von pro iure animalis
Die katholische Kirche kommuniziert in ihren Grundsätzen die „Heiligkeit des Lebens und die Bewahrung der Schöpfung“. Vor diesem Hintergrund wirkt es äußerst befremdend, wenn genau diese Institution einen Schulterschluss mit der Jägerschaft eingeht und zu Ehren des Schutzpatrons der Jäger, dem heiligen Hubertus, die sogenannten Hubertusmessen abhält. Dieser Brauch steht seit Jahren im Feuer der Kritik von Tierschützern und weiten Teilen der Bevölkerung.
Das Bistum Speyer hatte 2008 auf die Kritik reagiert und seit dem keine Hubertusmessen mehr im Dom zu Speyer abgehalten. Nun beugt sich Bischof Wiesemann und das Bistum dem massiven Druck aus der Jägerschaft und plant am 9. November 2013 wieder eine Hubertusmesse im Dom zu zelebrieren.
Die Vision des Hubertus (Bibliothèke Nationale de France) |
„Jagd hat heute nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Gedanken der Nahrungsmittelbeschaffung zu tun. Jagd ist zu einem Hobby und einer Freizeitbeschäftigung verkommen, bei der das ‚Erlebnis Töten’, das Abenteuer und die Machtausübung über wehrlose Geschöpfe im Vordergrund steht“, sagt Harald Hoos, einer der Leiter der Initiative pro iure animalis. Diesem Umstand ist geschuldet, dass ein Großteil der jährlich in Deutschland getöteten fünf bis sechs Millionen Wildtiere einfach ohne weitere Verwertung entsorgt wird. „Dieser Umstand bedarf der Rechtfertigung. Also werden krude Argumentationen gestrickt, die z.B. eine Bestandsregulierung im Sinne des Naturschutzes heranziehen. Die heutige Jagd ist jedoch nichts anderes als die Zerstörung ökologischer Systeme und die Verursachung von Tierleid!“, sagt Hoos weiter.
Dass die Jägerinnen und Jäger dafür jährlich im Rahmen des Hubertustages am 3. November den Segen der Kirche erhalten, macht die Kirche zu einem Handlanger und Unterstützer des perfiden und lebensverachtenden Systems heutiger Jagdausübung.
Die Praxis der Hubertusmessen setzt auch voraus, dass Geschichte verdreht, ja geradezu pervertiert wird. Der Sage nach war Hubertus von Lüttich, der heilige Hubertus, ein leidenschaftlicher und ausschweifender Jäger, für den die Jagd einen Selbstzweck darstellte. Dies änderte sich schlagartig, als ihm bei der Jagd ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz im Geweih erschien und eine Stimme zu ihm sprach „Hubertus, warum verfolgst Du mich?“. Hubertus glaubte in dem Hirsch die Verkörperung Christi zu erkennen und entsagte fortan der Jagd. Nun setzte er sich für den Schutz der Tiere ein, in denen er nun Geschöpfe Gottes erkannte.
„Es bedarf schon großer sophistischer Verrenkungen den Heiligen Hubertus zum Schutzpatron der Jägerschaft zu ernennen“, stellt Bleibohm fest. pro iure animalis hat im Vorfeld der geplanten Hubertusmesse ein Gespräch mit dem Domdekan Dr. Kohl geführt. Das Bistum sieht jedoch keine Veranlassung den 2008 eingeschlagenen tierschutzfreundlichen Weg fortzusetzen.
Für den Tierschutz bleibt deshalb erneut nur der Weg des Protestes und die konsequente Aufklärung der Bevölkerung zu dem Thema. Dazu startete pro iure animalis am 15. Oktober eine großangelegte Flyerkampagne im Raum Speyer, die von umfangreichen schriftlichen Protesten gegenüber dem Bistum Speyer begleitet wird.