09.05.2010

Prämie für abgeschnittene Fuchsohren in Sachsen

Schon von einiger Zeit habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass durch die Landesregierung Sachsen unter Stansilaw Tillich (CDU) Jägern ein besonderer Anreiz zur Fuchsjagd gegeben wird: € 20 aus dem Steuersäckel für jedes Paar abgeschnittene Fuchsohren. Bei ca. 30.000 getöteten Füchsen in Sachsen wäre das ein Betrag von € 600.000,-. Nachfolgend mein Schreiben vom 8. Mai 2010 per email an ministerpraesident@sk.sachsen.de , weitere Politiker, an Tier- und Naturschutzorganisationen und an Rundfunk und Presse (auf Wunsch werden email-Adressen gerne zur Verfügung gestellt).

Sachsen:
€ 20 für die Ohren!
"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tillich!
In Ihrem Auftrag beantwortet das Bürgerbüro der Staatskanzlei Sachsen mit einem Standardschreiben die besorgten Proteste hinsichtlich einer Prämie für abgeschnittenen Fuchsohren von Menschen aus ganz Deutschland. Dieser ausgesprochen unethische Aufruf, eine heimische Tierart ohne vernünftigen Grund zu dezimieren und eine Prämie für abgeschnittene Ohren zu zahlen, wird in diesem Schreiben mit etlichen falschen, fadenscheinigen und wissenschaftlich lange widerlegten Argumenten gerechtfertigt.

Gefahr der Übertragung des Fuchsbandwurmes auf den Menschen - Eine Gefahr der Ansteckung des Menschen wurde durch die Wissenschaft eingehend untersucht. Die Panikmache durch Politik und Jagd ist vollkommen unbegründet. In ganz Deutschland gibt es gem. Robert-Koch-Institut im Jahr im Durchschnitt weniger als 20 Ansteckungsfälle, viele davon bei Jägern oder Förstern. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen beweisen, dass eine ernstzunehmende Gefahr für den Menschen vom Fuchsbandwurm nicht ausgeht. Wo ist da die Verhältnismäßigkeit für das Töten von jährlich über 27.000 Füchsen, allein in Sachsen? Und warum setzen Sie nicht Entwurmungsköder ein? Das kann den Wurmbefall gemäß wissenschaftlicher Untersuchungen auf nahezu 0 % reduzieren.

Tradition - Auch die Sklaverei hatte Tradition - aber die Menschen haben sich weiterentwickelt und die Sklaverei abgeschafft. Spätestens mit der Definition des Tierschutzes als Staatsziel im Grundgesetz sollte auch Ihr Ministerium verstanden haben, dass man Tiere nicht ohne vernünftigen Grund tötet oder zur Massentötung anstiftet.

Ohne Fuchsprämie keine toten Füchse - Jäger benötigen keinen weiteren Anreiz, Füchse zu erlegen. Ein Großteil der Jäger - sicherlich nicht alle - sind reine Lust-Töter, es wird geschossen, was vor die Flinte kommt. Und das gilt für die meisten Beutegreifer in Ihrem Land ohne Schonzeit!

Der Fuchsbestand könne sich aufgrund fehlender natürlicher Feinde nicht selbst regulieren - Eine Ursache der angeblichen Überpopulation von Füchsen in Sachsen ist die Jagd selbst. Durch die Jagd werden die Sozialgefüge der ansonsten monogam lebenden Tiere geradewegs zerschossen. Damit wird nicht nur die ansonsten funktionierende Bestandsregulation unter Füchsen signifikant gestört, auch führt es z.B. durch häufigere Sexualkontakte zu einer stärkeren Verbreitung von Krankheiten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich selbst mit drastischen Maßnahmen die Fuchspopulation nicht reduzieren lässt. Niemand kann die Bestanddichte besser regulieren als die Füchse selbst. Stellen Sie die Jagd auf Füchse ein, denn was Sie da machen, hat weder Hand noch Fuß - es dient allein der Mordlust einer Minderheit von Jägern. Und sie erreichen genau das Gegenteil dessen, was sie erreichen wollen - eine Steigen der Fuchspopulation, die Ausbreitung von Krankheiten.

der Fuchs würde den Bestand von Hasen und Dachsen und anderem Niederwild schädigen und er müsse aus Tierschutzgründen und um des biologischen Gleichgewichts Willen (7) gezielt bejagt werden - Der Fuchs ist keine Gefahr für den Bestand des Niederwilds. Wissenschaftlich Untersuchungen beweisen, dass der Fuchs die Bestände von Niederwild kaum schädigt, aber bis zu 60 % die Bestände von Mäusen und anderen Nagern. In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet war der Fuchs nie die Ursache für die Gefährdung einer Tierart. Vielmehr trägt er zu einem gesunden biologischen Gleichgewicht bei, indem er Aas entsorgt und kranke und geschwächte Tiere zur Beute hat.

Der Fuchs müsse aus Tierschutzgründen bejagt werden. Wenn Sie in Sachsen dem Tierschutz gerecht werden wollen, sollten Sie sich um kompetente Mitarbeiter bemühen, die Jagd abschaffen und ein Lebensraumprogramm für Wildtiere einrichten. Das wäre tierschutzgerecht und wahrscheinlich billiger für den Steuerzahler als der derzeit durch die Jagd angerichtete volkswirtschaftliche Schaden."

Alles über Füchse erfahren Sie hier