Teil 3 (Auszug) aus dem offen Brief an Ministerpräsidenten Kurt Beck, Ministerin Condrad u.a. von pro iure animalis (Teil 1 und 2 siehe hier). Das vollständige 6 Seiten umfassenden Dokument kann bei OpenPR abgerufen werden.
Nach dem Konsens waren dann wieder alle gute Freunde, es musste nicht mehr demonstriert werden und die „Jagdministerin“ lobte auch wieder die Jäger für ihre Aufopferung zum Schutz der Bevölkerung, dankte den Lodenträgern für den Erhalt wichtiger Traditionen und die Bewahrung des Kulturgutes.
Tradition? Kulturgut? Meint Frau Conrad die Tradition des hinterhältigen Tiermords? Meint sie das Kulturgut, wenn Jäger marodierend durch den Wald rennen und feucht-fröhliche Gesellschaftsjagden abhalten und dabei noch ein paar Passanten anpöbeln? Meint sie Begebenheiten, wenn Jäger nicht nur zur Gefahr für Tiere werden, sondern auch zur Gefahr für die Bevölkerung bei ihren unkontrollierten Schiessveranstaltungen in Wald und Flur, bei Treibjagden, in deren Folge flüchtende Tiere regelmäßig den Straßenverkehr gefährden?
Der in kleiner, intimer Runde ausgehandelte Gesetzesentwurf hat die ersten Hürden zur Verabschiedung im Landtag genommen, einem Landtag, dem Tierschutz in seiner Majorität ein Fremdwort ist....
Aber das Lehrstück, wie man demokratische Regeln aushebelt, ging in die nächste Runde. In einer Schauveranstaltung, genannt „öffentliche Anhörung“, waren alle geladen, deren Urteil zu Tierschutz n i c h t gefragt war.
Wichtige Verbände, wie die Bogenschützenvereinigung, der Sportbund, aber auch der Verband der Berufsjäger – deren zahlreiche Mitglieder in Rheinland-Pfalz in einen Kleinbus passen – konnten ihre Meinungen vortragen, völlig unwichtige und unbedeutende Verbände zum Tierschutz, wie z.B. der deutsche Tierschutzbund, PeTA oder gar das penetrant aufsässige pro-iure-animalis waren nicht geladen, da Kritik seitens der Regierung nicht erwünscht war. Nicht einmal das Tierschutz-Alibi-Gremium der Regierung, der Tierschutzbeirat, war erschienen – aus Desinteresse oder auf Anweisung?
Hingegen waren linientreue Naturschutzvereinigungen, wie der NABU, zugegen. Es war insgesamt eine harmonische und ungestörte Veranstaltung, denn das geächtete Wort „Tierschutz“ oder gar „Tierrecht“ fiel kein einziges Mal.
Um es noch mal ins Gedächtnis zu rufen: wir berichten hier über ein Gesetzgebungsverfahren in dem Bundesland „Rheinland-Pfalz“ innerhalb der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2010, einem Land mit (noch) demokratischem Gesellschaftssystem.
Rehwild ...Capreolus capreolus
Frau Conrad, sehr geehrte Herren,
dieses demokratische System führten Sie ad absurdum mit solchen undemokratischer Schauveranstaltung, die selbst einem totalitären Staat zur Ehre gereichet hätte! ... wie lange wollen sie den Tierschutz noch mit Füßen treten?
Und in diesem Sinne nun zum eigentlichen Kern: was wird sich durch die Reform ihres Jagdgesetzes für unsere Mitkreaturen ändern? Das lässt sich ganz schnell zusammenfassen und auf den Punkt bringen: Nichts! Nennenswerte Aspekte des Tier- und Naturschutzes in den Reformvorschlägen fehlen vollends. Nein, Entschuldigung, wir haben gerade eben den Herren Ridderbusch und Jacob Unrecht getan. Die Seehundjagd wird ab sofort in Rheinland-Pfalz verboten sein, denn der Seehund wurde aus der Liste der bejagbaren Tierarten im Landesgesetz gestrichen. Ein mutiger und beherzter Schritt. Aber die Lücke, die hier gerissen wurde, hat wunderbar gepasst für den Waschbär. Die Gefahr einer Waschbärenplage, mit unermesslichen Schäden für die Landwirtschaft, droht! Wir sind sicher, das putzige Bärchen überträgt irgendwelche Krankheiten, stellt eine Seuchengefahr dar und ist zudem garantiert extrem gefährlich, es finden sich wahrscheinlich bald Indizien dafür. Da sind wir uns sicher. Sie halten das jetzt für zynisch und überspannt? Nein, ist es nicht, es ist die Praxis ihrer Regierung.
Auf solchen Argumentationsschienen der künstlich geschürten Angst rechtfertigen die Jäger ihre Tötungslust. Schauen wir doch dazu exemplarisch auf den Fuchs.
Für den Jäger der Schädling, der Feind, die Gefahr schlechthin, die es zu vernichten gilt. Die Jäger retten das Volk vor dem Fuchsbandwurm. Die Jäger retten die Bodenbrüter vor der endgültigen Ausrottung. Die Jäger retten sogar das Volk vor der Tollwut, die primär vom Fuchs übertragen wird. War es nicht so, dass Deutschland seit Jahren frei von Tollwut ist? Aber es gibt so viele Füchse – eine regelrechte Fuchsplage! Dass aber mit jedem Schuss und der damit verbundenen Zerstörung sozialer Gefüge in der Fuchspopulation die Vermehrung angeregt wird, ist den Schießwütigen genauso unwichtig, wie dass der Fuchs die Population von Ratten und anderen Kleinnagern ganz im natürlichen Kreislauf in Schach hält.
Forderungen gegen den Genozid der Füchse werden nur als wirre Argumente von Naturfanatikern und verstädterten Tierliebhabern, Menschen ohne Bezug zur Natur, dafür aber mit ausgeprägtem Bambisyndrom dargestellt. Der echte, kernige, naturverbundene Mensch, sprich der Jäger, die Korrekturschraube der Schöpfung schlechthin, kann und weiß das alles viel besser, denn was kümmert den grünen Abiturienten das Geschwätz der Wissenschaft, hat er doch innerhalb von 14 Tagen die Lizenz zum Töten erlangt!
Das waren jetzt nur mal auf die Schnelle die Argumente für den unkontrollierten Massenmord an Füchsen. Auch Wildschweine, Rehe, Hasen, Marder – einfach alle Tiere sind eine Gefahr für die Menschheit, vor der uns die Jäger aufopfernd und bereitwillig schützen. Nein, zynisch ist das nicht, das sind die Argumentationen der Waldmetzger und zugehöriger Regierungsstatisten.
Fortsetzung folgt