm und am Wasser entlang Enten, Blässhühner, und vor allem Schwäne, ALLE  Schwanfamilien mit Jungtieren tot. Lassen diese im Wasser sterbend in der Isar treiben zum Wehr. Sie fahren mit den Fahrzeugen am Wasser entlang und holen die grausam verendenden Tiere am Wehr aus dem Wasser.

Die verendenden Schwäne werden zu einem Berg aufgetürmt, Junge waren dabei, aus dem Schnabel blutend, ein fürchterlicher Anblick. Alle Schwäne tot oder am Sterben, es gab keine lebenden Tiere mehr. Ich habe alleine bei meiner Ankunft ca. 9 Schwäne gezählt, die da lagen. Ob schon mehr in die Autos verräumt worden waren weiß ich nicht.

Jäger halten ausgerupfte Federn in der Hand – sind das Trophäen?

Diese Tiere waren zutraulich und wir Anwohner konnten uns jeden Tag an ihrem wunderschönen Anblick erfreuen. Es lebten hier nur wenige Schwäne, hin und wieder ein Pärchen auf weite Strecken. Warum man diese massakriert, verstehen wir nicht.

Es ist ein Akt der Barbarei und regt die Bürger auf:
•           Schießen im Wohngebiet
•           Grausames verenden lassen der Tiere im Wasser
•           Unsinniges Töten aller Schwäne vor Ort
•           Schiessen mit Bleimunition

In der Innenstadt ruft man die Tierrettung wenn man einen verletzten Vogel findet. Hier werden sie am helllichten Tag im Wohngebiet abgeknallt!

04.01.2011

Bundesweite Initiative fordert Schonzeit für Füchse

Der Rotfuchs gehört in Deutschland zu den wenigen Wildtierarten, die ganzjährig bejagt werden – ohne dass es für diese intensive Verfolgung einen stichhaltigen Grund gäbe. Organisationen aus ganz Deutschland haben daher eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der sie die Einführung einer umfassenden bundesweiten Schonzeit für Füchse fordern.

Fuchsmutter mit Welpe (c) Luise Dittombée


Etwa 600.000 Füchse werden in Deutschland jedes Jahr erlegt. Der Rotfuchs ist eine der wenigen einheimischen Wildtierarten, die in den meisten Bundesländern ganzjährig bejagt werden. Dabei kommen auch besonders umstrittene Jagdarten wie die Bau- oder die Fallenjagd zum Einsatz. Da Fuchspelze kaum noch gefragt sind, werden die meisten erlegten Füchse kurzerhand in der Tierkörperbeseitigung entsorgt.

Anders als vom Deutschen Jagdschutz-Verband (DJV) und seinen Landesverbänden behauptet, kann von einer wie auch immer gearteten Notwendigkeit, Füchse zur Bestandsreduktion zu bejagen, keine Rede sein. Neben Tier- und Naturschutzorganisationen fordern daher auch kritische Jäger seit Jahren die Einführung einer Schonzeit für Füchse. Das Saarland ist dieser Argumentation im letzten Jahr bereits mit dem Beschluss einer sechsmonatigen Jagdruhe gefolgt.

Um der Forderung nach einer umfassenden Schonzeit für den Fuchs weiteren Nachdruck zu verleihen, haben Organisationen aus ganz Deutschland eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Die vierzehn bislang beteiligten Organisationen und Initiativen – darunter die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Naturefund e.V. und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) – begründen darin, warum eine bundesweite Schonung des Fuchses von Januar bis September längst überfällig ist. Der Wortlaut der Erklärung samt den sich daraus ergebenden Forderungen findet sich auf der eigens eingerichteten Webseite http://www.schonzeit-fuer-fuechse.de/. An dieser Stelle werden auch die Unterstützer der Intitiative veröffentlicht und Quellen angegeben, welche die Argumentation wissenschaftlich untermauern. 
 
In den nächsten Monaten sollen weitere Veröffentlichungen über den Fuchs und die Fuchsjagd informieren. „Wir waren von der durchweg positiven Resonanz auf dieses Projekt überwältigt", erläutert Lovis Kauertz, einer der Initiatoren der Erklärung. „Es ist schon abzusehen, dass sich in den nächsten Wochen weitere Organisationen der Initiative anschließen werden."
    Kampagnen-Webseite: http://www.schonzeit-fuer-fuechse.de/
    Pressemitteilung vom 11. Januar 2011: Bundesweite Initiative fordert Einstellung der Massentötung von Füchsen