26.02.2011

Hessen forciert die Fallenjagd

Lucia Puttrich (CDU), von ihrem ersten Jagderlebnis gemeinsam mit rund 100 Gästen im Reinhardswald noch immer tief beeindruckt ("Das war eine große Bereicherung für mich"), nutzt die Novellierung des hessischen Landesjagdgesetzes um die Fallenjagd zu forcieren. Die Jagdzeit des Dachses soll von derzeit 3 auf 7 Monate ausgeweitet werden.

Meister Grimbart, der im vergangenen Jahr durch die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum Wildtier des Jahres gekürt wurde, ist nachtaktiv. Mit der herkömmlichen Ansitzjagd ist ihm kaum beizukommen. Deshalb wird ihm mittels Fallen und der Baujagd nachgestellt.

Laut Gesetz sind zwar nur "sofort tötende" oder "unversehrt fangende" Fallen zugelassen, doch zeigen Studien, dass auch der Einsatz legaler Fallentypen zu übler Tierquälerei führt. Tiere, die in einer angeblich „unversehrt fangenden" Kastenfalle gefangen werden, geraten oftmals in Panik, wenn sich die Falle schließt. Sie toben umher, verletzten sich selbst oder sterben an Kreislaufversagen. Totschlagfallen sollen das Tier, welches den Köder annimmt, dagegen durch den Schlag eines Metallbügels auf Hals oder Brustkorb töten. Wenn ein Tier die Falle jedoch mit der Pfote auslöst, führt dies zu Quetschungen und blutigen Verletzungen bis hin zur Verstümmelung. Häufig beißen sich die Tiere bei den verzweifelten Versuchen, aus Totschlagfallen zu entkommen, auch selber die Extremitäten ab, wie Untersuchungen des Tiermediziners Hans Frey aus Österreich belegen.


Lucia Puttrich (CDU) will mehr Dachse töten
Bei der Baujagd werden kleine, aggressive Jagdhunde in den Dachsbau geschickt, um dort verharrende Tiere den wartenden Jägern vor die Finte zu jagen. Mutige Füchse oder Dachse lassen es bisweilen auf einen Kampf mit dem Hund ankommen, der im schlimmsten Fall für beide Beteiligten tödlich enden kann, meist aber zumindest zu gravierenden Verletzungen führt. In Internet-Foren zur Jagd finden sich zahlreiche Bilder übel zugerichteter Jagdhunde, mit denen Jäger die "Raubwildschärfe" ihrer Hunde beweisen.

Die hessische Landwirtschaftsministerin kommt mit der Verlängerung der Jagdzeit auf den Dachs einer Forderung ihres Landesjagdverbandes nach und begründet eine intensivere Jagd mit zunehmenden Schäden in der Landwirtschaft. "Belastbare Daten liegen dem Ministerium weder zu den Dachsbeständen noch zu vermeintlichen Schäden vor", sagt Lovis Kauertz, Mitgründer der Initiative "Schonzeit für Füchse" und Betreiber des Tierschutzblogs Jagdaberfair.de.


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