07.02.2011

31 Tote: Jäger, Treiber und Ehefrauen

2010 sind mindestens 31 Menschen in Deutschland durch Jagdwaffen getötet geworden, etwa 800 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Eine Reduzierung der jagdbaren Arten würde nicht nur Menschenleben retten, sie ist auch ökologisch geboten.

Eine zentrale Erfassung aller tödlichen Jagdunfälle und Straftaten durch Jäger gibt es in Deutschland nicht. Auch der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) schweigt sich zu diesem Thema aus - zu groß scheint die Angst vor möglichen Einschränkungen des Waffenrechts.

Allein 31 Tote in 2010 zählt die auf Basis von Presseartikeln erstellte Statistik der Initiative "Abschaffung der Jagd". Opfer der meist schon betagten "Täter" sind Jagdkollegen, die mit der Wildsau verwechselt werden, der 74-jährige, der sich aus Versehen selbst erschießt, der Treiber im Maisfeld, aber auch die Ehefrau, die Ex-Freundin oder der Sohn. Dazu kommen etwa 800 Jagdunfälle, die jährlich den Berufsgenossenschaften gemeldet werden - Dunkelziffer außen vor.

Zu Unfällen kommt es sehr häufig, weil bei Gesellschaftsjagden die Sicherheit vernachlässigt wurde oder der vermeintlich erfahrene Jäger seine Waffe entgegen der Vorschriften nicht gesichert hatte. Häufig ist es auch die Ungeduld, die Konkurrenzsituation während einer Drückjagd oder einfach eine "Schuss-Hitzigkeit". Das Ziel wird nicht  - wie handwerk gefordert -  zunächst "angesprochen" (darunter versteht man die eindeutige Indentifizierung des potentiellen Opfers), sondern in der Erwartung schon den Richtigen zu treffen wird der Finger aus dem Bauch heraus krumm gemacht - oft auch mit fatalen Folgen für das Wild. So genannte Keulen- (Gliedmaßen), Pansen- (Bauch) oder Äserschüsse (Kiefer) sind keine Seltenheit und geschehen sehr häufig bei Drückjagden oder bei Jagden während der Dämmerung oder in der Nacht.

Tod und Frau, Hans Baldung Grien
"In Deutschland wird zuviel gejagt ... und das ohne ökologischen Sinn" sagt Lovis Kauertz, der den Tierschutzblog JagdAberFair.de betreibt. Man könne die Liste der jagdbaren Tierarten ohne negative Konsequenzen für das Gleichgewicht der Natur von heute auf morgen von ca. 100 auf 10 zusammenstreichen. Für landwirtschaftliche Schäden, die über ein gewisses Maß hinausgehen, könne man einen aus Landwirtschaft und Jägern gespeisten Fond auflegen. Verbunden mit einem regelmäßigen Nachweis der Waffeneignung, den es bisher für Jäger nur eingeschränkt in wenigen Bundesländern gibt, würde man so die Anzahl der durch die Jagd getöteten oder verletzten Menschen drastisch reduzieren.