09.06.2013

Meister Lampe auf dem Rückzug, Interview in 'Liebes Land'

In der eben erschienen Juni-Ausgabe von „Liebes Land“ gibt es neben weiteren Wildtierthemen auch den Auszug eines Interviews mit Lovis Kauertz von Wildtierschutz Deutschland. Lesen Sie nachfolgend das Basisgespräch dazu:

„Liebes Land: Die Zahl der Feldhasen geht immer mehr zurück. Was sind in Ihren Augen die Hauptursachen dafür?  Lovis Kauertz: Wir beobachten gerade in den letzten Jahren einen erneuten Schub hinsichtlich des Verlustes von Lebensraum für Feldhasen. Das gilt im Übrigen auch für Bodenbrüter wie zum Beispiel das Rebhuhn, den Kiebitz, die Feldlerche. Aufgrund geänderter Förderbedingungen der EU gibt es kaum noch Flächen, welche die Landwirtschaft nicht bearbeitet. Die Förderung erneuerbarer Energien führt zusätzlich zu enormen Lebensraumverlusten. Wo Mais gepflanzt wird, sterben die Artenvielfalt und der Hase.

Welchen Anteil haben natürliche Feinde und der nasskalte Winter? Mit nasskaltem Wetter im Frühjahr haben Junghasen, die ja ohne Höhle auf dem freien Feld aufwachsen, kaum eine Chance. Meist erfrieren sie dann. Die Auswirkung natürlicher Feinde auf den Bestand des Hasen wird häufig überbewertet. Der größte „natürliche“ Feind des gesunden Feldhasen ist der Autoverkehr. Jungtiere werden von Landmaschinen überfahren und von Greifvögeln gefunden, eher selten vom Fuchs. Letzterer erbeutet hauptsächlich Aas und kranke und reaktionsschwache Langohren. Die Starken überleben – wenn sie nicht erschossen werden.

Spielt die Jagd eine große Rolle bei diesem Problem?  Ja, der Bestand der Feldhasen ist in den vergangenen sechs Jahren dramatisch zurückgegangen. Der Jäger tötet gesunde, starke Hasen, die in dieser kritischen Bestandssituation für den Fortbestand der Art relevant sind. Der Gesetzgeber sollte die Hasenjagd bis auf weiteres unterbinden und nicht auf Lippenbekenntnisse vertrauen, die Hasen in bestimmten Regionen zu schonen.

Einige Experten sprechen auf von einem "natürlichen Rhythmus" und dass dem Rückgang in einigen Jahren eine Erholung folgen wird. Ist das realistisch? Natürlich hat es immer wieder Schwankungen bezüglich der Bestände gegeben.  Es gab aber noch nie so wenig Hasen in Deutschland wie in den letzten Jahren.  Wenn nicht schnell die landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geändert werden und der Hase weiterhin bejagt wird, wird es dem Feldhasen ergehen wie dem Rebhuhn. Man wird sie kaum noch zu Gesicht bekommen.

Bild: Liebes Land, Juni 2013

Wer ist für den Schutz der Feldhasen letztlich zuständig? Die Politik. In den Umwelt- und den Landwirtschaftsministerien des Bundes und der Länder müssen Anreize für die Landwirtschaft geschaffen werden, Lebensräume zu schaffen.  Hier liegt auch die Verantwortung für die Jagdgesetze.

Was braucht der Feldhase, um sich ungestört und gesund entwickeln zu können?  Feldraine, Hecken, Sträucher, Brachflächen und eine abwechslungsreiche Landwirtschaft. Damit wäre ihm viel geholfen, denn er benötigt vor allen Dingen Deckung und extensiv genutzte Flächen für seinen Nachwuchs und ein vielseitiges Gräser- und Kräuterangebot.

Was kann der Mensch tun, um dem Hasen wieder auf die Sprünge zu helfen? Lebensräume schaffen und nicht jagen.“