Aktualisiert am 27.03.2015
Das Jagdjahr beginnt am 1. April – aber was jagt der gewöhnliche Jagdscheinbesitzer eigentlich im April? Der Feldhase zieht seine ersten Jungen auf, Jungfüchse - wenn sie schon da sind - verweilen noch in ihrem Bau, Vögel bauen ihre Nester. Obwohl die Natur jetzt alle Ruhe verdient hätte, gibt es immer noch Jäger, welche kleinen und großen Wildtieren nachstellen.
Das Jagdjahr beginnt am 1. April – aber was jagt der gewöhnliche Jagdscheinbesitzer eigentlich im April? Der Feldhase zieht seine ersten Jungen auf, Jungfüchse - wenn sie schon da sind - verweilen noch in ihrem Bau, Vögel bauen ihre Nester. Obwohl die Natur jetzt alle Ruhe verdient hätte, gibt es immer noch Jäger, welche kleinen und großen Wildtieren nachstellen.
Im ersten
Monat des Jagdjahres sind das vor allen Dingen Kaninchen, für manch
selbsternannten „Artenschützer“ auch Füchse. Beide Tierarten dürfen in weiten
Teilen der Republik ganzjährig bejagt werden. Davon ausgenommen sind
Elterntiere, die für die Aufzucht von Jungtieren erforderlich sind. Wer
allerdings zwischen April und September Kleintiere jagt, nimmt es damit wohl
nicht so genau – bei Füchsen schon gar nicht. In den Bundesländern, in welchen
die Schonzeit für Wildschweine per Verordnung ausgesetzt ist, werden auch die
Schwarzkittel bejagt.
Bündnis90/Die Grünen trauen sich nicht
Ab Mai ist
der Rehbock auf. Ihm wird jetzt vorwiegend wegen seines Gehörns nachgestellt.
Bündnis90/Die Grünen wollten dem eigentlich Einhalt gewähren, weil die
Trophäenjagd in unserer Zeit der Vergangenheit angehören sollte – doch sie scheinen sich nicht zu trauen. Jedenfalls nicht in Rheinland-Pfalz, in Schleswig-Holstein, in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen.
Im Mai findet man auch erste Gitterfallen vor
den Ausgängen der Fuchsbaue. Platz ist darin für einen ganzen Wurf – fünf,
sechs Füchse oder mehr. Stunden vergehen bis der „Waidmann“ kommt, sie in den
Sack steckt und … ach lassen wir das.
Der Sommer
ist die Zeit der Jagd auf die Jungtiere des Vorjahres, so genannte Schmaltiere: Reh, Hirsch und Damwild. Die
Wildsau darf jetzt bundesweit geschossen werden - Tag und Nacht. Kleintierjäger
begnügen sich mit Kaninchen und mit Füchsen ... und mit Katzen. Iltis, Hermelin,
Mauswiesel rufen ab August den gemeinen Fallenjäger auf den Plan. Was der wohl
mit einem Baummarder macht, der sich in seine Falle verirrt? Wenn’s eine
Totschlagfalle war, hat er sowieso Pech gehabt, der Baummarder.
Großwildjäger
Zwischen
September und Januar werden in Deutschland jeden Tag im Durchschnitt mehr als
6.000 (sechstausend) Rehe erschossen und etwa 2.500 Wildschweine – jeden Tag!
Vielen schlägt die letzte Stunde, wenn Jäger in Mannschaftsstärke ausrücken. An
so genannten Drückjagden, welche oft über mehrere Reviere stattfinden, nehmen
manchmal mehrere Hundert Jäger und Treiber mit ihren Hunden teil. Sie versetzen
ganze Landstriche in Aufruhr. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz schreibt in ihren Nachrichten, dass bei dieser Art zu jagen nur die wenigsten Tiere nach dem ersten Schuss tot sind.
Selbst im
Winter, wenn die Natur den Organismus vieler Arten schon auf Sparflamme laufen lässt und die Tiere dringendst ihre Winterruhe bräuchten, kennt manch gemeiner Jäger kein Pardon.
In
landwirtschaftlich strukturierten Gegenden ist die Hoch-Zeit der Jagd zwischen
Oktober und Dezember – die Zeit der Kleintierjäger. Ein Viertel bis ein Drittel
der gesamten Hasenpopulation wird jetzt ausgelöscht und Millionen von
Wildvögeln werden in diesen vier Monaten Opfer der Lodenjacken – die wenigsten
davon landen allerdings im Kochtopf.
Es sind
Wildgänsearten, die tausende von Kilometern zurückgelegt haben, um bei uns ein
wenig zu verschnaufen; Enten, darunter immer wieder auch geschützte Arten; Rabenvögel und Fasanen; die auf den Roten
Listen geführten Rebhühner; Schwäne und der Kormoran, den eigentlich eine
EU-Vogelschutzrichtlinie schützt. Seeadler fallen unter Kollateralschaden, die
vergiften sich am Munitionsblei im Körper der Tiere, die liegen geblieben sind.
Aber wer regt sich eigentlich darüber auf, in Ägypten, Italien oder auf Malta
und Zypern kräht doch auch kein Hahn danach.
Und immer lockt der Fuchs
Der größte
Feind des Jägers ist wohl Reineke Fuchs. Deshalb wird ihm ganzjährig nachgestellt,
ganz besonders jedoch im Dezember und im Januar, oft auch noch im Februar, wenn
die Füchsin längst tragend ist. Jäger organisieren sich dann im Rahmen von sogenannten Fuchswochen und
legen nicht selten Strecken um die einhundert Füchse. Schnell noch ein Foto für
die Presse - wenn sie sich noch trauen
ihr Hobby öffentlich zu machen - und
dann ab zur Tierkörperbeseitigung.
Wer im März dann immer noch nicht genug hat,
schießt sich auf den Beginn des neuen Jagdjahres ein: Fuchs und Kaninchen gehen
immer.