von Barbara Rütting
"…wir finden es wichtiger, sich auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu konzentrieren“ – so schrieb die Albert-Schweitzer-Stiftung in ihrer Einladung zur Demo „Wir haben es satt“ am 22.01.2011 in Berlin. Dem kann ich nur zustimmen.
Umso befremdlicher war es, kurz darauf auf der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de zu lesen, dass „die Teilnahme von Personen oder Gruppierungen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht ist“. Als Unterzeichner waren so gut wie alle Träger, Förderer und Unterstützer der Demo aufgeführt. Nach einigen Tagen war dieser Text allerdings kommentarlos wieder gelöscht.
Ich habe zu diesem Vorfall folgenden offenen Brief an die Unterzeichner geschrieben:
Liebe Freundinnen und Freunde,
unter Eurem Aufruf zur Demo in Berlin am 22. Januar mit Nennung aller die Demo unterstützenden Verbände etc. stand, dass die Teilnahme von Gruppierungen und Personen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht sei.
Gehöre ich auch zu diesem Umfeld, weil ich in dem großartigen vegetarischen Restaurant esse und dort einkaufe, regelmäßig die Hilfe der international anerkannten Klinik in Anspruch nehme, den fabelhaften Gnadenhof und den Aufbau des gentechnikfreien Friedensreiches unterstütze? Viele Kinder meiner Freunde besuchen die zum „Universellen Leben“ gehörende Privatschule „Lern mit mir“ – sie wurde gerade zum dritten Mal in Folge als „Umweltschule in Europa – Internationale Agenda-21-Schule“ für die Themenschwerpunkte „gesunde Ernährung“ und „Solidarität“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung, die höchste die in Bayern zu vergeben ist, verlieh immerhin Umweltminister Dr. Markus Söder!
Ich bin sehr erstaunt über die oben genannte Ausgrenzung einer religiösen Glaubensgemeinschaft, die den Gesetzen und der Verfassung der Bundesrepublik entspricht. Auch wenn der Text nach einiger Zeit von der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de wieder gelöscht wurde, frage ich mich: Durften an der Demo nur Katholiken und Protestanten teilnehmen? Was ist mit Moslems, Buddhisten, Anthroposophen, Freidenkern, Mormonen, Atheisten etc.? Waren die auch unerwünscht, wenn ja, warum, wenn nicht, warum dann nur die Glaubensgemeinschaft „Universelles Leben“?
Ich habe mich 40 Jahre lang unermüdlich für die Ziele – und damit auch für die Existenz! – gerade der Unterzeichner dieses mittlerweile zurückgezogenen Boykotts eingesetzt, anfangs außerparlamentarisch, schließlich auch als Abgeordnete des Bayerischen Landtags als Sprecherin für Ernährung, Verbraucher und Tierschutz der Grünen und zweimalige Alterspräsidentin. Von einigen der Mitorganisatoren erhielt ich Dankesbriefe für meine Spende zur Unterstützung der Demo.
Es wird zur Rettung von Wikileaks und der Pressefreiheit aufgerufen. Gleichzeitig beteiligt man sich aber an der Diskriminierung einer alternativen Religionsgemeinschaft! Wussten die Beteiligten eigentlich, was sie da unterzeichnet haben? In den USA würde ein solcher Aufruf mit Schadensersatzklagen in Millionenhöhe geahndet! Die US-Außenministerin Hillary Clinton stellt in einem Bericht der US-Kommission „Glaubensfreiheit in vielen Staaten bedroht“ auch Mängel in Israel, Deutschland und der Schweiz fest. Hillary Clinton: „Die USA wollen sich nicht zum Richter über andere Länder aufschwingen, vielmehr wolle man zeigen, dass die Vereinigten Staaten die Religionsfreiheit ernst nehmen und möchten, dass sie weltweit gewährleistet sei.
“Ich weiß, dass ich hier für die Vielen spreche, die sich nicht (mehr) trauen, in dieser etwas fragwürdig gewordenen Demokratie den Mund aufzumachen, weil sie sonst- zu Recht - um ihre berufliche und gesellschaftliche Stellung fürchten müssten und ersuche wenn schon nicht um eine Entschuldigung, so doch zumindest um eine Erklärung für die Diskriminierung religiös anders Denkender.
Ich selbst gehöre gar keiner religiösen Gemeinschaft an, beteilige mich aber grundsätzlich nicht an der Ausgrenzung von Minderheiten, vielleicht weil ich das als Kind in der Nazizeit hautnah miterlebt habe. Stattdessen halte ich es sinngemäß mit Voltaire: "Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen."
Nach wie vor bin ich optimistisch, dass wir alle gemeinsam eine bessere gerechtere Welt schaffen können.
Mit solidarischen Grüßen Eure Barbara Rütting
Im Nachhinein stellt sich aus den Reaktionen einiger der angeblichen Unterzeichner heraus, dass diese Ausgrenzung nicht mit ihnen abgesprochen worden war und sie sich vehement davon distanzieren. Stellvertretend für viele sei eine Stimme zitiert: „Diese Aufforderung war an keiner Stelle mit den Unterstützern abgesprochen. Wir sind der Meinung, dass wir auch kein Recht haben, Menschen aufgrund Ihrer Religion oder Weltanschauung auszugrenzen. Insbesondere, wenn diese sich in korrekter Weise für die gleiche Sache einsetzen.“ Kommentar überflüssig.
Bereits vor einigen Jahrzehnten habe ich einen amerikanischen Arzt zitiert, der sinngemäß sagte, die neuen Seuchen seien die Rache der verspeisten Tiere. Der Dioxinskandal scheint das zu bestätigen. Bio boomt, Vegetarismus/Veganismus und Tierschutz sind in wie nie zuvor, leider zur Zeit noch mehr aus Sorge um die eigene Gesundheit, als um das Wohlergehen der Tiere, aber immerhin. Hoffen wir, dass der Trend anhält.
"…wir finden es wichtiger, sich auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede zu konzentrieren“ – so schrieb die Albert-Schweitzer-Stiftung in ihrer Einladung zur Demo „Wir haben es satt“ am 22.01.2011 in Berlin. Dem kann ich nur zustimmen.
Umso befremdlicher war es, kurz darauf auf der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de zu lesen, dass „die Teilnahme von Personen oder Gruppierungen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht ist“. Als Unterzeichner waren so gut wie alle Träger, Förderer und Unterstützer der Demo aufgeführt. Nach einigen Tagen war dieser Text allerdings kommentarlos wieder gelöscht.
Ich habe zu diesem Vorfall folgenden offenen Brief an die Unterzeichner geschrieben:
Liebe Freundinnen und Freunde,
unter Eurem Aufruf zur Demo in Berlin am 22. Januar mit Nennung aller die Demo unterstützenden Verbände etc. stand, dass die Teilnahme von Gruppierungen und Personen aus dem Umfeld des „Universellen Lebens“ nicht gewünscht sei.
Gehöre ich auch zu diesem Umfeld, weil ich in dem großartigen vegetarischen Restaurant esse und dort einkaufe, regelmäßig die Hilfe der international anerkannten Klinik in Anspruch nehme, den fabelhaften Gnadenhof und den Aufbau des gentechnikfreien Friedensreiches unterstütze? Viele Kinder meiner Freunde besuchen die zum „Universellen Leben“ gehörende Privatschule „Lern mit mir“ – sie wurde gerade zum dritten Mal in Folge als „Umweltschule in Europa – Internationale Agenda-21-Schule“ für die Themenschwerpunkte „gesunde Ernährung“ und „Solidarität“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung, die höchste die in Bayern zu vergeben ist, verlieh immerhin Umweltminister Dr. Markus Söder!
Ich bin sehr erstaunt über die oben genannte Ausgrenzung einer religiösen Glaubensgemeinschaft, die den Gesetzen und der Verfassung der Bundesrepublik entspricht. Auch wenn der Text nach einiger Zeit von der Internetseite www.wir-haben-es-satt.de wieder gelöscht wurde, frage ich mich: Durften an der Demo nur Katholiken und Protestanten teilnehmen? Was ist mit Moslems, Buddhisten, Anthroposophen, Freidenkern, Mormonen, Atheisten etc.? Waren die auch unerwünscht, wenn ja, warum, wenn nicht, warum dann nur die Glaubensgemeinschaft „Universelles Leben“?
Ich habe mich 40 Jahre lang unermüdlich für die Ziele – und damit auch für die Existenz! – gerade der Unterzeichner dieses mittlerweile zurückgezogenen Boykotts eingesetzt, anfangs außerparlamentarisch, schließlich auch als Abgeordnete des Bayerischen Landtags als Sprecherin für Ernährung, Verbraucher und Tierschutz der Grünen und zweimalige Alterspräsidentin. Von einigen der Mitorganisatoren erhielt ich Dankesbriefe für meine Spende zur Unterstützung der Demo.
Es wird zur Rettung von Wikileaks und der Pressefreiheit aufgerufen. Gleichzeitig beteiligt man sich aber an der Diskriminierung einer alternativen Religionsgemeinschaft! Wussten die Beteiligten eigentlich, was sie da unterzeichnet haben? In den USA würde ein solcher Aufruf mit Schadensersatzklagen in Millionenhöhe geahndet! Die US-Außenministerin Hillary Clinton stellt in einem Bericht der US-Kommission „Glaubensfreiheit in vielen Staaten bedroht“ auch Mängel in Israel, Deutschland und der Schweiz fest. Hillary Clinton: „Die USA wollen sich nicht zum Richter über andere Länder aufschwingen, vielmehr wolle man zeigen, dass die Vereinigten Staaten die Religionsfreiheit ernst nehmen und möchten, dass sie weltweit gewährleistet sei.
“Ich weiß, dass ich hier für die Vielen spreche, die sich nicht (mehr) trauen, in dieser etwas fragwürdig gewordenen Demokratie den Mund aufzumachen, weil sie sonst- zu Recht - um ihre berufliche und gesellschaftliche Stellung fürchten müssten und ersuche wenn schon nicht um eine Entschuldigung, so doch zumindest um eine Erklärung für die Diskriminierung religiös anders Denkender.
Ich selbst gehöre gar keiner religiösen Gemeinschaft an, beteilige mich aber grundsätzlich nicht an der Ausgrenzung von Minderheiten, vielleicht weil ich das als Kind in der Nazizeit hautnah miterlebt habe. Stattdessen halte ich es sinngemäß mit Voltaire: "Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen."
Nach wie vor bin ich optimistisch, dass wir alle gemeinsam eine bessere gerechtere Welt schaffen können.
Mit solidarischen Grüßen Eure Barbara Rütting
Im Nachhinein stellt sich aus den Reaktionen einiger der angeblichen Unterzeichner heraus, dass diese Ausgrenzung nicht mit ihnen abgesprochen worden war und sie sich vehement davon distanzieren. Stellvertretend für viele sei eine Stimme zitiert: „Diese Aufforderung war an keiner Stelle mit den Unterstützern abgesprochen. Wir sind der Meinung, dass wir auch kein Recht haben, Menschen aufgrund Ihrer Religion oder Weltanschauung auszugrenzen. Insbesondere, wenn diese sich in korrekter Weise für die gleiche Sache einsetzen.“ Kommentar überflüssig.
Bereits vor einigen Jahrzehnten habe ich einen amerikanischen Arzt zitiert, der sinngemäß sagte, die neuen Seuchen seien die Rache der verspeisten Tiere. Der Dioxinskandal scheint das zu bestätigen. Bio boomt, Vegetarismus/Veganismus und Tierschutz sind in wie nie zuvor, leider zur Zeit noch mehr aus Sorge um die eigene Gesundheit, als um das Wohlergehen der Tiere, aber immerhin. Hoffen wir, dass der Trend anhält.