18.06.2011

Jungjäger macht Tabula rasa

Aus einer Anfrage an Wildtierschutz Deutschland: 
Ich habe Land gepachtet, auf dem ich in einer gepflegten, aber extensiven Offenstallhaltung Pferde halte. Auf diesem Land betreibe ich auch viele Naturschutzaktivitäten, indem ich Lebensräume wie Hecken und Gebüsche anlege, z.B. Strecken mit Deckung zum Wechseln für das Wild. Beim Mähen und Beweiden werden stets die Belange der Wildtiere berücksichtigt, alle Zäune sind bewusst so hoch, dass die Tiere durchwechseln können. Auch habe ich Nistkästen, Reisighaufen, Biotope und vieles mehr angelegt, so dass sich in den letzten Jahren eine reiche Vielfalt an Pflanzen und Tieren angesiedelt hat.

Die Fläche gehört leider zu einer Jagdpacht und der Besitzer der Flächen ist - zu seinem großen Leidwesen - Zwangsmitglied der Genossenschaft. Als ich es vor Jahren gepachtet habe war es ungenutzt und verwildert und von einem Hochsitz aus jagte der alte Jagdpächter sehr selten, vielleicht dreimal im Jahr.

Nun hat er einem jungen Jäger einen Begehungsschein gegeben, der jetzt hier "Tabula rasa" macht, sprich er ist ständig dort und knallt alles ab was er vor die Flinte bekommt. Der Dachsbau, der mir eine große Freude war und letztes Jahr noch bewohnt, ist leer, und in den letzten 10 Tagen hat er eine Fuchsfamilie ausradiert, die jungen Füchse, die ich oft beobachtet habe, waren noch lange nicht ausgewachsen. Letzten Herbst hat er ein Wildschwein angeschossen, das dann von einem ganzen Aufgebot von Jägern erfolglos gesucht wurde. Das alles passiert ausschließlich im Bereich meiner eingezäunten Weide, sowohl der Hochsitz als auch seine Schießerei und auch das "Ludern" finden ausschließlich im Bereich der Weide und direkt zwischen den Pferden statt, die ich inzwischen auf ihren Weiden "aussperren" muss, weil sie sich durch das nächtliche Geballer fürchten dort hinzugehen (normalerweise können sie zwischen Stall und Weide frei wählen.)
Der neue DJV-Präsident Fischer will "emotionale Bilder" sehen:
Fuchs, dreimal beschossen

Ich habe schon scharfe Munition auf der Weide gefunden und gestern eine leere Patrone keine 70 m vom Stall entfernt, da er nicht in Richtung Ort schießen darf schießt er immer in Richtung Stall.

Wildtierschutz Deutschland e.V. konnte dem Betroffenen helfen, indem wir auf die Rechtslage aufmerksam machten. Danach sind jagdliche Einrichtungen (Hochsitz, Luderplatz) nur dann zu dulden, wenn sie zumutbar sind. Sollten Gespräche mit Pächter, Jäger, Unterer Jagdbehörde nicht weiterführen, wird der Rechtsweg in Erwägung gezogen.