16.07.2011

Offener Brief an den Jägermeister des Saarlands

Die saarländische Landesregierung hat unter Federführung des grünen Umweltministeriums den Entwurf eines aus Sicht des Tierschutzes weitgehend fortschrittlichen Jagdgesetzes vorgelegt. Wesentliche Eckpunkte sind die Einführung einer Schonzeit für Füchse, die Abschaffung des Haustierabschusses und der Fallenjagd sowie ein Ende der Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren (z.B. Enten, Füchsen). 

Während sich die Koalition hinsichtlich der Novellierung des Jagdgesetzes einig zu sein scheint, gibt es seitens der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) heftigen Widerstand – der sehr emotional und häufig auch unsachlich geführt wird.

In einem offenen Brief greifen Die Tierfreunde e.V. Streitthemen auf und stellen Sachverhalte richtig, Zitate:

„Eine Form der Jagdhundeausbildung an lebenden Tieren ist, dass ….für diesen Zweck gezüchteten Enten die Flügel mit einer Manschette zugebunden werden. So ist es den Enten unmöglich wegzufliegen, wenn sie in Panik versuchen, schwimmend dem Jagdhund zu entkommen. Oder sie angeschossen in Pein und Qual auf dem Wasser treiben, damit der Jagdhund lernt, das Opfer zu apportieren.“

Zerfetzte Schnauze, Bild E. Hoff

„Mit dem Töten von Hunden und Katzen wird massiv in das Eigentumsrecht der Bürger eingegriffen. Hunde und Katzen sind lieb gewonnene Familienmitglieder … Besitzer nehmen es nicht länger hin, dass ihre Tiere vom Jäger erschossen werden.“

Zitat des VJS-Mitglieds, Prof. Dr. Dr. Paul Müller (verstorben): "Wir kennen das beim Fuchs: Wenn er intensiv bejagt wird, nehmen die Bestände zu!"

„Jäger töten auf vielfältigste Art und Weise über eine halbe Million Füchse jährlich zum angeblichen Schutz des Niederwildes. Gleichfalls töten Jäger jedes Jahr fast 400.000 Feldhasen, ca. 7.000 Rebhühner, ca. 20.000 Waldschnepfen, ca. 300.000 Fasane, allesamt Niederwild! Was soll hier geschützt werden? Das Niederwild seiner selbst willen als Art oder die willkommene Jagdbeute?“

„Die Ursache für eine Gefährdung des Niederwilds waren immer die Jagd sowie Eingriffe des Menschen in Umwelt und Lebensräume der gefährdeten Arten, und dies lässt sich durch das fortwährende Töten von Beutegreifern nicht beseitigen.“

„Wieso werden gewachsene, geburtenregulierende Wildschweinverbände blindlings zerschossen und durch die ungebremste Fütterung (Kirrung) der Tiere eine artselektierende Reduktion verhindert? Könnte man sagen, dass das sog. „Wildschweinproblem“ einer Bankrotterklärung der Hobbyjägerschaft gleichkommt?“

„Warum wird ignoriert, dass sich der Stellenwert des Tierschutzes in den letzten Jahren gewandelt hat, Tiere und ihre Rechte mehr und mehr anerkannt werden, der Tierschutz im Grundgesetz verankert wurde?“