17.01.2013

Jägerverein an der Saar ignoriert seriöse Informationsstandards

Zitat aus einer PM der ÖJiS (Ökologisch Jagen im Saarland): "Wir als Jagdverband nehmen mit großer Sorge die unqualifizierten Äußerungen und Forderungen der VJS Verbandsspitze zur Kenntnis, da diese der Jagd und den Jägern nachhaltig schaden und die Bevölkerung durch Äußerungen zur Gefährlichkeit der Fuchsräude für dumm erklärt."

Im Saarland gibt es seit 2010 eine sechsmonatige Schonzeit für Füchse. Der lokale Jagdverein scheint mit allen Mitteln zu versuchen, die neue Landesregierung hinsichtlich der Abschaffung der Schonzeit zu beeinflussen. Lesen Sie nachfolgend die Reaktion von Rolf Borkenhagen, Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegner Saar, auf eine Pressemitteilung der Jäger:

Der Inhalt einer Stellungnahme des Jagdvereins VJS aus dem Saarland ist nicht geeignet, die diesseitige Pressemitteilung vom 15.01.2013 zu relativieren. Die Informationen, mit denen dieser Hobbyverband einen de-facto-Zustand herbeizureden gedenkt, sind nach wie vor unüberprüfbar, von offiziellen Stellen unbestätigt und vergeblich nach Glaubwürdigkeit ringend.

Zuständig ist im Saarland das saarländische Landesveterinäramt. Von dort wurden die Jägerangaben nicht bestätigt.

Die jetzigen VJS-Angaben, "ein Amtstierarzt" oder das "veterinärmedizinische Institut der Universität Wien" hätte "die Räude im Saarland bestätigt", sind absolute Luftnummern. Wer genau hat wo und wann genau welche Räudeform (Hund, Fuchs, Papagei) ermittelt? Konkrete Fakten bleiben erneut außen vor.

Fuchsräude flackerte in der Vergangenheit immer mal wieder lokal auf und verschwand von selbst wieder. Insbesondere dort, wo die Fuchsräude besonders intensiv aufgetreten ist, scheint die Fuchspopulation eine zunehmende Resistenz gegen Neuinfektionen zu entwickeln. Diese Angaben bestätigt die TU München. Diese hat durch eine Telemetrie-Studie festgestellt, dass Füchse die Krankheit ausheilen können.

Ob ein Fuchs an Räude erkrankt, wird u.a. durch seinen Immunstatus beeinflusst. Stress lässt die Immunabwehr absinken. Jagd führt zu erhöhtem Stress. Das wissen auch die Jäger. Wie viele Rehe werden beispielsweise nach einer für die Tiere extrem stressigen Jagd nicht mehr gerne gegessen, weil das Fleisch der Tiere durch den hohen Adrenalinspiegel nicht mehr schmackhaft ist?

Solche Massaker sind auch aufgrund des aktuellen
Wissenstandes nicht mehr zu rechtfertigen
Jagd ist keineswegs das geeignete Mittel, Tierkrankheiten einzudämmen. So wie im Falle der Tollwut, die sich durch die Jagd weiter und schneller ausbreitete als je zuvor. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass das Töten von Füchsen nun ausgerechnet im Falle der Fuchsräude ein geeignetes Mittel darstellen soll. Beispiele liefern die Bundesländer, die keine Fuchsschonzeiten haben und in denen massenhafte jährliche Fuchstötungen stattfinden. Trotzdem sind auch diese Gebiete von Fuchsräude nicht verschont. Die neuerliche Angabe der Saarjäger, es existiere im Saarland eine sehr hohe Fuchspopulation, ist ebenso haltlos wie unbewiesen.

Die Argumente der Jäger haben begrenzte Überzeugungskraft, weil Eigeninteresse den Leitgedanken prägt. Wenn allerdings real existierende Sachverhalte derart durch Utopien und Halbwahrheiten verbogen werden sollen, gleiten die Zustände unweigerlich einem despotischen Charakter entgegen.

Das Maß geht verloren und dabei wird, wie im vorliegenden Fall, das Töten von freilebenden Füchsen zu einer vermeintlichen Wohltat für die Tiere verklärt, die dann angeblich nicht mehr leiden müssten.

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