29.02.2012

40 Tote durch Jagdwaffen: Jäger, Nachbar, Ehefrau

2011 sind mindestens 40 Menschen in Deutschland durch Jagdwaffen getötet geworden, etwa 800 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Eine zentrale Erfassung aller tödlichen Jagdunfälle und Strafdelikte mit Jagdwaffen gibt es in Deutschland nicht. Während Jagdverbände gerne ausschließlich die Anzahl der Toten durch Jagdunfälle veröffentlichen, erfasst die Initiative „Abschaffung der Jagd" sämtliche Opfer, die in Deutschland durch eine Jagdwaffe umkommen. Dazu ist ein Pressedienst eingerichtet, der sämtliche Beiträge deutscher Medien entsprechend auswertet.

Opfer der oft schon betagten "Täter" sind Jagdkollegen, die mit der Wildsau verwechselt werden, der 74-jährige, der sich aus Versehen selbst erschießt, der Treiber im Maisfeld, aber auch die Ehefrau, die Ex-Freundin oder der Nachbar. Dazu kommen etwa 800 Jagdunfälle, die Jahr für Jahr den Berufsgenossenschaften gemeldet werden.

Zu Unfällen kommt es sehr häufig, weil bei Gesellschaftsjagden die Sicherheit vernachlässigt wurde oder der vermeintlich erfahrene Jäger seine Waffe entgegen der Vorschriften nicht gesichert hatte. Häufig ist es auch die Ungeduld, die Konkurrenzsituation während einer Drückjagd oder einfach eine "Schuss-Hitzigkeit". Das Ziel wird nicht  - wie handwerklich gefordert -  zunächst "angesprochen" (darunter versteht man die eindeutige Identifizierung des potentiellen Opfers), sondern in der Erwartung schon den Richtigen zu treffen, wird der Finger aus dem Bauch heraus krumm gemacht - oft auch mit fatalen Folgen für das Wild. So genannte Keulen- (Gliedmaßen), Pansen- (Bauch) oder Äserschüsse (Kiefer) sind keine Seltenheit und geschehen sehr häufig bei Drückjagden oder bei Jagden während der Dämmerung oder in der Nacht. Diverse Untersuchungen sprechen davon, dass nur etwa ein 25 – 30 % der Rehe und Wildschweine bei Bewegungsjagden mit einem ersten Schuss getötet werden.
Nicht nur das Tier ist Opfer: 40 Tote durch Jagdwaffen

"In Deutschland wird zu viel gejagt ... und das weitgehend ohne ökologischen Sinn – von der Verwertung der Tiere ganz zu schweigen" sagt Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. Man könne die Liste der jagdbaren Tierarten ohne negative Konsequenzen für das Gleichgewicht der Natur von heute auf morgen von ca. 100 auf 10 zusammenstreichen und die Jagdzeit auf die letzten 3 Monate des Jahres beschränken. Für landwirtschaftliche Schäden, die über ein gewisses Maß hinausgingen, könne man dann einen von Landnutzern gespeisten Wildschadenfonds auflegen.


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26.02.2012

Ist Fuchsjagd ein geeignetes Mittel, um bedrohten Tierarten zu helfen?

Von Dag Frommhold, www.fuechse.info

In nahezu allen Fällen ist die Antwort auf diese Frage ein klares Nein. In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet sind Füchse nie die Ursache der Gefährdung einer Tierart; diese ist vielmehr in der zunehmenden Zerstörung des Lebensraumes, der Deckung und des Nahrungsangebots vieler Wildtiere zu sehen. Biologen sind sich weitgehend darin einig, dass die einzige dauerhaft wirksame Maßnahme, um den Fortbestand dieser bedrohten Arten zu sichern, die Rücknahme der Gefährdungsursache selbst ist. Es wäre also angebracht, die Flinte zur Seite zu legen und stattdessen Hecken zu pflanzen, Ausgleich für zerstörte Biotope zu schaffen und die Lebensgrundlagen der gefährdeten Tiere wiederherzustellen.

Selbst Organisationen wie der Ökologische Jagdverband, der ganz sicher nicht in dem Ruf steht, ein Verband für Fuchsfreunde zu sein, sieht in der massiven Verfolgung des Fuchses zum angeblichen Schutz bedrohter Beutearten eine gefährliche "Hetze gegen Füchse", die sinnlos Ressourcen bindet und von den tatsächlichen Rückgangsursachen bedrohter Tierarten ablenkt.

Der Fuchs ist nicht des Hasen Tod
Bild: Andreas Klein

Eine Studie aus den Niederlanden, die die Erforschung des Einflusses von Füchsen auf die Populationen bedrohter Wiesenvogelbestände zum Inhalt hatte, brachte dementsprechend Entlastung für Meister Reineke: Beutegreifer im Allgemeinen spielten für den Rückgang der Vogelarten nur eine untergeordnete Rolle, und Fuchsrisse im Besonderen erwiesen sich mit durchweg weniger als fünf Prozent der insgesamt von Beutegreifern verursachten Verluste als völlig unbedeutend.

Selbst im Extremfall einer räumlich abgegrenzten Population bedrohter bodenbrütender Vogelarten macht es oft aus der Perspektive des Artenschutzes keinen Sinn, Füchse zu erschießen. Die Verhaltensweisen, das Jagdverhalten und die bevorzugten Aufenthaltsorte des territorialen Fuchses (=des Revierinhabers) sind den Vögeln bekannt; sie können den Räuber also einschätzen.

Außerdem hält der Revierinhaber Konkurrenten fern, indem er reviersuchende Füchse (und auch andere Beutegreifer) konsequent aus seinem Revier verjagt. Wird dieser territoriale Fuchs jetzt aber getötet, entsteht ein Vakuum, das eine regelrechte Sogwirkung auf herumstreunende Füchse aus dem Umland hat. Die Anzahl der Füchse, mit der die bedrohten Vögel konfrontiert sind, steigt also kurzfristig sogar an, und mehr noch: Die Gewohnheiten dieser Füchse sind ihnen unbekannt. Damit wächst paradoxerweise die Gefahr, einem Fuchs zum Opfer zu fallen, sogar an.

Dass die großflächige Reduktion von Füchsen mit jagdlichen Mitteln unmöglich ist, wurde vielfach zweifelsfrei belegt. Nur dort, wo mittels extremer Fuchsbekämpfung überhaupt eine drastische örtliche Ausdünnung oder sogar Ausrottung von Füchsen - und natürlich allen anderen relevanten Beutegreifern - erreicht werden kann, lässt sich überhaupt eine Konstellation konstruieren, in der Restpopulationen einer Beuteart durch Fuchsverfolgung geholfen werden kann. Ob jedoch der gewaltsame Tod Hunderter oder Tausender Füchse, Marder, Krähen und Greifvögel pro Jahr zur Verlängerung des Überlebens einer wenige Dutzend Tiere zählenden Vogelpopulation ethisch rechtfertigbar ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ob die dazu eingesetzten finanziellen und personellen Ressourcen nicht weitaus besser und effektiver in Maßnahmen zur Restrukturierung des Lebensraums der bedrohten Art und demnach zur dauerhaften, nachhaltigen Sicherung ihres Überlebens eingesetzt werden könnten, ebenfalls.


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25.02.2012

Ein Quicky zum Abschuss von Hauskatzen

Zitat aus einem Online-Jagdforum:

„Die gesammelte Grütze der letzten Seiten spricht mal wieder Bände warum wir Jäger so eine schlechte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit haben:

Dem Einen sind die 11.000 Katzen (Anm. d. Red.: … in einem Bundesland gemeldete Katzen) noch viel zu wenig, der Andere gibt offen zu, dass er geschossene Katzen niemals melden würde und der nächste würde die Katzen am liebsten gleich am Gartenzaun erschießen oder besser noch mit dem Jagdhund abtun. Dann hat die Katze wenigstens noch einen Sinn...“

Anmerkung Redaktion: in Deutschland werden Jahr für Jahr mindestens 200.000 Katzen von Jägern erschossen, in Fallen gefangen, erschlagen oder von ihren Jagdhunden zerrissen. Basis für das „waidgerechte“ Töten von Katzen im Rahmen des „Jagdschutzes“ ist die Gesetzgebung der Länder.

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20.02.2012

Petition zur Einführung einer geregelten Schonzeit für Füchse

In den wenigsten Bundesländern gibt es eine geregelte Schonzeit für Füchse – und wenn, dann ist sie nach Meinung der Initiative „Schonzeit für Füchse" wie in NRW entweder zu kurz oder betrifft wie in Berlin ausschließlich Altfüchse. Im Saarland hat man eine Schonzeit von Mitte Februar bis Mitte August eingeführt.

Lediglich während der Aufzucht der Jungtiere sind die „erforderlichen" Elterntiere für eine kurze Zeit durch das Bundesjagdgesetz geschützt. „Das ist ein Gummiparagraf – weil er nahezu beliebig ausgelegt werden kann" meint Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. Füchse werden meist im Juni, wenn die Jungtiere gerade mal 2-3 Monate alt sind, schon wieder bejagt – der Fuchsrüde wird meist nicht als „erforderlich für die Aufzucht der Jungtiere" gesehen.

Dabei spricht die Forschung eine andere Sprache: Die Überlebenschance von Jungtieren, die ohne Vater aufwachsen, ist erheblich geringer. Der Rüde erweist sich nicht nur als Ernährer, sondern auch als Beschützer der jungen Familie als nützlich. Deshalb ist es wichtig, bereits im Januar, wenn die Fähen schwanger sind, vollständig auf die Fuchsjagd zu verzichten.

Jungfuchs in der Stadt - Bild: FrecherFuchs.de

Die Initiative „Schonzeit für Füchse" fordert, die Jagd auf Füchse von Januar bis September vollkommen ruhen zu lassen. Die Forderung, die von 70 Organisationen auf dem Tier- und Naturschutz unterstützt wird, im Wortlaut:

Die Unterzeichner dieser Petition fordern die Länder und den Bund auf, eine rechtlich verbindliche Schonzeit für den Rotfuchs, die vom 1. Januar bis zum 30. September reicht, in die jeweiligen Jagdzeitenverordnungen aufzunehmen. Die Hauptbegründungen dieser Forderungen ergeben sich aus den folgenden Tatsachen:

•           Es kann frühestens im September davon ausgegangen werden, dass Jungfüchse vollständig von ihren Elterntieren unabhängig sind.

•           Fuchsrüden sind in der Aufzuchtzeit für die Versorgung von Fähe und Welpen von erheblicher Bedeutung. Sie müssen daher bereits nach der erfolgreichen Paarung – also spätestens im Januar – vor Nachstellungen geschützt werden.

•           Da Rüde und Fähe auf die Distanz in aller Regel nicht sicher unterschieden werden können, dürfen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Schonzeitenregelung gemacht werden.

•           Die Bekämpfung von Füchsen zur Bestandsreduktion ist zum Scheitern verurteilt und aus ethischen und ökologischen Überlegungen grundsätzlich abzulehnen.


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19.02.2012

Pressespiegel Wildtierschutz Deutschland


Die unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit von Wildtierschutz Deutschland zeigt Wirkung – mit zahlreichen Erwähnungen in der regionalen und bundesweiten Presse.  In den ersten sechs Wochen des Jahres konnte der deutschlandweit agierende Verein zahlreiche jagdkritische Artikel lancieren oder inhaltlich dazu beitragen. 

Im Januar und Februar beherrschten zwei Themen die jagdkritischen Medien: das Unvermögen der Jäger durch jagdliche Mittel den Wildschweinbestand im Zaum zu halten und das massenhafte Töten eines der nützlichsten Tiere unserer Fauna – des Fuchses. 

Gleich zu Beginn des Monats titelt FOCUS: „Mitschuld der Jäger – die Zahl der Wildschweine explodiert“ und greift dieses Thema im Februar nochmals auf. Auch für die rheinland-pfälzische Allgemeine Zeitung ist das „Wildschweinproblem jägergemacht“.


 Anlässlich sogenannter Fuchswochen diskutiert die Rems-Murr-Rundschau im Januar die gegensätzlichen Argumente von Jägern und von Tierschützern und beleuchtet diesen Aspekt der Jagd aus beiden Blickwinkeln.  Vielleicht ist das ja der Anfang einer kritischen journalistischen Auseinandersetzung mit  den unterschiedlichen Aspekten der Jagd, die gesellschaftlich derzeit ganz gut Gegenwind hat – auch wenn Umfragen im Umfeld von Jagdmessen das nicht so sehen. Lang genug wurden die Aussagen von Kreisjägermeistern, Hegeringen und Jagdvereinen von vielen Medien weitgehend unkritisch widergegeben. 

In diversen Fernsehbeiträgen des SWR hatte die Initiative ‚Schonzeit für Füchse‘ die Möglichkeit  ihre Positionen deutlich zu machen.  Hohe Resonanz hatte wohl auch Der Spiegel mit seinem großartigen Beitrag zur Krähenjagd in Deutschland, die für einige revierlose Spaßjäger nicht mehr als Gruppengaudi zu sein scheint.

In diesen Tagen beherrschten dann sechs verwaiste Frischlinge, die mithilfe von Wildtierschutz Deutschland in die Auffangstation Lehnitz bei Oranienburg vermittelt werden konnten, die bundesdeutsche Presse: das ans Herz gehende Thema schaffte es in über 70 Artikel und Videos.

Um Freunde, Unterstützer und Interessenten künftig hinsichtlich seiner Veröffentlichungen auf dem Laufenden zu halten, informiert der Verein ab sofort auf  www.wildtierschutz-deutschland.de über seinen Pressespiegel.


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17.02.2012

Alle Wildschweinbabys haben Namen

Die sechs vor einer Woche im Norden Berlins aufgefundenen verwaisten Wildschweinbabys haben Namen: Die Mädels heißen Nasty, Diva und Pünktchen, die Jungs Borstel, Moses und Turbo.

Die inzwischen 10 Tage alten Frischlinge, die ihre Mutter möglicherweise durch die Jagd verloren haben, sind inzwischen wohl auf. Dank der Wildtierauffangstation Lehnitz bei Oranienburg werden sie mit Ferkelaufzuchtmilch und Brei aufgepäppelt und haben auch schon eine Zukunftsaussicht: da die nun handzahmen Borstentiere kaum noch ausgewildert werden könnten, finden sie einen „Altersruhesitz" in einem vor Nachstellung geschützten Wald von Tierfreunden.

Liebevoll kümmert sich auch Bulldogge Baby um den Neuzugang

Wildtierschutz Deutschland e.V. weist darauf hin, dass es gerade bei sogenannten Drückjagden immer wieder dazu käme, dass führende Bachen getötet werden. Die Unterscheidung der Tiere ist gerade in den Wintermonaten extrem schwierig, zum einen weil das borstige Winterfell die Geschlechtsmerkmale verdeckt zum anderen weil sich aufgrund zerstörter Familienstrukturen und gutem Nahrungsangebot selbst Wildschweinkinder vermehren. Hinzu kommt, dass bei dieser Jagdform die Sauen meist auf der Flucht erschossen werden, was die „Ansprache"  - also das Erkennen von Alter und Geschlecht und die Einschätzung des sozialen Ranges -  nochmal schwieriger mache.


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15.02.2012

Wer hat die Kompetenz in Sachen Naturschutz in Deutschland?

Hört man sich beim Deutschen Jagdschutzverband (DJV) und in Hegegemeinschaften um, so erfährt man, dass die Jagd erforderlich sei, um Wildtierbestände zu regulieren – schließlich gebe es ja keine großen Raubtiere mehr. In der aufgeräumten Kulturlandschaft müsse man zudem durch die Bejagung von Fuchs, Dachs und Krähe für ökologisches Gleichgewicht sorgen.  Schädlinge, die den Wald verbeißen und Äcker umwühlen, müssten dezimiert werden, um Schäden von Dritten abzuwenden.

Befragt man den Deutschen Naturschutzring (DNR),  in welchem auch die großen Naturschutzverbände wie NABU oder BUND vertreten sind, ebenso wie der Deutsche Tierschutzbund oder der Ökologische Jagdverband  – also Organisationen, die wirklich vom Fach sind und über 5 Millionen Bundesbürger repräsentieren –,  dann ist von einer Erfordernis der Jagd nur noch eingeschränkt die Rede. 

Man toleriert die Jagd im Wesentlichen da, wo die getöteten Tiere sinnvoll verwertet werden, also zum Beispiel als Wildbret. Heute ist es allerdings so, dass der weitaus (!) überwiegende Teil der etwa 10 Millionen Tiere (inklusive der in offiziellen Statistiken nicht erscheinenden Tierarten), welche durch die Jagd in Deutschland jedes Jahr ihr Leben verlieren, einfach entsorgt wird.  Eine Jagd auf Beutegreifer wie den Fuchs oder die Marderartigen mit dem Ziel der Bestandsreduzierung wird von den meisten Tier- und Naturschützern, von Biologen und von vielen neutralen Wissenschaftlern abgelehnt. Selbst Jäger, die nicht im DJV organisiert sind, haben kaum Verständnis für die ganzjährige Jagd auf diese für die biologische Vielfalt durchaus nützlichen Tiere.

Auf der politischen Tagesordnung stehen bereits die Abschaffung der Fallenjagd, das Töten von Hunden und Katzen und die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren. Der Widerstand der konservativen Jäger, die bis in die höchsten Ebenen der Politik bestens vernetzt sind, ist entsprechend hoch.

Wenn es in Deutschland um Naturschutz, biologische Vielfalt und um Artenschutz geht, wissen die Jäger sich nicht nur öffentlichkeitswirksam zu präsentieren, sondern auch gut zu verkaufen. Aber wer hat eigentlich die Kompetenz in Sachen Tier- und Naturschutz? Die Jäger, die sich gerne als Naturschützer ausgeben, oder doch die großen im DNR zusammengeschlossenen Natur- und Tierschutzorganisationen? Zugegeben, die Jäger scheinen einen stärkeren Rückhalt in der Politik zu haben. Sie weisen zahlreiche „wissenschaftliche“ Belege für Ihre Theorien und Argumente für die Jagd vor und werden von der Politik gehört – in der Vergangenheit schienen sie kaum angreifbar.

Wenn man allerdings recherchiert, stellt man schnell fest, dass ein Großteil dieser wissenschaftlichen Arbeiten von sogenannten „Jagdwissenschaftlern“ kommt oder von staatlichen Wildforschungsstellen, die ebenfalls von Jägern betrieben werden – ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Die Fallenjagd auf Beutegreifer macht ökologisch keinen Sinn
Steinmarder, fotografiert von Luise Dittombée

Es scheint in jagdunabhängigen Fachkreisen Konsens darüber zu herrschen, dass zumindest für das ökologische Gleichgewicht die Jagd weitgehend obsolet ist. Nicht die Jagd ist das Mittel der Wahl zur Gewährleistung einer biologischen Vielfalt, sondern vielmehr eine entsprechende Umgestaltung der landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft. Das, was Jäger in diesem Bereich durch Hegemaßnahmen beitragen, ist zwar lobenswert, aber ein Tropfen auf den heißen Stein, der sich nicht einmal in Promille der bejagten Fläche ausdrücken lässt.

Dass die Bestandsregulierung durch die Jagd trotz ihrer kontinuierlichen Intensivierung nicht funktioniert, zeigen Reh- und Schwarzwildbestände, die nach der vom DJV veröffentlichten Statistik zur Anzahl der getöteten Tiere in Deutschland (Streckenstatistik) so hoch wie nie zuvor sind.
Nicht wenige Kritiker werfen sowohl der Jagd als auch der Politik vor, Verursacher der heutigen Situation zu sein. Es werde zu viel gefüttert und auf fast alles geschossen, was sich bewegt, wodurch die für eine Begrenzung der Reproduktion erforderlichen Familienstrukturen nachhaltig zerstört werden.

Entgegen der Behauptung der großen Jagdverbände und ihrer Funktionäre hat sich die Jagd in den vergangenen Jahrzehnten nicht bewährt. Das zeigen nicht nur die Bestandszahlen von Wildschweinen und Rehen.  Auch bei anderen Tierarten, z. B. Zugvögeln wie dem Kormoran ist die Jagd kontraproduktiv. Die Jagd hat sich auch aus Sicht des Tierschutzes nicht bewährt, denn unter dem Deckmantel der unbestimmten Waidgerechtigkeit geschehen die grausamsten Tierquälereien.
Die Jagd trägt auch nicht zur Erhöhung der Biodiversität in Deutschland bei. Trotz intensiver Beutegreifer- und „Raubzeug“bejagung nehmen insbesondere Bodenbrüter immer weiter ab. 

Die Jagd wird schon lange von breiten Kreisen unserer Gesellschaft nicht mehr akzeptiert. Aus diesen Gründen ist es opportun, über eine grundsätzliche Reform der Jagd unter der Regie von Tier- und Naturschützern nachzudenken!  


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12.02.2012

Wildschweinbabies haben neues Zuhause gefunden - und suchen einen Namen

Ohne ihre Mutter sind sie in der freien Natur dem Tode geweiht – durch Erfrieren: 9 Wildschweinbabies, von denen 3 bereits tot sind, als sie gestern in der Nähe eines brandenburgischen Reiterhofes im Nordosten Berlins von Inge K. aufgefunden werden. Die Berlinerin war vollkommen aufgelöst – keiner will sie haben, der Wildtierpark nicht, NABU nicht, Förster nicht, dem Jäger will man sie nicht geben: „kein Interesse“ – „die sind doch eine Plage“ – „werfen Sie die an die Wand“.

Die 3 Tage alten Frischlinge haben ihre Mutter verloren

Nach Auskunft von Inge K. fand am Tage zuvor eine Jagd in der Nähe des Reiterhofes statt. Vermutlich ist das führende Tier dabei umgekommen. „Eine echte Schweinerei“, sagt Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. „Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass das Tier durch Hunde von den Jungtieren getrennt wurde, ansonsten würde eine Wildschweinmutter ihre Neugeborenen kaum alleine lassen.“ Wenn dem so war, habe sich der Jäger möglicherweise einer Straftat schuldig gemacht – weil er ein führendes Tier getötet hat und weil er möglicherweise keine Nachsuche vorgenommen oder veranlasst hat. „Das ist des Jägers höchst Gebot, was du nicht kennst, das schieß nicht tot“ gelte für viele Waidmänner wohl schon lange nicht mehr. Anders sei es nicht zu erklären, dass insbesondere bei Bewegungsjagden immer wieder Leitbachen und führende Tiere – die im Winter aufgrund der langen Borsten allerdings auch schwierig auszumachen sind – getötet werden. Spätestens aber beim erlegten Tier wird man durch das Gesäuge gewahr, dass man ein Muttertier getötet hat. Wer hier keine Nachsuche ansetzt handelt vorsätzlich.

Wir helfen mit Ihrer Unterstützung

6 Gestreifte haben dank Wildtierschutz Deutschland in Oranienburg ein neues Zuhause gefunden. Die ca. 3 Tage alten Tiere wurden tierärztlich untersucht und zum Teil auch versorgt. Mit Ferkelaufzuchtmilch werden sie nun hochgepäppelt. Wenn sie selbstständig sind, will man versuchen sie entweder auszuwildern oder an einen Wildtierpark vermitteln – beides kein leichtes Unterfangen.

Um die Wildtierauffangstation finanziell etwas unterstützen zu können, bitten wir um einen kleinen Beitrag auf unser Spendenkonto (Verwendungszweck: Wildschweinbabies):
oder über Konto-Nr. 6008 639 500, GLS Bank, BLZ: 430 609 67

PS. Wenn Sie einen Namen für unsere Schweinchen vorschlagen möchten, besuchen Sie uns auf Facebook oder Twitter und machen Sie einen Vorschlag oder mailen Sie an wildtierschutz (at) gmail.com

11.02.2012

Ballerei am Himmel

Der Spiegel - von Renate Nimtz-Köster

Ausgerüstet wie militärische Spezialkommandos, führen Jäger einen Krieg gegen die Krähen. Doch die schlauen Vögel werden zu Unrecht bekämpft.

Sie nennen sich Harras, Fuchsschreck, Beizjägerin oder Demonicus. Im Internet tauschen sie sich über ihr krudes Hobby aus: Die selbsternannten "Crowbuster" lieben es, möglichst viele Krähen vom Himmel zu schießen.

Für den "Mordsspaß" ist ihnen keine Strapaze zu groß. "An den drei tollen Tagen 1651 Kilometer runtergerissen, 6 Stunden gepennt", protzt einer von ihnen im Netz: "War 'ne supergeile Sache."

Keine Frage, die Krähenjäger haben eine Meise. Als würden sie in den Krieg ziehen, rüsten sie sich aus wie militärische Spezialkommandos. Sie tragen Tarnanzüge und Gesichtsschleier, feuern mit halbautomatischen Gewehren und setzen künstliche Lockvögel ein.

Junger Rabe - Bild: Werner Hupperich

Im Online-Forum der Jägerzeitschrift "Wild und Hund" des Paul Parey Verlags berichten die Crowbuster über die Sucht, die sie beim "Krähen ping pong" gepackt habe. Dem Handy-Zuruf "Warte kommt Krähe … bautz bautz" folgt Sekunden später als Vollzugsmeldung "bopp bopp" - Treffer, versenkt.


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Aktionsbündis Jagdfreie Natur auf der Frühjahrsmesse in Kassel

Im Rahmen des "Aktionsbündnis Jagdfreie Natur" päsentiert sich pro iure animalis zusammen mit seinem Kooperationspartner "Anti-Jagd-Allianz e. V." und der "Partei Mensch Umwelt Tierschutz"  bei der "Frühjahrsmesse Kassel"  auf einem gemeinsamen Infostand.

Die Messe beginnt am 25. Februar 2012 und endet am 4. März 2012.

Den Stand Nr. 522 des Aktionsbündnisses finden Sie täglich zwischen 9:30 und 18:00 Uhr in Halle 5. Weitere Infos gibt's hier.

 

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10.02.2012

Wildtierschutz Deutschland: Wildschadenfonds über 500 Millionen Euro

Als ein wesentliches Argument für die Jagd wird immer wieder der Schutz vor Schäden an land- oder forstwirtschaftlichen Flächen und auch in der Binnenfischerei vorgegeben. Hauptverursacher seien das Rehwild im Wald, das Schwarzwild auf den Äckern und Kormorane an den Binnengewässern. 

Um das Schadenproblem  - welches übrigens niemand genau quantifizieren kann -  in den Griff zu bekommen, braucht es keine intensive Bejagung rund ums Jahr.  Diese ist nach Meinung von Wildtierschutz Deutschland auch nicht zielführend:  Trotz  - manche Kritiker sagen gerade wegen  - intensiver Hege und Bejagung steigen insbesondere die Bestände der potentiellen Schadenverursacher  wie Reh und Wildschwein seit Jahrzehnten kontinuierlich.

Deshalb setzt Wildtierschutz Deutschland auf ein radikales Umdenken im Hinblick auf die Jagd: Jagd sollte  - wenn überhaupt -  ausschließlich der Beschaffung von Wildbret dienen. Während die Jagd bei gleichzeitiger Nutzung der getöteten Tiere noch auf eine breite gesellschaftliche Akzeptanz stößt, ist bei der Jagd reine Freizeitbeschäftigung oder als „Schädlingsbekämpfung"  - und das betrifft auch Fuchs, Dachs und Co. – gerade eine gegenläufige Tendenz ersichtlich. Alle großen Tier- und Naturschutzverbände sprechen sich im Wesentlichen gegen die Jagd als Instrument des großräumigen Wildtiermanagements aus. Für die meisten wildlebenden Tiere gilt, dass sich ihre Bestände ohne signifikanten negativen Einfluss auf die Biodiversität von selbst regeln. In jagdfreien Gebieten hat man sogar eine Erhöhung der biologischen Vielfalt festgestellt.

Schaden durch Wildschweine, Bild Gerhard Elsner

Wildtierschutz Deutschland vermutet einen Gesamtschadenaufwand in Landwirtschaft, Forst und Kommunen von maximal 500 Mio. Euro im Jahr, eher weniger. Entsprechende Mittel könnten in einen nationalen Wildschadenfonds eingezahlt und über die Unteren Jagdbehörden an Geschädigte ausgezahlt werden. Natürlich müsste man darüber nachdenken, in welcher Größenordnung Eigenverantwortung für die Vermeidung von Schäden übernommen wird oder auch welcher Pflanzenverbiss in Wäldern zu tolerieren ist.

Gespeist über eine Wildschadenabgabe in Höhe von 1 % aus dem Umsatz von Betrieben aus Landwirtschaft, Forst und Fischerei käme ebendieser Betrag zustande.  Alternativ teilt man den Aufwand zwischen Betrieben und dem Steueraufkommen des Bundes oder der Länder. Oder man kürzt die jährlichen Agrarsubventionen von Bund, Ländern und EU, die in 2010 satte 13 Milliarden Euro betrugen, um den erforderlichen Teil.

Möglichkeiten, die keinem wirklich wehtun und andererseits die Jagd auf die Nutzung einiger weniger Wildtierarten zur Gewinnung des Wildbrets, einen kurzen Zeitraum im Jahr und damit auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens reduziert, sollte es nicht wenige geben.


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08.02.2012

Jagd auf Rabenvögel ist sinnlos

Der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz fordert ein Ende der Jagd auf Rabenkrähe und Elster. „Das flächendeckende Abschießen der Rabenvögel ist ökologisch unsinnig und verstößt damit gegen das Tierschutzgesetz", erläutert Dr. Helmut Stadtfeld, Vorsitzender des Gremiums.

Es sei wissenschaftlich längst erwiesen, dass die schlauen Vögel sich hauptsächlich von Insekten und Regenwürmern ernähren. Wenn hie und da ein Vogelgelege ausgeräumt werde, so gehöre das zum Kreislauf der Natur und könne ohne weiteres kompensiert werden. Es käme ja auch niemand auf die Idee, Igel, Eichhörnchen oder Meisen zu töten, obwohl auch sie geschützte Tiere erbeuten.

(Anm. Red.: Igel, übrigens auch Greifvögel wurden lange durch Jäger verfolgt. Jagdverbände sollen sogar ein Merkblatt für das Nachstellen von Igeln verbreitet haben.)

Ca. 1,2 Millionen Rabenkrähen werden in Deutschland jedes Jahr getötet
Bild: Andreas Klein
Zum Schutz der bedrohten Wiesenbrüter und des Niederwildes komme es darauf an, deren Lebensräume zu erhalten, statt Jagd auf einzelne Vogelarten zu machen. Der Versuch einer Regulierung der Rabenvogelbestände sei ohnehin zum Scheitern verurteilt, weil aufgrund der Populationsdynamik die entstehenden Lücken immer wieder aufgefüllt würden. Schäden in der Landwirtschaft durch Rabenkrähen leißen sich vielfach durch geeignete Schutzmaßnahmen vermeiden, etwa die Verstärkung von Silofolien oder Vergrämungsmaßnahmen im Weinberg. Wo das alles nicht fruchte, könne im Einzelfall eine Sondergenehmigung zum Abschuss in Betracht kommen.

Insbesondere wendet sich der Tierschutzbeirat gegen eine neuartige Erscheinungsform der Krähenjagd, bei der sich selbsternannte „Crowbuster" im Internet verabreden und mit Hilfe von Lockkrähen und aufwändiger Tarnung im großen Stil Rabenkrähen schießen. Das Ganze ist offenbar eine Mordsgaudi und mutet an wie die virtuelle Moorhuhnjagd, allerdings mit dem Unterschied, dass hierbei lebende Tiere verletzt und getötet würden, auch - dies belegen Streckenfotos im Internet - geschützte Saatkrähen und Dohlen.




06.02.2012

Nach 7 Tagen Leidenszeit gefunden: Wildschwein mit zerschossenem Kiefer

Nicht selten kommt es vor, dass der Schuss des Jägers nicht tödlich ist. Untersuchungen zufolge wird gerade bei Bewegungsjagden das Tier durch die ersten Schüsse nur verletzt. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) zitiert eine Studie aus Hessen, wonach nur etwa ein Drittel der Wildschweine bei Bewegungsjagden, mit dem ersten Schuss erlegt werden.

Bei Bewegungsjagden, die oft sogenannte Drückjagden sind, werden Tiere nicht selten auf der Flucht erschossen. Ein Großteil dieser Geschöpfe wird dabei durch Schüsse in den Kiefer, in den Bauch, den Rücken oder die Läufe schwer verletzt. Auch der Deutsche Landwirtschaftsverlag zitiert in einem Sonderheft Wildbrethygiene Untersuchungen, wonach lediglich 25 – 30 % der Schüsse auf Bewegungsjagden Blattschüsse sind.

Bild: Luise Dittombée

In einem Online-Jagdforum schreibt nun ein Jäger aus dem Schwalm-Eder-Kreis von einem Frischling, dem eine Woche zuvor ein „Gebrechschuss“ (also durch den Kiefer) angetragen wurde. Der Schütze hat wohl bei schlechten Lichtverhältnissen das Tier verfehlt und es entweder nicht bemerkt oder aus Bequemlichkeit keine – zumindest keine erfolgreiche – Nachsuche angesetzt.

Wildschweine dürfen bei entsprechenden Lichtverhältnissen (z.B. Vollmond) auch während der Nacht gejagt werden. Generell ist die Jagd ab 90 Minuten vor Sonnenaufgang bis 90 Minuten nach Sonnenuntergang gestattet. Im Hinblick auf die erforderlichen Lichtverhältnisse verlässt man gerne auf die Vernunft und die Eigenverantwortung der Jäger. Was dabei herauskommt sehen wir hier. Und ich vermute nicht, dass es sich um das in solchen Fällen von der Seite der Jagd immer gerne bemühte Schwarze Schaf handelt. Davon gibt es einfach zu viele!



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04.02.2012

Gibt es noch Wildtiere … oder nur noch Schädlinge?

Verfolgt man die Presse und sonstige Verlautbarungen aus Jagdkreisen hat man schnell den Eindruck, dass es kaum noch Wildtiere gibt – Schädlinge scheinen an deren Stelle getreten zu sein.

So wird als wesentliches Argument für die Jagd und für die Rücknahme von Schonzeiten immer wieder der Schutz vor Schäden an land- oder forstwirtschaftlichen Flächen und auch in der Binnenfischerei vorgegeben. Die Jägerei soll uns vor Seuchen bewahren und in der aufgeräumten Landschaft für ökologisches Gleichgewicht sorgen.

Wer in unserer Natur als Schädling diffamiert wird, hat nicht gut lachen: Er wird erbarmungslos mit Blei gejagt oder ihm wird gar mit Fallen nachgestellt. In signifikant vielen Fällen hat der lange leidensträchtige Tod des Wildtieres mit „weidmännischer" Jagd nichts zu tun, vom Tierschutz gar nicht erst zu reden.

Wir sind keine Schädlinge: Marderhund-Pärchen
Bild: Luise Dittombée

Es gibt kaum ein Wildtier, welches nicht auf des Jägers Schädlingsliste steht:

Das Wildschwein gräbt Kartoffeläcker um und auch schon mal einen Golfplatz. Wie das Rehwild vermehrt es sich ungezügelt, nur, dass Letztgenannte auch noch den Wald anknabbern. Das machen Kaninchen manchmal mit Obstbäumen oder mit den Stiefmütterchen auf dem Friedhof. 

Gänse vom Nil und aus Kanada, Enten heimischer Provenienz und Tauben sind wegen ihrer Hinterlassenschaften an gepflegten Seeufern oder auf dem Kirchplatz unbeliebt, Krähen und Elstern stehlen des Bauern Saat oder räubern Singvogelnester aus. Sogar am Niedergang des Hasen seien sie nicht unbeteiligt. Der Binnenfischer wünscht dem Kormoran … nichts Gutes.

Bei Hessens Umweltministerin Puttrich haben wir gelernt, dass der Dachs die Verkehrsunfallstatistik erhöht und auf der Suche nach Engerlingen sogar ganze Maiskulturen umgräbt. Für ganz schlimm halten manche Jäger die Osteuropäer und andere Ausländer – allen voran Marderhund, Mink und Waschbär. Die Beutegreifer, insbesondere Reineke Fuchs, werden mit dem Argument Überträger des Fuchsbandwurms zu sein, eliminiert. Nicht die Landwirtschaft oder gar die Jagd selbst, nein Fuchs & Co. sind angeblich auch für den Untergang von Rebhuhn und anderen Bodenbrütern verantwortlich. Es gibt allerdings auch Jäger, die diesbezüglich anders denken: die „ökologischen" Jäger.

Die Liste der vermeintlichen Schädlinge ist noch viel länger: Hunde und Katzen gehören dazu, ebenso wie Eichhörnchen, Greifvögel und – man höre und staune – Igel, die inzwischen aber geschützt sind. Vielen nutzt es aber wenig, denn eine Garantie vor Nachstellung ist das nicht. Eine Frage der Zeit ist es, wann auch wieder Wolf und Luchs zu Schädlingen degradiert werden – es wird garantiert nicht lange dauern.

Etliche Arbeiten von jagdunabhängigen Wissenschaftlern und auch jagdfreie Gebiete belegen, dass die Natur die intensive Jagd, wie sie in Deutschland mit über 300.000 Freizeitjägern betrieben wird, nicht braucht. Die Natur reguliert sich ohne die Jagd weitgehend von selbst und die Biodiversität würde wahrscheinlich sogar zunehmen.

Manche Wissenschaftler, wie Prof.  Josef Reichholf von der Zoologischen Staatssammlung München, aber auch prominente Jäger wie zum Beispiel der Wildschweinexperte Norbert Happ, sind der Meinung, dass die Jäger viele der ökologischen Probleme selbst verursachen, die sie dann mit bleihaltigen Geschossen wieder lösen wollen. 

Wer ist dann der Schädling? Das Reh, welches in der Winterruhe gestört wird, das Wildschwein, welches gemästet wird, der Fuchs, welcher die Rötelmaus oder auch mal Kaninchen kurz hält … oder doch der Mensch, der das ökologische Gleichgewicht signifikant stört?

Es gibt zahlreiche Stimmen, die eine Bejagung von Beutegreifern wie dem Fuchs oder Marderartigen und von Federwild für nicht erforderlich halten. Damit könnte man auch endgültig auf die Fallenjagd und die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Wildtieren verzichten.

In einigen Regionen scheint es mehr Schwarz- und Rehwild zu geben, als es die kultivierte Landwirtschaft verträgt. Mittelfristig könnte man hier Abhilfe schaffen durch ein Maßnahmenpaket, bestehend aus absolutem Fütterungsverbot (außer in strengen Notzeiten), weitgehender Jagdruhe (Januar – September) und Empfängnisverhütung in ausgewählten Problemzonen (keine Auswirkung auf die Qualität des Wildbrets). Und was machen die Jäger dann? Auch dann wird es noch viele Aufgaben für den Jäger geben: die Nachsuche von verletztem Wild, das Pflanzen von Hecken, das Zählen von Wildtieren … und in den Herbstmonaten darf ja dann auch wieder in begrenztem Umfang gejagt werden.


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01.02.2012

Kein gesellschaftlicher Konsens hinsichtlich des Jagdrechts

In Nordrhein-Westfalen gehen Jäger auf die Barrikaden. Anlass ist die längst fällige Novellierung des Landesjagdrechts. Jochen Borchert, ehemaliger Landwirtschaftsminister, heute Präsident des Landesjagdverbandes NRW, sieht den „gesellschaftlichen Konsens auf dem Gebiet des Jagdrechts“ gefährdet.  Sein Jagdverband ist gegen eine Änderung des Gesetzes, welches sich seit langer Zeit „bewährt“ habe.

Das aktuelle Jagdrecht wurde in den frühen 1950er Jahren für die Bundesrepublik Deutschland neu gefasst. Trotz der Einführung eines Tierschutzgesetzes und der Änderung unserer Verfassung hinsichtlich des Tierschutzes gibt es seit über 60 Jahren überhaupt keine signifikanten Änderungen des Jagdrechts. Heute hat der Bund bezüglich der Jagdgesetzgebung die gesetzgeberische Rahmenkompetenz, die entscheidenden Umsetzungsgesetze fallen unter Landesrecht.

Von welchem gesellschaftlichen Konsens ist hier die Rede, Herr Borchert?
Bild: Jo Kurz.
Jungfüchse in der Lebendfalle. Danach werden sie getötet - fragen Sie lieber nicht, wie.

Das seitdem nahezu unveränderte Jagdrecht bedarf dringend einer Modernisierung. Insbesondere aus ökologischer Sicht und aus der Sicht des Tierschutzes ist es anachronistisch geworden.  Jagdpraktiken wie die Fallenjagd oder die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Füchsen und Enten widersprechen dem hohen Stellenwert, den der Tierschutz heute im Grundgesetz und im öffentlichen Bewusstsein einnimmt. Deshalb ist es folgerichtig, dass der grüne Umweltminister Remmel dieses heiße Eisen anpackt.

Repräsentative EMNID und GEWIS-Umfragen haben gezeigt, dass es bezüglich der Jagdgesetzgebung keineswegs einen gesellschaftlichen Konsens gibt. Die heutigen Jagdmethoden sind höchst umstritten - und das bezieht sich nicht nur auf das Töten von Hund und Katze durch Jäger.

Es herrscht große Unwissenheit über zahlreiche auch tierquälerische Aspekte der Jagd und ihre ökologische, ökonomische und epidemiologische Sinnlosigkeit. Moderne Jäger haben das längst erkannt: sie halten  - übrigens wie zahlreiche jagdunabhängige Wissenschaftler -  z.B. die Reduktion der sogenannten Beutegreifer (Fuchs, Dachs, Marder u.a.) zum Zwecke der Bestandsregulierung für so überflüssig wie die Zitzen am Keiler.

Die Fallenjagd gehört ins Mittelalter, aber nicht in eine Zeit, in welcher der Tierschutz Bestandteil des Grundgesetzes ist. Fallenjagd ist auch überflüssig, weil sie vornehmlich auf nachtaktive Beutegreifer abzielt. Diese aber haben wichtige Funktionen im Hinblick auf ein gesundes ökologisches Gleichgewicht - sie beseitigen Aas, fressen vornehmlich Mäuse, andere Nager und schwache und kranke Geschöpfe und sie sorgen durch Selektion dafür, dass die gesunden und starken Tiere sich vermehren.  Dem Argument der konservativen Jägerschaft, durch die Jagd auf Fuchs und Dachs Artenschutz zu betreiben widersprechen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Verantwortlich für den Rückgang von Rebhuhn, Kiebitz & Co. ist die Umstrukturierung und die Intensivierung der Landwirtschaft. Auch die Jagd selbst trägt eine Mitschuld.

Es ist höchste Zeit, dass die Politik den Mut und die Kraft aufbringt, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches in vielen Punkten nicht nur tierschutz-, sondern auch gesellschaftskonformer ist als das, was heute von manchen als gesellschaftlicher Konsens verkauft wird. Das moderne Nordrhein-Westfalen könnte auch hier eine Vorreiterrolle einnehmen.


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