01.05.2012

Teil 2: Position des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) zur Fallenjagd

Im ersten Teil unserer Kontra-Position ging es um den Artenschutz. Wir erläuterten, dass die Fallenjagd oder generell die Jagd auf Beutegreifer wie Marder, Waschbär, Fuchs und Dachs keineswegs zum Artenschutz beiträgt. So nachzulesen bei Langgemach/Bellebaum  (Prädation und der Schutz bodenbrütender Vogelarten in Deutschland, 2005).

DJV-Position 2:
Von der Fallenjagd im Siedlungsbereich profitiere der Mensch.

Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) argumentiert, dass er mittels der Fallenjagd Schaden vom Menschen im Siedlungsbereich abwende, dort wo die Jagd mit der Waffe nicht erlaubt ist.  Richtig ist, dass zum Beispiel Steinmarder (berüchtigt als „Automarder“) oder Waschbären erhebliche Schäden anrichten können und der Schutz davor (zumindest beim Waschbären) ins Geld gehen kann. Insbesondere aus zwei Gründen ist die Fallenjagd aber keine Lösung für dieses Problem:

Erstens, das Töten dieser Tiere ist aus verschiedenen Gründen nicht tierschutzkonform.  Es  gibt Möglichkeiten Steinmarder und Waschbär entweder zu vergrämen oder durch Schutzvorrichtungen davon abzuhalten, Schaden anzurichten. Es liegt nur aufgrund einer Schadenverursachung vermutlich kein vernünftiger Grund für das Töten dieser Tiere vor. Das Fangen und Töten der vierbeinigen Kandidaten ist für diese zudem mit erheblichem Stress verbunden. 

Zweitens, eine effektive Fallenjagd, die Steinmarder, Waschbär und andere Säuger nachhaltig reduziert, ist kaum möglich – in städtischen Revieren schon gar nicht. Leere Reviere werden zumindest beim Steinmarder unverzüglich neu besetzt. „Die Ausbreitung und rapide Bestandszunahme des Waschbären wurde auch durch eine Bejagung ohne Schonzeit nicht ansatzweise verhindert, wahrscheinlich nicht einmal verlangsamt“ (Bellebaum 2005).

Auch ist die Seuchenprävention kein haltbares Argument für den Einsatz von Fallen. Von Waschbär und Fuchs gehen derzeit nachweisbar keine signifikanten epidemiologischen Gefahren aus – weder für den Menschen noch für unsere Haustiere.  Deutschland ist gemäß WHO seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Der Tollwuterreger ist also nicht mehr aufgetaucht, eine Ansteckungsgefahr besteht nicht.

Steinmarder: putzig ... und manchmal doch sehr ärgerlich. Gegen den Automarder
kann man sich schützen. Bild: Mike aus dem Bayer.Wald


Darüber hinaus wäre der Tollwut auch mit jagdlichen Mitteln  - wie die Vergangenheit gezeigt hat -  nicht beizukommen, im Gegenteil: Wissenschaftler weisen darauf hin, dass durch die Bejagung der Füchse die Verbreitung der Tollwut sogar begünstigt wurde. Erst Impfköder haben die Tollwut ausgemerzt. Auch die vermeintliche Gefährdung durch den kleinen Fuchsbandwurm ist reine Panikmache und dient keineswegs einer sachlichen Diskussion. Gemäß Robert-Koch-Institut gab es im letzten Jahrzehnt im Durchschnitt pro Jahr 23 Neuerkrankungen durch den Fuchsbandwurm – bezogen auf 80 Millionen BürgerInnen.

Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten, die den Sinn des Einsatzes von Fallen zum Zwecke der Reduktion von Beutegreifern widerlegen.  Sowohl das Friedrich-Löffler-Institut für Viruskrankheiten der Tiere als auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung weisen darauf hin, dass sich die Jagd im Hinblick auf eine Seuchenprävention bei Füchsen überhaupt nicht eignet. Ökologische Jagdgemeinschaften haben sich schon lange von der Fallenjagd verabschiedet, auch Tier- und Naturschutzverbände distanzieren sich von der Erfordernis der Fallenjagd.

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