04.12.2014

"Treibjagd war dringend notwendig"

Ulrich Dittmann (Leserbrief auf Artikel in den Weinheimer Nachrichten)

Recht hat er, der Jäger Freddy Makkinga: "Das ist wie im Krieg"! Und er ist einer der Kriegsteilnehmer, der brutal gegen die Natur in eine lebensverachtende Schlacht zieht. Weshalb betreibt er trotz solch weiser Einsicht, ein solches Abknallen von hilflosen Tieren? Ist das nicht schizophren?

Es ist schon schlimm, welch‘ üble Fehler der liebe Gott bei seiner Schöpfung gemacht hat und neben bösartigem, konkurrierenden (!) Raubzeug, wie Füchsen, streunenden Hunden und Katzen, Grünzeug äsendem Rehwild, gar auch wühlende Wildschweine und andere störende Tiere schuf. All dieses Versagen muss die "Dornen"-Krone der Schöpfung im grünen Rock, in Deutschland nun mühsam mit Fallen, Schießeisen und über 1500 Tonnen Blei und Eisen jährlich ausbügeln. Mit im Jagdfieber zitternder Hand, werden so Tiere „angeschweißt", krüppelig geschossen - sterben qualvoll mit zerfetzten Läufen und durchlöchertem Torso oft erst nach Wochen und Monaten. Keinesfalls bleiben die Tiere immer wunschgemäß "im Feuer" liegen - und mit der so genannten "Nachsuche" ist es weiterhin vielfach übelst bestellt.

"Flüchtendes Rehwild kann aufgrund der arttypischen Bogensprünge nicht sicher getroffen werden." (TVT)

Man blättere doch nur einmal in Jagdzeitschriften, oder klicke Jägerforen an. Da stellen sich jedem, dessen Gefühls- und Empathieempfinden nicht total mit Hornhaut überwachsen ist, die Haare zu Berge. Jagd ist nun mal ein ständiger, brutaler Eingriff in das Gleichgewicht der Natur - ein die Umwelt schädigendes, schlimmes Überbleibsel unbewältigter Neandertal-Mentalität. Der seinen Killerinstinkt mittlerweile beherrschende Normalbürger steht verständnislos vor dieser mit viel Brimborium verbrämten Lust am Töten.

Die Jagd ist so überflüssig wie ein Kropf. Der anerkannte Biologe Prof. Dr. Josef Reichhoff kam bei seinen Forschungen so auch zu dem Ergebnis, dass die Jagd - nach der industriellen Landwirtschaft - der "Artenfeind Nr. 2" (!) ist. 

Die Natur kann sich selbst regulieren. Alles andere Denken ist - im Klartext gesprochen - Volksverdummung und geistige Umweltverschmutzung. Die Evolution hat die Natur über Millionen Jahre hinweg befähigt, eigene Regelmechanismen für das Gleichgewicht in Tier- und Pflanzenwelt zu entwickeln.  Der Wildbestand reguliert sich auch heute auf normale Populationsgrößen ein. Das zeigen Nationalparks - man muss der Natur nur die Zeit einräumen diese normalen Regulationsmechanismen aufzubauen.

Eine Reformierung des Jagdrechts, welches die Schießtriebe der Lustjäger baldigst massiv einschränkt, ist bitter notwendig. Und mittelfristig muss das "Wildtiermanagement" einer Berufsjägerschaft übertragen werden, die sich ohne "Blutrauschen in den Ohren" mit wirklichem Sachverstand (!) in Feld und Wald bewegt. Dass eine Hobby-Jäger-Minderheit (ca. 0,4 % der Bevölkerung in Deutschland) nach Gutsherrenart ihre Pfründe verteidigen möchte, ist irgendwie nachvollziehbar - aber ungerecht gegenüber dem Rest der Bevölkerung, blanker Anachronismus und mittlerweile im 21. Jahrhundert absolut obsolet. Das zeigen die Fakten und das sagt uns gesunder Menschenverstand.

PS. Bei der im Artikel beschriebenen „Treibjagd“ handelte es sich um eine „Drückjagd“