01.01.2015

2014: 25 Tote durch Jagdwaffen, ca. 1.600 Verletzte

Die Initiative zur Abschaffung der Jagd hat 2014 anhand von Medienberichten 25 tote Menschen durch Jagdwaffen gezählt. Eine zentrale statistische Erfassung dieser Opfer gibt es in Deutschland nicht. Deshalb ist man auf die Medien-Recherche angewiesen, die möglicherweise aber nicht das Gesamtbild widerspiegelt.

Die Opfer sind zum einen bei klassischen Jagdunfällen ums Leben gekommen (Jäger erschießt Treiber – „… dachte es sei eine Wildsau“), zum anderen, größeren Teil im Rahmen von so genannten Familientragödien (Jäger erschießt Ehefrau) oder anderer Vergehen (z.B. Selbstjustiz). „… allein die Tatsache, dass man eine Schusswaffe besitzt, kann dazu führen, dass es dann im Konfliktfall eher mal zu so einer Gewalttat kommt, die vielleicht nicht passiert wäre, wenn es eben keine Waffe gegeben hätte“, erklärt der Kriminologe Dietrich Oberwittler vom Freiburger Max-Planck-Institut.

Ja, wo laufen sie denn ....
Bild: Eilert Voß

Die Initiative berichtet von jeweils mindestens 40 Toten in 2013 und 2011 und von weiteren 25 Toten in 2012. Darüber hinaus liege die Anzahl der jährlichen Jagdunfälle mit Verletzten bei ca. 1.600 Fällen. Nachfolgend eine Zusammenstellung der letzten drei Monate des vergangenen Jahres:

14.12.14: Mann bei Jagdunfall verletzt
Ein 36-jähriger Mann ist bei einer Jagd im ostfriesischen Uplengen von einem Schuss getroffen worden. Dies meldet die Ostfriesen Zeitung am 14.12.2014. Demnach wollte eine 48-jährige Jägerin einen Marder schießen, traf aber den Mann in den Oberkörper. Die Polizei ermittele wegen fahrlässiger Körperverletzung.
           
14.12.14: Jagdunfall - Radfahrer getroffen
„Jagdunfall: Verirrte Schrotkugel trifft 82-jährigen Radler am Kopf“, titelt focus.de am 14.12.2014. Demnach war der Radfahrer am Samstagmittag auf einer Straße bei Kempten unterwegs, als er plötzlich von einer Kugel am Kopf getroffen wurde. „Die Polizei fand heraus, dass in dem Bereich gerade eine Jagd im Gange war“, so der FOCUS. Gegen den Jäger werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

10.12.14: Toter Jäger obduziert: Jagdunfall (1 Toter)
Als ein 50-jähriger Jäger am Ende der Treibjagd sich nicht an der vereinbarten Sammelstelle einfand, wurde der Hochstand kontrolliert und der Jäger mit einer Schussverletzung im Kopfbereich aufgefunden. Die Leiche des 50-jährigen Jägers wurde obduziert - die Ermittler gehen von einem tödlichen Jagdunfall aus. Dies meldet focus.de am 10.12.2014. „Der Schuss war aus der eigenen Waffe des Mannes, einem Jagdgewehr, gekommen.“
           
7.12.14: Drückjagd - Jäger schießt sich selbst an
Bei einer Drückjagd auf Wildschweine bei Münsterhausen schoss sich ein 60-jähriger Jäger selbst an. Die Augsburger Allgemeine berichtet am 7.12.2014: „Der 60-Jährige machte laut Polizei seine Büchse schussklar, da er dachte, dass die Hundemeute Wild auf ihn zutreibt." Nachdem sich die Jagdhunde jedoch wieder entfernten hätten, wollte der Jäger seine Flinte sichern. Dabei löste sich der Schuss. Der Jäger musste vom Notarzt versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden.

26.11.14 Mord an Ehefrau: 7 Jahre Haft für Jäger (1 Tote)
Das Landgericht Fulda hat einen 69-jährigen Jäger zu sieben Jahren Haft verurteilt, weil er im Februar seine psychisch kranke Frau im Schlaf erschossen hatte. „Der Richter sagte bei der Urteilsverkündung, der Mann habe heimtückisch gehandelt“, meldet HR online am 26.11.2014. Als mildernde Umstände hat das Gericht offenbar gelten lassen, dass der Jäger "körperlich und seelisch am Ende" und seit Jahren alkoholkrank war.
Erschreckend: Trotz seiner Alkoholsucht konnte der Mann legal Waffen besitzen und damit schießen.

14.11.14: Jagdunfall: Jäger tot aufgefunden (1 Toter)
Ein Jäger aus Sythen ist beim Aufstieg auf einen Hochsitz ums Leben gekommen. Die Halterner Zeitung berichtet am 14.11.2014: „Als er den Fuß auf die Kanzel setzte, trat er nach ersten Ermittlungen der Polizei auf ein morsches Brett. Das zerbrach, der 64-Jährige verlor daraufhin den Halt, stürzte rücklings und klemmte sich dabei unglücklicherweise einen Fuß in der Bruchstelle ein. Kopfüber blieb er an der Hochsitzleiter hängen.“

13.11.14: Familiendrama mit zwei Toten (2 Tote)
Ein Familiendrama hat sich in Rauen abgespielt: Ein älteres Ehepaar wurde erschossen aufgefunden. Die Märkische Oderzeitung berichtet am 13.11.2014: „Vermutet wird, dass ein Partner zunächst den anderen und dann sich selbst erschossen hat.“ Die Ermittler hätten am Tatort eine Waffe gefunden, die nun näher untersucht werde.

11.11.14: Familiendrama: 43-Jähriger erschossen (1 Toter)
In Weiden kam es zu einer schrecklichen Bluttat: Ein 43-Jähriger verletzte erst seine Mutter schwer, und richtete anschließend einen Revolver gegen sich selbst – vor den Augen des 80-jährigen Vaters. Dies berichtet oberpfalznetz.de am 11.11.2014. „Der Revolver Marke Smith & Wesson gehört rechtmäßig dem Vater. Wie der Sohn in den Besitz der Waffe gelangt war, stand am Dienstag aber noch nicht fest.“
Ein Revolver dieses Typs ist eine typische Jagdwaffe für den „Fangschuss“.

9.11.14: Kopfschuss bei Treibjagd im Weserbergland
Bei einer Treibjagd im Tündernschen Wald/Weserbergland in Niedersachsen wurde ein 60-jähriger Jäger von einem Projektil am Hinterkopf getroffen. Dies meldet die Deister- und Weserzeitung am 9.11.2014. Der getroffene Jäger musste mit dem Rettungshubschrauber zur Medizinischen Hochschule nach Hannover geflogen werden. Die Polizei ermittelt.

12.10.14 Jäger stirbt auf Treibjagd (1 Toter)
Bei einer Treibjagd in Eisborn/Nordrhein-Westfalen ist ein Jäger ums Leben gekommen. Dies meldet die WAZ am 12.10.2014.

10.10.14: Jäger mit Wildschwein verwechselt
Am 10. Oktober hat ein schwerer Jagdunfall im Landkreis Regensburg ereignet. Dies berichten die Mittelbayerische Zeitung und wochenblatt.de am 11.10.2014. Zwei Jäger, die voneinander nichts wussten, waren gleichzeitig in einem Jagdrevier unterwegs, um Wildschweine zu jagen.
In der Dunkelheit hat der eine Jäger seinen Kollegen offenbar mit einem Wildschwein verwechselt. »Durch einen Schuss aus der Jagdwaffe des 42-Jährigen wurde der 57-Jährige im Beckenbereich getroffen und schwer verletzt«, so wochenblatt.de. Er schwebe inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr.

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