Anlässlich eines Fallenjagdsymposiums hat der DJV in einem Eckpunktepapier seine bisherige Einstellung zur Erfordernis der Fallenjagd in Deutschland bekräftigt. Aus Sicht der großen Naturschutzverbände, des Ökologischen Jagdverbandes und weiterer Tier- und Naturschutzorganisationen ist die Fallenjagd weder aus dem Blickwinkel des Artenschutzes noch aus dem des Tierschutzes vertretbar. In den folgenden Wochen erläutert Ihnen Wildtierschutz Deutschland hier seine Kontra-Positionen:
DJV Position 1:
Die Fangjagd sei ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Ohne sie sei eine effektive Bejagung von heimischen und eingewanderten Prädatoren (Anm. Red. = Beutegreifer, hier = Fuchs, Dachs, Waschbär, Marder u.a.) nicht möglich.
In Deutschland werden im Rahmen der
Jagdausübung jedes Jahr über eine Millionen Beutegreifer getötet, viele durch
den Einsatz von Fallen. Der von Jägern immer wieder beschworene Nutzen für die
Artenvielfalt ist nicht gegeben. Selbst
eine vom Deutschen Jagdschutzverband (DJV) als vermeintliche Argumentation für
die Fallenjagd zitierte Studie von Bellebaum/Langgemach konstatiert, dass
beispielsweise die Ausbreitung von Marderhund und Waschbär durch die Jagd nicht
einmal ansatzweise verhindert oder verlangsamt wurde und sich selbst bei
Zahlung von Abschussprämien an Jäger Fuchsbestände nicht nachhaltig reduzieren
ließen.
Allenfalls in sehr kleinen, intensiv bejagten Habitaten, die von der Zuwanderung abgeschottet sind, mag sich die Reduzierung von Fuchs und Marder auch mittels des Einsatzes von Fallen kurzfristig positiv auf Restbestände von Bodenbrütern auswirken.
Allenfalls in sehr kleinen, intensiv bejagten Habitaten, die von der Zuwanderung abgeschottet sind, mag sich die Reduzierung von Fuchs und Marder auch mittels des Einsatzes von Fallen kurzfristig positiv auf Restbestände von Bodenbrütern auswirken.
Jungfüchse direkt am Bau gefangen, Bild: Jo Kurz |
Der Grund ist einleuchtend: nicht Fuchs, Marder, Waschbär und Co. sind für den Verlust geeigneter Lebensräume für Bodenbrüter und Niederwild verantwortlich, sondern Flurbereinigung und industrielle Landwirtschaft. Die Jagd, wie der DJV sie propagiert, betreibt keine Ursachen-, sondern Symptombekämpfung, die auch noch nach hinten losgeht, weil Bestandsverluste durch höhere Geburtenraten und Zuwanderung schnell kompensiert und sogar überkompensiert werden.
Dass die Jagd z.B. auf Füchse keineswegs ein Beitrag zum Artenschutz ist, belegen auch folgende Zahlen: nach Angaben des DJV sind in den vergangenen 10 Jahren über 6 Millionen Füchse getötet worden, die Anzahl der Rebhühner hat sich seitdem etwa halbiert und ist seit den 1990er Jahren sogar auf weniger als ein Viertel eingefallen. Das Rebhuhn wird im Übrigen - obwohl es auf den Roten Listen gefährdeter Arten steht - nach wie vor bejagt. Ähnliches gilt für den Feldhasen: sein Bestand ist trotz der hohen Fuchsstrecke kontinuierlich rückläufig und hat - bei nach wie vor intensiver Bejagung - in der vergangenen Jagdsaison einen Bestandstiefstand von etwa 1,2 Millionen Tieren erreicht.
Die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd/Schleswig- Holstein übrigens und andere ökologisch orientierte Jagdgemeinschaften lehnen, gestützt auf den gegenwärtigen fachlichen Wissensstand, den Einsatz von Fallen, der das Ziel hat, Bestände von Raubsäugern zu reduzieren, ab. Aus gutem
Grund, wie ja auch aus den vom DJV zitierten Forschungsarbeiten von Langgemach
und Bellebaum (1995) hervorgeht:
"Diese
Schwierigkeiten auf Inseln deuten an, wie viel schwieriger es auf dem Festland
bei uneingeschränkter Zuwanderung ist, Raubsäuger zu reduzieren. Die
Ausbreitung und rapide Bestandszunahme von Marderhund und Waschbär wurden auch
durch eine Bejagung ohne Schonzeit nicht ansatzweise verhindert, wahrscheinlich
nicht einmal verlangsamt."
"Für den
Fuchs nehmen HEYDON & REYNOLDS (2000) an, dass die in Großbritannien
üblichen Formen der Bekämpfung, die deutlich weiter gehen als die deutschen
Jagdmethoden, die Dichte regional begrenzen können. Nach HEWSON (1986) dagegen
konnten vergleichbare Methoden die Fuchsfamiliendichten in einem schottischen
Gebiet nicht verringern."
"Auch
bei Zahlung von Abschussprämien an Jäger ließen sich tollwutfreie Fuchsbestände
nach der Erfahrung in verschiedenen Ländern nicht nachhaltig reduzieren (z. B.
Schweiz: KAPHEGYI & BREITENMOSER 1995; Australien: ANONYMUS 2003)."
"In
anderen Ländern ist mehrfach versucht worden, zumindest lokal die relevanten
Prädatoren zu dezimieren, wobei die meist jagdlich motivierten Maßnahmen die
Vernichtung einer möglichst großen Zahl potenzieller Nesträuber (v. a.
Raubsäuger und Rabenvögel) unabhängig von deren Anteilen an Nestverlusten
anstrebten, z. B. in der nordamerikanischen Prärie (SARGEANT et al. 1995;
SOVADA et al. 2001) oder in England (z. B. TAPPER et al. 1996). Die meisten
Maßnahmen konnten wenigstens die Bruterfolge steigern, aber nur selten die
Brutbestände im darauffolgenden Frühjahr (Übersicht: CÔTÉ & SUTHERLAND
1997)."
"An der
Ostseeküste Schleswig-Holsteins hat die Fuchsbejagung in Schutzgebieten die
Präsenz von Füchsen nicht merklich verringert. Auf dem Graswarder blieb z. B.
die Prädation auf Gelege und Jungvögel der Sturmmöwe unverändert hoch (KUBETZKI
2002). Am Bottsand wurden Erfolge nur erzielt, wenn gleichzeitig ein
Elektrozaun betrieben wurde (BEHMANN 1998)."
"In
Deutschland fanden Versuche zur Fuchsreduzierung bisher gewöhnlich mit Hilfe
der örtlichen Jagdpächter statt. Trotz gesteigerter Abschüsse in Projektgebieten
wurden aber keine oder nur kurzfristige Erfolge erzielt. Auch bei intensiver
Kooperation mit den Jägern und Zahlung von Prämien über zehn Jahre in zwei
Trappenschongebieten in Brandenburg ließen sich keine messbaren Veränderungen
der Prädationsverluste erzielen (SCHWARZ et al. 2005)."
"Ebenso
wie bei den Großtrappen im ungarischen Mosongebiet scheint die Kombination von
konsequenten Lebensraumveränderungen und intensiver Beutegreiferbejagung eine
Zunahme der Birkhühner ermöglicht zu haben (K.-H. KOLB in WÜBBENHORST &
PRÜTER 2004). Welchen Anteil jeweils Habitatverbesserung und Raubsäugerbejagung
haben, lässt sich kaum ermitteln. Erwähnenswert ist, dass im Moson-Gebiet die
Niederwildjagd die einzige Art der Landnutzung ist, wodurch einerseits keine Kompromisse
zur Aufrechterhaltung der Landwirtschaft notwendig sind, andererseits eine hohe
Motivation bei der Beutegreiferreduktion besteht."
In Teil 2 zur Fallenjagd geht es um die Reduzierung von Waschbär, Marder und Fuchs im Siedlungsbereich
Teil 3: Position des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) zur Fallenjagd / Nutzung natürlicher Ressourcen
In Teil 2 zur Fallenjagd geht es um die Reduzierung von Waschbär, Marder und Fuchs im Siedlungsbereich
Teil 3: Position des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) zur Fallenjagd / Nutzung natürlicher Ressourcen
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