Nach "Totentanz der Tiere" erscheint im Herbst "Fluch der Geburt" von Dr. Gunter Bleibohm (pro iure animalis). Als Vorabdruck hier Bleibohm's Gedanken zum Begriff "Jagdkultur":
Wir kennen verschiedenste Ausprägungen des Kulturbegriffes. Kultur im Allgemeinen bezeichnet all das, was vom Menschen selbst hervorgebracht wird sowie geistige Konstrukte, wie Recht, Moral, Religion, Ethik etc.
Der Begriff "Kultur" beinhaltet darüber hinaus nicht nur deskriptive, also beschreibende Komponenten sondern auch normative Bestandteile. Normative Bestandteile umfassen Hinweise, wie oder was etwas sein soll, Zielvorstellungen einer wünschenswerten Situation, Zielvorstellungen eines erstrebenswerten Zustandes, also beispielsweise Gewaltfreiheit.
Gewalt als erstrebenswerter Zustand würde demnach als "Kultur der Gewalt" zu bezeichnen sein, im allgemeinen Sprachverständnis eine ins Negative gerichtete Umkehrung des Begriffs bedeuten, also eine Un-Kultur, eine Nicht-Kultur beschreiben.
Völlig persifliert, sarkastisch verdreht und missbraucht würde demnach der Kulturbegriff im Zusammenhang mit Mord, Abschlachten, Töten, Massenvernichtung. Das Abendland hat es bislang auch streng vermieden, von einer Kultur der Erschiessungskommandos, der Henker, der Heckenschützen, der Täuscher und Heimtücker zu sprechen - bis auf eine Ausnahme: man spricht gelegentlich von "Jagdkultur".
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"Jagdkultur" ist aber nach Vorstehendem ein Widerspruch in sich, eine logische Unmöglichkeit, eine Perversion der sprachlichen Vernunft. "Jagdkultur" ist die Un-Kultur, die Nicht-Kultur par excellence. Jagd, mit seinen Hauptkomponenten Töten, gemeinschaftlich aus Freizeitvergnügen Tiere hinzurichten, ahnungs- und arglosen Wildtieren heimtückisch aufzulauern, kann folglich mit Kultur weniger in Einklang stehen, als Feuer mit Wasser, als Tag mit Nacht.
Solange sich noch kein Protagonist von Abartigkeiten dazu versteigt, von einer Kultur der Scharfrichter, der Kopfschlächter, der Robbenmörder u.ä. zu sprechen, solange muss das Wort „Jagd" in Verbindung mit dem Wort „Kultur" mit dem Bann, dem Anathema der Verachtung belegt sein; „Jagdkultur" bedeutet letztendlich die Exkommunikation aus dem Kreis jeglicher ethischen Kultur und kann allenfalls als Synonym und zur Verdeutlichung einer verabscheuungswürdigen „Sub-Kultur" herangezogen werden.
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