09.02.2017

Fuchswochen im Kreis Gießen: 20 tote Füchse auf der Strecke sind 20 zu viel

Autor: Daniel Peller - Die symbolische Strecke von einem Fuchs und die dieses Jahr vergleichsweise kleine Strecke von 20 Füchsen als Ergebnis der Fuchswochen im Kreis Gießen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, wie intensiv der Rotfuchs in Deutschland bejagt wird. Möglicherweise haben auch der Protest und die Petition gegen die Fuchsjagd, die mittlerweile schon über 10.400 Unterstützer hat, dazu beigetragen, dass einige Jäger den Füchsen doch nicht so intensiv nachgestellt haben, wie in den letzten Jahren.
Das Niederwild ist in der Tat „in den Agrarsteppen der Verlierer“, aber der Fuchs trägt daran nicht die Schuld, und ihn zu bejagen löst die Probleme nicht. Die Jagd bekämpft die wirklichen Ursachen für den Rückgang des Niederwilds nicht, sondern stellt eine zusätzliche Belastung auch für bedrohte Arten wie Feldhase und Rebhuhn dar. Die Jagd auf diese bedrohten Arten einzustellen, sollte selbstverständlich sein; dass dies auch im Kreis Gießen nach Aussage von Herrn Mackenrodt (Vorsitzender des Jagdvereins Hubertus) nur in vielen und nicht in allen Revieren geschehen ist, bleibt zu kritisieren, vor allem wenn man weiß, dass die deutschlandweite Jagdstatistik für das vergangene Jagdjahr wieder einen Anstieg der Jagdstrecken (= getötete Tiere) um 2,45 % bei Feldhasen und sogar um 15,55 % bei Rebhühnern verzeichnet hat.
Durch die Jagd gibt es keine nachhaltige Reduzierung der Anzahl der Füchse, lediglich das Durchschnittsalter der Füchse wird reduziert; das beträgt etwa 2 Jahre
Bild: www.andersfotografiert.com
Seit Jahren argumentieren Jäger anlässlich der Fuchswochen gleich. Im Begleitdokument zur aktuellen Petition gegen die Fuchsjagd im Kreis Gießen wurden diese Argumente anhand zahlreicher Quellen widerlegt. Das angeblich akute Auftreten von Räude und Staupe ist für mich ein klares Anzeichen dafür, dass die seit Jahrzehnten durchgeführte Jagd das Auftreten und die Ausbreitung solcher Krankheiten nicht verhindern kann, sondern sogar fördert, wie Wissenschaftler schon lange befürchten.
Ja, eine Fähe bringt im Durchschnitt etwa fünf Welpen zur Welt, aber natürlich nur, wenn sie sich gepaart hat. Dass sich in einer intakten Fuchspopulation aber nur die dominante Fähe paart, während ihre Töchter oft noch Jahre im elterlichen Revier bleiben und sich nicht fortpflanzen, wird oft verschwiegen. Wird die Sozialstruktur durch die Jagd zerstört, paaren sich jedoch alle Füchse und es kommt so zu einem Anstieg der Geburtenrate. Doch selbst solche grundlegenden Argumente und Fakten „lässt Dieter Mackenrodt nicht gelten“ und beharrt auf den veralteten Argumenten für die Jagd. Zu suggerieren, dass die meisten Jungfüchse überleben und bereits nach kurzer Zeit ein eigenes Revier besiedeln würden, ist falsch. Bis zu 60 % aller Füchse sterben nämlich jährlich durch Jagd, Straßenverkehr oder Krankheit. Die meisten Jungfüchse sterben daher bevor sie ein eigenes Revier finden können, und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei Füchsen unter 2 Jahren.
Das Wissen, welches ein Jäger beim „Grünen Abitur“ über den Rotfuchs vorweisen muss, ist leider nur sehr oberflächlich. In einem mir vorliegenden Standardwerk zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung werden dem Rotfuchs im Bereich Wildtierkunde nur drei Seiten gewidmet. Die erst in den vergangenen 40 Jahren entstandenen tieferen Einblicke in das Leben des Fuchses und sein komplexes Sozial-, Revier- und Raumnutzungsverhalten füllen jedoch dutzende Fachbücher und Studien. Kein Wunder also, wenn einem Jäger die komplexen Zusammenhänge und die negativen Folgen der Fuchsjagd nicht im Detail bewusst sind. Dass unter diesen Voraussetzungen jährlich eine halbe Million Füchse von einer wachsenden Zahl an Jagdscheininhabern getötet wird, hat nichts mit Achtung vor der Kreatur, Wertschätzung oder Ethik zu tun. Es ist unnötig und daher verwerflich.
Ich möchte jeden Leser ermutigen, sich selbst aus jagdunabhängigen wissenschaftlichen Quellen zu informieren und die Fuchsjagd offen und ehrlich zu hinterfragen, anstatt sich aus Tradition, Stolz, Bequemlichkeit, Angst oder Vorurteilen grundsätzlich gegenüber den Argumenten der sehr gut informierten Tierschützer, oder gar den Argumenten von Fuchs-Experten und Wissenschaftlern zu verschließen.

04.02.2017

Greifvogelverfolgung in Deutschland

Greifvögel wie Mäusebussarde und Habichte werden von vielen Geflügelhaltern und Jägern in Deutschland immer noch als lästige Konkurrenz empfunden.

Tatsächlich stehen bevorzugte Beuteobjekte der Jäger wie etwa Rebhühner und Fasane oder eben Haushühner und Brieftauben auf dem Speisezettel heimischer Greifvogelarten. Während es die einen dabei belassen, sich über die ungeliebten "Krummschnäbel" zu ärgern, greifen andere illegal zu Gift, Fallen und Schrot, um sich der Beutegreifer zu entledigen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern ist die Greifvogelverfolgung vielfach immer noch an der Tagesordung.

Rauhfussbussard - Bild Michael Mayer

Bis in die 1970er Jahre hinein wurden Greifvögel auch in Deutschland legal bejagt und unterliegen noch heute dem Jagdrecht. Doch aufgrund ihrer Bedeutung für das Ökosystem und wegen der zum Teil dramatischen Bestandssituation einiger Arten wurden alle Greife und Falken unter Schutz gestellt.

Das Komitee gegen den Vogelmord engagiert sich seit den 1970er Jahren für einen besseren Schutz von Greifvögeln vor illegaler Verfolgung. Seit Mitte der 2000er haben sie diese Arbeit in Nordrhein-Westfalen intensiviert und mit dem Start des Projektes EDGAR ab 2015 auch bundesweit deutlich ausgebaut. An dieser Stelle geben finden Sie einen kleinen Überblick über aktuelle Fälle aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Auflistung ist nicht vollständig, sondern beinhaltet nur die aus Sicht des Komitees besonders erwähnenswerten Fälle und ist wahrscheinlich auch nur die Spitze des Eisbergs.

Die Fälle sind durch toxikologische oder veterinärmedizinische Gutachten nachgewiesen oder es handelt sich um von den Behörden sichergestellte Fanggeräte. Da insbesondere die toxikologischen Gutachten oft zeitaufwändig sind, werden Giftfälle erst nach Abschluss der Analysen mit einiger Verzögerung hier aufgenommen.

Februar 2017
Mit Projektilwaffe geschossener Mäusebussard in Weisenheim
Rheinland-Pfalz
Januar 2017
Mit Schrot geschossener Mäusebussard in Ochtrup
Nordrhein-Westfalen
Januar 2017
Mind. 15 sehr wahrscheinlich vergiftete Mäusebussarde in Geilenkirchen (Kreis Heinsberg)
Nordrhein-Westfalen
Januar 2017
Leiterfalle bei Jäger in Mönchengladbach
Nordrhein-Westfalen
Januar 2017
Fällung eines Rotmilan-Horstbaums an der Friedländer Großen Wiese (Windkraftbezug?)
Mecklenburg-Vorpommern
Januar 2017
Leiterfalle bei Taubenhalter in Emsbüren
Niedersachsen
Dezember 2016
Fällung eines Rotmilan-Horstbaums bei Testorf-Steinfort
Mecklenburg-Vorpommern
Dezember 2016
Vergiftung eines Mäusebussards in Köln
Nordrhein-Westfalen
Dezember 2016
Männer zertreten eine Waldohreule in Itzstedt-Seth
Schleswig-Holstein
November 2016
Abschuss eines Habichts in Wesel
Nordrhein-Westfalen
Oktober 2016
Abschuss eines Sperbers in Gelsenkirchen
Nordrhein-Westfalen
September 2016
Vergiftung von zwei Mäusebussarden in Versmold (Fall aus März 2016, Untersuchungsergebnis liegt jetzt vor)
Nordrhein-Westfalen
September 2016
Vergiftung eines Habichts in Köln (Fall aus Februar 2016, Untersuchungsergebnis liegt jetzt vor)
Nordrhein-Westfalen
August 2016
Fang und Tötung eines Habichts im Kreis Steinfurt
Nordrhein-Westfalen
August 2016
Vergiftung zweier Mäusebussarde bei Alzey
Rheinland-Pfalz
Mai 2016
Abschuss eines Mäusebussards in Köln
Nordrhein-Westfalen
Mai 2016
Habichtfangkorb bei Taubenzüchter in Wedel
Schleswig-Holstein
Mai 2016
Abschuss eines Turmfalken in Lampertheim
Rheinland-Pfalz
Mai 2016
Zerstörung eines Wanderfalkengeleges in Lüdinghausen
Nordrhein-Westfalen
Mai 2016
Rohrweihe in Tellereisen bei Templin
Brandenburg
Mai 2016
Abgeschossener Rotmilan bei Wittstock
Brandenburg
April 2016
6 vergiftete Mäuesbussarde und 1 Habicht an drei Fundstellen im Münsterland
Nordrhein-Westfalen
April 2016
Tellereisen und verstümmelter Bussard in Hassloch
Rheinland-Pfalz
April 2016
Vergifteter Rotmilan im Landkreis Fulda
Hessen
April 2016
Leiterfalle im Landkreis Merzig-Wadern
Saarland
März 2016
Abschuss Mäusebussard in Mainz
Rheinland-Pfalz
März 2016
Habichtfalle in Bielefeld
Nordrhein-Westfalen
März 2016
Habichtfangkorb in Rostock
Mecklenburg-Vorpommern
März 2016
Abschuss Mäusebussard im Landkreis Aachen
Nordrhein-Westfalen
März 2016
2 Habichtfallen im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Hessen
Februar 2016
Abschuss Seeadler im Landkreis Stade
Niedersachsen
Februar 2016
Habichtfangkorb im Landkreis Mansfeld-Südharz
Sachsen-Anhalt
Februar 2016
vergifteter Habicht in Berlin
Berlin
Januar 2016
Abschuss Sperber im Enzkreis
Baden-Württemberg
Januar 2016
Habichtfangkorb im Landkreis Uckermark
Brandenburg
Januar 2016
2 Habichtfallen in Frankfurt/Main
Hessen
Januar 2016
5 Fangeisen im Landkreis Warendorf
Nordrhein-Westfalen
Januar 2016
Abschuss Mäusebussard auf Fehmarn
Schleswig-Holstein


Mehr über die Arbeit des Komitee gegen den Vogelmord e.V.